ZWÖLFTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 21.06.2020

ZWÖLFTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-06-21

FAMILIENGOTTESDIENST: VOM SORGEN UND VOM UMSORGT-SEIN

Thematische Auswahl des Evangeliums (Mt 6,24-34)

KERNBOTSCHAFT: Unsere Sorgen verschwinden nicht unbedingt, aber mit Gottvertrauen geht es viel leichter.

Es ist nicht leicht, sich nicht zu sorgen: „Sorgt euch nicht um euer Leben!“ Das sagt uns Jesus. Bei diesen Worten Jesu erinnerte ich mich an meine ehemalige Volksschülerin, Laura. Ich habe mich gefragt, was sie zu Jesus sagen würde, würde Jesus vor ihr stehen und ihr sagen: „Die Menschen sollen sich keine Sorgen machen“. Entweder würde sie zu Jesus sagen: „Jetzt übertreibst du aber!“ Oder sie würde zu ihm sagen: „Lieber Jesus träume nur weiter!“ Ich frage euch selbst: Findet ihr, dass Jesus mit seinen Worten über Sorgen übertreibt? Dass er träumt? (Kurzes Gespräch mit Kindern). Ich muss sagen, leicht ist es überhaupt nicht, Jesus gleich zu glauben, wenn sich jemand Sorgen macht. Vielen Menschen fällt das Leben nicht leicht. Viele Menschen haben nicht genug zu essen, nichts Gescheites als Gewand, kein sauberes Trinkwasser mit der großen Gefahr der Erkrankung und des Todes; viele Kinder und Jugendliche können keine gute Schuldbildung genießen, weil ihre Eltern arm sind. Und da sagt Jesus im Ernst: „Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?“ Das klingt wirklich nach einer Beleidigung für die Menschen, die bei jeder Krankheit große Gefahr laufen zu sterben, weil sie keine Krankenversicherung haben, weil sie einen großen Hunger leiden. Es klingt viel zu leicht für alle Kinder, die zu Hause keinen echten Frieden haben, weil ihre Eltern zerstritten sind. Ja, VIELE MENSCHEN HABEN WIRKLICH ECHTE SORGEN!

Mit Gottvertrauen und Dankbarkeit geht es viel leichter im Leben: Es gibt Sorgenschleifen, Sorgen, die uns wie in Ketten halten. Sie sind Energie- und Kreativitätsfresser. Sorgenschleifen können uns innerlich blockieren. Sie sind Killer der Freiheit. Sich zu viel zu sorgen, macht uns blind für viele andere Möglichkeiten im Leben. Jesus sagt uns, dass wir umsorgt sind in seiner Liebe, für die wir nur offen zu sein brauchen. Im offiziellen Evangelium für den heutigen Sonntag heißt es auch: „Fürchtet euch nicht! Denn bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.“ Wir sind wertvoll in den Augen Gottes. Er hat SEINE Möglichkeiten für uns. Unser Vertrauen auf Gott macht uns das Leben viel leichter. Vielleicht sollten wir die Beziehung zu Gott durch Jesus Christus intensiver pflegen. Die Messfeier ist die beste Möglichkeit dafür.

ELFTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 14.06.2020

ELFTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-06-14

KERNBOTSCHAFT: Wer an Gott wirklich glaubt, liefert sich seiner Unbegreiflichkeit aus.

Der Glauben an Gott ist eine beständige Herausforderung: Es steckt so viel Erbauliches in unseren drei Schriftlesungen. Wir gehen im Leben nicht leer aus. Es scheint mir jedoch eine >>gefährliche Hoffnung<< zu sein. Warum ist es eine >>gefährliche Hoffnung<<? Die Sicherheit, die uns zugesagt wird, birgt die große Gefahr einer Selbstzufriedenheit und folglich einer schleichenden Gleichgültigkeit. Das Gottesbild, das uns heute präsentiert wird, ist überschwänglich und übersteigt unser Erfassungsvermögen. Beachten wir, wie der Apostel Paulus mit welchen Wortformulierungen den zuvorkommenden Heilswillen Gottes seiner Gemeinde von Rom verkündet: „Da wir mit Gott versöhnt wurden durch den Tode seines Sohnes, als wir noch Gottes Feinde waren, werden wir erst recht, nachdem wir versöhnt sind, gerettet werden durch sein Leben. Mehr noch, ebenso rühmen wir uns Gottes durch Jesus Christus, unseren Herrn, durch den wir jetzt schon die Versöhnung empfangen haben.“ Verblüffend ist diese Zuversicht!

An Gott irrewerden oder an ihm über das Gewohnte hinauswachsen: Schwestern und Brüder! Viele Menschen werden aufgrund mancher negativen Ereignisse in ihrem Leben an Gott irre. Das ist die eine Seite des Glaubens an Gott, dessen ursprünglichster Name die Barmherzigkeit ist. Die positive Seite des Glaubens an den barmherzigen Gott ist jedoch nicht unbedingt angenehm für unser gewöhnliches Denken und Handeln. Meistens sagen und meinen wir, dass wir Gott lieben, wenn ein biblischer Gedanke gerade in unser Lebenskonzept hineinpasst. Es gibt aber weitreichende Konsequenzen dafür, dass Gott barmherzig ist; das kann uns schon ordentlich verunsichern und uns dazu führen, dass wir uns sehr verhalten diesem Gott nähern. Wie schockierend doch die Worte des Apostels für unser Denken und Handeln im Alltag sind: „Gott verschont die Ungerechten, die Übeltäter, Mörder, die kleinen Schwindler und Lügner und die großen Betrüger. Gott verschont zwar auch die Liebenden, die Ehrfürchtigen, die Rücksichtsvollen und Aufmerksamen, die Geduldigen und Mutigen, die Gerechten und Hoffnungsvollen. Aber dass Gott sich trotzdem entschieden hat, für alle das Liebste und Schönste zu opfern, bleibt sein unverständliches Geheimnis“ (TD, Juni 2020). Jesus hat selber im heutigen Evangelium keine andere Botschaft für uns. Wir müssen uns einmal das große Mitgefühl vor Augen führen, das in seinen Worten steckt: „Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Sein Auftrag: Wie wichtig ist es doch, sich selbst zu engagieren, damit die Sache Gottes –seine Barmherzigkeit für alle (!) – die Herzen der Menschen erreicht. Die zentrale Botschaft, die Weltsendung seiner Jünger*innen ist eindeutig: „Das Himmelreich ist nahe!“ Wo das Himmelreich aber ist, dort bewegt sich etwas: „Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“ Ob nun im Raum der Kirche oder in der Zivilgesellschaft, wer sich genau umschaut, sieht viel an Müdigkeit und Erschöpfung. Das Wort Gottes in der ersten Lesung gilt uns allen, und zwar geradezu in einer Welt der spürbaren Müdigkeit und Erschöpfung: „Ihr werdet unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein“. Andersherum: Ihr sollt das Zeichen meines Segens unter allen Völkern sein. Gott meint DICH, und er meint mich!

FRONLEICHNAM (A): 2020-06-11

FRONLEICHNAM – HOCHFEST DES LEIBES UND BLUTES CHRISTI: 2020-06-11

KERNBOTSCHAFT: Gott ist in seinem menschgewordenen ewigen Wort was uns nährt und erhält in dieser Welt.

Gott mitten im Alltag begegnen und lieben: Zwei unterschiedliche Erfahrungen veranschaulichen uns, was wir heute tun, was wir besonders heute feiern. Leider kreisen immer noch unsere Gedanken um die Angst einflößende COVID-10 Pandemie. Zugleich ist die allzu lange Zeit, in die sie uns gezwungen hat nicht ohne tiefsinnige existenzielle Erfahrung: Der Mensch ist nicht dazu geschaffen, um allein zu sein. Gerade diese Binsenwahrheit ist den Menschen bewusster geworden. Die Lebensqualität verringert sich, wenn direkte Kontakte, Begegnungen fehlen. Für kranke Menschen wurde vielerorts festgestellt, dass sich ihr Gesundheitszustand wesentlich verschlechtert hat. Die andere Wahrnehmung meinerseits war die Demonstration in Wien gegen den Strukturellen Rassismus im Zusammenhang mit der Ermordung von George Floyd in Mineapolis in den USA. Ich finde es unglaublich schön, dass 50 tausend Menschen in Wien bei der Demonstration waren. Sie brachten zum Ausdruck, dass alle Menschen dieser Welt in der Humanität eins sind. Sie standen ein für das Leben. Sie gingen gemeinsam auf die Straße für die weltweite Mitmenschlichkeit! Ist das nicht die eigentliche Wahrheit des Fronleichnamsfestes, das wir alljährlich begehen?

Vereint im Menschsein Jesu Christi: Liebe Kinder, liebe Jugend, liebe Gottesdienstgemeinde! Wir haben einen wunderschönen Glauben, dessen Bedeutung für unser Zusammenleben unerschöpflich ist. So kurz sind die Zeilen unserer zweiten Lesung, und doch so tiefsinnig! „Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? E i n Brot ist es. Darum sind wir viele e i n Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot.“ Ich werde sehr persönlich: Öffne DEIN Herz für dieses wunderbare und erhabene Geheimnis! Umarme Jesus tief in DEINEM Herzen im Sakrament des Altares, und zwar immer wieder und immer öfters! Ein Leib, darum sind wir, obwohl viele, Eins. Das eucharistische Brot, dass wir empfangen, macht anschaulich, was wir in der Tat für Wesen sind: wir spüren, dass wir zu einem größeren Wir gehören. Nur auf der Grundlage dieses Verständnisses lohnt es sich überhaupt, sich für die Gerechtigkeit, für Menschenrechte einzusetzen. Stehen wir – individuell und gemeinsam – überall dort auf für das Leben!

DREIFALTIGKEITSSONNTAG (A): 2020-06.07

DREIFALTIGKEITSSONNTAG (A): 2020-06-07

KERNBOTSCHAFT:Wir sollen uns selbst stets an Gottes unendliche Liebe erinnern.

Erzählungen erschließen uns einen Lebenssinn: Es gehört zum Wesen der Erzählungen, dass sie nicht moralisieren, sondern uns wachsen zu helfen. So auch diese kurze Erzählung von Martin Buber aus der jüdischen Tradition von Rabbi Naftali in Ropschitz: „Die Reichen dieser Stadt beauftragten Wächter damit, nachts ihre abseits gelegenen Häuser zu schützen. Als Rabbi Naftali eines Abends am Waldrand spazieren ging, begegnete er einem der Wächter. >Für wen gehst du? <, fragte er ihn. Der gab Bescheid, fügte aber die Gegenfrage daran: >Und für wen geht Ihr, Rabbi? < Das Wort traf den Zaddik wie ein Pfeil. >Noch gehe ich für niemand<, brachte er mühsam hervor, dann schritt er lange schweigend neben dem Mann auf und nieder. >Willst du mein Diener werden? <, fragte er endlich. >Das will ich gern<, antwortete jener, >aber was habe ich zu tun? < >Mich zu erinnern<, sagte Rabbi Naftali.“

Ich bin als Priester ein Werkzeug der Erinnerung an Gottes Zuwendung: Als Getaufte und Eucharistische Gemeinde sind wir eine Erinnerungsgemeinschaft. Darin begründet auch meine Berufung zum katholischen Priestertum. Ich erinnere dich, damit du dich erinnern kannst. So verstehe ich meine seelsorgliche Tätigkeit, so verstehe ich meine Verkündigung der Frohen Botschaft von unserer Erlösung. Davon handeln unsere drei Schriftlesungen an diesem Dreifaltigkeitssonntag. Was in der ersten Lesung nach Tautologie klingt, verkündet uns eine großartige Botschaft, eine Botschaft des Vertrauens: „Der HERR ist der HERR, ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig und reich an Huld und Treue.“ Es heißt, dass wir über Gott nicht verfügen können, aber dass es uns gut tut, für das, was von Gott ausgeht offen zu sein: Barmherzigkeit, Gnade (Wohlwollen, Zuwendung), Langmut und Reichtum von Huld und Treue. Mit dem Apostel Paulus in der zweiten Lesung möchte ich uns daran erinnern, wie uns dieser Ausfluss des Lebens aus Gott zuteilwird. Das ist die Ordnung der Offenheit, die mit beständiger Umkehr verbunden ist. „Kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes, haltet Frieden!“ Wir sollen die inneren Blockaden abbauen, damit uns das Wort Gottes in seiner ganzen Fülle ergreifen kann. Dazu sind diese drei Säulen notwendig: Gnade, Liebe und Gemeinschaft. Schließlich erinnere ich uns an die tiefsinnigen Worte Jesu, die uns sagen, wie viel Wert wir Gott sind und wer wir in der Tat sind: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“ Diese zwei Wörtchen sagen es überdeutlich: So Sehr. Es ist unglaublich, welche Lebenskraft, welche Zuversicht in ihnen steckt! Daran erinnere ich als Priester-Seelsorger.

PFINGSTMONTAG (A): 2020-06.01

PFINGSTMONTAG (A): 2020-06-01

KERNBOTSCHAFT: Wahrheit ist eminent eine Angelegenheit der Beziehung und wir erkennen sie immer mehr und tiefer, je intensiver wir die Beziehung zu Jesus Christus leben.

Christliche Sendung ist eine Sendung zum Zeugnis für die Wahrheit: Es war der emeritierte Papst Benedikt XVI, der von der „Diktatur des Relativismus“ gesprochen hat. Jede und jeder habe ihre und seine Wahrheit und sollte nach eigener Fasson glücklich werden. Was ich weiß und was uns allen im eigenen Leben voll bewusst ist, ist dass wir lebenslang nach der Wahrheit suchen. Sie gefunden zu haben, bedeutet immer, sie nie im Besitz zu haben und darum sie immer zu vertiefen. Das ist die Kernbotschaft, die ich in allen drei Schriftlesungen am heutigen Pfingstmontag entdeckt habe. Die Wahrheit ist immer größer als wir augenblicklich wissen können. Zu dieser Erkenntnis ist der Apostel Petrus gekommen bei der Verkündigung der frohen Botschaft: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist“ (1. Lesung). Petrus musste einen Erkenntnisweg zurückgelegt haben, bis er zu dieser überraschenden Einsicht gelangt war. Er war bald nicht mehr allein in dieser erfreulichen Überraschung: „Die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, konnten es nicht fassen, dass auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde.“ Das Ergebnis beider Überraschungen ist aus meiner Sicht ein besonders großartiger Orientierungspunkt in unserem christlichen Auftrag, allen Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden. Selbst Jesus wusste, dass die Wahrheitsfindung für seine Jünger nicht leicht sein wird. Darum machte er ihnen die Verheißung des Geistes: „Noch vieles habe ich euch hu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten.“ Aus dieser Verheißung können wir zweierlei lernen: erstens, dass die Wahrheitsfindung einer Beziehungsqualität hat, und, zweitens, dass uns diese Wahrheitsfindung viel besser gelingt, wenn wir in der Beziehung zu Jesus und dem Heiligen Geist bleiben. So ergibt sich daraus ein wunderbares Verständnis der Kirche: Eine Gemeinschaft von Menschen, die in Jesus Christus auf der Wahrheitssuche sind.

Das Kirchenprofil beim Apostel Paulus: Paulus hat sein Kirchenverständnis auf dem Fundament der Beziehung zu Jesus Christus wie auch zu den Mitmenschen gebaut. Er listet jene Eigenschaften auf, die der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus entspringen: Demut, Friedfertigkeit, Geduld, das Einander-Ertragen in Liebe, die stetige Bemühung um die Einheit des Geistes. Vor allem sollte die Kirche ein sichtbares Prinzip der Einheit unter den Menschen sein: „Ein Leib und ein Geist, die Berufung zur Hoffnung; eine Hoffnung, die deutlich macht, dass es e i n e n Herrn, e i n e n Glauben, e i n e Taufe, e i n e n Gott und Vater aller gibt. Dieser Gott „ist über allem, durch alles und in allem“. Es ist vor allem die Hoffnung, die einmal mehr deutlich macht, dass die Kirche nicht um ihrer selbst willen irgendwelche „Pastoralstrategien“ entwickeln soll. Sie hat die immerwährende Sendung erhalten, ein sichtbares Prinzip und ein Ort der gelebten Einheit zu sein.

PFINGSTSONNTAG (A): 2020-05-31

PFINGSTSONNTAG (A): 2020-05-31

KERNBOTSCHAFT: Der Heilige Geist Gottes schafft die Welt neu durch Völkerverständigung.

Das ehrfurchtgebietende Geschenk Gottes: „Wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden“. Gern möchte ich mich mit euch über diesen einen kurzen Satz aus dem Pfingstereignis austauschen. Was ist denn das Ehrfurchtsgebietende an diesem besonderen Geschenk Gottes? Es ist der Glaube an das Unmögliche, an das Unvorstellbare, an das Unglaubliche. Das große Pfingstereignis lässt mich immer von einer neuen Weltordnung träumen, in der das Verständnis unter allen Völkern der Erde möglich sein sollte. Wäre es überhaupt möglich? Ich denke schon! Denn wenn und wo Gott im Spiel ist, ist Verständigung, Verständnis, ein friedliches Miteinander möglich; die Menschen erkennen und wertschätzen einander in der jeweiligen Einzigartigkeit. Jede vorurteilhafte Ausgrenzung, jede Diskriminierung ist zutiefst etwas Widergöttliches, das sich dem Wirken des Heiligen Geistes zuwiderläuft. Erinnern wir uns doch an die Ordnung im ersten Kapitel des Buches Genesis, wo der Geist Gottes über das Tohuwabohu schwebte und aus dem Chaos eine wunderbare Schöpfungsordnung machte. Das Chaotische ist aber das Diabolische. Der Diabolos wirbelt immer durcheinander. Der Heilige Geist Gottes in uns jedoch, der Pfingstgeist, kann dem Diabolischen in unserer Welt, im Zusammenleben der Menschen wettmachen. Wenn wir uns dem Heiligen Geist Gottes öffnen, dem Beistand, den Jesus Christus, der Auferstandene, seinen Aposteln zugesagt hat,, dann erneuert sich das Angesicht der Erde, dann wird die Mitmenschlichkeit zu unserer Lebensgrundhaltung.

Christsein im Zeichen des Heiligen Geistes: Das sofort verwendete Wort „Zeitgeist“ steht für unterschiedliche Entwicklungen und Erfahrungen in unserer Welt: für sogenannte Globalisierung (Weltdorfgemeinschaft?), für Völkerauswanderungen, für Populismus, für Ausgrenzungen, und so fort, und so weiter. Nicht jedoch der Zeitgeist soll uns als Christen*innen prägen, sondern die Zeit des Heiligen Geistes, die eine Dynamik des Vertrauens und der offenen Begegnungen bedeutet. Ein Christ oder eine Christin ist ein Mensch, der an die Kraft neuer Zusammengehörigkeitsformen glaubt und dadurch diese Welt viel menschlicher mitgestaltet. Wie bei den jüdischen Schwestern und Brüdern, die das Shavuot, das altjüdische Siebenwochenfest als Erntedankfest, das Fest der Gabe der Tora, so ist auch für uns Christen*innen das Pfingstfest ein Erntedankfest, die Ernte des Heilsmysteriums in Jesus Christus. Der Heilige Geist ist die Gabe Gottes in Jesus Christus; die Frucht des neuen Bundes in Jesus Christus. Der Geist Gottes und der Geist Christi in uns will reiche Früchte für unsere Gestaltung der tragen.

SECHSTER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 2020-05-17

SECHSTER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 2020-05-17

KERNBOTSCHAFT: Christen*innen sind Menschen, die erfüllt vom Heiligen Geist Sinn und Hoffnung in dieser Welt stiften.

Der Abschiedsschmerz ist ein besonderer Ort der Offenbarung wahren Lebens: Der Abschiedsschmerz ist keinem und keiner von uns fremd. Abschied ist in seinen unterschiedlichsten Formen eine verrückte Angelegenheit. Er birgt aber zugleich ein unbeschreiblich schönes Geheimnis. Entweder spüren wir, was wir verloren haben und allzu gern gehabt hätten, oder wir spüren etwas, was wir gewonnen haben und uns dennoch unvollendet zurücklassen. Wir können unmöglich von etwas Abschied nehmen, was uns einmal tief berührt hat. Was uns einmal zutiefst berührt hat, stirbt nicht mehr, sondern verlebendigt sich durch die Erinnerung. Mein Vater ist 1987 gestorben und meine Mutter 2009. Dennoch trage ich das berührende Bild seiner innigen Umarmung bei meinem Abschied von Nigeria am Taxistand sowie die Tränen einer Mutter, die ihren Sohn an die Fremde >>verliert<<. Vielleicht ist es für unser seelisches Wohlbefinden sehr wichtig, wenn wir immer wieder innehalten und uns bewusst werden, wo die Knotenpunkte solcher Berührungen in unserem Leben waren. In einem solchen Tun steckt eine große Orientierungsmöglichkeit. In ihm steckt eine Lebenskraft.

Das große Geschenk bleibender Gegenwart Jesu bei seinem Abschied: Es gibt eine jesuanische Kunst der Seelsorge, die sich wie roter Faden durch alle vier Evangelien durchzieht. Diese jesuanische Seelsorgestrategie hat die Selbstwerdung des Menschen zum Inhalt. Jesus hat sein ganzes Leben in dieser Welt eine aufbauende, eine aufrichtende Seelsorge betrieben. Sie war die Umsetzung des Reiches Gottes. Diese Worte Jesu beim Abschied sind trostreich und hoffnungsvoll: „Ihr kennt den Beistand, den Geist der Wahrheit, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.“ Der Heiliger Geist heißt auf Griechisch parakletos, Herbeigerufener. Was Jesus seinen Aposteln zum Abschied gibt, wird bleiben. Wir sind Erben der Apostel. Weil der Heiliger Geist in uns ist, können wir ihn in vielen Entscheidungssituationen herbeirufen, ja, hervorrufen. Eine der schönsten Aussagen in der Bibel, die die Kraftquellen meines Lebens und meiner christlichen Spiritualität bilden, ist die Aussage bei Paulus, dass wir der Tempel des Heiligen Geistes sind und dass er in uns wohnt; und wir sind um einen teuren Preis erkauft worden [durch die Lebenshingabe Jesu, Anm.] (1 Kor 6,20). Aufbauend auf dieses Bewusstsein ruft darum Petrus in der zweiten Lesung zu einer lebendigen christlichen Spiritualität auf: „Heiligt in eurem Herzen Christus, den Herrn!“ Darin liegt der Anfang christlichen Zeugnisses in unserer heutigen Gesellschaft: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt!“ Zum Kirchenprofil in unserer Gesellschaft gehört es, dass die Christen*innen wissen und bezeugen, wofür sie stehen. Ich finde diese Worte des französischen Diplomat und Schriftstellers Paul Claudel sehr zutreffend für unser Christsein heute: „Rede nur, wenn du gefragt wirst, aber lebe so, dass man dich fragt!“ Möge der Gott Jesu Christi stets durch uns im Alltag spür- und erlebbar werden: wenn ich den Strom des Lebens und der Liebe tief im Herzen spüre, in einem erbaulichen Gespräch, in dem niemand >>gewinnen<< muss, sondern das Leben im Austausch hellsichtiger und transparent auf Gott hin wird.

CHRISTI HIMMELFAHRT: 2020-05-21

CHRISTI HIMMELFAHRT (A): 2020-05-21

KERNBOTSCHAFT: Christliche Hoffnung eine Hoffnung im Übergang.

Hoffnung ist eine besondere Eigenschaft eines Christmenschen: Wer die Bibel in die Hand nimmt und sie sorgfältig liest, entdeckt unweigerlich eine Dynamik der Bewegung und des Werdens. Ich kann es auch anders sagen: In der gesamten Bibel entdecken wir eine fesselnde Erwartungshaltung. Das Gefühl begleitet uns: Es gibt und es kommt etwas Besonderes! Es bahnt sich der Weg zu etwas Größerem und Schönerem! Dafür steht die symbolische Zahl 40. Die Israeliten wanderten 40 Jahre durch die Wüste zu einem neuen Ort der Freiheit und der Selbstwerdung, in ein Land der Lebensfülle. 40 Tage und Nächte fastete Jesus in der Wüste, um in die Machtsphäre Gottes zu kommen für seine Weltsendung. 40 Tage bereiten wir uns jährlich auf das große Osterfest. Die Apostelgeschichte erzählt uns davon, dass der auferstandene Jesus 40 Tage lang seinen Jüngern erschienen ist und zu ihnen vom Reich Gottes gesprochen hat. 40 Tage nach Ostern begehen wir das Hochfest Christi Himmelfahrt, Jesu Weg zur Vollendung. Was uns diese biblischen Bilder vermitteln, ist, dass wir als Christinnen und Christen Menschen des Übergangs sind. Die ersten Jünger Jesu befanden sich in einer Zeit, in der sie ihre neue Lebens- und Glaubenssituation hineinzuwachsen hatten. Sie mussten lernen, auf welche Weise ihr Meister nun und in der Zukunft bei ihnen sein wird. „Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters!“ Christsein heißt, an dem uns zugewiesenen Ort und zum richtigen Zeitpunkt auf die Verheißung des Vaters zu warten. Gott hat seine Zeit, aber ER ist bei seinen Menschen.

Christinnen und Christen hoffen nicht ins Leere: Als Menschen des Übergangs ist die Hoffnung unsere Wegbegleiterin. Auf dem Weg unseres Lebens hoffen wir darauf, dass Gott uns seinen Geist der Unterscheidung geben wird. Wenn wir hoffen, heißt es, dass wir uns auf das wunderschöne Gebet des Apostels Paulus in der zweiten Lesung bewusst und erwartungsvoll einlassen: „Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr ihn erkennt. Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt und wie überragend groß seine Macht sich an uns, den Gläubigen erweist durch das Wirken seiner Kraft und Stärke.“ Diese Worte des Apostels unterstreichen noch einmal den Zuspruch Jesu über seine bleibende Gegenwart: „Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde.“ Wenn wir also hoffen, so hoffen wir darauf, dass unser Leben durch die Vollmacht des auferstandenen Herrn vollendet wird und dass ER bei uns in dieser Welt ist.

SECHSTER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 17.05.2020

SECHSTER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 2020-05-17

KERNBOTSCHAFT: Christen*innen sind Menschen, die erfüllt vom Heiligen Geist Sinn und Hoffnung in dieser Welt stiften.

Der Abschiedsschmerz ist ein besonderer Ort der Offenbarung wahren Lebens: Der Abschiedsschmerz ist keinem und keiner von uns fremd. Abschied ist in seinen unterschiedlichsten Formen eine verrückte Angelegenheit. Er birgt aber zugleich ein unbeschreiblich schönes Geheimnis. Entweder spüren wir, was wir verloren haben und allzu gern gehabt hätten, oder wir spüren etwas, was wir gewonnen haben und uns dennoch unvollendet zurücklassen. Wir können unmöglich von etwas Abschied nehmen, was uns einmal tief berührt hat. Was uns einmal zutiefst berührt hat, stirbt nicht mehr, sondern verlebendigt sich durch die Erinnerung. Mein Vater ist 1987 gestorben und meine Mutter 2009. Dennoch trage ich das berührende Bild seiner innigen Umarmung bei meinem Abschied von Nigeria am Taxistand sowie die Tränen einer Mutter, die ihren Sohn an die Fremde >>verliert<<. Vielleicht ist es für unser seelisches Wohlbefinden sehr wichtig, wenn wir immer wieder innehalten und uns bewusst werden, wo die Knotenpunkte solcher Berührungen in unserem Leben waren. In einem solchen Tun steckt eine große Orientierungsmöglichkeit. In ihm steckt eine Lebenskraft.

Das große Geschenk bleibender Gegenwart Jesu bei seinem Abschied: Es gibt eine jesuanische Kunst der Seelsorge, die sich wie roter Faden durch alle vier Evangelien durchzieht. Diese jesuanische Seelsorgestrategie hat die Selbstwerdung des Menschen zum Inhalt. Jesus hat sein ganzes Leben in dieser Welt eine aufbauende, eine aufrichtende Seelsorge betrieben. Sie war die Umsetzung des Reiches Gottes. Diese Worte Jesu beim Abschied sind trostreich und hoffnungsvoll: „Ihr kennt den Beistand, den Geist der Wahrheit, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.“ Der Heiliger Geist heißt auf Griechisch parakletos, Herbeigerufener. Was Jesus seinen Aposteln zum Abschied gibt, wird bleiben. Wir sind Erben der Apostel. Weil der Heiliger Geist in uns ist, können wir ihn in vielen Entscheidungssituationen herbeirufen, ja, hervorrufen. Eine der schönsten Aussagen in der Bibel, die die Kraftquellen meines Lebens und meiner christlichen Spiritualität bilden, ist die Aussage bei Paulus, dass wir der Tempel des Heiligen Geistes sind und dass er in uns wohnt; und wir sind um einen teuren Preis erkauft worden [durch die Lebenshingabe Jesu, Anm.] (1 Kor 6,20). Aufbauend auf dieses Bewusstsein ruft darum Petrus in der zweiten Lesung zu einer lebendigen christlichen Spiritualität auf: „Heiligt in eurem Herzen Christus, den Herrn!“ Darin liegt der Anfang christlichen Zeugnisses in unserer heutigen Gesellschaft: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt!“ Zum Kirchenprofil in unserer Gesellschaft gehört es, dass die Christen*innen wissen und bezeugen, wofür sie stehen. Ich finde diese Worte des französischen Diplomat und Schriftstellers Paul Claudel sehr zutreffend für unser Christsein heute: „Rede nur, wenn du gefragt wirst, aber lebe so, dass man dich fragt!“ Möge der Gott Jesu Christi stets durch uns im Alltag spür- und erlebbar werden: wenn ich den Strom des Lebens und der Liebe tief im Herzen spüre, in einem erbaulichen Gespräch, in dem niemand >>gewinnen<< muss, sondern das Leben im Austausch hellsichtiger und transparent auf Gott hin wird.

FÜNFTER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 10.05.2020

FÜNFTER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 2020-05-10

KERNBOTSCHAFT: Die Strukturfrage in der Kirche kann den Geist lebendiger Erneuerung verhindern. Doch die Kirche kann sich erneuern aus der Kraft, die von der Nähe zum auferstandenen Christus kommt.

Coronavirus und der Geist des Anfangs in der Kirche: Der Kampf gegen diese Coronavirus-Pandemie ist nicht vorbei. Der hat mich und sicherlich viele Menschen etwas Erstaunliches gelehrt: Das Staunen über eine anmutende und tiefberührende Kreativität, wohin man nur schaut. Ich habe einen anderen >>Virus<< in allen drei Schriftlesungen zum heutigen fünften Sonntag der Osterzeit entdeckt. Dieser >>Virus<< trägt unterschiedliche Namen: Intuition, Kreativität, Zärtlichkeit, Fürsorge, Achtsamkeit und Zusammengehörigkeit. Doch ihr gemeinsamer Nenner ist die Mitmenschlichkeit. Ausgerechnet diese weltweit todbringende Pandemie hat mich in meinem Traum mehr als bestätigt: Dass nur das >>Prinzip Mitmenschlichkeit<< unsere Welt zu retten vermag. Es ging mir immer wieder unter die Haut zu sehen, wie viele Menschen in unterschiedlichen Ländern und in großen Entfernungen beim Musizieren zeitgleich miteinander verbunden waren. Wem die Einheit der Menschheitsfamilie ein großes Anliegen und nicht bloß ein Lippenbekenntnis ist, muss hier beginnen. Was heißt das alles aber für uns, die wir in der Kirche Jesu Christi sind?

Sich vom >>Virus<< nachhaltiger Kirchenerneuerung infizieren lassen: Die Strukturentwicklung in der Urkirche könnte ich als die >>Ursünde<< der Kirche bezeichnen. Es wäre richtig und falsch zugleich. Die Menschen haben aus ihrer Notsituation kreativ gehandelt. Was haben sie gemacht? Sie etablierten nicht einfach Strukturen, sondern begaben sich auf die Suche nach sinnvollen Menschenressourcen. Sie stellten sich die Frage nach den Charismen und fanden auch die Antwort. Sie stellten den Geist über die Struktur. Sie schufen den Raum für das Selbstentfaltungspotential der Gemeinde. Worin lag aber diese wichtige Selbstentfaltungsmöglichkeit der Urgemeinde? In den beiden Sätzen im ersten Petrusbrief: „Kommt zum Herrn, dem lebendigen Stein!“ Und: „Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen!“ Das ist der >>Virus<< der Gemeinde- bzw. Kirchenerneuerung in unseren Tagen. Eine Kirchengemeinde, die des Namens wert ist, kann sich nur aus der Kraft der unmittelbaren Nähe zu Jesus Christus sinnvoll erneuern, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Und Philíppus fasste die Quintessenz aller Kirchenreform zusammen: „Herr, zeig uns den Vater, das genügt uns.“

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