NEUNUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021.10.17 |
NEUNUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-10-17 KERNBOTSCHAFT: Privilegien Reiterei hat die Tendenz, das innerste Wesen des Zusammenlebens zu zerstören. Die Ursehnsucht des Menschen besser verstehen: „Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. … Was soll ich für euch tun? … Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen.“ Es ist erstaunlich, welche Vorstellung die zwei Brüder haben, was sie „nur für sich“ wollen. Bevor wir jedoch emotionell zu einseitig die zwei Brüder Jakobus und Johannes moralisch verurteilen, sollten wir uns fragen, was hinter ihrer Bitte wirklich steht. Sie haben sich eine besondere, persönliche Zuwendung gewünscht. Ich bin davon überzeugt, dass sie sich etwas gewünscht haben, was in allen Menschen grundgelegt ist: die unverhandelbare Würde. Sie haben die tiefste Sehnsucht eines jeden Menschen aus- und angesprochen, die Sehnsucht nach Anerkennung und Zugehörigkeit. Ihr Wunsch kann darum nicht falsch gewesen sein! Falsch war das Lüstern nach Macht. In einer vorhergehenden Auseinandersetzung korrigierte Jesus diese Machtvorstellung: „Sie hatten auf dem Weg miteinander darüber gesprochen, wer der Größte sei“ (Mk 9,35b). Diese Machtvorrangstellung war ein großes Thema im innersten Kreis der Jünger Jesu. Ein schweres Erbe des Christentums! Bis heute! Diese Versuchung lebt weiterhin in der Kirche Jesu Christi! In den kleinen und großen Pfarrgemeinden. Der Traum von der Macht ist nicht ausgeträumt! Die pädagogische Hochschule Jesu: Mich spricht sehr an, dass Jesus die zwei Brüder keineswegs verurteilt hat. Er hat ihre Sehnsucht gut verstanden. Er wusste jedoch, dass diese Sehnsucht nach Machtvorrangstellung ein Irrweg war und ist. Jesu Hinweis ist aufschlussreich: „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet.“ Mir scheint, dass Jesus ihnen die Frage gestellt hat: „Habt ihr euch gut überlegt, was euer Wunsch für andere bedeutet?“ Eure ersehnte Dominanz und Vorrangstellung sind eine Gefahr für das Gemeinwohl, für ein gedeihliches Zusammenleben. Die jesuanische Alternative ist viel besser und ist der gute Weg zu einem friedlichen Zusammenleben. Hört also auf mit diesem beständigen Herrschen-Wollen, denn es geschieht viel Unrecht dadurch! „Ihr wisst doch, dass die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen.“ Gerade dieser Weg führt ins Nichts! Eine solche Macht erzeugt immer mittel- und längerfristig weitere zerstörerische Macht. Dann vollzieht Jesus eine Art staunenswerte Wende im Denken und in der Haltung seiner Jünger: „Bei euch aber soll es nicht sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.“ Für Jesus ist Anerkennung überlebenswichtig für uns Menschen. Wir können sie jedoch nicht einfordern! Sie ist die Frucht einer dienenden Liebe. Wahres Menschsein besteht im Dienen; im Sich-Selbst-Zurücknehmen für die anderen. Gerade dieser eine Satz in der ersten Lesung führt uns ein in die Lebensart des Gottesknechtes: „Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen. … Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich.“ Die wahre Gerechtigkeit Gottes ist darum die dienende Liebe. In die gleiche Kerbe schlägt dieser Satz aus der zweiten Lesung, wenn das Mitfühlende Dasein des Gottessohnes angesprochen wird: „Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche…“ Zum richtigen Dienen gehört ein gutes Quantum des Einfühlungsvermögens. Darin können wir uns gut und beständig einüben. |
27. FATIMA MONATSWALLFAHRT: 2021-10-13 |
27. FATIMA MONATSWALLFAHRT: 2021-10-13 MOTTO: Mit Maria in allem Gott suchen Wenn das unruhige Herz in Gott seine Ruhe findet: Die existenzielle Bedeutung dieses Augustinischen Spruchs ist unermesslich: „Geschaffen hast du uns auf dich, O Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“ Das Herzrasen, wie es oft in der Psychotherapie heißt, muss keine spezifische neurobiologische Ursache haben. Es kann auch ein Hinweis auf einen geistig-spirituellen Mangel sein. Eine instabile Persönlichkeit hat eine instabile Seelenlandschaft und die Freundschaft mit Gott kann oft eine große Wende bedeuten. Die Gottsuche ist darum sehr wichtig für ein glückliches, sinnerfülltes Leben. Gott ist eben ein Gott des Lebens! Stelle es dir vor, wenn du sagen würdest: „Das Leben meint es gut mit mir.“ Würde es bedeuten, dass du vor allen Formen der Schicksalsschläge verschont bleiben müsstest? Keineswegs! Es bedeutet lediglich, aber ganz besonders, dass dein Leben in Gott seinen Anker gefunden hat – trotz allem. Viele Menschen laufen jedoch große Gefahr, Gott zu missbrauchen, weil sie Gott nicht Gott sein lassen wollen. Sie meinen, das Leben unter ihrer Kontrolle zu haben. Sie stellen häufig Prognosen, die sie selbst überfordern. Bei der Suche nach dem Leben und Gott sind sie oft voreingenommen und bleiben meistens bei ihren Erwartungen. Sie lassen keinen Raum offen für Überraschungen. Überzogene Erwartungen bergen allerdings Samen von psychischen und körperlichen Erkrankungen. Christliche Spiritualität ist Gottsuche und ist zugleich höchsttherapeutisch! Mit Maria in allem Gott suchen: Wir wissen vom Wert der Vorbilder im Leben. Es ist eine Binsenwahrheit, dass es Menschen gab oder gibt, deren Lebensart uns faszinieren und auf die wir schauen bei unserer eigenen Lebensgestaltung. Eine solche Gestalt ist für uns Christen*innen ist Maria, die Mutter Jesu. Sie war eine Meistergottsucherin. Sie hat Gott in allem gesucht. Sie hat „Unmögliches“ zugelassen. Das nennt sich Gottvertrauen. Ihre Gottsuche bestand vor allem darin, dass sie „alles in ihrem Herzen bewahrte“, ohne auf alles eine Antwort zu haben. Das war kein blindes Vertrauen, sondern eine vorbehaltlose Offenheit gegenüber dem Geheimnis Gottes. Es gehört eben zum Wesen dieses Geheimnisses Gottes, dass wir als Teil des Ganzen die Erklärung für manche Dinge im Leben nicht in der Hand haben, sondern erst eine komplette Zusammenschau aller Teile der Wirklichkeit erklärt uns unser Leben selber. Mir kommt vor, dass ein großartiges Gleichnis von Viktor E. Frankl die gesamte Haltung Marias bei ihrer Gottsuche erklärt. Es ist erst in einer Dunkelkammer, wenn alle analogen Negativen ausgeknipst worden sind, dass die Bilder entwickelt werden und ihre Qualität sichtbar wird. Diese Wahrheit in Gelassenheit und Ausharren hat auch schon Paulus erkannt: „Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin“ (1 13,12). In diesem Sinn möge uns die Haltung Marias bei der Gottsuche eine gute Orientierung sein. |
ACHTUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021 |
ACHTUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHREKREIS (B): 2021-10-010 KERNBOTSCHAFT: Die Weisheit ist der Hauptschlüssel zu vielen Problemen in unserem Leben. Die vielen Fragen der einen Frage: Wir sind zeitlebens mit tausendundeinen Fragen konfrontiert, die wir dem Leben stellen und die uns das Leben ebenfalls stellt. Es gibt einen gemeinsamen Nenner aller dieser Fragen, mit denen wir uns in unterschiedlichsten Situationen herumschlagen: Wie kann mein Leben gelingen? Und:: Wann wissen wir, dass unser Leben gelungen ist? Es gibt eine Antwort, die für mich sehr stimmig ist: Wenn wir spüren, dass wir innerlich frei (geworden) sind. Und: Wenn wir innerlich überwältigt sind vom Gefühl des Glücks. Es heißt, wenn wir unser Leben als sinnerfüllt erleben und bejahen, da wir erkannt haben, dass wir unsere Aufgabe in dieser Welt haben und erfüllen. Da heute der Welttag für psychische Gesundheit ist, ist es unabdingbar, dass wir an die Dimension der Weisheit denken. Längst ist es eine bekannte Erkenntnis, dass es Heilung aus Weisheit gibt. Wie geht es aber mit der Gesundheit aus Weisheit? Es heißt, dass wir unsere Gesundheit ganzheitlich verstehen. Die biblische Ode an die Weisheit: Das großartige Modell des Betens in prekären Situationen bleibt aus meiner Sicht das Gebet des König Salomos: „Verleih […] deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht!“ (1 Kön. 3,9a). Salomo betete für das Wichtigste bei seiner Amtsführung und vertraute darauf, dass alles andere folgen wird können. In unserer ersten Lesung hörten wir die Poesie der Klugheit bzw. der Weisheit. „Ich betete und es wurde mir Klugheit gegeben; ich flehte und der Geist der Weisheit kam zu mir…Mehr als Gesundheit und Schönheit liebte ich sie.“ Was ergibt sich daraus für unser Leben? Damit unser Leben gut und besser gelingt, brauchen wir eine geistige Orientierungshilfe; wir brauchen eine alternative Sinnstiftung. Nennen wir sie die „Weisheit von Oben“. Sie ist allerdings eine Unruhestifterin. Die „Weisheit von Oben“ ist nach unserer zweiten Lesung das Wort Gottes: „Lebendig ist das Wort Gottes, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenken und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens.“ In diesen Worten über den Logos – das Wort Gottes – klingt etwas durch, was für die Heilung unserer Welt und unseres eigenen Lebens sehr wichtig ist: das Wort Gottes, die „Weisheit von Oben“, besitzt die Kraft, uns Menschen neu zu schaffen, uns neu zu gestalten, die Menschen aufzurichten. Zum Welttag für psychische Gesundheit machen wir uns diesbezüglich nichts vor, denn psychische Erkrankungen haben nicht nur neurobiologische Ursachen. Es gibt auch Umwelteinflüsse, sozialpolitische Ursachenzusammenhänge, und nicht zuletzt die verkehrten Lebenseinstellungen. „Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“ Wandeln wir diese Frage um, so heißt es „Was muss ich tun, um glücklich zu sein?“ Jesus würdigte seine Bemühungen um die Gesetzestreue, wollte ihn jedoch zu seiner inneren Freiheit, zum Weg des wahren Glücks anleiten. „Eines fehlt dir noch.“ Seine Gesetzestreue entpuppte sich wie ein Kartenhäuschen. Versuchen wir doch, uns immer wieder zu fragen: „Was fehlt denn dir jetzt noch?“ Es könnte ein großer Schatz der Selbsterkenntnis in dieser Übung stecken. |
HOCHFEST MARIENS IM KLOSTER: 2021-08-15 |
HOCHFEST DER AUFNAHME MARIAS IN DEN HIMMEL_MESSFEIER IM KLOSTER: 2021-08-15 KERNBOTSCHAFT: Zeichen des Lebens aus dem Glauben sein. Was mich hoffen und leben lässt: Mitten in der Härte des Lebens möchte ich immer die Spuren des Lebens, die Zeichen der Verheißung Gottes entdecken und schätzen. Manches Mal sind es sogenannte Banalitäten, die uns Mut und Freude machen, die uns sagen, dass es etwas Verborgenes gibt, das uns mitten in der offensichtlichen Brutalität des Alltags aufleuchtet und berührt – selbst wenn nur augenblicklich! Eine von euch war unlängst ein solches Zeichen für mich. Ich fuhr mit dem Auto bei der U-Bahn Station Ottakring vorbei, und in dem nötigen langsamen Tempo erblickte ich eine von euch in ihrem Habit, mit dem Gesicht unverwandt, in einer Eile Richtung zur Station. Sie wollte sicherlich den nächsten Zug erwischen. Auf einmal dachte und sagte ich mir: „Hier ist eine leise Verkündigung durch das einfache Erscheinungsbild einer jungen Frau!“ Auch wenn ich selber selten mein Priesterhemd trage, wenn ich unterwegs in die innere Stadt bin, trage ich es doch ab und zu als ein Zeichen, dem widersprochen wird; als ein >>Skandalon<<, wie Paulus schreibt. Beim Anblick jener Schwester sagte ich mir, also: „Diese Schwester geht – wie ihr alle und viele andere Ordensschwestern – für das Leben der Verheißung.“ Das Leben der Verheißung ist aber stärker als der Tod. In Maria die Verheißung Gottes und die Vollendung des Lebens erkennen und schätzen: In einer bildreichen Sprache schildert uns das Buch der Offenbarung das große Drama der Heilsgeschichte, der Erlösung. Schon mitten im irdischen Leben sind wir beständig mit dem Kampf um Leben und Tod konfrontiert. Uns wird jedoch gesagt und gezeigt, dass das Leben unter dem Zeichen der Verheißung Gottes immer den Sieg davon trägt. Maria wird als eine hervorragende Gestalt im gesamten Siegeszug des Lebens dargestellt: „Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. Sie war schwanger und schrie vor Schmerz in ihren Geburtswehen. […] Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: Jetzt ist er da, er rettende Sieg, die Macht und die Königsherrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten.“ Wir erkennen: obwohl das Leben von Anbeginn an tödlicher Bedrohung ausgesetzt ist, ist uns der Sieg des Lebens sicher. Gerade diese Theologie der göttlichen Verheißung war die Botschaft des Apostels Paulus an seine Gemeinde von Korinth: „Der letzte Feind, der entmachtet wird, ist der Tod.“ Wir dürfen, können und müssen diesen Sieg des Lebens über den Tod schon in dieser Welt lebend verkünden. In Maria erkennen wir, wie Gottes Verheißung in Ewigkeit ihre Gültigkeit behält. Sie ist und bleibt das Urbild des Glaubens und der Kirche. Wir können, wie Maria, uns Gottes Verheißung öffnen – jeden Tag neu. |
ZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-08-15 |
ZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-08-15 MARIÄ AUFNAHME IN DEN HIMMEL KERNBOTSCHAFT: Gott zeigt uns in Maria die Allmacht seiner Liebe und den Sieg des Lebens über den Tod. Maria ist Urbild der Christenheit und der Kirche: Ich frage mich manches Mal, was Gott aus meinem Glauben an ihn macht. Andersherum: Braucht Gott meinen Glauben an ihn? Ganz kritisch gesagt, braucht er überhaupt nicht meinen Glauben. Viel richtiger wäre die Frage: Brauche ich meinen Glauben an Gott? Zustimmend antworte ich auf diese zeitkritische Frage mit einem großen unbedingten JA! Gott braucht insofern meinen Glauben an ihn, damit er ihn in sein großes und bedingungsloses JA zu mir verwandelt. Das hat er uns im Leben Marias vorbildlich gezeigt. Ich entdecke diese Antwort, diese tiefe Überzeugung im großen und spannenden Drama der Lesung aus dem Buch der Offenbarung. Die brennendste Menschheitsfrage ist die Frage über Leben und Tod. Nicht allein die vielen Formen der Krankheiten im Alltag unterstreichen diese Erfahrung vom Kampf über Leben und Tod, sondern die verschiedenen Epidemien und Pandemien der Menschheitsgeschichte, und, nicht zuletzt die gegenwärtige COVID-19-Pandemie. Im Buch der Offenbarung werden uns alle möglichen Bedrohungen des Lebens geschildert. Am Ende jedoch löst sich das Ganze im Sieg des Lebens auf. Gerade in diesem Sieg des Lebens ist uns Maria, Mutter Gottes, Mutter unseres Erlösers, Urbild der erlösten Menschheit, Urbild des Glaubens und der Kirche. „Wie im Anfang, so auch jetzt, bis in alle Ewigkeit“: Wir sind Christinnen und Christen mitten in der Welt das Volk der Verheißung. Christlich zu glauben, bedeutet darum, an die Verheißung Gottes zu glauben. Diese Verheißung steht am Anfang und am Ende der Bibel. Dazwischen gestalten wir unser Leben in Freiheit und Verantwortung. Eine Gestaltung, die auf dem Fundament dieser Verheißung baut und sich von derselben Verheißung anziehen lässt. Gott sprach und spricht zu Menschen durch Zeichen, historische Ereignisse und konkrete Personen. Was ER immer sagte und sagt, ist eine Verheißung, eine Verheißung des Lebens, das sich in einem Sieg über das Böse vollenden wird. Gerade diese Verheißung erfüllte sich exemplarisch im Leben Marias. Mögen wir trotz aller Widerwärtigkeiten und Verzweiflung an den Sieg des Lebens fest glauben. Gott selber ist der Garant dieser Zuversicht. |
25. MONATSWALLFAHRT IN FATIMA: 2021-08-13 |
25. MONATSWALLFAHRT IN FATIMA: 2021-08-13 MOTTO UND KERNBOTSCHAFT: Mit Maria loslassen lernen „Groß sein lässt meine Seele der Herr, ER ist mein Retter“: Dieses Lied habe ich ein bisschen umgewandelt und ist nicht nur schwungvoll. Der Schwung in ihm bringt darüber hinaus zum Ausdruck, was der echte Glaube an Gott mit und aus uns macht, was in unserer persönlichen Begegnung mit Gott in der Tat geschieht. Gott lässt in einer Begegnung und in einer persönlichen Beziehung zu ihm unsere Seele groß werden. Diese Wahrheit vermittelt uns ganz besonders Maria im Magnifikat – das Loblied ihrer von Gott tief berührten Seele: „Meine Seele preist die Größe des HERRN … Er lässt die Reichen leer ausgehen.“ Das sind Menschen, die von sich eingenommen sind. Aspekt einer zeitgemäßen marianischen Spiritualität für ein gelingendes Leben in unserer Zeit: Für nicht wenige Menschen ist die Marienverehrung eine >>alte<< Tradition, die den >>modernen<< Menschen nicht mehr viel zu sagen hat. Was heißt es aber, >>modern<< zu sein? Es geht um die Frage, ob Maria, die Mutter Jesu, uns in der gegenwärtigen Zeit etwas Besonderes für unser Leben zu sagen hat. Meine Antwort ist unzweifelhaft ein großes JA! Sie kann uns Wunderbares sagen in unserer persönlichen Beziehung zu Gott. Es geht bei diesem Wallfahrtsgottesdienst um eine nicht viel beachtete Tugend des Loslassens. Loslassen von Menschen, von Vorstellungen, von Gewohnheiten, vom Besitz, und nicht zuletzt von uns selbst. Gerade das Loslassen schafft Raum für Neues, für Besseres, für etwas Größeres, ja, für etwas Höheres. Denn unser wahres Menschsein besteht darin, dass wir uns beständig überschreiten. Wir wissen aber schon, wie schwer das Loslassen sein kann. Sie bedeutet eine große Anstrengung. Es lohnt sich jedoch, denn dadurch bekomme ich mehr Freiheit – die innere Freiheit! Meistens ist es die Angst, die im Denken uns blockiert sowohl im Leben als auch auf unserem Weg zu Gott, auf unserem Weg der Zustimmung zu Gott und seiner Verheißung. Auch innerhalb der Kirche als Institution und Gemeinschaft verhindert die Angst das Loslassen; das Loslassen, damit der Heilige Geist Gottes die Gemeinde beleben kann. Trotz aller Notwendigkeit des kreativen Einsatzes gehen wir oft von der falschen Voraussetzung aus, dass wir das Abwandern der Menschen aus eigener Faust verhindern können. Da finde ich, dass wir, wie Maria, sehr viel auf Gott und seine Vorsehung vertrauen sollen. Jesus selber lehrt uns ausreichend im Evangelium, dass erst das Loslassen eine neuartige Familie entstehen kann – die neue Familie Gottes. Ein plakatives Musterbeispiel des Loslassens begegnet uns in der Apostelgeschichte bei der Szene der Himmelfahrt Jesu. Die Urgemeinde ist nur dadurch entstanden, dass die Apostel nicht stehen geblieben waren, sondern weitergehen mussten. Dazu kam, dass sie sich mit Maria zum Gebet versammelten. Hier erkennen wir, wie wirksam das Gebet – zumal in der Gemeinschaft – uns beim Loslassen helfen kann. Denn gerade im Gebet überantworten wir Gott unser ganzes Leben – alles Tun und Denken. |
NEUNZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-08-08 |
NEUNZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-08-08 KERNBOTSCHAFT: Die schönste und höchste Form eines Geschenks ist die der eigenen Person in ihrer Ganzheitlichkeit. Persönlich nehmen, weil Jesus uns persönlich nimmt: Christlich glauben, heißt Jesus ganz persönlich zu nehmen. Also: Wie hältst DU es mit der Eucharistie? Wie hältst DU es mit Jesus, dem Christus Gottes? (Stille!) Ludwig Wittgenstein lässt heute grüßen: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Das Buch wollte dem Denken eine Grenze ziehen, das heißt, dem Ausdruck der Gedanken. Gibt es also Dinge, Erfahrungshorizonte, bei denen der menschliche Verstand zu kurz greift, ja, greifen muss? Ähnlich sah es der berühmte französische Mathematiker, Physiker und Ingenieur Blaise Pascal (1623–1662): „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“ Seine Worte haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Sie wollen uns, die wir uns in der religiösen Welt bewegen und beheimatet sind, vor der Verflachung der Sprache warnen. Ich finde, wenn alles erklärbar wäre, wäre aus meiner Sicht nichts mehr erklärbar. Wir müssen schon den Raum für das Geheimnis offen lassen und halten. Da fällt mir immer wieder bei solchen Diskursen die offene Kuppel im hinteren Teil der Basilika in Mariazell ein. Sie sagt mir, dass das Sichtbare nicht alles sein kann; dass es mehr gibt, als unsere Augen sehen können und unser Verstand denken kann. Sie sagt uns, dass die Liebe alles vermag, wo der Verstand dem Kalkül verhaftet bleibt. Ein Lied aus einem Heft für „Kindermesse“ bringt es so schön zum Ausdruck: „Nicht alles können die Augen sehen, unser kleiner Verstand verstehen. Das ist ein Geheimnis, Geheimnis des Glaubens.“ Meine Erfahrungen in Kirche und Gesellschaft sagen mir, dass wir das Staunen und die Stille lernen müssen, damit wir mit uns selbst, mit anderen Menschen, mit der Natur und nicht zuletzt mit Gottes Wirklichkeit in eine fruchtbare Berührung kommen können. Die Augen des Herzens heilen, um das Leben aus Gott viel besser wahr- und annehmen zu können: In der Wüste „setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, HERR. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter.“ Was muss ein Mensch erlebt haben, dass er Gott, den „Freund des Lebens“ (Weish. 11,26), anflehte, ihm das Leben zu nehmen? „Steh auf und iss!“ Das war die große Wende. Gott bleibt dem Menschen treu, macht ihm das unschätzbare Geschenk seiner Gegenwart und gibt ihm Mut auf seinem Lebensweg. Elijah zerpflückte nicht alles, er glaubte. Sein Herz nahm das Geschehene staunend auf. Das Herz, nicht der Verstand ist Sitz der Gotteserfahrung. Der heilige Augustinus gibt uns eine „Sonntagsaufgabe“: „Unser ganzes Werk in diesem Leben besteht darin, die Augen des Herzens zu heilen, dass sie Gott schauen können…“ |
ACHTZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-08-01 |
ACHTZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-08-01 KERNBOTSCHAFT: Gottes Verheißung an uns ist weit mehr als die Erfüllung unserer materiellen Bedürfnisse. Es geht um die Lebenserfüllung in seiner Liebe. Hunger nach Sinn: Es ist zunehmend eine Diskussion um Grundwerte für das Zusammenleben der Menschen im Gang. Dabei wissen die Großkirchen, wie lebensbedrohlich der materielle Hunger ist für ungezählte Menschen in unserer sogenannten globalisierten Welt. Ob es uns gefällt oder nicht, für jeden Menschen, der irgendwo in dieser Welt am Hunger stirbt, stirbt ein Stück der Menschheit. Mich dünkt allerdings, dass die bekannte Pyramide der Bedürfnisse gegenwärtig auf den Kopf gestellt werden sollte, damit die höheren Werte als Grundvoraussetzung für die Umsetzung der basalen Bedürfnisse richtig erkannt werden. Jesus, der die Menschen allzu gut kennt, schien diese Ansicht zu vertreten bei seinen kritischen Worten an die Menschen, die ihn aufsuchten. „Amen, Amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und der Menschensohn euch geben wird!“ Einmal mehr unterstreicht Jesus, was er dem Teufel bei seiner Versuchung in der Wüste gesagt hat: „Man lebt nicht nur vom Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“ (Mt 4,4b). Wie tief berührend waren die Einstellung und die Worte einer jungen Dame bei der Sendung von Barbara Stöckl vor drei Tagen, die eine Million Euro von ihrer Oma geerbt hat und auf 90% davon bewusst verzichtet. Sie sprach voller Zufriedenheit von Werten der Gerechtigkeit und des Gemeinwohls sowie von Chancengleichheit. Ich sah in ihr eine Kontrastwelt, eine große Hoffnung. Alle Zeichen und Wunder führen zur Annahme des Reiches Gottes: Es genügt weder Jesus noch uns selbst, dass wir materiell satt werden. Weit darüber hinaus geht es Jesus darum, dass unser Leben eine nachhaltige Erfüllung findet. Deshalb müssen wir uns immer wieder die Frage stellen: Was nährt uns wirklich? Was führt uns dem Reich Gottes näher? Was zieht uns im Leben an? Was uns im Leben anzieht, muss viel wesentlicher sein, als das, was uns umgibt. Wir sind für mehr geschaffen! Jesus finden, ist die höchste Form der Lebenserfüllung, denn er ist der Sinn, den Gott selber in dieser Welt mit allen ihren Grenzen und Wunden gestiftet hat. Was uns also wirklich nährt, ist die persönliche Beziehung zu Jesus, die Freundschaft mit ihm. Liebe Eltern von Johanna Lucia, liebe Taufpatin, helft eurer lieben Tochter durch eure eigene Vorbildwirkung in diese Beziehung mit Jesus immer mehr hineinzuwachsen, in die sie hineingetauft wird. |
SIEBZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-07-25 |
SIEBZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-07-25 KERNBOTSCHAFT: Gott kennt unsere Möglichkeiten viel mehr als wir selbst und traut uns zu, dass wir mehr aus ihnen machen können. „Gemeinsam aufblühen“: So möchte ich den einen Aspekt unseres heutigen Evangeliums über die wunderbare Brotvermehrung zusammenfassen. Die Jugend würde es anders ausdrücken: „Gemeinsam glühen“, wobei sie einen anderen Gefühlszustand meint. Ich möchte das „Gemeinsam aufblühen“ herausstreichen. Am 30. Juli sollen alle Glocken in den katholischen Kirchen Österreichs läuten. Diese Aktion gefällt mir sehr, denn sie ist ein äußeres Zeichen der Solidarität mit den rund 821 Millionen Menschen, die weltweit vom Hunger bedroht sind. Es ist also der Kirche Jesu Christi nicht gleichgültig, ob sie am Leben bleiben oder sterben. Dieses Glockengeläut ist meines Erachtens eine Form der Soziallehre der katholischen Kirche. Durch diese Aktion macht sie sich die Worte Jesu an Philippus zu Eigen: „Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben?“ Es heißt aber, dass Jesus ihn nur auf die Probe stellen wollte. Mir gefällt die Version von Lukas, wenn Jesus gleich die Anweisung erteilt: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Lk 913). In der Antwort des Philippus steckt eine Einstellung, die oft hinderlich ist, wenn es darum geht, zu helfen. Seine Frage: „Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll.“ Das ist ein unter uns weitverbreitetes Empfinden der Ohnmacht angesichts einer unmittelbaren Konfrontation mit einer Notsituation. Ein kleiner Junge wird zum Sprachrohr der frohen Botschaft Jesu: Es heißt, dass ich Gott meine Möglichkeiten hinhalten soll. Jesus sagt, dass unsere Leidempfindlichkeit eine Grundvoraussetzung für ein soziales Handeln ist. Es gibt schon auch die Ohnmacht des Nicht-Helfen-Könnens. Mir ergeht es manches Mal nicht viel anders. Da wünsche ich mir dann ein >>Wunder der Brotvermehrung<<, das mir meine Ohnmacht und Traurigkeit erleichtern sollte, ja, hinwegnimmt. Das große Wunder des geteilten Lebens: Immer mehr habe ich gelernt, mich zu fragen, ob dieses Wunder der >>wunderbaren<< Brotvermehrung nicht ein wirksames und deshalb glaubwürdiges Rezept wäre für die sinnvollste Gestaltung unserer Welt, des Lebens in kleineren und größeren Kreisen. Es hat meine Vorstellungskraft geschärft und beflügelt, indem ich immer mehr an das Unmögliche glaube, denn wenn wir das Unmögliche bewusst wagen, hat es die Wahrscheinlichkeit, dass es möglich wird. Mich fasziniert, dass die Gegenwart eines kleinen Jungen den ent-scheidenden Unterschied ausgemacht hat. Er – in seiner Einmaligkeit und Verantwortung – war der Ausgangspunkt für das großartige Wunder. Er bereitete den Boden für das große Wunder vor, das Jesus gewirkt hat. Es ist in der Tat egal, wo wir uns finden, diese Schlussfolgerung ist meine tiefste Überzeugung: „Glück tritt oft als Netzwerk auf: Es strahlt aus, ist ansteckend – und im Gegenteil zu materiellen Gütern vermehrt es sich, wenn man es teilt“ (FURCHE, 29, 22. Juli 2021, S. 13). Nur die Bereitschaft zum Netzwerk des Teiles wird unsere Welt retten. Nur ein solches Netzwerk führt und hält Familien zusammen. Mehr ... |
DRITTER SONNTAG DER OSTERZEIT (B): 18.04.2021 |
DRITTER SONNTAG DER OSTERZEIT (B): 2021-04-18 KERNBOTSCHAFT: Es gehört zur österlichen Glaubenserfahrung, dass die Kirche sich durch einen Erfahrungsaustausch bildet und entfaltet. Das Modell einer christlichen Gemeindeversammlung: „Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren, erzählten den Elf und die mit ihnen versammelt waren, was sie unterwegs erlebt und wie sie Jesus erkannt hatten, als er das Brot brach.“ Mich beschäftigt immer mehr, je älter ich werde, ob es denn wirklich so leicht ist für viele, den christlichen Glauben zu leben. Ihn zu leben, heißt jedoch primär an die Auferstehung Jesu Christi zu glauben. Mit dieser Frage eng verbunden, ist die zweite: Wenn es schon denjenigen Menschen schwer gefallen war, an den auferstandenen Herrn zu glauben, obwohl sie zur Zeit seines irdischen Lebens in seiner Gesellschaft waren, was ist denn mit uns selbst, die in einer unwiederbringlich historischen Distanz zu seiner Person leben? Selbst als der auferstandene Jesus in ihre Mitte trat und sie intim begrüßte, „erschraken sie und hatten große Angst“; sie hatten einen großen Zweifel. Was mich bei dieser Episode besonders berührt und begeistert, ist das, was die Elf und die Menschen, die sich um sie versammelt hatten, machten. Es heißt, dass die zwei Emmausjünger zu ihnen gestoßen waren und erzählten, was sie erlebt hatten. Es kam also zu einem Austausch. Die zwei erzählten den anderen von ihren persönlichen Erfahrungen aus der Begegnung mit Jesus. Es ergibt sich daraus für mich ein großartiges Kirchenbild: Die Kirche ist eine Versammlung von Menschen, die sich über ihre Erfahrungen mit Jesus Christus austauschen. Kirchenerneuerung durch Kirche-Sein: Das Urbild der Kirche ist darum meines Erachtens zusammengefasst in dem einen Wort >>Austausch<<. Diese Wirklichkeit des Austausches begann nicht erst in der nachösterlichen Erfahrung der Urgemeinde, wie uns in den ersten und vierten Kapiteln der Apostelgeschichte ganz anschaulich gemacht wird. Schon am Kreuz, unmittelbar vor dem Tod Jesu geschah ein entscheidender Austausch, da Jesus seine Mutter dem Lieblingsjünger anvertraute und umgekehrt. Die Kirche Jesu Christi ist deshalb eine Austauschgemeinschaft oder sie wird nicht sein können! Sie lebt von der Erzählung und wächst durch sie, wie uns die zwei Jünger von Emmaus im heutigen Evangelium demonstriert haben. Wenn sich Menschen darum in die Kirche, konkret heißt es in ihre Pfarrgemeinde, gedanklich und aktiv nicht einbringen, sondern nur das Tun anderer konsumieren, tragen sie nicht zum Wachstum der Kirche bei. Es möge niemand in der Kirche denken und sagen, er oder sie sei ideenlos, denn jeder und jede ist einzigartig und kann gerade in dieser Einzigartigkeit zur Erneuerung der Kirche vor Ort beitragen. Das ist eine ur-österliche Erfahrung. Streben wir danach – in unserer Pfarrgemeinde! |
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