ZWEIUNDDREISSIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 08.11.2020 |
ZWEIUNDDREISSIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-11-08 KERNBOTSCHAFT: Gottes Weisheit ist das gelingende Leben und die Rettung des Menschen. Weisheit ist die besondere Würze in unserem Leben: Es ist sehr faszinierend zu beobachten, wie wir nach vielen Dingen im Alltag streben. Unser Leben ist vielfältig und zugleich kompliziert. Eine Leistungsgesellschaft muss nicht schlecht sein, aber sie produziert auch viele ausgebrannte und erschöpfte Menschen. Manches Mal ist die Gefahr sehr groß, dass wir dabei uns selbst verlieren. Da wird uns ein Kontrastbild in der ersten Lesung angeboten, eine Sinnalternative, wie unser Leben viel besser gelingen kann. Es ist das Bild der Weisheit als Person, der wir begegnen können, wenn wir gut aufpassen. Auch wenn sie strahlend und unvergänglich ist, drängt sie sich uns nicht auf. Sie bietet sich an. Sie sitzt in aller Bescheidenheit vor unserer Türe. Nur denjenigen Menschen kommt sie zuvor und gibt sich zu erkennen, die nach ihr verlangen. Vielleicht halten wir nach Großem Ausschau, nach etwas Besonderem. „Aber zum Geheimnis der Weisheit, das sie gern mit uns teilen möchte, gehört es, dass sie sich einfach und im Einfachen finden lässt“ (TD, Nov. 2020). Hier kommt uns eine Warnung: Vor lauter streben nach Großem, könnten wir ermüden, schnell ausgelaugt sein, und wie die fünf Jungfrauen im Evangelium, die nicht mehr auf den erwarteten Bräutigam warten konnten und vor lauter Erschöpfung einschliefen. Sie verpassten die Stunde der Erfüllung und der echten Freude. Es war die Stunde der Ankunft und der Gegenwart des Bräutigams; die Stunde Jesu Christi. Jesus Christus ist die Weisheit Gottes: Ich erkenne in diesem wunderschönen Bild der Weisheit in Menschengestalt aus der ersten Lesung die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus. Gott bietet sich uns an in seinem Sohn, Jesus Christus. Er drängt sich nicht auf. In ihm jedoch liegt unsere Rettung. Uns wird gesagt, was wir mit unseren Verstorbenen gemeinsam haben und worauf es letztendlich ankommt: „Wir, die Lebenden, die noch übrig sind bei der Ankunft des Herrn, werden den Entschlafenen nichts voraushaben.“ Allein was zählt, ist, dass wir in der Weisheit Gottes bleiben, die Jesus Christus ist. Das ist aber das schöne Geschenk des Sakraments des Altares, wo Jesus sich uns als Heilung und Heil anbietet. Schön ist es, wenn wir des Öfteren mit Freude daran teilnehmen. |
ALLERSEELEN: 02.11.2020 |
ALLERSEELEN 2020-11-02 KERNBOTSCHAFT: Die Seelen unserer Verstorbenen sind in Gottes Hand und leben in uns weiter. In unserer Trauer liegt der Same der Ewigkeit: Der Spätherbst ist für viele Menschen eine emotional beladene und gespaltene Zeit. Ich bekenne mich zu den vielen >>Herbstromantikern<<. Die gelblichen Blätter faszinieren mich unbeschreiblich. Jene Blätter erinnern uns allerdings zugleich an die Vergänglichkeit. Der Spätherbst schafft sich eine derartige trübselige Stimmung, die an uns nicht vorübergeht. Die Erinnerungen an die Menschen, die wir dem Tod verloren haben, steigen einfach hoch. Die >>Herbstdepression<< holt viele Menschen ein, und manches Mal wissen sie gar nicht so richtig, woher diese negative Stimmung kommt. Wir sind jedoch mit dem Schatten des Todes konfrontiert. Das ist die eine unleugbare Wahrheit – unsere Wahrheit! Wir haben Recht auf unsere Trauerstimmung, wegen der lieben Menschen, die wir nicht mehr unter uns haben. Mitten in einer solchen >>Herbststimmung<< dürfen wir allerdings unseren Blick auf die vollen Scheunen nicht verlieren, die unsere Verstorbenen hervorgebracht haben. Die Sterne am Himmel sehen wir ja viel besser nur wenn es in der Nacht dunkel ist. Die Seelen unserer Verstorbenen sind nicht nur in Gottes Händen, sondern leben in uns weiter. Es ist zu einer Art >>Identitätsverschmelzung<< gekommen. Sind wir doch die Träger*innen der Liebe, die sie uns gezeigt und wir mit ihnen geteilt haben. Es ist sehr trostreich: „Was im Herzen liebevolle Erinnerungen hinterlässt, und unsere Seele berührt, kann weder vergessen werden, noch verloren gehen“ (Anonym). Die christliche Hoffnung gegen die Hoffnungslosigkeit: Die Bibel bietet uns ein plakatives und berührendes Beispiel, wie der Glaube einen Menschen halten und tragen kann, der in der Verzweiflung steckt. Der Mensch Hiob war an seiner >>Schmerzgrenze<< angelangt. Hören wir, was eine solche >>Schmerzgrenze<< für ihn bedeutete: „Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin, die Nacht, die sprach: Ein Mann ist empfangen. Jener Tag werde Finsternis, nie frage Gott von oben nach ihm, nicht leuchte über ihm des Tages Licht…Noch hatte ich nicht Frieden, nicht Rast, nicht Ruhe, fiel neues Ungemach mich an“ (Hiob 3,3-4.26). Auch der Psalmist spricht für die vielen in ihren unterschiedlichsten >>Schmerzgrenzen<<: Tränen waren mein Brot bei Tag und bei Nacht; denn man sagt zu mir den ganzen Tag: >>Wo ist nun dein Gott?<< (Ps 42,4). Wir hören aber auch folgendes großartiges Glaubensbekenntnis des Mannes Hiob mitten in seiner Schmerzgrenze: „Doch ich, ich weiß: Mein Erlöser lebt, als Letzter erhebt er sich über dem Staub.“ Wie uns die Lesung aus dem Römerbrief bildhaft zeigt, unsere Schmerzgrenze könnte eine Geburtswehe einer neuen Hoffnung sein. Eine Hoffnung auf einen Gott, der uns nahe ist. Ein Gott, dem das Leiden der Menschen in keiner Weise fremd ist. Gerade diese von Gott gestiftete Hoffnung meint Jesus im Evangelium: „Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben.“ |
HOCHFEST ALLERHEILIGEN: 01.11.2020 |
HOCHFEST ALLERHEILIGEN: 2020-11-01 KERNBOTSCHAFT: Unser Leben wird sich in Gott vollenden – dem Schöpfer des Lebens. Ankommen-Wollen ist die Signatur unseres Lebens: „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes. Doch ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden.“ So wird uns im ersten Johannesbrief gesagt. Und in seinem berühmten Gedicht „STUFEN“ schreibt Hermann Hesse: „Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an einer Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten…Es wir vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegen senden, Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden… Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“ Schwestern und Brüder in Jesus Christus, unser glückliches Schicksal als Menschen und besonders als gläubige Menschen ist es, dass wir vollendet werden, dass wir unterwegs sind zur Vollendung. In der Nichtigkeit gibt es jedoch keine Vollendung, sondern nur Vernichtung. Wir werden in Gott vollendet. Die wirklich in jeder Hinsicht gute Nachricht des christlichen Glaubens ist, dass jeder Mensch wachsen und weiterwachsen kann. Unser Lebensziel besteht darin, dass wir in Gott hineinwachsen können. Der Tod bringt dann diesen Wachstumsprozess zur Vollendung. Die Vision des Johannes sagt uns den Sinn dieser Vollendung: „Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm.“ Im Tod werden wir erkennen, worum wir im Leben bemüht sind, zu glauben: Dass „Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit“ gehört. Unsere Vollendung geschieht bereits im Lebensvollzug in dieser Welt: Schwestern und Brüder, es steckt unglaubliche Kraft in den Worten Jesu in den Seligpreisungen! Sie fassen – nach dem Matthäusevangelium – die gesamte Botschaft Jesu vom Reich Gottes zusammen. Sie stellen die Kurzformeln des christlichen Glaubens dar. Wer wirklich das Christentum näher kennenlernen will, entdeckt es in den Seligpreisungen. In ihnen vollzieht sich bereits unsere Lebensvollendung. Am Hochfest Allerheiligen fühlen wir uns mit allen Menschen eng verbunden, die nach der Denkungsart Jesu Christi gelebt haben und nun mit ihm in seiner Herrlichkeit sind. Ich finde, dass eine gute Meditation über die Seligpreisungen uns gut helfen kann, unsere christliche Spiritualität immer neu zu vertiefen. |
MESSFEIER ZUM NATIONALFEIERTAG: 26.10.2020 |
MESSFEIER ZUM NATIONALFEIERTAG 2020-10-26 KERNBOTSCHAFT: Das Christentum und die Christen*innen müssen der Garant für das Gemeinwohl in einem Land (in Österreich) sein. Von der christlichen zu einer staatlichen „Haustafel“: Der „Heldenplatz“ in Wien imponiert mir sehr seit ich in Österreich lebe. Was mir an ihm immer wieder sehr gut gefällt und mich sehr innerlich bewegt, ist, wenn große Kundgebungen – manches Mal mit Kerzen – dort beginnen und mit einem Zug in den Stephansdom enden. Es kommt mir immer wieder so vor, als würden die Menschen die Lebensthemen, die sie miteinander artikuliert haben, einer höheren Macht überbringen, als würden sie ihre Anliegen – ihre Sorgen, Unsicherheiten und Hoffnungen Gott überbringen. Dabei hat der Kaiser (Franz Josef II.) eine Art „Haustafel“ für das ganze Volk am Tor zur Ringstraße festgehalten: „Justitia es fundamentum regnorum“ – Gerechtigkeit ist das Fundament der Regierung (des Reichs). In der Tat: Ein Staat, der nicht auf dem Fundament der Gerechtigkeit gebaut ist und steht, wird keinen Bestand haben; nachhaltig nicht. Das gleiche gilt auch für die Weltgemeinschaft. Eine ähnliche „Haustafel“ gab der Apostel Paulus an seine Gemeinde von Ephesus: „Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat.“ Nun stellt sich die Frage, wie der Sinn für Gerechtigkeit realisiert werden kann, der letztendlich Gott ausklammert. Wenn wir wirklich daran glauben, was wir in einem Lied aus dem >>Gotteslob<< immer wieder singen, „Sonne der Gerechtigkeit, geh auf in unserer Zeit“, dann müsste diese Sonne durch uns über unsere Gesellschaft scheinen. Es sind halt sehr viele Faktoren, die zusammenwirken, damit Gerechtigkeit, Frieden und Wohlergehen in einem Land herrschen. Beten wir also für eine gute Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche. Der Sabbat und die Werke der Gerechtigkeit: Im Evangelium erweitert Jesus unseren Horizont über die Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist nicht dazu da, die Nöte der Menschen zu vergrößern. Eine Gerechtigkeit, die den Konkreten Menschen in seiner konkreten Situation nicht wahr- und ernstnimmt, ist mangelhaft. Gerechtigkeit muss es manches Mal schaffen, den Rahmen einer Verordnung zu sprengen, um Menschenleben zu retten. Denn das oberste Gesetz Gottes ist die Lebensrettung. So wollen für die Menschen, die politische und juristische Verantwortung tragen, damit sie bei den Ausführungen ihrer wichtigen Aufgaben die Nöte der Menschen im Blick haben. |
DREISSIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 25.10.2020 |
DREISSIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-10-25 KERNBOTSCHAFT: Jeder Mensch hat seinen unverlierbaren Platz im Herzen Gottes. Nicht Moral, sondern Gottbezogenheit: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Manches Mal habe ich den Eindruck, dass viele Menschen diesen Satz nicht hören können und wollen. Er klinge schon zu abgedroschen. Allzu moralisierend. Es könnte aber nur deshalb sein, weil der Satz auf etwas Tiefverborgenes in uns stößt, worauf wir nicht verzichten wollen. Es könnte eine verborgene Selbstrechtfertigung für unser Denken und Handeln sein. Jesus war aber kein Moralist! Für ihn reichte und reicht die bloße Moral nicht aus für das Leben aus dem Glauben. Jesus spricht zu den Menschen von dem, was in der Mitte göttlicher Existenz verankert ist. Es geht also um die persönliche Teilnahme am Leben des dreifaltigen Gottes. Darum braucht es die ganze menschliche Existenz, um Gott wirklich lieben zu können. Darum sagt Jesus: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken“(Mt 22,37). Wer Gott liebt, muss ihn aus seiner Mitte lieben und in seine Mitte hinein. Das bedeutet aber, dass wir den konkreten Menschen unmöglich aus unserer Gottesliebe ausklammern. Ebenfalls ist es an sich unmöglich, dass Gottesliebe bestimmte Menschen ausschließt, denn jeder Mensch hat seinen Platz im Herzen Gottes. Dieses dreifache Liebesgebot ist die einzig glaubwürdige Weise an Gott zu glauben! Wo aber ist die Grenze der Nächstenliebe? Gehören auch Menschen am Rande der Gesellschaft in diese Liebe Gottes hinein? Sind die Heimatlosen, Menschen auf der Flucht, mit diesem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe mitgemeint? Was ist mit der Selbstliebe? Wenn ich mich wirklich liebe, werde ich zugleich die grundlegendste Sehnsucht eines jeden Menschen nach Liebe und Geborgenheit erkennen und fördern. Es ist einfach wunderbar, dass Jesus an das Schönste in uns appelliert: das Bild Gottes in jedem Menschen. Das Gleichnis vom guten Samariter ist ein anschauliches Beispiel dieses jesuanische Anliegen. Gott erzürnt sich wegen der Liebesverweigerung: Ich finde die Begründung der Magna Charta für das Volk Israel großartig und hochaktuell. „Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid im Land Ägypten Fremde gewesen. Ihr sollt keine Witwe oder Waise ausnützen. Wenn du sie ausnützt und sie zu mir schreit, werde ich auf ihren Klageschrei hören. Mein Zorn wird entbrennen und ich werde euch mit dem Schwert umbringen, sodass eure Frauen zu Witwen und eure Söhne zu Waisen werden.“ So ernst ist es Gott um die von der Gesellschaft und von den Führungskräften Vergessenen! Gott macht ihre bedrohte existentielle Situation zu seiner eigenen Angelegenheit. Er tut es, weil er sie in seine Herzmitte hereingeholt hat. Wahre Nächstenliebe hat ihren richtigen Platz im Herzen Gottes. |
NEUNUNDZWANGZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 18.10.2020 |
NEUNUNDZWAZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-10-18 KERNBOTSCHAFT: Die Entscheidung für Gott ist notwendigerweise eine Entscheidung für den Staat. Aber nicht umgekehrt. Die Unterscheidung ist eine stetige christliche Herausforderung. Die Gottesfrage ernst nehmen: Jesus hatte es nicht leicht mit der gesellschaftlichen Obrigkeit. Der religiöse Machtmissbrauch war sehr verbreitete. Gegen ihn kämpften aber auch schon die Propheten, ganz besonders Amos, Jeremia und Ezekiel. Die Frage der Steuerzahlung an den Kaiser war nur ein Symptom der herrschenden Spannung zwischen den Judenchristen*innen und dem Staat. Im Römischen Reich wurde ja Julius Caesar mit „HERR“ (KYRIOS) begrüßt. Erinnert uns dieser Gruß vielleicht an „Heil Hitler“ im Nationalsozialismus? Die Juden*innen und die Judenchristen*innen wussten jedoch, dass dieser Hoheitstitel Gott allein vorbehalten war. An der Frage der Steuerzahlung sollte sich also diese Spannung zuspitzen. Nun kommen die Pharisäer (die religiösen Gesetzeshüter) und stellen Jesus eine Falle. Die Ambivalenz ihrer scheinbar harmlosen Frage ist mehr als deutlich. Wie steht nun Jesus, der sich als Sohn Gottes ausgibt zu der absoluten Souveränität Gottes gegenüber dem Kaiser (dem Staat)? Und: Ist Jesus ein Aufwiegler, wie später in seiner Anklageschrift stehen wird? In dieser hinterlistigen Situation bleibt sich Jesus jedoch ganz treu. Er, dem sehr viel an der Selbstwerdung des Menschen liegt, spielt in seiner Antwort den Pharisäern die Unterscheidungsfähigkeit zu: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört.“ Schwestern und Brüder, die Antwort Jesu ist die größte Herausforderung unserer gegenwärtigen Weltzeit. Es geht um die Gottesfrage. Meine Entscheidung für Gott müsste notwendigerweise das Wohl des Staates fördern können. Dazu gehört, dass ich eine Steuerhinterziehung vermeide. Dennoch nicht umgekehrt. Unrechtssituationen können auch vom Staat ausgehen. Darum finde ich diesen Satz des damaligen Kardinals Josef Ratzinger und späteren Papstes Benedikt XVI. sehr bemerkenswert: „Zur Kirche gehört es, nicht Staat oder Teil des Staates, sondern Überzeugungsgemeinschaft zu sein“ (1993, 23-24). Gott hat seine ureigene Möglichkeit, um Gutes zu wirken: Unsere erste Lesung unterstreicht die Brisanz der Gottesfrage für uns. Das Unwahrscheinliche, das Unerwartete kann ein Werkzeug Gottes sein für etwas Gutes. Unser Gott ist eben ein Gott der Überraschungen. Sein Heilsplan für uns und für die Menschheitsfamilie übersteigt unser Denken und unsere Vorstellung. Die Geschichte kann uns immer wieder eine heilsame Orientierung gewähren. „Als das Volk Israel von 597 bis 538 v. Chr. im Exil in Babylon schmachtete, fügte Gott die Weltgeschichte so, dass er den Perserkönig Kyros II. (559-530) >>berief<<, das Volk Israel aus der Knechtschaft zu befreien, indem er Babylon eroberte und die Israeliten in ihre Heimat entließ“ (TD, Okt. 2020). Dieses Geschichtserlebnis wurde wieder einmal zum >>Archetypus<< ihrer Gotteserfahrung. Was können wir daraus lernen? Dass der Gott, an den wir glauben und den wir anbeten, ein befreiender Gott ist, ein Erlöser-Gott. Der Apostel Paulus freut sich für seine Gemeinde von Thessaloniki, dass ihre Mitglieder im Glauben an diesen Gott leben und wirken. Möge sich unsere eigene Beziehung zu diesem Gott immer mehr vertiefen. |
ERSTKOMMUNION: 18.10.2020 |
ERSTKOMMUNIONFEIER IN STARCHANT: 2020-10-18 LEITGEDANKE: „Gottes Nähe spüren“ Sehnsucht nach Nähe: Liebe Erstkommunionskinder! Sosehr habt ihr euch nach diesem Tag gesehnt! Schon vor FÜNF Monaten hätten wir dieses wunderschöne Fest mit euch gefeiert (am 10. Mai). Die Gefahr des Coronavirus war aber allzu groß. Heute können und dürfen wir uns mit euch vom Herzen freuen! Ihr seid heute umgeben von Menschen, die euch ganz liebe haben. Ihr spürt ihre Nähe. Das tut ganz gut. Menschliche Nähe tut uns allen gut. Vielleicht nicht immer. Leider kommt es auch vor, dass Menschen, die sich nahestehen auf einmal sagen: „Den / Die kann ich nicht mehr riechen!“ Das ist aber schon eine Ausnahme. Denn allgemein ist die Nähe eines Menschen, der uns mag, ein großer Segen, ein großes Geschenk. Und nun verrate ich euch ein großes Geheimnis: ALLE Menschen dieser Welt haben eine große Sehnsucht nach Nähe. Menschliche Nähe macht uns Mut. Wenn deine Mama oder dein Papa in deiner Nähe ist, fühlst du dich wohl; du brauchst keine Angst zu haben. Gottes Nähe macht uns stark und erfüllt uns mit Freude: Liebe Erstkommunionskinder! Du fühlst dich sicherlich wohl und stark, es macht dir Mut, wenn deine Mama oder dein Papa oder ein Mensch, der dich gern hat, zu dir sagt: >>Ich bin für dich da<<. Das gilt aber nicht nur für Kinder, sondern genauso für die Erwachsenen. Nun könnt ihr euch vorstellen, was es für uns bedeutet, wenn Gott für uns da ist. Davon erzählt uns aber die ganze Bibel. Gott ist für uns Menschen da. Wie wissen wir aber, dass Gott für uns da ist? Können wir Gottes Nähe wirklich spüren? Gottes Nähe zu spüren, ist wirklich nicht immer leicht, aber er ist immer da. Ich habe mir eure Antworten auf diese Frage genau angesehen und die haben mir sehr gut gefallen. Da habt ihr gesagt: Ich spüre Gottes Nähe, „wenn wir uns nach einer schwierigen Situation doch sehr wohl fühlen“; „wenn wir das GEFÜHL haben, Jesus ist bei uns“; „wenn wir draufkommen, Jesus ist noch immer bei uns, obwohl wir das gar nicht gewusst haben“; „weil Jesus so nett ist“; „weil wir uns so gut verstanden fühlen von Jesus“. Ich möchte eure Ansichten ergänzen und euch sagen, wie ich glaube, dass wir Gottes Nähe spüren können: Wenn uns etwas ganz tief berührt; wenn ein Mensch ein Wort zu mir spricht, das mir sehr nahe geht; wenn jemand mir etwas ganz Persönliches anvertraut, wovon alle anderen keine Ahnung haben. Da habe ich noch andere Erfahrungen: Wenn ich vom Staunen über den Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang nicht wegkommen kann; wenn mich eine wunderschöne Blume anspricht und ich von Freude erfüllt bin; wenn ich in Stille verweilen kann und nach her mich so frei fühle. JESUS selber hat uns aber auch gezeigt, wie wir Gottes Nähe sehr stark spüren können: in den leidenden Menschen, ob sie nun Hunger leiden oder obdach- und heimatlos sind, ob sie nun im Gefängnis oder ausgegrenzt oder krank sind. In allen diesen Menschen will uns Gott ganz nahe sein. Denn Gott hat auch ein menschliches Gesicht. Vielleicht bittest du Gott im Gebet darum, dir zu helfen, damit du seine Nähe in vielen Situationen spüren kannst. Das Gebet kann uns nämlich eine große Hilfe dazu sein. Das schönste Gebet ist aber die Eucharistiefeier, bei der wir Jesus als Nahrung und Liebe empfangen. |
20. FATIMA MONATSWALLFAHRT: 13.10.2020 |
20. FATIMA MONATSWALLFAHRT: 2020-10-13 LEITGEDANKE: „Mit Maria die Stunde des göttlichen Wohlwollens erkennen“ Die einmalige Zeit: Es gibt im Leben und im Glauben die willkommene Zeit. Carpe diem! So hört sich es oft an. Ein neurhythmisches Lied heißt in Anlehnung an das Endgericht im 25. Kapitel des Matthäusevangelium „Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde; heute wird getan oder auch vertan, worauf es ankommt, wenn er kommt.“ Am Anfang dieses Kapitels des Matthäusevangeliums heißt es ebenfalls: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde“ (Mt 25,13). Häufig täuschen wir uns mit dem Gedanken einer durchdachten Lebensplanung. Unterschiedliche Lebenssituationen lehren uns jedoch etwas Anderes. Natürlich machen wir uns Gedanken, wie wir unser Leben als Singles und als Familien besser gestalten können und könnten. Dessen ungeachtet, finde ich, dass es im Leben vor allem darum gehen sollte, die innere Bereitschaft und Offenheit stets zu wahren, um auf vieles Unverhofftes reagieren zu können. Denn jeder Augenblick im Leben enthält eine bestimmte Botschaft, die uns meint, die uns unbedingt angeht. Bei vielen Menschen hierzulande scheint es mir, dass das Bewusstsein für den Geschenkcharakter des Lebens weitgehend verlorengegangen ist. Gerade ein solches Bewusstsein gehört jedoch unabdingbar zum Wesen des christlichen Glaubens. Sein Verlust hängt meiner Ansicht mit dem fortschreitenden Schwund des Glaubens eng zusammen. Bei mir ist es so, dass in bestimmten Situationen mir immer wieder dieses Lied in den Sinn kommt – und ich singe es auch: „Wechselnde Pfaden, Schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte dich nicht (GL 894).“ Gnade ist aber ein Geschenk Gottes ohne Gegenleistung. Die kann uns auch in scheinbar ausweglosen Situation widerfahren. Das weitverbreitete Sprichwort „Gott gibt den Seinen im Schlaf“ könnte auch unser Gottvertrauen fördern. Auf Maria schauen: Ich finde es wichtig, dass wir wie Maria und mit ihr lernen, die Stunde des göttlichen Wohlwollens zu erkennen. Es kann gerade dieses göttliche Wohlwollen in einer Stunde oder in einer Situation stecken, ohne dass wir es spüren und erkennen. Es kann eine Situation sein, die uns überfordert und verunsichert. Da haben wir schon Maria, durch die Gott in diese Welt gekommen ist. Klingt ganz schön! Für Maria jedoch nicht! Verwirrt über die Anrede und die Botschaft des Engels Gabriel, zögerte sie, rang sie mit ihrer unglaublichen Sendung: Mutter des Erlösers zu werden. Sie willigte aber dann ein. Das ist Gottvertrauen. Ja, Gottvertrauen ist nicht so leicht, wie manche denken. Das Wunderbare bei Maria aber war, dass die Stunde ihres Zweifels zur Stunde der Zustimmung geworden ist, und zwar zu einer Stunde, in der sie tiefe Erfüllung erlebte und zugleich für die Menschheit zum Segen geworden ist. Wir lernen fürderhin von Maria, dass wir im Zweifel nicht tiefer fallen können als in Gottes Arme. Gute Beispiele von solchen schwierigen Situationen gibt es zuhauf in der Bibel, aber zwei mögen uns heute genügen: Da ist Jakob, der mit Gott ringt und eine Hüftenverletzung bekommt. Er wird trotzdem am Ende gesegnet. Von den Jungfrauen können wir aber auch lernen, dass Gott ein Gott der Überraschungen ist; dass wir offen sein sollen für die Dinge, die anders sind. Wir sollten in jeder Situation wachsam sein, denn Gott hat uns etwas Wesentliches zu sagen. |
ACHTUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 11.10.2020 |
ACHTUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-10-11 KERNBOTSCHAFT: Gott will, dass viele Menschen an dem Leben teilnehmen, das er in Jesus Christus offenbart hat. Bilder des Lebens sind Bilder des Glaubens: Das Buch des Propheten Jesaja ist voll von Bildern, die oft surrealistisch klingen. Es sind jedoch Bilder des Lebens aus der Sicht Gottes. Es sind Bilder, die konkrete Wirklichkeit werden, sobald sich die Menschen vorbehaltlos auf Gott einlassen. Es ist nicht nur ein schönes Bild, davon zu träumen, es möge gut und immer besser gelingen, dass sich die Völker zu einem gemeinsamen Tisch setzen. Es ist darüber hinaus eine Überlebensnotwendigkeit für die Menschheitsfamilie, dass ein solcher Tisch immer mehr entsteht und zur Gewohnheit wird. Ein solcher Tisch würde viele Übel in unserer Welt beenden. Die Tränen werden weniger. Verzweiflung und Verzweiflungstaten werden systematisch aufhören. Stellen wir uns eine solche Welttischgemeinschaft in einer globalisierten Welt vor! Lesbos und Moria, der Sklavenmarkt in Libyen werden der Vergangenheit angehören. Die Abertausende, die im Mittelmeer untergegangen sind, hätten eine Brücke der Mitmenschlichkeit gefunden, eine Herzensbrücke. Aber es gibt doch gerade diese Trotzdem-Hoffnung! Eine Gruppe von Menschen hat diese Hoffnung in eine konkrete Realität umgesetzt. Die Aktion, >>Römischer Tische ohne Mauern<<, die 2018 erstmals in Rom stattfand, wurde vom italienischen Verband christlicher internationaler Freiwilligendienste organisiert. Ihre Sprecherin sprach voller Freude zu den Medien: "Wir haben den römischen Tisch ins Leben gerufen, um zu sagen, dass Rom aufnehmen und integrieren kann, Zusammenleben und Austausch von Sprachen, Essen, Traditionen und Erlebnissen möglich sind, ohne jemanden auszuschließen.“ Ja, wer Jesus Christus wirklich nachfolgt, muss nicht nur an eine solche Welttischgemeinschaft glauben, sondern wird sich dafür begeistern und einsetzen. Erst- und Zweit-Eingeladenen: Schwestern und Brüder, das Gleichnis Jesu am heutigen Sonntag geht uns alle etwas an. Erwählung und Berufung haben mit Verantwortung zu tun. Jesus spricht uns allen eine Warnung aus: Es genügt nicht, dass wir schon sehr lange in der Kirche sind und zur Kirchengemeinschaft gehören. Wir müssen selber Kirche sein. Ekklesia bedeutet ja dem Wortstamm nach die >>Herausgerufenen<<. Diese Ausrufung hat ein Ziel: Gott in dieser Welt gegenwärtig zu halten. Diese Welt im Sinne Gottes zu gestalten. Schön ist es, wenn wir die Einladung des Königs in unserem Gleichnis annehmen. Liebe Eltern unseres Täuflings! Helft eurem Kind nicht nur lernen, wie es an dieser Welttischgemeinschaft teilnehmen kann, sondern weit darüber hinaus, wie es diese aktiv mitgestalten kann – kraft des Glaubens an Jesus Christus. |
SECHSUNDZWANZIGSTER SONNTAG (A): 27-09-2020 |
SECHSUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-09-27 KERNBOTSCHAFT: Das Gute, das wir tun, ist für immer in Gottes Barmherzigkeit gut aufgehoben. Ringen mit den Leben: Oft denken viele Menschen, dass es nur im Angesicht gravierender Leidenssituationen oder erschütternder Tragik, dass große Kämpfe mit dem Leben ausgefochten werden. Mir scheint es nicht genau so zu sein. Jeden Tag haben Menschen – auch wir – unterschiedliche Kämpfe mit unterschiedlichen Gewichten auszutragen. Viele und manche Entscheidungen sind einfach nicht leicht zu fällen. Sie kosten Nerven und Schlaflosigkeit. Viele Fragen beantworten wir vielleicht viel leichter. Es gibt jedoch wieder andere Fragen, mit deren Beantwortungen wir uns nicht leicht tun. Es sind oft Gewissensfragen. Was und wie auch immer, es gibt einfach die Ambivalenz der Entscheidungen. Nur: Wir müssen uns immer wieder entscheiden! Vielleicht deshalb sollten wir es nicht verabsäumen, die Haltung der Dankbarkeit zu entwickeln und zu üben, wenn ein Mensch zu uns Ja sagt. Ein Nein kann eine Kränkung bedeuten, weil es einen Moment der Ablehnung enthält. Ein Nein ist jedoch manches Mal sogar notwendig, weil wir uns dadurch selbst beschränken. Wir setzen uns auch durch ein Nein Grenzen, die wir nicht mehr überschreiten können oder wollen. Das ist nun einmal der eine Gesichtspunkt, der mir im Zusammenhang mit der ersten Lesung und mit dem Evangelium eingefallen ist. Überschattet das Böse, das von uns ausgeht das Gute, das wir tun? : Ich muss einbekennen, dass ich mich nie mit dieser Bibelstelle aus dem 18. Kapitel des Buches Ezechiel zurechtgefunden habe. Ich werde auch nie vergessen, welches Streitgespräch ich diesbezüglich mit meinem zweiten Bischof in Nigeria geführt habe. Ein Priesteramtskandidat, der für sein weiteres Studium in Rom vorgesehen war, sollte entlassen werden, weil er in einem Prüfungssaal manchen Studenten geholfen hat. Vor diesem großen Verstoß war er allerdings sehr bekannt für seine Anständigkeit. Ich wollte nicht glauben, dass der Bischof ausgerechnet mir diese heutige Bibelstelle zitiert hatte, weil er sich disqualifiziert habe für das Priesteramt. „Wenn ein gerechter sich abkehrt von seiner Gerechtigkeit und Unrecht tut, muss er dafür sterben.“ Ich weiß, dass es beim Gericht die sogenannten >>mildernden Umstände<< gibt. Wieso denn gerade nicht in der Glaubenssache? Wieso denn nicht bei Gott? Ich kann mich auf jeden Fall mit dem zweiten Teil dieses Ja-Nein-Verhältnisses anfreunden: „Wenn ein Schuldiger von dem Unrecht umkehrt, das er begangen hat, und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, wird er sein Leben bewahren. Wenn er alle seine Vergehen, die er verübt hat, einsieht und umkehrt, wird er bestimmt am Leben bleiben. Er wird nicht sterben.“ Dieses Gottesbild ist heilsam! Dieses Gottesbild motiviert! Zugleich dürfen wir auf keinen Fall die Warnung Jesu im Evangelium verharmlosen. Seine Warnung ist im Grunde genommen ein wahres Evangelium, eine Frohe Botschaft. Jesus geht es darum, dass wir unserem einmal gegebenen Ja-Wort treu bleiben, dass es ist unsere Rettung. Jesus liegt wenig daran, dass wir verloren gehen. Denn er ist der gute Hirt. Der Apostel Paulus lädt uns dazu ein, in der Gesinnung Jesu zu leben, in der Selbsthingabe. |
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