VIERTER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 03.05.2020 |
VIERTER SONNTAG DER OSTERZEIT – JUBILATE (A): 2020-05-03 KERNBOTSCHAFT: Auf Gottes Wort und Verheißung ist Verlass. Seine Gegenwart ermöglicht uns das Leben, und zwar in seiner Fülle. Grundorientierung in Zeiten der Verwirrung: Was kann meinen Glauben fördern und festigen? Das ist die Frage, die mich immer wieder beschäftigt und ganz besonders beim Nachdenken über alle drei Schriftlesungen. In Zeiten von Fake News- leider selbst mitten in dieser weltweiten Krise des Coronavirus (!) – gewinnt die Frage an Brisanz: Welche von uns gehörten Worte sind verlässlich? Welche Worte können meinem Leben gute Orientierung geben? Auf welchen Worten kann und darf ich mein Leben bauen? Ich habe sie in allen drei Bibellesungen gefunden. Es heißt aus der Apostelgeschichte: „Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung und all denn in der Ferne, die der Herr, unser Gott, herbeirufen wird.“ Aus der zweiten Lesung aus dem Ersten Petrusbrief gibt es wieder folgende Worte: „Als er geschmäht wurde, schmähte er nicht; als er litt, drohte er nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter. […] Durch seine Wunden seid ihr geheilt.“ Schließlich als Höhepunkt aus dem Evangelium: „Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. […] Ich bin die Tür zu den Schafen. […] Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. […] ich bin gekommen, damit sie das leben haben und es in Fülle haben.“ Was ergibt sich nun aus dieser Zusammenführung aller drei Schriftlesungen für unseren Glauben und für unser Leben? Es macht einen gewaltigen Unterschied, welchen Raum Gott in meinem Leben, in Deinem Leben hat. Unsere Bindung an Gott ist der Raum unserer wahren Freiheit und Lebensentfaltung: Die Weide und das Weite sind in der Bibel zwei besondere Begriffe für Freiheit, Licht und Fülle. Der allerbeste Weg dieser Selbstbindung an Gott ist für uns Christen*innen Jesus, der Christus Gottes. Sein Herz schlägt unentwegt für uns. Gerade dieser Herzschlag Jesu ist die unsichtbare Kraftquelle für unsere Lebenskraft in allen Lebenssituationen; die Freude in Augenblicken der Freudlosigkeit, die unerwartete Leichtigkeit in der Schwere des Alltags. Unglaublich ist diese Beschreibung, dieses schöne Bild: Jesus Christus als Hirten und Hüter meiner Seele zu betrachten. In diesem Wort >>Betrachtung<< steckt auch schon die Einladung zu einer spirituellen Übung. Ja, unsere Bindung an Gott gehört geübt – jeden Tag neu! Dabei mögen wir nicht vergessen: ER, der Gekreuzigte und Auferstandene, kennt uns beim Namen, und ER ruft uns auch. Wenn ER uns aber ruft, dann hält ER uns das Leben in Fülle entgegen. |
GEDENKTAG DES HL. JOSEF: 01.05.2020 |
GEDENKTAG DES HEILIGEN JOSEF (A): 2020-05-01 KERNBOTSCHAFT: Gott schrieb und schreibt auf krummen Wegen gerade. Daran zu glauben, verlangt nach persönlicher Berührung mit der Wirklichkeit Gottes. Der Glauben als ein Religionssystem übersieht und übergeht sehr oft Gottes Botschaft und Wege: Das, was Menschen existenziell fürchten, könnte sich als ein Wendepunkt herauskristallisieren. Obwohl Angst zum Wesen des Menschen gehört, kann sie uns dennoch in unseren Selbstentfaltungsmöglichkeiten blockieren. Die ganze Bibel ist voll davon, wie Gott uns zeigt, dass er alle unsere Vorstellungen, Befindlichkeiten und Denkstrukturen weit übersteigt. Aus einem Mörder-König David ist eine unverzichtbare Gestalt in der Heilsgeschichte für das Judentum wie auch für das Christentum geworden. Wieder aus einem Mörder aus der obersten Schicht jüdischer Gelehrten ist ein unvergleichlicher Missionar Jesu geworden – Saulus. Er wird sogar Schweres für diesen Namen ertragen müssen! Gott kann aus uns Menschen erscheinenden Widersprüchlichkeiten Gelegenheiten zur Gnade, Gelegenheiten eines Liebensgeschenks machen. Deshalb heißt es schon im Buch des Propheten Jesaja: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege – Spruch des HERRN. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken“ (Jes 55,8-9). Welche praktischen Konsequenzen könnten sich für uns Christen und Christinnen aus dieser Einsicht in die biblische Botschaft ergeben? Zur Frage der Evangelisierung und Gemeindebildung: Wenn Evangelisierung ein nie enden wollender Auftrag Jesu an die Apostel, an alle seine Jünger und Jüngerinnen war, ist und bleibt, dann gäbe es schwerwiegende Schlussfolgerungen aus den Überraschungsmomenten im Verhältnis des biblischen Gottes zu den Menschen, vor allem zu jenen Menschen, wo sie vom Mainstream ausgeschlossen wurden – und werden. Unsere oft Kuschelgemeinden versäumen wahrscheinlich unbewusst – oder auch bewusst – Gelegenheiten einer die existierenden Grenzen überschreitenden Evangelisierung, eines Gemeindewachstums! Niemand darf sich irgendwo in einer Gemeinde Jesu Christi als ein Außenseiter oder eine Außenseiterin fühlen! Die Kirchengemeinden brauchen Menschen wie Hananias, der dem Christenverfolger im Auftrag des Auferstandenen seine Hände auflegte und er dann den Heiligen Geist empfing. Die Pfarrgemeinden brauchen Menschen, wie Judas, in dessen Haus sich der >>stürzte<< Mörder Saulus Zuflucht gefunden hat. Bedenken wir, wie viel Gewicht dem Ereignis in der Heimatstadt Jesu beizumessen ist: Wegen ihrer Missachtung aus Herzensverstocktheit konnte er dort keine Wunder und Heilungen wirken. Diese Gefahr besteht auch noch heute. Hüten wir uns als Kirche davor! Denn die Gewohnheitsstrukturen in den Gemeinden können dem Evangelisierungsauftrag hinderlich sein. |
DRITTER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 26.04.2020 |
DRITTER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 2020-04-26 KERNBOTSCHAFT: Jesus lebt und begleitet die Menschen auf ihren unterschiedlichsten Lebenswegen. Die Botschaft der Auferweckung Jesu Christi persönlich nehmen: Ein Christ oder eine Christin hat sich diese Frage stets zu stellen, wenn er oder sie es mit dem eigenen Glauben ernst meint: Was hat die Auferweckung Jesu Christi mit meinem Leben zu tun? Wenn ich an Gott Jesu Christi und an seine Auferweckung glaube, dann bin ich eingeladen, mich auf diese tiefsinnigen Worte des Apostels Petrus einzulassen: „Denn es war unmöglich, dass er vom Tod festgehalten wurde.“ Wer wirklich glaubt, ist voll drin! Konkret heißt es, dass die „gesamte Heilsgeschichte sich auf Jesus Christus ereignet und zielt“ (TD, April 2020). Wenn ich wirklich glaube, dann halte ich ganz fest daran, dass es „beim Gott des Alten und Neuen Testament, dem jüdisch-christlichen Gott, unmöglich ist, dass der Tod das letzte Wort hat“ (TD, April 2020). Der Tod wird irgendwann für mich kommen müssen, aber er kann nicht mehr das letzte Wort haben, denn Jesus, der Gekreuzigte, lebt! Er lebt für mich! Die Liebe als Weggemeinschaft: Die Auferweckung Jesu Christi hat gleichzeitig eine weltliche und kirchenspezifische Dimension. Es ist immer wieder für mich sehr erfreulich, zu beobachten, wie viele Menschen sich aus der Kraft der Auferweckung Jesu für die Vermenschlichung unserer gemeinsamen Welt einsetzen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Es heißt, dass sie oft gegen starke Widerstände gegen den sozialen Tod Millionen von Menschen stellen. Sie sagen tatkräftig und im vollen Vertrauen auf die Kraft der Auferstehung ihr kompromissloses JA zum Leben eines jeden Menschen. Christliches Handeln in dieser Welt, die christliche Weltgestaltung bedeutet, bei und mit den Menschen auf dem Weg zu einem angstfreien und erfüllten Leben zu sein. Innerkirchlich heißt es Begleitung. Es heißt, dass die Kirche in ihrem Denken, Reden und Handeln eine Weggefährtin der Menschen sein darf; eine Weggefährtin eines jeden Menschen in seiner ganz konkreten Situation. Seelsorge war immer schon, ist und bleibt eine Lebensbegleitung an den >>Knotenpunkten<< des Lebens. Eine Begleitung bei den sogenannten Lebenswenden (Geburt, Initiation ins Leben, Partnerschaft, Krankheit und Tod). Eine Zuwendung und Begleitung, wenn Not und Zweifel quälen. Ich darf diese Erfahrung als Priester immer wieder machen! Die Lesung aus dem 24. Kapitel des Evangeliums nach Lukas wurde schon seit Ostermontag mehrmals vorgelesen, vielleicht um zu dokumentieren, dass die Weggemeinschaft mit den zwei Jüngern von Emmaus der Königsweg der Kirche zu sein hat. „Er begleitet sie auf ihrem Weg und lässt sie erzählen – von ihrer Trauer und ihrer Enttäuschung über den gewaltsamen Tod Jesu“ (TD, April 2020). Nichts kann nach meiner tiefsten Überzeugung dieses Seelsorgemodell ersetzen: die Menschen in ihrer Sehnsucht respektvoll zu begleiten. Ich verfälsche diesen bei vielen Hochzeiten sehr beliebten Spruch von Antoine de Saint-Exupéry, dem französischen Flieger und Schriftsteller (1900-1944), „Liebe besteht nicht darin, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt“ in „Liebe in der Kirche und in der Seelsorge besteht darin, dass wir bei und mit den Menschen unterwegs sind und ihre Sehnsüchte heraushören und sie nach Bedarf begleiten.“ |
ZWEITER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 19.04.2020 |
ZWEITER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 2020-04-19 SONNTAG DER GÖTTLICHEN BARMHERZIGKEIT / WEISSER SONNTAG KERNBOTSCHAFT: Die Eucharistiefeier ist von der Auferstehung Jesu Christi her geradezu der Ort, an dem unser Gottvertrauen gestiftet wird und sich unsere Gemeinschaft mit dem Auferstandenen erneuert. Die Auferstehung als Gottes Erntezeit: Wer eine Erntezeit erwartet, soll und muss wissen, was überhaupt ausgesät worden ist. Was also ist die Aussaat Gottes im Leben seines Sohnes für diese Welt? Jesus hörte nicht auf zu beteuern, er sei gekommen, um den Willen dessen zu erfüllen, der ihn gesandt hat. Was ist also der Wille Gottes für unsere Welt, der sich im Leben Jesu als dem Gesalbten Gottes erfüllen sollte – und in der Tat durch seinen Kreuzestod und seine Auferweckung erfüllt hat? Im Johannesevangelium nennt ihn das Leben in seiner Fülle (Joh 10,10). Da wir aber noch in der Welt sind, macht Jesus eine Versprechung, die in seiner Auferstehung ihre Erfüllung gefunden hat: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt“ (Joh 16,33b). Es ist also der Wille Gottes, dass wir Mut haben bei unserer Lebens- und Weltgestaltung. Das besondere Geschenk ist eine Zukunft ohne Angst. Ich kann und darf der Zukunft entgegenschreiten, weil Jesus lebt. Die größte Frucht seiner Auferstehung: Es ist in der zweiten Lesung die Rede von einer >>Zeugung<<. Die Auferstehung Jesu Christi hat uns >>neu gezeugt<<. Es ist eine >>Zeugung<< der Unvergänglichkeit. „Er hat uns in seinem großen Erbarmen neu gezeugt zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unzerstörbaren, makellosen und unvergänglichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt ist.“ >>Im Himmel für euch aufbewahrt<< bedeutet nicht die Entzogenheit. Nein! Es bedeutet die Unverlierbarkeit seiner Gegenwart. Diese seine Gegenwart haben wir aber in der Eucharistie. Gerade seine Auferstehung hat noch einmal die bleibende Zusage seiner Gegenwart unwiderruflich bestätigt. Noch eine großartige Frucht seiner Auferstehung haben wir im Evangelium: den Leben schaffenden und erneuernden Heiligen Geist, in dessen Namen den Menschen ihre Lebensverfehlungen vergeben wird. Er ist das große Geschenk an die Kirche zur Vergebung der Sünden. „Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ Es heißt, dass die Auferstehung die Quelle unserer wahren Freiheit ist. Sie ist wohl das schönste Geschenk Gottes an uns Menschen. Darauf können wir wohl bauen. |
PREDIGT OSTERMONTAG: 13.04.2020 |
OSTERMONTAG (A): 2020-04-13 KERNBOTSCHAFT: Es gibt einen evolutiven Glaubensprozess im Dialog. Die sogenannte Sonntagspflicht übersah und übersieht immer noch, dass der Sonntag Raum und Zeit christlichen Glaubensbekenntnisses ist: Der Glaube an die Auferstehung Christi ist generell unter den katholischen und evangelischen Christinnen und Christen in Österreich keine Selbstverständlichkeit mehr. „Dabei ist geradezu dieser Glauben der Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens!“ (TD, April 2020). Der Apostel Petrus hat die Anstrengung der Überzeugung von ihr auf sich genommen. Er verbindet sie mit der Geschichte des Glaubens des Volkes Israel, indem er die Worte Davids aufgreift: „Du gibst meine Seele nicht der Unterwelt preis, noch lässt du deinen Frommen die Verwesung schauen.“ Darin sah Petrus die Voraussagung über die Auferstehung Jesu Christi. Weil Petrus die unmittelbare persönliche Erfahrung gemacht hat, sagt er: „Dafür sind wir alle Zeuge.“ Christlich zu glauben, heißt lebendiger Zeuge, lebendige Zeugin zu sein. Dieses Zeugnis verlangt aber nach einer persönlichen Begegnung und Erfahrung mit Jesus Christus. Heute ist die leibhafte Begegnung mit ihm nicht mehr möglich, aber spirituell wohl! Eine solche Spiritualität der Begegnung ist allerdings ein beständiger Prozess. Ja, auch die Evolutionstheorie hat ihren Platz im christlichen Glauben. Unser Blick auf die zwei Emmausjünger klärt den Evolutionsprozess im Glauben auf: Obwohl sie so viel haben erleben können und dürfen, blieben sie nach dem Tod Jesu wie in einem Irrgarten; sie blieben die Unwissenden; viel positiver ausgedrückt, sie blieben Fragende und Suchende. Das kann aber aus meiner Sicht überhaupt nicht schlecht sein. Denn wer gern fragt, will etwas wissen, etwas erfahren. Wer fragt, dreht sich nicht in seiner Couch der Selbstzufriedenheit! Der Zweifel hat seinen berechtigten Platz im Glauben, denn er, der Glaube richtet sich nicht nach mathematischen Formeln. Obwohl nicht verstandesscheu, ist er doch eminent eine Angelegenheit des Herzens. Das heißt aber, dass es den Raum der Verunsicherungen gibt. Was für mich sehr trostreich ist, das sind die Worte des weltberühmten französischen Mathematikers, Philosophen und Religionswissenschaftlers Blaise Pascal: „Das Herz hat seine Gründe, die dem schärfsten Verstand unzugänglich sind.“ Nun aber können wir von den beiden Emmausjüngern lernen, dass der Glauben ein Miteinander-auf-dem Weg-Sein bedeutet. Dadurch kann sich der Glauben weiterentwickeln. Der Glauben wächst im Austausch und in einem solchen Austausch ist Platz für den Meister, für den Ur-Anführer des Glaubens, für Jesus Christus, den Auferstandenen. In einem Glaubensaustausch kann uns das Herz brennen. Und wo das Herz im Austausch brennt, da tut sich ein Raum auf für Erfüllung. |
PREDIGT OSTERSONNTAG 12.04.2020 |
OSTERSONNTAG (A): 2020-04-12 KERNBOTSCHAFT: Die Auferstehung als eine unverkäufliche Kraftquelle für unser Leben mitten im Tag begreifen. Leben aus der Kraft der Auferstehung: Zwei Verse aus dem 17. Kapitel der Apostelgeschichte greifen die allerentscheidende Frage am heutigen Ostersonntag auf: Welchen Platz hat der Auferstehungsglaube in meinem Leben und in deinem Leben? Gerade an dieser Frage scheiden sich die Geister in unseren Tagen! Paulus, der große Philosoph, Theologe und Logiker glaubte sich mit vielen Menschen in Areopag verbunden. Seine Erklärung der Person Jesu ist und bleibt für mich einen einzigartige Grundkatechese im Glauben: „Sie sollten Gott suchen, ob sie ihn ertasten und finden könnten; denn keinem von uns ist er fern. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,27-28). Die Enttäuschung des Apostels könnte jedoch nicht größer sein, als er über die Quintessenz christlichen Glaubens sprach: über die Auferstehung! Da haben wir diese zwei markanten Verse: „Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen, andere aber sagten: Darüber wollen wir dich ein andermal hören. So ging Paulus aus ihrer Mitte weg“ (Apg 17,32-33). Aus und Ende mit dem Dialog! Aus und Ende mit der Glaubensverkündigung! Damals wie auch heute! Aus der Kraft der Liebe und der Hoffnung gerettet: Der christliche Glaube an die Auferstehung kein abstrakter Begriff. Er ist mitten im Tag mit Leben gefüllt. Leben aus der Kraft der Auferstehung hat jedoch bestimmte Voraussetzungen: Die erste steht in der ersten Lesung: Daran fest zu glauben, dass Gott den Jesus von Nazareth „mit dem Heiligen Geist und mit Kraft“ gesalbt hat. Die zweite: „Gott war mit ihm“. Die dritte: die persönliche Begegnung und Erfahrung mit ihm: „uns, die wir mit ihm nach seiner Auferstehung von den Toten gegessen und getrunken haben“. Der Alltag ist also der Ort unserer Auferstehungserfahrung! Aus meiner Sichtweise die Motivation eines von der Kirche formulierten Gebetes irreführend. Oft heißt es: „dass wir Menschen ein gutes, gerechtes, dem Evangelium entsprechendes Leben führen, damit wir einst auch auferweckt werden wie Christus und das ewige Leben erlangen“ (vgl. TD April 2020). Paulus ist anderer Meinung in seinem Brief an die Kolosser: „Wir sind mit Christus auferweckt zum neuen Leben!“ die Konsequenz leuchtet aber zugleich auf: Es kann nicht in unserem Leben darum gehen, dass wir uns den Himmel oder das ewige Leben verdienen müssen! Darum frage ich mich ernstlich: Wann stirbt endlich unser Leistungsdenken, die Lohngesellschaft, damit wir wahrhaftig erlöste Menschen sein können? Wann lassen wir uns von unserer Selbstverkrümmung durch die Leistungsgläubigkeit befreien und erlösen? Darum finde ich die Frage des Auferstandenen an Maria von Magdala sehr entscheidend für unser Leben: „Wen suchst du?“ Ja, was suchen wir im Leben? Wen suchen wir im Glauben? Ich teile den „Traum“ in der Kronen Zeitung von heute unter dem Titel „Fahrplan bis Sommer: Die neue Welt nach Ostern: „Manche setzen für die Nach-Corona-Zeit auf anhaltend mehr Mitmenschlichkeit. Klingt nach Traum. Aber zu Ostern, wo wir die Auferstehung feiern, wird man diesen christlichen Gedanken hegen dürfen!“ |
PREDIGT OSTERNACHT (A): 11.04.2020 |
PREDIGT IN DER OSTERNACHT 2020-04-11 KERNBOTSCHAFT: Die Auferweckung Jesu ist die göttliche Anstiftung des Lebens jenseits aller Sinnlosigkeitserfahrungen. Die Liebe ist unsterblich: Mitten in der schmerzlichen Erfahrung der Vergänglichkeit feiern wir [in diesem stellvertretenden kleinen Kreis] in der weltweiten Verbundenheit aller Christinnen und Christen das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi. Besondere Krisensituationen führen uns erbarmungslos vor Augen, wie vergänglich und verlierbar alles ist. Die Feier dieser Nacht soll uns anschaulich machen, dass es etwas gibt, was nicht verlierbar ist: das Leben aus Gott und auf Gott hin. Das Leben aus Gott ist der Liebe entsprungen, denn Gott ist die Liebe, und wer liebt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm oder in ihr (1 Joh 4,12). Die Liebe ist darum unsterblich. In dieser Nacht dürfen und können wir nicht vergessen: Es ist dunkel in unserer Welt, und es ist dunkel im Leben vieler Menschen. Die Nacht der verzweifelten Seelen, eine Verzweiflung, die für sie nicht zum Aushalten ist! Doch mitten drin erschallt eine unverhoffte Posaune, die uns verkündet: Gott bürgt für das Leben, das er geschaffen hat! Gott ist und bleibt in seiner unermesslichen Liebe das Geheimnis dieser Welt! Auf diese Hoffnung zielen unsere Schriftlesungen in dieser Nacht: das große Osterlob (Exultet) verkündet uns eine „selige Nacht“ – trotz allem! Ja, unser christlicher Glaube ist der Trotz-allem-Glaube. In dieser Nacht – und weit über sie hinaus – verkündet uns der Prophet Ezechiel deshalb folgende trostreiche Worte: „Ich hole euch heraus aus den Völkern, ich sammle euch aus allen Ländern und bringe euch in euer Land. Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein. Ich reinige euch von aller Unreinheit und von allen euren Götzen. Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt“ (Ez 36,24-27). Möge die gegenwärtige bedrohliche Weltkrise allen Menschen der Erde ein umkehrbereites Herz bringen. Die unbesiegbare Kraft des auferstandenen Herrn möge den unsichtbar-sichtbaren Stein wegwälzen, der viele Entscheidungsträger*innen in ihren Höhlen des Egoismus und ausbeuterischen Geistes festhält. Es möge ein nachhaltiges Osterfest nach dem Coronavirus geben! Vergessen wir nicht: Es ist Gottes Art, die Wiederinkraftsetzung seiner rettenden Liebe täglich zu betreiben. |
PREDIGT KARFREITAG (A): 10.04.2020 |
KARFREITAG (A): 2020-04-10 KERNBOTSCHAFT: Christliches Vertrauen gründet in der Fähigkeit Jesu zum Mitgefühl. Das ist aber auch gleichzeitig der christliche Auftrag in der Welt. Karfreitag berührt die Tiefe christlichen Glaubens und entzaubert die alte Rechtfertigung: Es ist vielleicht nicht die allerbeste Art, am heutigen Tag mit der alten Theologie in der Kirche abzurechnen. Das Gottesbild, das vom Gedanken des Gottesknechtes aus diesem 52. Kapitel des Jesaja-Buches hervorgegangen ist, hat garantiert zu einer Gottesaversion bei vielen Menschen beigetragen. Die Frage, die viele kirchendistanzierte Menschen stellen, ist auch in der Stille des Herzens vieler praktizierende Christinnen und Christen die gleiche Frage: Wie kann unsere Erlösung von der offensichtlichen Grausamkeit Gottes abhängig sein? „Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen.“ Das geht ja noch! Aber dann: „Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Ich habe einfach den Eindruck, dass die falsche Theologie der Erlösung, und in der Folge die verkehrte Theologie der Sünde den Glauben an Gott der Liebe in den Herzen der Mehrheitsbevölkerung in Österreich zerstört hat. Vielleicht nicht nur. Dennoch habe ich das starke Gefühl, dass die meisten Menschen es satt haben mit der Geschichte der Grausamkeit in der Menschheitsfamilie. Warum also begehen wir diesen Tag, den Karfreitag? Die Macht wahrer Liebe ist unergründlich: Mein Glaube sagt mir, dass die Liebe eine verwandelnde Kraft hat und dass diese Kraft ihre Leidensfähigkeit ist. Am Ende unseres Schrifttextes hört es sich schon ganz anders an: „Er hob die Sünden der Vielen auf und trat für die Abtrünnigen ein.“ Um dieses >>Eintreten für<< geht es in unserem Glauben an die Erlösung! Nur die Liebe vermag es, für einen Menschen einzutreten! Viel richtiger als das >>Sterben wegen unserer Sünden<<, ist zu sagen, dass der Tod Jesu vielmehr die Konsequenz seiner Verkündigung – seiner Rede von einem liebenden und barmherzigen Gott ist. Sein Tod war die unvergleichliche Hingabe aus Liebe. Was im Brief an die Hebräer steht, ist ein echter Jungbrunnen für meinen Glauben – und das ist sehr zentral für christliche Verkündigung in der Welt von heute: „Wir haben ja nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unseren Schwächen, sondern einen, der in allem wie wir versucht worden ist, aber nicht gesündigt hat. Lasst uns also voll Zuversicht hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit!“ Liebe ist die höchste Form des Mitgefühls und aus dieser Liebe bis zur äußersten Grenze sind wir erlöst. Möge Jesu Tod die Kultur des Mitgefühls in unserem Leben und in unserer Welt stärken. |
PREDIGT GRÜNDONNERSTAG (A): 2020-04-09 |
GRÜNDONNERSTAG (2020-04-09) KERNBOTSCHAFT: Die Liebe, mit der Jesus uns liebt und die wir in der Eucharistie feiern, ist eine Liebe bis zur Vollendung. Unbegreiflich und doch zur Heilung und zum Heil des Menschen: Es mag schon für viele Menschen irgendwie leicht sein, an Gott zu glauben. Leicht ist es auf alle Fälle nicht, daran zu glauben, dass ein Mensch uns sein Fleisch zum Essen gibt. Dieser Zweifel ist aber ganz normal. Das Geheimnis der Eucharistie ist kein Rätsel, sondern das Geheimnis der Liebe Gottes. Schon zur Lebenszeit Jesu hat er die Menschen mit seiner Aussage verwirrt, das Brot, das er geben wird, sei sein Fleisch. Es heißt im Evangelium nach Johannes: „Da murrten die Juden gegen ihn, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.“ (Joh 6,41). Und stellten gleich die Frage, die für viele Zeitgenossen immer noch in den Wolken des Zweifels zu finden ist: „Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“ (Joh 6,52b). Jesus hört dennoch nicht auf zu beteuern: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“ (Joh 6,35b). Und: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen it. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“ (Joh 6,51). Mitten in diesem menschlichen Zweifel bekennt die Kirche heute, am Gründonnertag mit dem heiligen Thomas von Aquin laut und deutlich: „Augen, Mund Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir. Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an; er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann“ (GL 497,2) Die Eucharistie ist die Hauptquelle christlicher Identität: Was Christinnen und Christen seit jenem feierlichen und ergreifenden Augenblick im Obergemach, wo Jesus in entscheidender Stunde seines Lebens mitten im Kreis seiner zwölf Aposteln seinen Abschied von dieser Welt gefeiert hat, begehen, das ist ihre unerschütterliche Überzeugung und Freude; das ist ihre Identität. Das haben die Konzilsväter gut erkannt und hervorgehoben. Sie wussten, dass die Jüngerinnen und Jünger Jesu „Licht der Welt“ zu sein haben, wie Jesus selber sagt (Mt 5,14). „Dennoch ist die Liturgie der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt. Denn die apostolische Arbeit ist darauf hingeordnet, dass alle, durch Glauben und Taufe Kinder Gottes geworden, sich versammeln, inmitten der Kirche Gott loben, am Opfer teilnehmen und das Herrenmahl genießen“ (Sacrosanctum Concilium, Nr. 10). Es gibt große existenzielle Konsequenzen aus der Mahlgemeinschaft mit Jesus: „Alle, die das Brot im Namen Jesu teilen, sind gleich. Alle sind zum Mahl um einen Tisch versammelt. Und jeder Mensch braucht diese Geste: die Geste der Zuwendung, der Liebe, der Gemeinschaft. Ohne diese Erfahrungen kann ein Mensch nicht leben – so wie er auch ohne Brot nicht leben kann. Jesus macht uns darauf aufmerksam: Nicht unsere Machtansprüche nähren uns, sondern die liebende Zuwendung – sie empfangend und sie gebend“ (TD, April 2020). Ich wünsche uns allen viel Liebe und Andacht zur Eucharistie. |
PREDIGT PALMSONNTAG (A): 2020-04-05 |
PREDIGT ZUM PALMSONNTAG (A): 2020-04-05 KERNBOTSCHAFT: Die Leidensgeschichte Jesu offenbart uns das tiefste Geheimnis Gottes – die Liebe, und lädt uns ein zu einem persönlichen Glaubensbekenntnis: „Wahrhaft, Jesus ist Gottes Sohn!“ (Mt 26,54). Mitten im Geschehen: Die Passionsgeschichte Jesu geht mir immer vom Neuen sehr nahe. Die ganze Fülle ihrer Botschaft macht es nicht leicht, zu sagen: das ist nun die Frohbotschaft. Ich könnte aber einfach sagen: Sei DU mitten drin! Bleibe mitten drin! Und es würde schon reichen. Denn wer Gott verstehen will, soll in die Passionsgeschichte Jesu eintauchen. Auf unser persönliches Bekenntnis kommt es an: Ich lade euch dazu ein, mit mir zwei kurze unterschiedliche Sätze aus der ganzen Passionsgeschichte zu reflektieren. Der erste: „Wenn du Gottes Sohn bist, hilf dir selbst, und steig herab vom Kreuz!“ Das sagten die Ahnungslosen! They didn‘t get it!, würden die Amerikaner sagen. Sie haben >>es<< nicht begriffen! >>Es<<. Was ist aber dieses >>es<<? Es gehört sich nicht für den Gottes Sohn, dass er vom Kreuz herabsteigt! Sie haben nicht begriffen, dass Gott sich nicht widersprechen kann. Der Liebesgehorsam ist der Gehorsam mit äußerster Konsequenz. Sie kapierten nicht, dass das Kreuz der Weg der unbedingten Liebe ist. Schaut es denn wirklich viel anders aus in unserer Gesellschaft? Jesu Tod am Kreuz hat ein einziges Ziel für uns: Er soll uns zu einem einzigartigen Bekenntnis führen, wie es beim Hauptmann gewesen ist: „Wahrhaft, das war Gottes Sohn!“ Genau diese Wahrheit hat Paulus im Philipperbrief zum zentralen Inhalt seiner Verkündigung gemacht: „Jeder Mund soll bekennen: „Jesus Christus ist der Herr“ – zur Ehre Gottes, des Vaters.“ Auch in dieser Zeit allgemeiner Angst und Verunsicherung! Darum sind wir Christen*innen. DU bist ein Christ, eine Christin, wenn DU mit DEINEM Mund bekennst: „Jesus Christus ist der Herr!“ |
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