ZWEITER SONNTAG DER OSTERZEIT (B): 11.04.2021

ZWEITER SONNTAG DER OSTERZEIT (B): 2021-04-11

SONNTAG DER GÖTTLICHEN BARMHERZIGKEIT / WEISSER SONNTAG

KERNBOTSCHAFT: „Verwandelt, getröstet, in deiner Liebe geborgen, gehen wir hinaus, teilen Freude aus.“

Die Bezeichnungen rangen sich um diese zweiten Sonntag der Osterzeit: Der >>weiße Sonntag<<, wie er in der alten Kirche geheißen hat, erinnert an die in der Osternacht Getauften und die ihre weißen Kleider bis zum heutigen Sonntag tragen mussten. Schwelgen in der Freude über die Neuschöpfung durch die Taufgnade! Die Anschaulichkeit der unbedingten göttlichen Zuwendung. Der heilige Papst Johannes Paul II in seiner theologischen Tiefsinnigkeit fasste das überwältige Ostergeheimnis in einem neuen Namen für den >>Weißen Sonntag<< zusammen: >>Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit<<. Wie könnten wir sonst am besten die Auferstehung Jesu Christi begreifen als in diesem Ur-Namen Gottes >>Barmherzigkeit<<, die sich im Auferstehungsereignis bewahrheitet hat? Diese Zeilen aus dem Tagesgebet machen deutlich, dass wir, die wir die nachösterliche Gemeinde Jesu Christi bilden, immer dabei sind, die Unbegreiflichkeit der Auferstehung Jesu Christi annähernd zu begreifen. Da ist uns der heilige Papst Johannes Paul II mit seiner Neucharakterisierung des zweiten Sonntags der Osterzeit in unserer Suche nach Verständnis entgegengekommen. Es heißt also im heutigen Tagesgebet: „Lass uns immer tiefer erkennen, wie heilig das Bad der Taufe ist, das uns gereinigt hat, wie mächtig dein Geist, aus dem wir wiedergeboren sind, und wie kostbar das Blut, durch das wir erkauft sind.“

Die Erfahrung der Liebe bzw. der Barmherzigkeit vermag es, alle Ängste zu vertreiben: „Als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!“ Es versteht sich wohl, dass die Jünger Angst hatten und sich hinter „verschlossenen Türen<< versteckten. Sie haben ihre neuentdeckte Lebensperspektive, ihre Hoffnung und ihre unmittelbare Sicherheit verloren. Sie waren nicht mehr im Stande, Neues aufzunehmen; sie waren innerlich blockiert. Da kommt nun der Auferstandene und spricht das befreiende Wort zu ihnen: „Friede sei mit euch!“ Den Frieden gibt es dort, wo die Barmherzigkeit erlebbar wird. Ja, die Barmherzigkeit befreit zum Neuen. Der heilige Papst Johannes Paul II hat diese besondere Bedeutung der Barmherzigkeit richtig erkannt und deshalb den Sinn des „Weißen Sonntags“ erweitert hat. In seinem Buch aus einem Interview mit Andrea Tornielli „Der Name Gottes ist Barmherzigkeit“ erläutert uns Papst Franziskus den großen Segen der Barmherzigkeit in unserem Leben: „Es gibt keine Situation, aus der es keinen Ausweg gibt. Wir sind nicht dazu verdammt, im Treibsand unterzugehen, weil jede Bewegung uns immer tiefer versinken lässt. Jesus ist da, er streckt uns die Hand entgegen, ist bereit, uns zu ergreifen und uns aus dem Schlamm herauszuziehen, aus der Sünde, aus dem Abgrund des Bösen, in den wir gestürzt sind. Wir müssen uns nur unseres Zustandes bewusst werden, ehrlich sein zu uns selbst und uns nicht ständig die Wunden lecken. Wir müssen um die Gnade bitten, dass wir uns als Sünder erkennen können, als diejenigen, die für das, was wir getan haben, verantwortlich sind.“ Möge uns darum die Gnade der Auferstehung zuteilwerden, indem wir mehrfach offen werden für die Barmherzigkeit Gottes!

OSTERSONNTAG (B): 04.04.2021

OSTERSONNTAG (B): 2021-04-04

KERNBOTSCHAFT: Weil Jesus lebt, kann uns nicht bange sein – trotz allem.

Eine Kraftquelle der Hoffnung: Es gibt so viele Lieder der Hoffnung. Immer wieder hören wir sie uns an. Sie haben die spirituelle Kraft, Menschen die bedrückenden Lebensumstände ein Stück zu erleichtern. Manches Mal jedoch klingen solche Lieder und Worte höhnisch im Angesicht des Ausmaßes vom erlebten Leid. Manches Mal schießt eine unbändige oder auch wackelige Hoffnung aus unserem Innersten hervor. Eine unbegreifliche Hoffnung!

Ein siebenjähriger Bub hat gesungen: >>Because HE lives<<, >>Weil ER lebt<<. „Because he lives, I can face tomorrow. Because he lives, all fear is gone. Because I know, he holds the future. And life is worth living, just because he lives.” Ja, weil Jesus lebt, kann ich dem morgigen Tag standhalten. Weil ER lebt, ist alle Angst verschwunden. Weil ich weiß, dass IHM die Zukunft gehört und das Leben lebenswert ist, einfach weil ER lebt.

Die zärtliche und verständnisvolle Stimme des auferstandenen Herrn hören: „Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein.“ Ja, so groß kann das seelische und körperliche Leid sein, wenn wir einen vielgeliebten Menschen dem Tod verloren haben. Unverrückbar ist es, wenn der Leichnam eines geliebten Menschen unter die Erde gelegt wird. Die Emotionen, die mit einer solchen Unverrückbarkeit verbunden sind, können nur die unmittelbar betroffenen Menschen beschreiben. Erschütterung und Ohnmacht sind fühlbar. „Frau, warum weinst du?“ Gerade diese Stimme markierte einen Wendepunkt für Maria. Dazu kam das Hören ihres eigenen Namens von jener Gestalt, die sie mit einem Gärtner verwechselte. >>Maria! << Mit diesem zärtlichen Ruf kam es zur Rückgewinnung der Identität. Die ganze Lebensgeschichte war wieder voll präsent! Die Verheißung wurde wieder eine lebendige Gegenwart. Die Erfahrung dieser lebendigen Gegenwart wurde zu einer neuen existenziellen Erfahrung, zu einem Auftrag. Ostererfahrung ist höchst persönlich und ist immer mit einem Verkündigungsauftrag verbunden. Wer an die Auferstehung Jesu Christi glaubt, gehört deshalb zu einer Erzählgemeinschaft, die sich Kirche nennt. Die Kirche hört nicht auf, von dieser Kraftquelle der Hoffnung zu erzählen.

KARSAMSTAG (B): 03.04.2021

OSTERNACHT (B): 2021-04-03

KERNBOTSCHAFT: Der Glaube an den Gott Jesu Christi ist unsere Kraft und unsere Hoffnung.

„O unfassbare Liebe des Vaters“: Bei Kreuzwegandacht wird gebetet: „Stark wie der Tod ist die Liebe.“ Darin liegt das große Geheimnis dieser Nacht. Die Osterkerze, die der Priester im Geleit des Gottes Volkes in die dunkle Kirche getragen hat, verkündet uns eine gewaltige Botschaft und gibt uns zugleich Anteil am Leben Jesu Christi: „In dieser Nacht das Dunkel zu vertreiben“. In der Nacht unseres alltäglichen Lebens, in der Nacht einer unheilbaren Krankheit, in der Nacht unserer Ohnmacht ob der Corona-Pandemie, in der Nacht einer quälenden Hoffnungslosigkeit. Indem wir die brennende Osterkerze in unsere dunkle Kirche begleitet haben, so lassen auch wir uns von Jesus Christus als dem auferstandenen Herrn als das Licht der Hoffnung in der Dunkelheit unseres Lebens leuchten.

Die Liebe Gottes durch Jesus Christus an- und aufnehmen: Unser Leben wird nie ohne manche Dunkelheit sein. Wir leben beständig in der Ambivalenz der Erlösung! Wir sind zwar erlöst, aber wir leben stets in einer unerlösten Welt. Unsere Hoffnung heißt, Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferweckten nachfolgen, und zwar als dem Licht Gottes in dieser Welt mit allen ihren Lebensgeschichten. Ein Lied in unserem >>Gotteslob<< sagt uns, was es heißt, an die Auferstehung zu glauben: „Mit dir gehe ich alle meine Wege, mit dir bin ich alles, was ich bin: Enge, Weite, Nähe, Licht und Dunkel, alles, Vater, führt mich zu dir hin. Mit dir sag ich immer neu mein Ja. Kann ja doch nicht anders, als dich lieben, bist du mir mit deinem Segen nah“ (GL 896). An die Auferstehung Jesu Christi zu glauben, bedeutet, die Worte des Propheten Jesaja ganz persönlich zu nehmen: „Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum Wasser! Auch wer kein Geld hat, soll kommen. Kauft Getreide, und esst, kommt und kauft ohne Geld, kauft Wein und Milch ohne Bezahlung! Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht?“ (Jes 55,1-2). Ein Bild ging ganz viral in den letzten Tagen vor dieser Osternacht. Ein Bild des Grabsteines vor der Grabeshöhle mit dem bezeichnenden Satz: „…das mit der Ausgangssperre zu Ostern hat noch nie funktioniert!“ Wie einfach und dennoch tiefsinnig die zentrale Botschaft des Christentums in die Sozialen Medien Einzug gefunden hat! Diese Frage stellten die Frauen, die mit ihren wohlriechenden Ölen zum Grab gegangen sind, um ihren gekreuzigten Jesus zu salben: „Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? Da erlebten sie jedoch – unverhofft! – Gottes Machterweis. Gott kann den Stein vor der Höhle unseres Lebens wegwälzen! Wir sind eingeladen, das unbegreifliche Geheimnis des Osterfestes in unserem Leben Wirklichkeit werden zu lassen. JESUS ist der CHRISTUS Gottes! Er lebt! Machen wir uns fest an ihm! Unsere Oster-Hoffnung heißt, dass das Leben aus Gott in seiner Liebe gut aufgehoben ist und eine neue Perspektive erhält.

KARFREITAG (B): 02.04.2021

KARFREITAG (B): 2021-04-02

KERNBOTSCHAFT: Gott ist die absolute Antwort auf das Leid.

Das Kreuz ist der Kristallisationspunkt von Ohnmacht und Hoffnung in einem: Was sagt meinem kleinen Verstand die Karfreitagsliturgie? Was sagt meinem beschränkten Horizont das Kreuzesereignis? Was kann ich mit dem vielen zum Himmel schreienden Leid ungezählter Menschen in unserer Welt anfangen? Ich spüre die Überforderung durch meine Ohnmacht, durch meine Verzweiflung, durch meinen Zorn! Die Warum-Frage erdrückt mich schon! Warum schweigt denn Gott? Wenn ich in der Frühe die Vögel in den Bäumen um den Pfarrhof herum und bei einem Spaziergang im Wald zwitschern höre, frage ich mich trotz meiner fröhlichen Gestimmtheit: Kann es denn das Lied der Hoffnung für alle geben? Ich frage mich schon sehr oft, wieviel Hass wir und unsere Welt vertragen können. Meine ganz persönliche Frage an diesem Karfreitag will ich mit euch teilen: Was begehen wir eigentlich an diesem Tag? Was bedeutet der Kreuzestod Jesu für mein persönliches Leben?

Besinnung auf das große Geheimnis des Kreuzes: „Viele haben sich über ihn entsetzt, so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen. […] Er hatte keine schöne und edle Gestalt, so dass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm. Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. […] Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.“

„Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat“ (Hebr. 4,15).

„Steck das Schwert in die Scheide! Der Kelch, den mir der Vater gegeben hat – soll ich ihn nicht trinken? […] Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier. […] Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme“ (Joh 18,11.36.37).

Die Konsequenz für meinen Glauben: Ich halte mich ganz fest an Jesus und möchte immer das feste Vertrauen haben, dass Jesus mich festhält. „Lasst uns also voll Zuversicht hingehen zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit“ (Hebr. 4,16). Denn: „Im Kreuz ist Heil! Im Kreuz ist Leben! Im Kreuz ist Hoffnung!“

GRÜNDONNERSTAG (B): 01.04.2021

GRÜNDONNERSTAG (B): 2021-04-01

KERNBOTSCHAFT: Unser Glaube als Christen*innen ernährt sich aus der Kraft der Erinnerung.

„Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest zur Ehre des HERRN! Für die kommenden Generationen macht euch diese Feier zur festen Regel!“ (Ex 12,14).

„Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des HERRN, bis er kommt“ (1 Kor 11,26).

„Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. […] Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“ (Joh 13,5.15).

Die Kraft der Erinnerung: Wir sind eine Erinnerungs- bzw. eine Gedächtnisgemeinschaft. Gerade die Erinnerung ist der unverzichtbare Boden, auf dem unsere Identität und unsere Lebensgestaltung gebaut sind. Sie ist der Same für unsere Zukunft. Unsere drei Schriftlesungen machen uns bewusst, dass wir eine Kultur der existenziellen Verpflichtung zur Erinnerung haben. Eine Erinnerung, die uns den Gott der Geschichte vergegenwärtigt. Es geht um die Geschichte einer rettenden Liebe.

Die christliche Erinnerungskultur ist eine Anleitung zum Handeln: Was ergibt sich nun daraus, wenn wir uns als eine Erinnerungsgemeinschaft begreifen? Es heißt, dass wir eine Urquelle haben, an die wir immer denken können und sollen. Dass wir Vertrauen und Geborgenheit aus dieser Quelle schöpfen können und dürfen. Was Antoine de Saint-Exupéry gesagt hat, scheint mir vom besonderen Gewicht zu sein für uns, sowohl als Individuen wie auch als eine Glaubensgemeinschaft: „Erinnerungen sind wie Sterne, die im Dunkel unserer Trauer leuchten.“ Natürlich sind das nicht alle Erinnerungen, sondern vielmehr die kraftvollen, die uns durchs Leben zu tragen vermögen.

Zur Urquelle finden: Schwestern und Brüder, das Geheimnis der Eucharistie ist erhaben, denn sie ist die Veranschaulichung der Liebe Gottes in dieser Welt durch Jesus Christus, in seiner Person. Es möge dich und mich deshalb das Feuer der eucharistischen Liebe stets erfassen und in eine heilige Unruhe versetzen!

PALMSONNTAG (B): 27.03.2021

PREDIGT ZUM PALMSONNTAG 2021-03-28

KERNBOTSCHAFT: Wir müssen in das große Geheimnis der Leidensgeschichte Jesu eintauchen, um Gott mitten in dieser leidbedrückten Welt noch mehr lieben zu können.

Gedächtnis des Leidens: Der deutsche Theologe und Erfinder der >>Politischen Theologie<< hat ein renommiertes Buch mit dem vielaussagenden Titel geschrieben: „Memoria Passionis. Ein provozierendes Gedächtnis in pluralistischer Gesellschaft“. In unserer Gesellschaft des Unschuldswahns ist es vielen Menschen nicht genehm, dass und wenn >>Gedenkfeiern<< abgehalten werden. Sie >>rütteln das Gewissen und machen den Menschen, die nichts dafür können, Schuldgefühl<<. Wir begehen aber heute ein solches Leidensgedächtnis. Dennoch nicht um des Leidens willen! Wir begehen den Einzug Jesu in seine Leidensgeschichte, in der wir unsere Erlösung finden.

Wir denken über einige Auswahltexte nach:

„Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus“: HEUTE, und das will heißen, in unseren Tagen, haben wir, die Vielen – Christinnen und Christen – nicht unsere Kleider, sondern vielmehr unsere Herzen auszubreiten, wie schon der Prophet Ezechiel eingemahnt hat, damit der Messias, der Erlöser, einzieht: „Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider!“

„Nehmt, das ist mein Leib. Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird“: Das ist die höchste Form, wie Jesus, der HERR, Einzug in unsere Herzen findet; ER in uns, wir in ihm, und ER durch uns in unsere Welt. Groß und über allem erhaben ist dieses Geheimnis! Geheimnis des christlichen Lebens!

„Aber nach meiner Auferstehung werde ich euch nach Galiläa vorausgehen“: Galiläa war ein blühendes und sprudelndes Zentrum und Jesus, der Auferstandene, zieht seine Apostel und alle seine Jünger*innen dorthin, wo sich das Leben abspielt.

„Ein junger Mann aber, der nur mit einem leinen Tuch bekleidet war, wollte ihm nachgehen“: Jesu Nachfolge in schwierigen Situationen ist niemals leicht. Doch, gibt es Menschen, die spüren, dass sie gemeint sind und Jesus unter allen Bedingungen nachfolgen; Menschen, die ihre Herzen ausbreiten – für Jesus. Oft sind es einfache, unauffällige Menschen, wie dieser junge Mann in der Passionsgeschichte.

„Auch du warst mit diesem Jesus aus Nazareth zusammen. Doch er leugnete es“: Herzen, die sich für Jesus ausbreiten, leugnen ihn nicht in schwierigen Lebensumständen. Was sie tun, zeigt uns der Hauptmann.

„Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn“: Da geschieht ein starkes Glaubensbekenntnis aus einem einmaligen intuitiven Erkennen. Das Christentum, die Kirche Jesu Christi, braucht lebendige und angstlose Bekenner*innen; Menschen, die Zeugnis für das Leben ablegen.

FÜNFTER FASTENSONNTAG (B): 2021-03-21

FÜNFTER FASTENSONNTAG (B): 2021-03-21

KERNBOTSCHAFT: Sich auf Ostern zuzubewegen, heißt sich dem Herzen Jesu zu öffnen.

„Heilfroh“ zu sein, das ist die Grundhaltung des Christseins: Der Prophet Jeremiah ist normalerweise nicht zimperlich in seinen oft aufrüttelnden Worten an das Volk Israel. Gegenüber den Priestern auch nicht. Manches Mal habe ich schon persönlich den Spiegel gebraucht, den er Priestern vorgehalten hat! Jeremiah ist jedoch in allem ein Prophet der guten Hoffnung. Ein Künder der göttlichen Wende. Der Text von ihm heute, an der Schwelle zum Osterfest, ist geradezu voller Zärtlichkeit. Das ist zuerst das starke Bild des An-der-Hand-Nehmens. In diesem wunderbaren Bild führte Gott das Volk Israel aus dem Land der Unfreiheit heraus. Einen Menschen an die Hand nehmen, bedeutet, diesem Menschen aufhelfen, ihn aufrichten. Denken wir an unsere eigene Alltagssprache, wenn es heißt: Einem Menschen unter die Arme zu greifen! Dem Propheten Jeremiah ist es wichtig, dass das Volk weiß und versteht, dass die Beziehung zu Gott eine Herzensangelegenheit ist. Seine von Gott erhaltene Botschaft lautet deshalb: „Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie auf ihr Herz schreiben. Ich werde ihnen Gott sein und sie werden mir Volk sein.“ Der Prophet leuchtet uns schon auch ordentlich heim, wenn er verkündet, dass Gott noch vor den Seelsorgerinnen und Seelsorgern bei den Menschen tief in ihren Herzen ist. Alle direkt in der Seelsorge Tätigen haben nach Jeremiah ausschließlich eine Erinnerungsverantwortung. Das geht aus folgenden Zeilen hervor: „Keiner wird mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den HERRN!, denn sie alle, vom Kleinsten bis zum Größten, werden mich erkennen.“ Allein Gottes zuvorkommende Liebe bewirkt diese tiefe Erkenntnis: „Denn ich vergebe ihre Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.“ Diese zuvorkommende göttliche Liebe ist uns aber in Jesus Christus unwiederholbar und uneinholbar geschenkt worden. Davon erzählt uns der Hebräerbrief: „Christus hat in den Tagen seines irdischen Lebens mit lautem Schrein und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört worden aufgrund seiner Gottesfurcht.“ Und was haben wir davon? Jesus „ist für alle, die ihm gehorchen der Urheber des ewigen Heils geworden“. Darum sind Christen*innen >>heilfrohe<< Menschen. Sind sie es denn wirklich?

Heilfroh im gekreuzigten Jesus: Wir haben einen Grund zu unserer Heilfröhlichkeit, der nicht unbedingt leicht ist, aber tragfähig. Dieser Grund ist Jesus selbst, der diese tiefsinnigen Worte zu uns spricht: „Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“ Das ist der unbezahlbare Wert des Kruzifixes in dieser Welt! Kein Mensch mehr, der auf den Gekreuzigten schaut, bleibt allein im eigenen Leid. Kein Mensch mehr stirbt in der Einsamkeit, weil der gekreuzigte Jesus ihn zu sich zieht. Ich kann mit dieser Zuversicht leben. Die muss ich mir jedoch zuerst einmal aneignen! Christliche Spiritualität heißt, dass wir stets unseren Blick auf Jesus richten, und zwar, wie Paulus schreibt, als den Gekreuzigten (1 Kor 1,23). Er ist „das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung“ (1 Kor 2,7). Darum können und dürfen wir heilfroh sein, trotz allem.

VIERTER FASTENSONNTAG (B): 2021-03-14

VIERTER FASTENSONNTAG (B): 2021-03-14

KERNBOTSCHAFT: Liebe ist die Antwort auf die Frage unserer Erlösung und unseres Menschseins.

Liebende und rettende Antlitze: „HERR, Gott der Heerscharen, richte uns wieder auf! Lass dein Angesicht leuchten, dann ist uns geholfen“ (Ps 80,20). Dreimal kommt dieses hoffnungsvolle Gebet im Psalm 80 vor. Ja, es gibt das Angesicht unter uns Menschen, das eine heilende Wirkung hat. Es gibt Liebe auf den ersten Blick und eine solche Liebe wie auch der Blick, dem sie auffällt, haben nichts mit einer kurzlebigen Schönheit zu tun. Eine solche Liebe ist einfach im Raum und erfasst unausweichlich das Gegenüber. Diese Liebe kann sich unmöglich auf eine Mann-Frau-Beziehung beschränken! Es geht um eine Liebe, deren spürbare Gegenwart einem jeden Menschen gut tut. Über diese Liebe sagt uns der Apostel Paulus, dass sie die größte unter den drei göttlichen Tugenden von Glaube, Hoffnung und Liebe ist (1 Kor 13,13). Im 1. Johannesbrief wird uns verkündet, dass Gott die Liebe ist (1 Joh 3,8).

In der Liebe und durch die Liebe sind wir erlöste Menschen: Es müsste an einem Hohn grenzen, Menschen, die die Erfahrung der Liebe nicht gemacht haben und ihr Lebenslang eine solche seelische Wunde herumtragen müssen, zu sagen, dass die Liebe die höchste Wirklichkeit in dieser Welt ist. Für solche Menschen und für uns alle heißt es aber im heutigen Evangelium: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“ (Joh 3,16). Ich stelle nun eine sehr persönliche Frage an DICH: Was macht Gottes Lieb mit DIR? Gleichzeitig in der umgekehrte Richtung: Was machst DU mit Gottes Liebe? Nun möchte ich in unserer aller Seelenlandschaft herumwühlen: Jede Opfer- beziehungsweise Sühnetheologie, die ihre tiefen Wurzeln nicht der Wirklichkeit der unverdienten Liebe Gottes hat, muss als eine Mogelverpackung verstanden werden! „Glaubhaft ist nur die Liebe“, betitelte Hans Urs von Balthazar eines seiner vielen Bücher. Für unsere gesunde Spiritualität heißt es überdeutlich im Evangelium: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird“ (V. 17). Uns wird deshalb gesagt, worin die wahre christliche Freiheit sowie die Wirklichkeit der Erlösung liegt: „Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat“ (V. 18). Immer wieder frage ich mich schon: Warum sind wir nicht deutlich Menschen der Hoffnung, der Zuversicht, der Freiheit und der ansteckenden Freude? Ich erkenne zugleich in unserer Stelle im Evangelium das größte Problem der Christen*innen und unserer Menschheitsfamilie: „Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse“ (V. 19b).

DRITTER FASTENSONNTAG (B): 2021-03-07

DRITTER FASTENZEIT (B): 2021-03-07

KERNBOTSCHAFT: Die Zehn Gebote sind Gottes ureigenes Programm für Freiheit und Frieden unter den Menschen.

Gottes Eifersucht ist seine Liebe und Heilswille für uns Menschen: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ Das ist die existentielle Wurzel der Zehn Gebote, die ebenfalls sehr existentiell sind. Wem das Verständnis der Zehn Gebote schwer fallen würde, dem würde ich sie in einer Kurzformel so erklären: Sie sind Gottes ureigenes Programm für wahre Freiheit und nachhaltigen Frieden unter den Menschen. Sie sind ein göttliches Programm für die Dankbarkeit, denn die Dankbarkeit verpflichtet. Ich habe eine Eselsbrücke zu den Zehn Gebote aus der zeitgenössischen Weltliteratur in einem Buchtitel des deutschen Liedmachers und Poet Konstantin Wecker gefunden: „Dann denkt mit dem Herzen!“ Dieses Buch ist im Jahr 2016 im Kontext der erhitzten Flüchtlingsdebatte geschrieben worden. Mit dem Herzen zu denken, bedeutet für mich, dass wir umfassend fühlen. Die Bedeutung des >>Denkens mit dem Herzen<< hatte der französische Mathematiker und Philosoph Blaise Pascale richtig erkannt, als er den tiefsinnigen Gedanken formulierte: „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“ Dazu gehören Erinnerungen an Erfahrungen und aus Prägungen. Allgemein, aber doch vor allem in der Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie weiß man von der großen und entscheidenden Bedeutung von Frühprägungen. Solche Prägungen enden jedoch keineswegs mit den ersten drei Jahren eines Lebens. Sie formen unsere Einstellungen und Persönlichkeiten nachhaltig, begleiten uns lebenslang und fordern von uns eine Stellungnahme. So beruhen die Zehn Gebote auf dem Fundament einer einmaligen historischen Lebenserfahrung eines Volkes, das der ganzen Menschheit als Model dienen sollte.

Die Zehn Gebote und der entehrte Tempel: Wenn Jesus sich voller Zorn im Tempel austobt und die Händler von Schafen, Rinder, Tauben und die Geldwechsler aus dem Tempel mit einer Geißel aus Stricken vertreibt, so erkenne ich einen existentiellen Zusammenhang mit den Zehn Geboten. Nicht nur im Zusammenhang mit dem Sabbatgebot, sondern mit allen anderen Geboten. Der Tempel symbolisiert die Sabbatkultur und der Sabbat ist ein Tag der Freiheit und des umfassenden Friedens. Es ist der Tag, an dem sich Menschen den geistigen Werten widmen und bewusst eine innere Distanz zur Habgier schaffen. Sie erinnern sich an ihre von Gott geschenkte Einmaligkeit und hören dadurch mit dem beständigen Vergleich mit anderen Menschen und ihren Besitztümern auf. Es ist darum ein Tag zur Kultivierung der inneren Zufriedenheit gegen alle Formen der Konkurrenz und Zerrissenheit des Alltags. Immer wieder hört man manche Zyniker sagen, dass man mit den Zehn Geboten keine Politik machen kann. Jawohl, Parteipolitik eben nicht! Wenn aber Politik die Kunst der organisierten Gestaltung der Gesellschaft bedeutet, dann kann man wohl mit den Zehn Geboten Politik machen! Unsere Welt richtet sich ja selbst zugrunde wegen ihrer eigenen eindimensionalen Weisheit. Es gibt jedoch die göttliche Alternative! Diese besteht nicht nur in den Zehn Geboten, sondern ist die Botschaft des Apostels Paulus in der zweiten Lesung: „Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gotts Kraft und Gottes Weisheit.“ Ich glaube, dass die Fastenzeit dazu da ist, dass wir ganz bewusst Gottes Weisheit suchen.

ZWEITER FASTENSONNTAG (B): 28.02.2021

ZWEITER FASTENSONNTAG (B): 2021-02-28

KERNBOTSCHAFT: Gott ist ein Freund des Lebens und sorgt dafür, dass in seiner Welt das Opfern von Menschen aufhört.

Die Bibel provoziert uns zu einer gereiften Gotteserfahrung: Ein vorweggenommener positiver Ausgang, ein erwartetes Happyend-Szenario. Das ist meistens die Haupteigenschaft von Märchen. Es siegt doch immer am Ende das Gute. Haben wir es aber wirklich in unserer ersten Lesung mit einem Märchen zu tun? Wir haben in der dramatischen Erzählung von Abraham und Isaak einen Text gehört, der mehr denn je in vielen Menschen eine Abscheu, ja, eine Verstörung auslöst. Er ist eine der brutalsten Episoden in der religiösen Menschheitsgeschichte. Ich finde gerade deshalb, dass wir dem Text nicht wirklich gerecht würden, wenn wir dabei uns auf Anhieb zum Gottesgedanken denken, an seine rettende Intervention. Es ist aus meiner Sicht unentbehrlich, dass wir die ganze Spannung bei und um Abraham in Betracht ziehen. Wie geht es der Mutter des Kindes, die ganz und gar unerwähnt bleibt? Wie geht es Abraham selbst, der allzu lange gewartet hat, bis ihm und seiner Frau Sarah ein Kind geschenkt worden ist? Welche Brutalität übertrifft denn noch diese emotionale Spannung? Und Abraham sagte dennoch mit einem Wort voller Bedeutung, >>Hineni<< - >>Hier bin ich<<. Ich habe aber eben gesagt >>geschenkt<<. Gerade diese Geschenkidee steht ganz diametral zu unserem allzu biologistischen Denken, ganz asymmetrisch zu unserem unheilvollen Machbarkeitsdenken. Ob nun in der Abtreibungsdebatte oder bei der brennenden Frage der assistierten Selbsttötung oder bei den Flüchtlingskindern in Morija, bei der die Wogen hierzulande und europaweit hochgehen, es ist festzustellen, dass vielen Menschen zunehmend die Unverfügbarkeit des Lebens abhandengekommen ist. Das Leben wird bei vielen Menschen kaum mehr in eine enge Verbindung mit Gott gebracht. Nur mit diesem Hintergrund lässt sich die Abrahams Erzählung sinnvoll begreifen. Das Menschenleben steht keinem einzigen Menschen zur Verfügung! Gott selber ist der Anwalt menschlichen Lebens. Er ist ein Freund des Lebens. Es geht um die tiefe Erkenntnis, dass Gott kein Menschenopfer braucht. Seine Liebe und unser Vertrauen auf ihn genügen uns. Diese Einsicht hat jedoch gravierende Konsequenzen für unsere Weltgesellschaft, in der Abermillionen Menschen auf dem kalten Altar des kalten Denkens der Profitgier beständig geopfert werden. Gott sagt in der herzzerreißenden und zugleich herzerwärmenden Begegnung mit Abraham: Genug ist genug! Es reicht!

Geht den Weg der leidenden Liebe! : Das verstehe ich sowohl aus der Szene auf dem Berg Morija als auch aus der Erfahrung auf dem Berg der Verklärung. In Jesus geht Gott den absoluten Weg der selbstopfernden Liebe mit uns Menschen. Auf diese geoffenbarte Liebe Gottes in und durch Jesus Christus kommt es allemal an. Paulus wird mitten in allen ihn niederstreckenden Anfechtungen von seiner spirituellen Erfahrung her sagen: „Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse. Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit. Viele lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt.“ (2 Kor 12,8-9). Diese Kraft Christi ist die Kraft seiner Liebe, mit der er uns erlöst.

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