ZWEITER SONNTAG NACH WEIHNACHTEN. 2020-01-05

ZWEITER SONNTAG NACH WEIHNACHTEN (A). 2020-01-05

KERNBOTSCHAFT: Dass wir stets in das Bewusstsein der geschenkten Zuwendung Gottes hineinwachsen.

Langweile oder Sinnvertiefung? : Seit dem Christtag wurde den Prolog des Johannesevangeliums [den Anfang des ersten Kapitels] schon mehrmals bei den Gottesdiensten vorgelesen. Die Gefahr ist groß, dass sich einige von uns bei diesem wiederholten Zuhören gelangweilt fühlen. Irgendwie ertappte ich mich auch bei diesem Empfinden der Langeweile dieser Wiederholungen. Ich möchte aber kein Opfer eines solchen Gefühls sein! Ich muss dieser Gefahr Einhalt gebieten und mich nach dem Sinn solcher Wiederholungen fragen. Wir können auch diese Wiederholungen aus der Perspektive unserer Alltagserfahrungen betrachten, wenn wir uns oft nach unseren Lieblingsspeisen oder noch tiefer, nach bestimmten Beziehungen, die uns gut getan haben und immer wieder gut tun sehnen. Es gibt Erfahrungen und Beziehungen bei denen wir ganz weg sind. In meinem Ursprungskulturkreis lautet darum eine Redewendung: „Wenn der Weg gut ist, geht man ihn zweimal.“ Besonders am Anfang dieses neuen Jahres ist es gut, mehrmals auf dem Weg der Menschwerdung Gottes zu sein. Es ist die Absicht der Kirche, den Menschen die unermessliche Botschaft der Menschwerdung Gottes nahezubringen. Gerade in der Menschwerdung Gottes liegt unsere eigene Menschwerdung – jeden Tag neu!

Sich von der Weisheit Gottes getragen wissen: Alle drei Schriftlesungen am heutigen Sonntag wollen uns eine konkrete Wahrheit über die Selbstmitteilung Gottes in Jesus Christus ans Herz legen: Wir sind nämlich umgeben von der Weisheit Gottes. Wir sollen und können uns im Raum der helfenden Zuwendung Gottes zu uns Menschen bewegen. Seine an uns geschenkte Zuwendung ist die Kraft, die uns in allen Lebenssituationen trägt. Paulus begründet diese Zuversicht so: „Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.“ Schwestern und Brüder, es heißt, dass wir zu einer Gemeinschaft berufen sind, die über alles Irdische übersteigt. Der Apostel knüpft die Frohbotschaft des unergründlichen Geheimnisses der Menschwerdung Gottes mit einem Gebet für seine Gemeinde von Ephesus: „Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt.“ Diese „Heiligen“, das sind wir – kraft der geschenkten göttlichen Zuwendung in der Taufe.

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DARSTELLUNG DES HERRN. 2020-02-02

FEST DER DARSTELLUNG DES HERRN. 2020-02-02

KERNBOTSCHAFT: In einer zunehmend irdisch orientierten (säkularisierten) westlichen Welt bleibt das Überleben des Christentums eine Herausforderung eines persönlichen Zeugnisses.

 

Heute christlich glauben in einer langen Geschichte der Säkularisierung: Bei der Lektüre des heutigen Evangeliums viel mir der Name Betrand Russell ein. Er wurde 1872 geboren und starb 1970. Er war ein britischer Philosoph, Mathematiker und Logiker. Seine Ansichten über Religion hat er in dem langen Essay Warum ich kein Christ bin(1927; erw. 1957) zusammengefasst. Er hielt Religion im Allgemeinen, insbesondere aber das Christentum, für ein Übel, eine „Krankheit, die aus Angst entstanden ist. Dieser Mann, der sich leidenschaftlich für den Weltfrieden engagierte und mit dem Nobelpreis für den Frieden belohnt wurde, prägte sehr stark die Geschichte des Atheismus und der Säkularisierung in Europa mit. Die Früchte von diesem großen Baum sind heute nicht zu verkennen! Was hat dieser Mann aber mit der Botschaft dieses Sonntags zum Fest der Darstellung des Herrn zu tun?

Ich stelle dieser Geschichtsprägung eine Prägung der Erfüllung gegenüber: Es gibt im heutigen Europa vielen Millionen von Menschen, die sich den Buchtitel des britischen Philosophen „Warum ich kein Christ bin“ zu Eigen gemacht haben. Was sollte unsere Antwort darauf sein? Was ist deine Antwort darauf? Unser Leben, dein Leben sollte das neue Buch mit dem Titel „Warum ich gern ein Christ*in bin“ heißen. Was sollte denn drinnen stehen? Ein persönliches Zeugnis, ein persönliches Glaubensbekenntnis auf der Grundlage deiner persönlichen Lebenserfahrungen mit Gott, vor allem mit Jesus, dem Mensch gewordenen Gott. Gerade in einer Gesellschaft mit einem krankmachenden Leistungsfanatismus und einer Selbstbedienungsanleitung geht es um die Freude am Sein, um die Freude am geschenkten Mensch-Sein. In diesem neuen Buch, das du selber bist, geht es um die Erfüllung, die uns im Angesicht der Gegenwart des Herrn zuteilwird. Gerade diese Frage der Erfüllung scheint mir die wichtigste Frage unserer Zeit zu sein. Haben wir denn wirklich eine große Erfüllung bei all den Dingen, die wir leisten und meinen, dass sie für unser Leben so ausschlaggebend sind? In unserem heutigen Evangelium geht es jedoch um die Erfahrung dieser Erfüllung in der Gegenwart des Herrn. Das bezeugen uns die zwei alten Menschen Simeon und Hanna. Es ist allerdings nicht zwingend notwendig, dass wir so alt wie sie werden, um die erfüllende Erfahrung mit Jesus zu machen. Christ-Sein heißt, sich mit dem Herrn innig verbunden zu wissen und diese Verbundenheit mit anderen zu leben. Es heißt, in seiner Gegenwart das Leben zu gestalten. Es heißt, wie wir von der Prophetin Hanna gehört haben, sie „pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten“, dass wir mit Freude den Menschen von unseren persönlichen Erfahrungen mit Jesus erzählen; dass wir frohgemut überall erzählen, „Warum wir gern Christen und Christinnen sind“.

HOCHFEST DER GOTTESMUTTER. 2020-01-01

NEUJAHR. HOCHFEST DER GOTTESMUTTER MARIA. 2020-01-01

KERNBOTSCHAFT: Gott ist nicht nur die Brücke, die uns in das neue Jahr überführt. Er ist zugleich der Weg, der uns nach der Überquerung dieser Brücke weiterführt.

„Von guten Mächten treu und still umgeben“ (GL 897): Erstaunlich, wie weitverbreitet dieses geistliche Gedicht des evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer ist. Verfasst im Dezember 1944 in der Gestapo-Haft, ist es Bonhoeffers letzter erhaltener theologischer Text vor seiner Hinrichtung am 9. April 1945. Heute ist es ein viel gesungenes geistliches Lied. Es berührt mich immer wieder vom Neuen, welche Zuversicht in diesem Lied steckt, auch 75 Jahre nach seiner Hinrichtung. Zweifelsohne ist das, wovon er in jener unentrinnbaren Situation erfüllt war, unvergleichlich größer als die unmittelbare Bedrohung seiner Liquidierung. Seine Unerschütterlichkeit berührt einfach und übersteigt alle menschlichen Vorstellungen. Sein aus seiner inneren Haltung entsprungenes Lied regt zum Nachdenken an.

Großartige Friedensgesinnung und Menschlichkeit zum Jahreswechsel: Der Jahreswechsel und der Neujahrsbeginn sind Zeiten des Glücks und der Erfüllung. Was für Bilder und Worte der Glückwünsche kreuzen sich da über die sozialen Medien! Auch wenn manche Bilder nach meinem Empfinden zu kitschig sind, laufen diese vielen Bilder und Worte auf ein gemeinsames Ziel: Sie überbringen das Wohlwollen der Mitmenschen; sie übermitteln den Mitmenschen das Wohlergehen in einem unsicheren neuen Jahr. Ich finde, wir dürfen die große Bedeutung solcher Bilder- und Wortwünsche nicht geringschätzen. In ihnen steckt eine Friedensgesinnung, die darauf harrt, dass sie die gesamte Menschheitsfamilie erfasst. Ja, der Weltfrieden beginnt im Kleinen! Ja, immer beginnt der Friede oder der Krieg – im Kleinen wie auch im Großen – mit den Worten, die wir sprechen. Der Friede fängt an mit unserer Art der Kommunikation!

Mit der Gottesmutter Maria auf dem Weg zum Frieden: Als ich heute Nachmittags meinen Computer eingeschaltet habe, um meine Predigtgedanken niederzuschreiben, sprang auf dem Bildschirm ein wunderschönes Bild einer Brücke in die Augen, die eine tiefe Kluft verbindet, in der ein großer Fluss fließt. An beiden Enden sind zwei wuchtige Säulen, die diese Brücke tragen. An dieser Brücke soll das Bungeejumping seinen Lauf genommen haben. Dieses schöne Bild wurde gleich für mich zum Sinnbild für dieses neue Jahr, an dessen Anfang wir stehen. Was sind und möchten die Säulen sein, die dich tragen in diesem Jahr? Auf welcher Brücke möchtest du in deinem Leben gehen? Über welchen Fluss oder über welche Grube soll dich welche Brücke tragen? Bei diesen und ähnlichen Fragen ist es gut, auf Maria zu schauen. Zuerst ist sie uns eine Lehrmeisterin der Nachdenklichkeit und ohne gewollte Nachdenklichkeit verwirken wir unser Leben und verbauen unsere Beziehungen. Maria ist aber auch geradezu die Frau, „in der Gott durch ihre Erwählung und vor allem in der Geburt ihres Sohnes einen neuen Anfang setzt“. Gott vermag es, wie mit Maria, mit uns, in uns und durch uns einen neuen Anfang zu setzen. Das tut er, indem wir sein Wort aufnehmen, indem wir Gott beim Wort nehmen.

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EINUNDDREISSIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C)

EINUNDDREISSIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2019-11-03

Bibeltexte: Weish. 11,22-12.2; 2 Thess. 1,11-2.2; Lk 19,1-10

KERNBOTSCHAFT: Ich will dazu einladen, neugierig zu werden auf Jesus, der seinen Blick auf uns wirft und uns in unserer Unzulänglichkeit mit seiner Gnade zuvorkommt.

Der Baum des Verstecks ist zum Baum eines neuen Lebens geworden: Der Baum ist im Bewusstsein der Völker ein Symbol des Lebens. In der Ahnenforschung, die zu einem Brennpunktphänomen unserer Zeit geworden ist, erstellen die Menschen ihre „Lebensbäume“. Die Menschen wollen wissen, woher sie kommen, mit wem sie blutsverwandt sind, wo ihre Wurzeln liegen. Dieser Wunsch entspricht auch durchaus dem Phänomen der Entwurzelung, der existenziellen Erfahrung vieler Menschen. Im heutigen Evangelium wird der Baum zum Ort der Begegnung für Zachäus, zum Ausgangspunkt eines neuen Anfangs. In seiner Steuerhoheit in Jericho macht er die Erfahrung der Entwurzelung. Das Leben kann ihn nicht mehr tragen. Sein Reichtum trägt ihn nicht mehr. Nun spürt er, dass er getragen werden muss. Er setzt auch den einzig nötigen Schritt dafür: Er will anders werden.

Die Neugier kann eine heilende Wirkung auf unser Leben haben: „Sei nicht so neugierig!“ Das hören wir immer wieder im Alltag. Die Neugier ist eine Augen-, Seh-, Sensationslust. Sie wirkt wie eine Droge, permanent will man etwas Neues erhaschen. Heutzutage beflügeln die Sozialen Medien diese neugierige Lebenshaltung. Die Neugier muss jedoch nicht immer negativ sein. Sie kann auch das Gegengift gegen die Gleichgültigkeit sein. Die Neugier macht erfinderisch. Sie ist ein Motor für positive Veränderungen, selbst im eigenen Leben. Die Neugier ist das Gegenmittel gegen die Selbstzufriedenheit und die Selbstgerechtigkeit sein. Geradezu diese Neugier treibt den Oberzöllner auf den Baumwipfel. Sein schlechtes Gewissen führt ihn zur Sehnsucht nach dem Jesus von Nazareth. Die Menschenmasse versperrt ihm die Sicht und den Weg. Seine unstillbare Neugier macht ihn aber kreativ. Das wird von Jesus reichlich belohnt. Jesu Aufblick zu ihm wird zum Anblick der Liebe und Zuwendung. Auf dem Baum des Verstecks ist nun eine Wandlung möglich. Die Neuwerdung ist möglich geworden. Der Gnadenort ist überall, wo die Menschen auf Jesus neugierig werden.

Lebenswandlung ist möglich durch die Begegnung mit Jesus: Es steckt eine große Hoffnung in unserem heutigen Evangelium. Eine Hoffnung, die ich in drei Dimensionen sehe: Erstens, für die ernsthaft Gottsuchenden. Zachäus war neugierig auf Jesus, dann ist er auf einen Baum gestiegen und hat sich nicht durch den Spott der anderen entmutigen lassen, er beachtete nicht ihre offensichtliche Ablehnung. Sein Ziel war die Begegnung mit Jesus. Die hat er bekommen! Zweite Hoffnungsdimension: Durch die Begegnung mit Jesus ist Zachäus schließlich zu dem geworden, der er eigentlich sein sollte. Dieses Sein-Sollen möchte auch in unserem Leben Platz gewinnen. Abschließend gibt es die dritte Dimension der Hoffnung aus dieser Zachäuserzählung: Wir sollen immer suchen, uns finden lassen, uns verwandeln lassen, weil der, den wir suchen, uns längst gefunden hat.

HOCHFEST ALLERHEILIGEN (2019)

HOCHFEST ALLERHEILIGEN: 2019-11-01

KERNBOTSCHAFT: Die Weltgestaltung erhält eine hoffnungsvolle Dynamik, wenn Menschen stets lernen, „unter dem Blickwinkel der Ewigkeit“ zu denken, reden und handeln.

Sensibilität für die Ewigkeit kultivieren: Manches Mal frage ich mich, warum wir alles das tun, was wir tun. Ob nun in der Kirche und in der Weltgesellschaft es ist egal. Ich finde, dass diese Frage nicht zum Gemeinplatz gehören darf. Wenn ich diese Frage stelle, dann ist es die Sinnfrage, die ich stelle. Wenn ich aber die Sinnfrage stelle, dann finde ich, dass es die Gottesfrage ist, die ich stelle. Nach welchem Gott frage ich aber? Ich frage nach dem Gott der Geschichte, der der Geschichte und ihren Menschen eine Sinnausrichtung gegeben hat, eine Verheißung. Es ist die Verheißung der Vollendung.

„Unter dem Blickwinkel der Ewigkeit“ sollen wir unser Leben gestalten: Die Kirchen-theologische Lehre über die „Letzten Dinge“ (Tod, Gericht, Himmel und Hölle) gehören nicht der Vergangenheit an! Schon im Mittelalter hat es diese Lebenseinstellung und Denkrichtung gegeben: „Sub spezie eternitatis“ das Leben also, „unter dem Blickwinkel der Ewigkeit“ zu betrachten. Schwestern und Brüder, da steckt mehr drinnen als ein Verdacht der Weltflucht! Dieses Denken hat seine Wurzel in der Heiligen Schrift. Ganz anschaulich machte Jesus die Notwendigkeit einer solchen Lebenseinstellung im Matthäusevangelium in seiner Ermahnung über das „Weltgericht“ (Mt 25,31-46). Wer christlich zu glauben meint und nicht an dieses Weltgericht glaubt, müsste sich fragen und fragen lassen, ob es in seinem Glauben um den Gott Jesu Christi geht oder um einen anderen. Darum ist es ungemein wichtig, dass wir bei allem, was wir tun, das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Es soll uns immer die Frage unter die Haut brennen: Wo geht es eigentlich hin? Wohin gehen wir?

Vorbilder im Glauben suchen und finden: Angesichts des heutigen Hochfestes kommen mir folgende Worte des Apostels Paulus in den Sinn: „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark! Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1 Kor 16,13). Paulus spitzt seine Ermahnungen ganz zu: „Die Zeit ist kurz. Daher soll, wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten, als habe er keine, wer weint, als weine er nicht, wer sich freut, als freue er sich nicht, wer kauft, als würde er nicht Eigentümer, wer sich die Welt zunutze macht, als nutze er sie nicht; denn die Gestalt dieser Welt vergeht“ (1 Kor 7,29b-31). Die Heiligen, die wir besonders heute gemeinsam verehren und die mit uns durch das Leben im verherrlichten Jesus Christus und das Wirken des Heiligen Geistes verbunden sind, können uns helfen, unsere Lebenseinstellung weiterzuentwickeln und zu leben.

DREISSIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS(C)

DREISSIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2019-10-27

KERNBOTSCHAFT: Wer aufrichtig in Beziehung zu Gott steht, schafft Raum für das Geschenk seiner Gnade.

Unser Selbst- und Gottesbild bestimmen unsere zwischenmenschlichen Beziehungen: Ich erkenne in diesem Gleichnis von Pharisäer und Zöllner, wie wichtig es ist, dass wir sehr darum bemüht sein sollten, mit unserem Selbst- und Gottesbild in enge Berührung zu kommen. Diese Übung ist nicht nur notwendig für eine lebendige Spiritualität, sondern für das Zusammenleben. Was ich von mir selbst halte, bestimmt mit, was ich von anderen Menschen halte und wie ich zu ihnen bin; was ich über sie denke. Genauso wichtig ist das Gottesbild, das wir tief in unserer Seele tragen. Es macht unsere Spiritualität, ja, unseren Glauben aus. Es beeinflusst auch, wie wir andere Menschen sehen.

Echte christliche Spiritualität: Was ist heute christliche Spiritualität? Wie gestaltet sie sich? Immer wieder lehrt Jesus die Menschen, was es heißt in Gottesbeziehung zu stehen. Er macht anschaulich die besondere Größe und Wichtigkeit christlicher Spiritualität: Groß sein und Erfüllung finden in Gott. Jesus warnt aber auch davor, dass die Praxis der Selbstgerechtigkeit uns von Gott und von unseren Mitmenschen entfremdet. Der Pharisäer ist in sich verfangen. Denn in seinem Gebet bringt er einen Gott zur Sprache, den er gegen seinen Mitmenschen in Stellung bringt. Echtes menschliches Wachstum, ob nun spirituelle oder allgemeinmenschlich geschieht nicht gut am Rücken der Mitmenschen! Jesus lehrt die Notwendigkeit wahrer Demut: Sie lässt die Menschen groß sein und innere Erfüllung finden in Gott. Es gibt eine Ironie der Haltung des Zöllners: Sein Sündenbewusstsein öffnete ihm den rettenden Raum der Gnade. Im Gebet des Zöllners steckt ein neues Leben, das Gott allein zu schenken vermag: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Sein Gebet erinnert an die Wirklichkeit der Gnade bei Paulus, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint: „Wo jedoch die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden“ (Röm 5,20b). Vielleicht müssten wir alle das neu lernen! Unsere Selbstgerechtigkeit, unser vermeintliches Gutsein kann schon dazu führen, dass die Kirche Jesu Christi nicht wächst.

Die Hoffnung, die uns nach Hause und im Leben begleitet: Jeder und jede kann beten. Wie wir beten, darauf kommt es an. Es ist in unserem Glaubensleben wichtig, dass wir mit Gott im Gespräch zu bleiben. Es ist wichtig, dass wir mit unserer innersten Überzeugung im Einklang sind. Im Glaubensleben geht es nicht darum, dass wir „besser als die anderen dastehen“. Wir brauchen aber den Heiligen Geist Gottes, um zwischen der echten und der falschen Demut unterscheiden zu können. Es heißt, dass wir wohl auch von den guten Dingen erzählen können, dürfen und sogar sollen, die wir in unserer Beziehung zu Gott und durch diese hindurch erlebt haben. Ich bin davon überzeugt, dass eine lebendige christlich-katholische Glaubenskultur heute nicht aus falscher Rücksichtnahme auf die Erzählkultur verzichten darf. Diese Schiene der Evangelisierung ist ungemein wichtig. Wir müssen bedenken: indem wir vom Guten erzählen, könnten wir ja andere Menschen zum Handeln für das Gute anstacheln.

DREIUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C)_08.09.2019

DREIUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2019-09-08

BERGMESSE DER PFARRE

KERNBOTSCHAFT: Nur wer sich den Jesus der Evangelien nicht zurechtzimmert, wird den Ernst seiner Botschaft verstehen und im Glauben wachsen können.

Von der angstmachenden Verkündigung zur Verharmlosung der erlösenden Botschaft Jesu: Bei manchen Worten Jesu in den Evangelien stockt es in meinem Denkfluss. Ich frage mich immer dann, ob wir jemals den Jesus der Evangelien verstehen werden können. Wir, die wir nicht selten zu den Menschen gehören, die sich ihr eigenes Gottesbild nach Gutdünken zusammengezimmert haben. Wenn jedoch das Evangelium, die Frohbotschaft, uns gut erreichen soll, müssen wir uns schon in aller Vorbehaltlosigkeit auf Jesus der Evangelien einlassen. Die Frohbotschaft ist ja frohmachen, weil sie in die Tiefe geht! Immer will uns Jesus in der Tiefe erreichen, berühren. Das ist auch im heutigen Evangelium die Absicht Jesu. Seine Worte klingen jedoch überhaupt nicht zahm! Nein, da ist keine Spur von der Zahmheit!

„Die Sache Jesu braucht Begeisterte“ und Entschlossene: Liebe Schwestern und Brüder der Pfarre Starchant! Was mich immer wieder überwältigt auf einem Berg (oder sind wir heute auf einem Berglein? J), könnte auch die Erfahrung einiger von euch sein: die Erfahrung von einer unmittelbar unbeschreiblichen Freiheit! Ich finde, dass es Jesus geradezu um diese Freiheit des Glaubens, die Freiheit der Nachfolge, geht. Es geht Jesus stets um die Freiheit für Gott. Freiheit hängt jedoch stets mit der persönlichen Entscheidung aufs Engste zusammen, mit der Selbstverantwortung. Jesus verkündet uns die radikale Freiheit. Radikal, weil sie an die Wurzel geht. Wir müssen wurzelhafte bzw. wurzelfeste Christinnen und Christen sein, ja, werden! Die Worte Jesu entbehren nichts an Klarheit: „Wenn du merkst, es nicht zu schaffen, mir nachzufolgen, den Besitz zu lassen, wenn deine Mittel und Fähigkeiten zu gering sind, dann lass es lieber mit der Nachfolge“ (TE DEUM, Sept. 2019). Es ist dem Jesus der Evangelien ungemein wichtig, dass wir uns mit der Frage der konsequenten Nachfolge auseinandersetzen. Diese Auseinandersetzung wird kaum gut gelingen, wird keine guten Früchte tragen, es sei denn, dass wir für die Weisheit von Oben offen sind. Das hörten wir aus der Lesung aus dem Buch der Weisheit: „Unsicher sind die Überlegungen der Sterblichen und einfältig unsere Gedanken; denn ein vergänglicher Leib beschwert die Seele und das irdische Zelt belastet den um vieles besorgten Verstand.“ Darum bedeuten Glauben und Nachfolge Jesu, dass wir ganz offen sind für die Weisheit Gottes, in der wir erst richtig frei werden. Freisein aber wozu? Um die großen Taten des HERRN zu verkünden! Möge dieses Anliegen unsere aller Verantwortung sein!

ZWEIUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C)_01.09.2019

ZWEIUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2019-09-01

Familiengottesdienst, Thema: TISCHGEMEINSCHAFT mit WÜRDE und DEMUT.

GRUNDBOTSCHAFT: Jesu Tischgemeinschaft hilft uns wachsen in Würde und Demut und erneuert so unsere Gesellschaft.

Kirche ist Vision und Mission: Der Blick auf diesen schöngedeckten Tisch sagt mir intuitiv: „dieses Fest findet sicher nicht statt!“ Die Spannung ist unübersehbar und spürbar! Allerdings, solange zwei Gäste dabei sind, gibt es Hoffnung: Würde und Demut. Ich vertraue zudem darauf, dass der Gastgeber Herr der Lage sein wird. Kirche hat nicht nur Vision und Mission einer Tischgemeinschaft, sondern sie ist diese Vision und Mission in ihrem Wesen.

Die Menschheitsgeschichte schreibt sich ganz schlecht mit Hochmut und falschem Stolz: Genau heute vor 80 Jahren fingen Hochmut und falscher nationaler Stolz an, die schrecklichste Geschichte der größten Verwüstung der Menschheitsfamilie zu schreiben. 60 Millionen Menschen (!) mussten sterben, weil Hochmut und falscher Stolz am Werk waren. Gott bewahre uns vor Wiederholungen!

Die wahre christliche Botschaft ist gut gewappnet, die Welt vor den schrecklichen Folgen von Hochmut und falschem Stolz zu retten: Klarer kann diese rettende und erneuernde Botschaft im Buch Jesus Sirach nicht sein: „Mein Kind, bei all deinem Tun bleibe bescheiden und du wirst geliebt werden von anerkannten Menschen! Je größer du bist, umso mehr sei demütig, das heißt, erkenne, dass deine Größe selbst ein Geschenk Gottes ist.“ Jesu Tischgemeinschaft ist das schönste Geschenk christlichen Glaubens; das schönste Geschenk der Kirche an die Welt; sie ist der privilegierte Ort, an dem wir lernen können, was Würde und Demut ist. Ich muss eingestehen: Mir fehlt es sehr schwer, zu begreifen, warum viele Menschen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene, oft dieser heilenden und erbaulichen Tischgemeinschaft ruhigen Gewissens fern bleiben. JESUS will DICH an seinem Tisch!

Vierter Sonntag der Osterzeit 2019

VIERTER SONNTAG DER OSTERZEIT (C): 2019-05-11

KERNBOTSCHAFT: Heute noch hat das Wort Gottes die Kraft, Menschen und Städte für die Sinnfindung ihres Lebens zu verwandeln.

Die Kirche braucht den Enthusiasmus und den Freimut der Apostel: Es lag den beiden Aposteln Paulus und Barnabas sehr am Herzen, die Menschen dort aufzusuchen, wo sie gerade waren. Es wird berichtet, dass sie am Sabbat in die Synagoge gingen und sich einfach zu den Menschen hinsetzten. Es folgte etwas Ergreifendes, was jedoch leider von der Liturgiekommission völlig ausgeklammert wird. Im folgenden Vers 15 heißt es, „Nach der Lesung aus dem Gesetz und den Propheten schickten die Synagogenvorsteher zu ihnen und ließen ihnen sagen: Brüder, wenn ihr ein Wort des Zuspruchs für das Volk habt, so redet!“ Eigenartig finde ich es schon, dass ausgerechnet, die Synagogenvorsteher wollten, dass sie Worte des Zuspruchs für das Volk sprechen, da sie doch die Verantwortung für die Auslegung des Gesetzes innehatten. Nun, was bedeutete das? Was sagt uns diese Einladung? Ich glaube, dass sie erkannt hatten, dass die Apostel eine befreiende Botschaft zu verkündigen hatten; sie erlebten, dass ihre Worte die Menschen berührten. Ihre Worte berührten die Menschen, weil sie durch die Worte von Paulus und Barnabas in Berührung mit einer Wirklichkeit gekommen waren, die sie unbedingt anging, mit einer Wirklichkeit, die sie umfing. Was danach geschah, wäre auch noch in unseren Tagen möglich: „Am folgenden Sabbat versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort des Herrn zu hören.“ Es kam allerdings zu einer negativen Kehrwende: die Menschen, die sie ursprünglich einluden, waren plötzlich voller Eifersucht, sie fürchteten sich augenscheinlich um ihre Machteinfluss. Was hatten aber Paulus und Barnabas gemacht? Sie zeigten den eifersüchtigen Synagogenvorstehern, dass es nicht um sie selbst ging, sondern um etwas Größeres, in dessen Dienst sie standen. Ohne Zögern machten sie es, wie Jesus zu seiner Lebenszeit empfohlen hatte: „Paulus und Barnabas aber erklärten freimütig: Euch musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden. Da ihr es aber zurückstoßt und euch des ewigen Lebens unwürdig zeigt, wenden wir uns jetzt an die Heiden.“

Wer auf die Stimme des Auferstandenen durch das Wort der Verkündigung hört, der findet das wahre Leben: Es wäre vielleicht gar nicht schlecht, wenn die Verkünder und Verkünderinnen des Wortes es Paulus und Barnabas gleich machen würden: bei verschlossenen Herzen einfach weiter zu ziehen. Die wunderbare Botschaft ist jedoch diese: Wer auf die Stimme des Auferstandenen hört, dem ist das ewige Leben sicher. Die Worte des Herrn sind wahr: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben.“

Dritter Sonntag der Osterzeit 2019

DRITTER SONNTAG DER OSTERZEIT (C): 2019-05-05

KERNBOTSCHAFT: Auf die EINE STIMME kommt es an für unsere Lebensorientierung und –Lebenserfüllung.

Der Zeitgeist der vielen Stimmen: Fake News ist ein besonderes Erscheinungsbild unserer Zeit. Was die Wahrheit in den sozialen Medien ist, ist oft nicht gleich erkennbar. Die falschen Nachrichten kommen jedoch nicht nur in den sozialen Medien vor. Die Meinungsbildungen geschehen auch ohne sie. Es ist gefährlich, wenn sich Menschen erlauben, außengesteuert zu werden, sich von den schwankenden Meinungen anderer abhängig zu machen. Wir bedürfen des Geistes der Unterscheidung, um uns besser zu orientieren! Wir brauchen einen inneren Anker!

„Vox populi, vox Dei“ – die Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes: So sagt es der alte Volksmund. Stimmt es denn wirklich? Welche Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes? Welches Volk ist gemeint? Wann ist die Stimme des Volkes die Stimme Gottes? Was unterscheidet das Individuum von der Masse? Wann gibt das Individuum der Masse seine Stimme und wann geht es in der Masse unter? Welches Volk denn jubelte Adolf Hitler zu mit „Heil Hitler!“? Welches Volk umgibt heute einen Diktator? Welche Stimmen verstummen im Angesicht der Menschenrechtsverletzungen? So viele Fragen, die darauf warten, dass sie immer wieder gestellt werden sollen! Vielleicht sind wir selber ein Teil der notwendigen Antwort.

Die EINE Stimme macht uns Mut und bringt unser Leben zum Blühen: Die Haltung der Apostel, ihre Standhaftigkeit angesichts des Schmerztiegels vielfältiger Anfeindungen ist weit mehr als eine Faszination für uns; sie ist eine große Motivation für die Gestaltung unseres Lebens und unseres Glaubens. Sie fühlten und wussten sich einer einzigen Stimme verpflichtet: der Stimme Gottes tief in ihrer Seele, der Stimme ihres Gewissens. „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“, so sagten es die Apostel ihren Verfolgern in der Apostelgeschichte. In allen Dingen, die wir tun mehr auf Gott zu hören als auf Menschen ist eine tragende Kraft in unserem Leben. Es verhält sich aber auch genauso mit der einen Stimme, auf die sich die Apostel beim Fischen eingelassen und dabei einen großen Fang gemacht haben. Es ist dies die Stimme des Auferstandenen, die uns neue Lebensperspektiven eröffnet und schenkt. Der reiche Fischfang steht für unser blühendes Leben, wenn wir auf die Stimme des auferstandenen Herrn hören.

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