PREDIGT FÜNFTER FASTENSONNTAG (A): 2020-03.27

FÜNFTER FASTENSONNTAG (A): 2020-03-27

KERNBOTSCHAFT: Für Christen*innen geht es allemal darum, dass wir bei allem, was wir tun, unseren Blick auf Jesus richten, der uns über die Grenzen dieser Weltwirklichkeit hinaus nahe ist.

Die größte Motivation im menschlichen Leben ist die Sinnfrage: Diese Krisenzeit bestätigt einmal mehr den weltberühmten Wiener Psychiater und Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, Viktor Emil Frankl. Die Arbeitsfähigkeit eines jeden Menschen bleibt eine wünschenswerte Realität. Im Augenblick steht sie jedoch überhaupt nicht im Zentrum individueller und kollektiver Aufmerksamkeit! Die erotische Anziehungskraft gehört auch weiterhin unbedingt zu unserem Menschensein. Nichtsdestotrotz, ist sie nicht der Zentralfokus der Menschheitsfamilie. Ansehen und Macht können auch von unserem Zusammenleben nicht wegrationalisiert werden. Diese Pandemie, mit der wir konfrontiert sind, macht allerdings überdeutlich, dass sie reine Lappalien sind. Die ganze Welt beschäftigen zwei grundsätzliche Fragen: (1) Warum diese COVID-19? (2) Wozu dieser Todesengel? Mit der ersten Frage müssen sich Naturwissenschaftler*innen und Gesundheitsexperten*innen ernsthaft weiter beschäftigen. Die zweite Frage ist aber an uns alle gerichtet: Wozu dieser Todesengel? Hier müssen wir allerdings gut aufpassen, dass wir nicht zu religiösen Eiferern*innen werden! Als Christinnen und Christen sollten wir uns schon etwas vor Moralisierungen und Belehrungen hüten! Gerade bei der gegenwärtigen leider anhaltenden Pandemie ist die Gefahr nicht gering, dass wir Gott missbrauchen, dass wir Gott instrumentalisieren. Ich weiß, dass der Heilige Geist weht wohin und wie er will. Auch ich bin mir dessen vollbewusst, dass ich die (christliche) Wahrheit nicht gepachtet habe. Das ginge auch gar nicht! Hier ist dessen ungeachtet, die Wahrheit, die mir tief in der Seele guttut und mir Kraft gibt: Es ist das Bild eins Gottes, der nicht apathisch ist, gefühllos, sondern mit den Menschen Mitgefühl hat und zeigt; der mitleidet. ER kann geradezu mitfühlen und mitleiden, weil ER bei und unter den Menschen ist. Wenn DU es so haben willst, das ist das Wozu, die Sinnfrage dieser Pandemie. Jede Krise ist notwendigerweise eine Sinnkrise und in jeder Sinnkrise steckt eine unbeantwortete Sinnfrage. Für uns als Christinnen und Christen ist diese Sinnfrage unzertrennlich mit der Frage nach Jesus verbunden. Wer ist JESUS für DICH?

Auf das Vertrauen in Gottes Sohn kommt es allemal an, im Leben und im Tod: Überlegen wir uns doch einmal: Hinter jedem Faktum unseres Alltagslebens und unserer Weltwirklichkeit gibt es immer eine Perspektive, die uns nicht immer bewusst und zugänglich ist, aber die wir entdecken könnten. Es ist dies die Perspektive Gottes. Wer aber diese Perspektive Gottes entdeckt und sich mit ihr vertraut macht, kann zwar verzweifelt sein, spricht jedoch nicht mehr in Konjunktiv „Wärest du hier gewesen“. Jesus IST mit uns auf dem Weg unseres Lebens – mit allen seinen Wendungen und Windungen, im Leben und im Tod. Wie sehr brauchen wir doch diesen Glauben, dieses Grundvertrauen gerade in dieser Zeit, in der wir uns befinden! Ich finde, dass wir erbärmlich wären, wenn sich unsere Verbundenheit mit Jesus allein auf diese vergängliche Weltzeit beschränken würde. Damals wie heute gelten diese trostreichen Worte Jesu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.“ Jesus hat aber auch gleich eine Frage an mich und an dich: „Glaubst du das?“ Jesu Worte sind Wahrheit und Leben. Gerade jetzt, in dieser Situation weltweiter Ratlosigkeit.

VIERTER FASTENSONNTAG (A): 2020-03-22

HOFFNUNG IST KEIN BILLIGES WORT!!!

Einen Gott nach unserer Vorstellungen gibt es nicht. Gott erfüllt keine Funktion. Gott ist ein reines Da-Sein-Für. Für uns Menschen. In allen Kulturen unserer einen Welt haben Menschen zu allen Zeiten ihre Augen zum Schöpfergott hungernd und dürstend hoffnungsvoll erhoben. Sie hofften auf eine Kraft, die die Grenzen des Wollens und des Machens der Menschen unfassbar überschreitet. Der Mensch ist eben rettungslos religiös!

Unser Schmerz ist zugleich unsere Hoffnung:Gottes Gegenwart ist nicht und niemals prognostizierbar! Das Volk Israel musste diese bittere Wahrheit mehrmals lernen. Zugleich „wussten“ sie: Gott [ADONAI] ist treu, verlässlich in seinen Zusagen zum richtigen Zeitpunkt. In der ersten Lesung zu diesem dritten Sonntag in der Fastenzeit stellen die Israeliten die ernste und sie beschäftigende Frage: „Ist Gott in unserer Mitte oder nicht?“ Sie haben Recht so zu fragen!

Corvid-19 und Verunsicherung: Die Angst geht um in der Welt und in unserer eigenen Gesellschaft. Berechtigt und vielleicht schon auch teils übertrieben. Das weiß ich: Angst ist ein gutes Alarmsignal! Darauf müssen wir achten! Niemand will leichtfertig sterben. Wir leben alle allzu gern. Das weiß ich aber auch: Die Gesundheitsexperten*innen schlafen nicht! Diese Zuversicht dürfen wir nicht verlieren! Es gibt jedoch einen anderen Adressaten: GOTT. Wenn ER das Haus nicht baut, umsonst mühen sich die Bauleute (Ps 137). Diese gegenwärtige Zeit ist auch eine Zeit der Besinnung, des Gebetes und der vermehrten Solidarität.Setzen wir unsere Hoffnung auf GOTT, der weiß, wie es um uns steht!

Im Gebet und in der Mitmenschlichkeit stets verbunden.

Priester-Seelsorger, Ndubueze Fabian MMAGU

 

DRITTER FASTENSONNTAG (A): 2020-03.15

DRITTER SONNTAG IN DER ÖSTERLICHEN BUSSZEIT (A): 2020-03-15

KERNBOTSCHAFT: Die Verborgenheit Gottes war und ist niemals das Ende seiner Heilszusage.

Die Gottesfrage ist so alt wie die Menschheit und hat nie verstummt: „Ist Gott in unserer Mitte oder nicht?“ So fragte das Volk Israel in einer äußerst bedrohlichen Lebenssituation. Diese bedrückende Frage hat einen heilsgeschichtlichen Hintergrund. Gottes Verheißung bildete vom Anbeginn die Grundlage der Existenz des Volkes Israel. Ob nun bei Abraham oder bei Mose, Gott hat dem Volk Israel eine Verheißung gemacht, die Verheißung seiner Gegenwart. Bezeichnenderweise ist diese Zusage göttlicher Gegenwart allerdings dreimal ordentlich ins Wanken, ins Schleudern gekommen. Einmal fing das Volk an, sich mit allen anderen Völkern zu vergleichen und verlangten nach dem eigenen König. Es war ein Treuebruch, aber Gott gab nach. Ein anderes Mal verlor das Volk seine Geduld und Ausdauer am Fuß des Berges Sinai. Es wandte sich von Gott ab und machte sich ein Standbild als Ersatzgott. Heute hörten wir von der Wucht der Frustration und Verzweiflung, von der Ohnmacht bei der Wanderung durch die Wüste. Das Volk war am Verdursten. Die Gegenwart Gottes war nicht spürbar.

Unser Gottesbild stets überprüfen: Die Erfahrung des Volkes Israel ist uns überhaupt nicht fremd! Auch uns, die wir uns sonntäglich zur Eucharistiefeier versammeln, der höchsten Form göttlicher Gegenwart unter uns. Es gibt die >>Nacht der Seele<<; eine >>Nacht<<, in der die Verzweiflung die einzig wahrnehmbare Wirklichkeit ist, die Menschen von allen Seiten umschließt. Was meinen wir also, wenn wir, wie beim Volk Israel, von der Gegenwart Gottes sprechen? Verbinden wir diese göttliche Gegenwart nicht zu oft mit Machbarkeit bis sogar zum Machbarkeitswahn? Hat Gottes Gegenwart nicht doch mit Treue und Standhaftigkeit zu tun? Denken wir nicht allzu oft die Verheißung Gottes über seine Gegenwart in der weltlichen Kategorie? Traurig aber wahr: Die Verheißung göttlicher Gegenwart entzieht sich aller denkmöglichen Managementkunst! Worum es also geht, ist unser Vertrauen darauf, dass sich Gott nicht betrügen kann.

Was sollen wir also tun? Worauf können wir bauen? : Der Psalmist hilft uns zu einer tragfähigen Zuversicht in der >>Nacht der Seele<<: „Wenn mich auch Vater und Mutter verlassen, der HERR nimmt mich auf“ (Ps 27,10). Und aus dem Buch des Propheten Jesaja kommt uns diese Zuversicht: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir. Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen“ (Jes 43,1b-2). Schwestern und Brüder! In dieser Welt sind uns Grenzen gesetzt. Unser Imponiergehabe ist lediglich eine Seifenblase! Darum sagt Paulus in der zweiten Lesung, dass es allein auf die Gnade Gottes ankommt. Dass Gottes Gnade es vermag, uns durch alle >>Nacht der Seele<< zu tragen. Es geht also darum, dass wir in allen Situationen uns von Gottes Sohn, Jesus begleiten lassen. Wie bei der Samariterin ist der größte Durst, der größte Hunger unseres Glaubenslebens, Gott näher zu sein und tiefer zu erkennen; zu unserem inneren Selbst zu finden. Auch in Zeiten wie diesen bleibt die Gottsuche unsere Glaubensherausforderung.

ZWEITER FASTENSONNTAG (A): 2020-03-08

ZWEITER SONNTAG IN DER ÖSTERLICHEN BUSSZEIT (A): 2020-03-08

VORSTELLUNG DER FIRMLINGE: „KOMMT, FOLGT MIR NACH!“

KERNBOTSCHAFT: Ich mache das Grundthema der Vorstellung der Firmlinge zum zentralen Inhalt meiner Einladung zum konsequenten christlichen Glauben als konkreter Nachfolge.

Gott schreibt die Geschichte der Menschheit immer neu: In der Lesung aus dem Ersten Buch Mose hörten wir von Abram. Gott setzt einen neuen Anfang mit ihm. Er ruft ihn, seine Heimat zu verlassen. Es heißt, seine Selbstsicherheit zu verlassen. Abraham ist zum Gottes Entwurf geworden. Er wird künftighin auf Gottes Weg gehen. Auf diesem Weg hat Abraham einen einzigen und einzigartigen Auftrag: „Ein Segen sollst du sein.“ Jesus wird später beanspruchen, dass er dieser Weg Gottes sei. In ihm ist Gott sichtbar und hörbar geworden – für uns und zu unserem Heil, zu unserem Ganz-sein. Wir, die wir auf den Namen Jesu getauft worden sind, haben diesen Auftrag, wie Gott ihn Abraham gegeben hat, erhalten. Gott will für alle Menschen erfahrbar und sichtbar werden durch uns und durch alle Menschen, die sich Christen und Christinnen nennen. Können wir es schaffen, Gott sichtbar und erfahrbar zu machen?

Wir können und dürfen uns auf Gottes Gnade, auf sein Wohlwollen verlassen: Ich habe ein großes Vorbild im Apostel Paulus. Er ist für mich zugleich ein großer Trost und eine unbändige Hoffnung. Der Saulus, der zum Paulus geworden ist, dieser Paulus, der sich als eine „Missgeburt“ bezeichnet. Hört genau, wie sich Paulus versteht und wie groß sein Vertrauen auf Gott ist: „Als letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der >>Missgeburt<<. Denn ich bin der geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Doch durch Gottes Gnade (Wohlwollen) bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben“ (1Kor 15,8-10a).

„Kommt, folgt mir nach!“: Liebe Firmlinge! Niemand kann Jesus wirklich nachfolgen, wenn er oder sie sich nicht von Jesus stark angezogen fühlt. Gerade diese Anziehungskraft spürten die drei Apostel Petrus, Jakobus und Johannes auf dem Berg der Verklärung. Wer von der Gegenwart Jesu, wer von seiner Liebe überwältigt wird, kann gar nicht mehr anders, als bei ihm zu bleiben, mit ihm auf dem Weg zu sein. Deshalb sagt der Apostel Paulus: „Die Liebe Christi drängt uns!“ (2Kor 5,14). Kann seine Liebe uns heute noch >>drängen<<? Jawohl! Ganz besonders in der Feier der Eucharistie – in der Messfeier. Vielleicht sagt ihr, so wie manche anderen, das ihr die Eucharistiefeier nicht >>versteht<<. Da hättet ihr aber Recht! Kein Mensch >>versteht<< die Messfeier! „Das Schöne kann nicht verstanden werden. Es wird geliebt.“ Wer Jesus also nachfolgt, muss darum vorrangig seine beglückende Nähe suchen, muss lernen, bei und mit ihm zu sein. Die Nachfolge Jesu ist nicht primär ein Aktivismus! Christliche Aktivistinnen und Aktivisten waren und sind gerade die Menschen, die seine Nähe stark erlebt haben. Darum gefällt mir diese Worte des Apostels Paulus, die euch abschließend ans Herz lege: „Weil wir eine Hoffnung haben, treten wir mit großem Freimut auf“ (2Kor 3,12a). Ich freue mich, dass ihr in der Firmungsvorbereitung Jesus näher kennenlernt, um mit ihm viel besser auf dem Weg zu sein.

ERSTER FASTENSONNTAG (A): 2020-03.01

ERSTER FASTENSONNTAG (A): 2020-03-01

KERNBOTSCHAFT: In einer Welt problembeladener Rechtfertigung gilt es, in Gott allein unsere Lebensverankerung und Erfüllung zu suchen.

Gott suchen und finden – das größte Projekt in unserem Leben: Die Zeit, Gott zu suchen, ist dieses Leben. Die Zeit, ihn zu finden, ist der Tod. Die Zeit, ihn zu besitzen, ist die Ewigkeit“ (Franz von Sales, Bischof von Genf). Mir ist dieser Spruch von Franz von Sales am heutigen ersten Sonntag in der vorösterlichen Bußzeit sehr wichtig. Ich möchte, dass wir uns darüber Gedanken machen. „Die Zeit, Gott zu suchen, ist dieses Leben.“ Wer es mit der Gottsuche ernst meint, kann nicht umhin, manche Alltagsgewohnheiten, bestimmte Lebenseinstellungen in Frage zu stellen. Die Fastenzeit ist eine Zeit der Fragestellungen, ja, der Infragestellungen für den Christenmenschen. Eine verdichtete Zeit, sich neu zu orientieren. Eine besondere Gnadenzeit.

Spurenelemente christlicher Weisheit in den Versuchungen Jesu: Jesus entblößt durch seine souveränen Haltungen gegenüber seinem Widersacher viele Dinge, die wir im Alltag sagen und tun als Rechtfertigung, als Selbstrechtfertigung. Seine Reaktionen bedeuten die Zerstörung unserer Lebenskulturkulisse. In den Antworten Jesu werden unsere Verhaltensweisen im Alltag entkleidet. Was meistens bei unserem Umgang mit anderen Menschen übrigbleibt, ist meistens offenkundig oder verschleiert das Rechthabenmüssen. Gerade dieses Recht haben zu müssen ist aber der Ersatz für Rechtfertigung, die für Jesus und den Schweizer evangelischen Theologen Karl Barth Gott allein sein kann. Jesus hat durch seine Antworten auf die dreifachen Versuchungen durch den Widersacher alle Formen des Bewusstseinsimperialismus entblößt und zerstört. Solcher Bewusstseinsimperialismus ist meistens mit Macht, Machtgefühl sowie Zeitgeistopportunismus verbunden. Bei vielen Dingen, die wir tun und sagen, geht es kritisch besehen um die verschleierte Domestizierung unseres Gewissens.

Die Fastenzeit richtig gestalten: Nach allen biblischen Erzählungen besteht die größte Sünde des Menschen in der Grenz- und Kompetenzüberschreitung. Die Ur-Versuchung des Menschen ist ihm geblieben: Selbstüberschätzung. Die Fastenzeit ist darum eine Zeit, in der wir in uns hineinhorchen sollen; in einer Zeit, in der wir bei den kleinen und großen Entscheidungen vorher die Ruhe suchen; eine Zeit der Stille und Besinnung. Gott in diesem Leben zu suchen, heißt aber auch die Frage der Ewigkeit zu stellen. Unsere Ewigkeit beginnt aber schon jetzt in dieser Welt durch unsere Offenheit für Gott.

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ASCHERMITTWOCH 2020

ASCHERMITTWOCH 2020-02-26

KERNBOTSCHAFT:Die Fastenzeit hilft uns, Gott näher zu sein, damit unsere zwischenmenschlichen Beziehungen besser gelingen können.

Unterwegs zur Freiheit: Das größte Geschenk des Schöpfers an uns Menschen ist die Freiheit. Dieselbe Freiheit ist zugleich das gefährlichste Geschenk Gottes an die Menschen. Freiheit kann auch zu Beliebigkeit und Selbstverlust führen. Sie ist darum immer neu erringen. Wir können Ja oder Nein zum Schöpfer sagen. Der Preis einer falschverstandenen Freiheit ist allerdings sehr groß. Diese bittere Erfahrung hat das Volk Israel machen müssen. Die neu erhaltene Freiheit musste sich erst bewähren. Die biblische Geschichte über die Freiheit des Volkes Israel ist modellhaft für unsere eigene Freiheit. Die 40 Tage der heute beginnenden Fastenzeit erinnern uns nicht nur an die Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste in das Gelobte Land, sondern bezeichnen zugleich unser Heranreifen in die persönliche Beziehung zu Gott hinein. Das ist aber geradezu das, was Glauben heißt. In der Fastenzeit soll unsere Beziehung zu Gott, zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen gereinigt werden. Ja, auch unsere Lebensbeziehungen brauchen ihre Qualitätssicherungen.

Im Glauben werden wir unter allen Bedingungen vom Leben getragen: Im Buch des Propheten Jesaja (7,9) steht dieser wunderbare kurze Satz: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“ Hier wird auf die Wurzel des Glaubens und somit des Lebens in der Bibel angespielt: >>Aman<< [fest, sicher, zuverlässig sein]. Von diesem Wurzelwort haben wir unser >>Amen<<, das wir beim Gebet sprechen. Es kann bedeuten: „das Versprechen, zu einer Sache oder Person in Tat und Wahrheit zu stehen, die Treue Gottes nachzuahmen, auf Gott zu vertrauen und Gottes Boten und Zeugen*innen zu glauben, sich in Gott fest zu machen und Gottes Liebe zu trauen“. Hierin liegt die Zielsetzung der Fastenzeit: wir sollen uns nach unseren Möglichkeiten in Gott festmachen. Dazu geben uns am Aschermittwoch die Schriftlesungen wichtige Grundorientierungen. Wir sollen uns freimütig überall für Gerechtigkeit einsetzen, wo wir sie mittelbar oder unmittelbar erleben. Wir sollen unseren Mitmenschen in Notsituationen das Leben erleichtern. Wir sollen nicht um uns selbst kreisen, sondern die Augen öffnen, um zu sehen, wo wir gebrauchen werden. Vor allem sollen wir die Nähe zu Gott in der Übung unterschiedlichster Spiritualitätsformen bewusst suchen und pflegen. Bei alledem ist es Gott nicht wohlgefällig, wenn wir tierisch ernst sind. Unser Tun des Guten und des Gerechten muss für uns eine Erfüllung sein oder es wir wären auf dem falschen Weg zu Gott. Weil es nicht immer leicht ist, heißt nicht, dass wir es unterlassen müssen! Möge darum der Weg, den du in dieser Fastenzeit einschlagen möchtest, dich viel näher zu Gott und zu den Mitmenschen führen, aber auch deine Augen öffnen für die Menschen in besonders schwierigen Lebenssituationen.

FAMILIENGOTTESDIENST. 2020-01-26

DRITTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-01-26

Vorstell-und Familiengottesdienst: „Gott ist mit uns unterwegs“

KERNBOTSCHAFT: Gott ist unterwegs mit uns, damit wir unser Lebensziel erreichen und ihn immer besser kennenlernen.

Leben ist unterwegs zu sein: Immer sind wir unterwegs. Ja, wir verfolgen viele und unterschiedlichste Ziele im Leben. Manche Ziele erreichen wir viel leichter und viel besser mit anderen Menschen zusammen. Darum ist es wichtig, dass wir uns fragen, warum wir mit wem unterwegs sind wohin. Immer sind wir auf der Suche nach dem, was uns Freude macht, was uns erfüllt. Immer sind wir auf der Suche nach neuen Erkenntnissen, nach neuen Erfahrungen. Was heißt es aber, wenn wir heute sagen: „Gott ist mit uns unterwegs“?

Die Bibel – spannende Geschichten über Gott und seine Menschen: Ein schönes Kirchenlied heißt „Wer glaubt, ist nie allein.“ Ein Buch in der Bibel heißt Psalmen. In einem von diesen gibt es ein schönes Gebet: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern“. Das erklärt uns schon, was wir meinen, wenn wir sagen, „Gott ist mit uns unterwegs“. Es bedeutet, dass wir eine schöne Energie haben, eine besondere Kraft, damit wir unser Leben gestalten können. Wenn Gott mit uns unterwegs ist, dann hat er sicherlich etwas mit uns vor. Ja, Gott hat etwas mit dir vor. Was könnte denn das sein? Gott möchte, dass wir seinen Herzschlag hören, dass wir ihn besser kennenlernen, dass wir unser Lebensziel besser erreichen und dass wir nicht schnell müde werden auf unserem Lebensweg. Er will mit uns die ganze Wegstrecke gehen. Er lässt uns nicht im Stich, wenn wir müde und verzweifelt werden. Die Bibel ist voll von den Geschichten, wie Gott mit den Menschen auf dem Weg ist. Mir gefällt das Bild in der Bibel, wo das Volk Israel in der Wüste weder ein noch aus wusste und Gott ihm Kraft und Weg war, indem er vor ihm im Zeichen der Wolken zog. So haben die Israeliten keine Angst mehr gehabt und wussten, dass sie ihr Ziel – eine neue Heimat in Geborgenheit – erreichen werden.

Jesus zeigt uns den Weg zu Gott: Weil es nicht immer leicht ist, zu spüren und zu wissen, ob Gott mit uns unterwegs ist, ist er in Jesus von Nazareth Mensch geworden, einer von uns. Jesus wollte und will heute immer noch mit Menschen den Weg zu Gott gehen. Ich selber bin von diesem Jesus sehr begeistert. Vielleicht möchtest du immer mehr von ihm wissen. Das wünsche ich dir wirklich sehr. Ich finde es einfach wunderbar, dass ihr heute, wo ihr euch eurer Pfarrgemeinde vorstellt und an diesem „Sonntag der Bibel“, wir Papst Franziskus ihn ins Leben gerufen hat, eine Bibel als Geschenk der Pfarre bekommt. Ein ganz tolles Geschenk. Nehmt euch die Zeit, um aus der Bibel zu lesen, denn so werdet ihr erfahren, wie Gott mit uns Menschen unterwegs ist. Jesus, Gottes Sohn, hat, zum Beispiel, Menschen berufen, die mit ihm unterwegs sein sollten. So hat das begonnen, was wir heute Kirche nennen: Menschen, die sich im Namen Jesu versammeln.

ZWEITER SONNTAG IM JAHRESKREIS A. 2020-01-19

ZWEITER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-01-19

KERNBOTSCHAFT: Die Gottsuche gehört zu den größten Grundbedürfnissen des Menschen. Auf diesem Weg ist Jesus die christliche Antwort.

Die neue Blüte der Gottesfrage in unserer Zeit: Die gewaltige und erdrückende Sinnkrise unseres 21. Jahrhunderts steht außer Zweifel und lässt die Spiritualität und die Gottesfrage hochaktuell werden. Wo der Sinn des Lebens fehlt, dort öffnen sich Tür und Tor für alle möglichen Formen der zerstörerischen Spannungen in einer Gesellschaft. Ein Lied im Gotteslob bringt diese Gottsuche zum Ausdruck: „Seit Menschen leben, suchen sie nach Gott“ (GL 422). Am Ende dieser ersten Strophe heißt es dann: „Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen!“ Die meisten Menschen stellen zwar diese Gottesfrage nicht mehr im Raum der Großkirchen, aber sie lässt sie jedoch nicht kalt. Uns, die wir uns mitten in dieser Welt mit dem christlichen Glaubensgut im Rucksack unterwegs sind, lässt aber auch diese Gottesfrage nicht in Ruhe. Gott lässt sich nicht leicht verdrängen!

Die Gottesfrage ist die christliche Gottsuche in Jesus von Nazareth: Für alle Menschen in der Tradition des jüdisch-christlichen Glaubens ist die Sinnfrage immer verbunden mit der Gottesfrage: Welche Rolle spielt Gott in meinem Leben? In meinen Beziehungen zu meinen Mitmenschen? Die Bitte im erwähnen Lied hat auch damit zu tun, ob wir wirklich erkennen können, wenn Gott uns in bestimmten Situationen entgegenkommt. Gottsuche ist eine beständige Angelegenheit. Das erkennen wir in den Bekenntnissen des Täufers im heutigen Evangelium: „Auch ich kannte ihn nicht“, das zeigt wohl, dass die Gottsuche ein langer Prozess sein kann. Es kam jedoch der erhoffte Augenblick für Johannes den Täufer, um Jesus persönlich zu erkennen und auf ihn als Erlöser hinzuweisen. Er wollte unmissverständlich machen, dass es bei der Gottsuche darauf ankommt, auf Jesus zu blicken. Wir sollen diese dreifache Botschaft des Täufers heraushören: dass die Sünde der Welt getilgt wird; dass Jesus Israel offenbart wird und dass er uns mit dem Heiligen Geist tauft. Johannes der Täufer zeigt uns, worum es in der christlichen Verkündigung geht: ALLE wahren Verkündiger der frohen Botschaft vom angebrochenen Reich Gottes haben von sich selbst weg auf Jesus. Wer Gott wirklich sucht, hat darum auf die vielfältigen Zeichen in der eigenen Umgebung sowie auf die Stimme des Heiligen Geistes in seinem Inneren zu achten. Christlich zu glauben ist darum eine unaufhörliche Einübung in die Nachfolge Jesu.

TAUFE DES HERRN. 2020-01-12

TAUFE DES HERRN. ERSTER SONNTAG NACH EPIPHANIAS. 2020-01-12

KERNBOTSCHAFT: Wir sind frei in Christus trotz unserer Hinfälligkeit und Hingeneigt-Sein zum Bösen.

Wir leben als Christen*innen in einer Tradition der Verheißung und der Hoffnung: Der biblische Befund macht wiederholt deutlich, wie wichtig der Erwählungsgedanke für den jüdisch-christlichen Glauben ist. Die Bibel führt uns immer vor Augen, an welchen Gott wir glauben. Unser Gott ist ein Gott der Verheißung. In der ersten Lesung heute heißt es: „Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Nationen das Recht. […] ja, er bringt wirklich das Recht.“ Mit >>Recht<< ist allerdings kein Rechtssystem gemeint, sondern vielmehr „gerechte und für die Menschen hilfreiche und heilsame Verhältnisse.Gottes Verheißung ist immer konkret und meint den konkreten Menschen in seiner konkreten Lebenssituation, und in seiner Freiheitsgeschichte; eine Freiheitsgeschichte, die immer wieder auch Unheilgeschichten schreibt. Denken wir an die Erwählung Abrams währenddessen Gott zu ihm sprach: „Ich werde dich zu einem großen Volk machen. Ein Segen sollst du sein. […] Durch dich sollten alle Sippen der Erde Segen erlangen“ (1. Mose 12,2.3b). Gerade diese Verheißung ist mit einer großen Hoffnung verbunden: Gott hat seinen Blick auf die ganze Menschheitsfamilie, auf „alle Sippen der Erde“. Darauf nimmt Petrus, der Apostelfürst, wenn er in der zweiten Lesung die Kraft christlicher Hoffnung hervorhebt: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was Recht ist.“ Wie unschätzbar sind doch diese Worte des Petrus für das christliche Denken wie auch gleichzeitig für das friedvolle Zusammenleben der Völker in unserer polarisierten Welt!

Die christliche Taufe ist das schönste Geschenk Gottes an uns: Oft denke ich mir, wieviel besser unser Leben ausschauen könnte, würden wir stets im vollen Bewusstsein unserer Taufgnade denken, reden, leben und handeln. In der Taufe sind wir nämlich in die Verheißung Gottes hineingenommen worden, die uns zur Hoffnung geworden ist. Wir sind gerade dadurch, dass Jesus sich hat taufen lassen, in das unzertrennliche und unzerstörbare Leben mit ihm hineingenommen worden. Durch seine Taufe hat er unser irdisches Schicksal auf sich genommen. Trotz aller unserer Hinfälligkeit und unseres Hingeneigt-Sein zum Bösen können wir nicht verloren sein. Seine Worte an den Täufer gelten besonders für uns, die wir durch Hochmut Gott den Zugang in unser Leben verwehren: „Lass es zu! Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen.“ Gottes geschenkte Zuwendung ergreift uns immer dann, wenn und wann wir von uns loslassen und zulassen, dass Gott an uns handelt, dass sein Wille an uns geschieht. „Die Gerechtigkeit ganz erfüllen“, das heißt, dass Jesus das Leben seiner Zeitgenossen teilte und am Ende durch seinen Kreuzestod besiegelt. Das ist eine Liebe ohne Maß! In dieser Liebe ohne Maß sind wir gut aufgehoben, wenn wir sie zulassen.

ERSCHEINUNG DES HERRN. 2020-01-06

HOCHFEST ERSCHEINUNG DES HERRN (A). 2020-01-06

KERNBOTSCHAFT: Gott geht zu den Menschen in ihrer Not und in ihrer Hoffnung durch die Jüngerinnen und Jünger Jesu Christi.

Ich kenne manches Mal eine tiefe Traurigkeit und einen heiligen Zorn: Liebe Kinder! Ich finde, dass wir einander immer die Wahrheit sagen sollen. Ich sage euch heute meine Wahrheit und sie hat zwei Gesichter. Das erste Gesicht meiner Wahrheit ist sehr traurig. Ich wiederhole, was wir in der Lesung gehört haben: „Siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker.“ Wisst ihr auch, warum das so ist? Das Stück Wellblech, das wir heute bei dieser Messfeier haben, führt uns vor Augen, dass sehr viele Menschen weltweit in großer Armut leben müssen, während andere im Überfluss leben und Nahrungsmittel wegwerfen müssen. Viele Menschen – Kinder, Jugendliche und Erwachsene müssen sterben an Krankheiten, die geheilt werden könnten, wenn es gute Spitäler gäbe. Viele Kinder und Jugendliche wissen nicht, was Schulbildung, Berufsausbildung oder Freizeit ist, weil ihren Eltern das nötige Geld fehlt. Das verstehe ich als „Finsternis“ und „Dunkel“, die die Erde und die Völker bedeckt. Es ist die Finsternis der Ungerechtigkeit und der Gleichgültigkeit. Es gibt aber, Gott sei Dank, das andere Gesicht der Wahrheit.

Die Wahrheit mit dem Gesicht der Hoffnung: „Steh auf, werde Licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht und der Glanz des Herrn geht strahlend auf über dir.“ Ihr seid mit so vielen Kindern und Jugendlichen aufgestanden und möchtet Licht sein. Mit Jesus, dem Christkind zu Bethlehem, möchtet ihr Licht sein für andere, für die Welt, in der die Finsternis der Armut regiert. Ihr geht mit den Begleitpersonen, die euch sagen, dass ihr auf dem richtigen Weg seid, dass das, was ihr tut, ganz richtig und wichtig ist. Ihr bringt mit eurem Singen, mit euren Sprüchen und mit Weihrauch Licht in die Wohnungen und holt Hoffnung für die vielen Menschen ohne Hoffnung. So seid ihr Boten und Botinnen des Lichts und der Hoffnung. Ihr seht die hilfsbedürftigen Menschen in Kenia und geht für sie auf die Straßen, während viele Touristinnen und Touristen die vielen Tiere in der Safari sehen. Ihr geht sammeln für sie, damit sie ihre Würde nicht verlieren, während sie bei den Touristinnen und Touristen betteln und ihre Würde verlieren. Ihr seid wirklich Super Königinnen und Könige, denn echte Königinnen und Könige schauen darauf, dass es den Menschen gut geht. Ihr bringt Licht, weil ihr vom Licht Christi überzeugt seid, die in euch ist. Ich sage euch dafür einen herzlichen Dank!

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