VIERTER FASTENSONNTAG: 31.03.2019

VIERTER FASTENSONNTAG (C): 2019-03-31

KERNBOTSCHAFT: Nur die Liebe ist glaubhaft, denn sie lässt uns anders werden, indem sie aus uns unsere beste Möglichkeit herausfordert. Selbst angesichts des Scheiterns und des Todes bleibt diese Liebe siegreich. Darum „Laetare-Sonntag“ – „Freudensonntag“.

Die Perspektive Gottes schenkt uns Mut, eröffnet uns den Raum der Versöhnung und macht, dass wir zu uns wieder finden: Große und schwierige Fragen, ja die sogenannten „Fangfragen“, hat Jesus in den Evangelien immer mit bildhaften Erzählungen, mit Gleichnissen, beantwortet. In unserem heutigen Evangelium erzählt Jesus vor Menschen, die ihn anfeinden, weil er sich mit den >>falschen Leuten<< abgibt, wie sie finden, die bildhafte Geschichte des verschwenderischen, verlorenen Sohnes; des barmherzigen Vaters. Ein solches Familiendrama gibt es in vielen Familien heute. Diese Geschwisterkonstellationen oder Generationenkonflikte sind jedoch nicht wirklich die zentrale und erfreuliche Botschaft dieses Gleichnis Jesu. Jesus macht uns Mut zur Versöhnung, Mut zur Lebensfülle. Versöhnung ist ein besonders heiliger Boden für ein Lebensfest.Gott lädt ein zu seinem Fest, uns alle, ob wir nun nahe oder ferne stehen, ob wir glücklich oder unglücklich sind, schuldig oder uns keiner Schuld bewusst. Er schaut seine Menschen an und freut sich über jede und jeden.“

„Geheimnis des Glaubens, im Tod ist das Leben“: So singen wir ab und zu aus dem Gotteslob [210]. Im Auf und Ab des Lebens sind wir beständig mit der Möglichkeit wie auch mit der Realität des Todes konfrontiert. „Er war tot und lebt wieder!“ Mitten im Tod geschieht das Leben, wird uns das Leben geschenkt. „Tod und wieder lebendig“: das ist wohl der wahre Grund für ein ausgefallenes Fest, der wahre Grund zur Freude. Das ist aber auch der wahre Grund für unseren Gottesdienst heute. Jesus holt uns in die unmittelbare Sphäre der Wirklichkeit Gottes. „Mitten in der Passionszeit öffnet dieses Gleichnis aus dem Lukasevangelium eine [einladende] Tür zu ungeahnter Freiheit. Es gibt Leben, jetzt und dann. Leben, das den Namen verdient, Leben, das gefeiert werden will.“ Die gute Erinnerung an Gottes unbegrenzte Liebe hilft uns, dass wir zu uns selbst finden. Gottes Liebe ist die Einladung zur Versöhnung, eine Einladung, das Leben mutig zu gestalten. Fürwahr ein Grund zur Freude!

DRITTER FASTENSONNTAG: 24-03.2019

DRITTER SONNTAG IN DER FASTENZEIT (C): 2019-03-24

KERNBOTSCHAFT: Jesus ist die leibhafte Barmherzigkeit Gottes, obwohl unserem Leben eine Frist gesetzt ist.

Jesus bleibt seinem zentralen Anliegen treu (Mk 1,15): Seltsam, ja verwunderlich ist die Antwort Jesu auf die sorgenvolle Meldung der Menschen an ihn. Sie empörten sich über die angsteinflößende Bestialität des Pilatus. Ich meine, zurecht! Was war Jesu Reaktion? Eine Wendung des Gesichtsfeldes, ein Aufruf zur seelischen Selbstsorge. Es mutet schon eigenartig, dass Jesus, dem das Reich Gottes am Herzen liegt, gar nichts zu dieser Grausamkeit des Pilatus sagt. Stattdessen fordert er eine Umkehr von den beängstigten Menschen. Angesichts des Gemetzels, bei dem Pontius Pilatus kaltblutig etliche Galiläer ermorden ließ, und angesichts des Einsturzes eines Turms, bei dem achtzehn Menschen ums Leben kamen, wirkt die Stellungnahme Jesu aus unserem heutigen Empfinden moralisierend abstoßend. Werden wir jedoch mit diesem Gefühl dem Hauptanliegen Jesu gerecht? Wir verstehen die Reaktion Jesu erst dann richtig, wenn wir bedenken, dass das Schicksal in der alten jüdischen Kultur mit der Schuldfrage verbunden war. Der Gerechte und Gottergebene erleidet kein tragisches Schicksal. Das ist die dramatische Auseinandersetzung des Buches Hiob. Jesus geht es darum, deutlich zu machen, dass jeder Mensch auf sich Schuld laden kann. Sein Grundton liegt auf Selbstbesinnung, Konfrontation mit der eigenen Schuldhaftigkeit und Begrenztheit. Jesus bleibt dabei seiner Grundbotschaft nach dem Markusevangelium ganz treu: „Das Reich Gottes ist da. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15).

Unserem Leben ist allemal eine Frist gesetzt: Mit dem Bild des unfruchtbaren Feigenbaums verleiht Jesus seiner Grundbotschaft Nachdruck. Kein Bauer lässt einen unfruchtbaren Baum allzu lange herumstehen, der den anderen Obstbäumen die Mineralien raubt. „Warum soll dem Boden seine Kraft nehmen?“, heißt es. Der Mann, der in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt hat, ist Gott selbst. Der Winzer ist Jesus, der den Menschen die Frohe Botschaft des Reiches Gottes gebracht hat. Seine Intervention ist die Rettung des Menschen, der keine Frucht bringt. Durch seine Intervention eröffnet Jesus eine positive Zukunftsperspektive für jeden Menschen! Für Jesus, den Winzer, wird die Zukunft positiv ausgehen. Bei ihm gibt es einen Zukunftsoptimismus. Die Warnung bleibt allerdings und hängt wie ein Damoklesschwert über uns allen! Unsere Zeit ist befristet! Gerade dieses Bewusstsein ist ein Motor für unser Leben. Darum gilt es, heute das Notwendige und Gute zu tun. Jesus erwartet von uns gute Früchte der tätigen Liebe und heilenden Geduld.

VORSTELLUNGSGOTTESDIENST_2. Fastensonntag: 17.03.2019

ZWEITER FASTENSONNTAG 2019-03-17

Vorstellung der Firmlinge zum Leitgedanken „Wegweiser sein…“

Viele Wege. Welcher ist der richtige? : Eine Episode: Einige Male war ich unterwegs und habe ich mich an manche Personen gewandt, um nach dem Weg zu fragen. Bei manchen erlebte ich unmittelbar eine Verachtung, die ich als Rassismus auffassen musste. Meine Reaktion waren folgende Worte: „Das ist aber wirklich komisch!“ Dann gab es wieder nette Menschen, die mir mehr erklärt haben als ich brauchte. Da ging mein Herz auf und ich sagte zu mir danach: „Come on, Fabian, diese Welt ist nicht verloren, weil es doch noch wunderbare und hilfsbereite Menschen gibt.“ Die Erkenntnis ist wahr: Es gibt viele Wege im Leben, die wir einschlagen könnten und die Entscheidung für die richtige Richtung ist nicht immer leicht. Die falsche Entscheidung könnte schon nachhaltig negative Konsequenzen für unser Leben haben. Wir kennen uns nicht immer aus. Wir alle brauchen immer wieder Hilfe. Menschen sind auf einander angewiesen. Wir sollen den Mut haben, nach Hilfe zu fragen.

„Binde deinen Karren an einen Stern!“: Manches Mal kommt es auch vor, dass wir ganz allein eine Entscheidung für den richtigen Weg im Leben treffen müssen. Ganz allein sind jedoch nicht. Es gibt den >>inneren Wegweiser<<. Sein Name ist Gewissen, ein >>innerer Kompass<<. Wir können uns aber auch an Gott wenden – in der Stille unseres Herzens, im Gebet, in der Meditation. Dieser Spruch „Binde deinen Karren an einen Stern“ stammte von dem italienischen Universalgenie Leonardo da Vinci, der zwischen 1452-1519 lebte. Was bedeutet dieser Spruch? Es „ist die Empfehlung an jeden einzelnen Menschen, aus seinem Leben etwas Besonderes zu machen und sich die Sterne vielleicht sogar vom Himmel zu holen. Mit der richtigen Vision im Leben lässt sich viel erreichen.“ Auch Abram hatte eine Vision und aus dieser Vision wurde eine wegweisende Freundschaft mit Gott. Der Apostel Paulus sagt uns, dass Menschen, die nur „Irdisches“ im Sinn haben, kein glückliches, erfülltes Leben führen. Wir brauchen also die persönliche Beziehung zu Gott. Darum finde ich die bezaubernde Erfahrung von Petrus, Johannes und Jakobus auf dem Berg der Verklärung sehr wichtig für unser Leben. Sie sind in der unmittelbaren Nähe Jesu und werden von der Strahlkraft seiner Gegenwart überwältigt. Dann wollen sie für immer an diesem Ort bleiben. Eine Stimme aus der Wolke hat jedoch etwas Anderes mit ihnen vor: Sie sollen auf Jesus hören. Ja, auf Jesus zu hören, das ist schon eine ganz gute Hilfe für die sinnvolle Gestaltung unseres Lebens. Auf Jesus zu hören, das wird sicherlich, liebe Firmlinge für euch eine ganz wunderbare Wegweisung sein, auf dass euer Leben gut gelingt. Die Nähe zu Jesus tut gut. Denn er ist die Weisheit Gottes. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Schön, dass die Vorbereitung auf den Empfang des Sakraments der Firmung euch mit dem Leben Jesu ein Stück vertrauter gemacht hat. Der Weg mit Jesus führt aber weiter. Bleibt nicht stehen! Geht diesen Weg mit ihm weiter!

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ZWEITER F ASTENSONNTAG (C): 17.03.2019

ZWEITER FASTENSONNTAG (C): 2019-03-17

KERNBOTSCHAFT: Ein einziger Augenblick vor der Gegenwart des HERRN vermag es, uns in unserem Glaubens- und Sendungsbewusstsein zu stärken.

Die Notwendigkeit von Orten der Kraft für unser Leben: Viele Menschen jammern über den Stress und wissen, dass er gesundheitsschädigend ist. Sie leben in der Spaltung zwischen der Sehnsucht nach Veränderung und der Hilflosigkeit. Manche liefern sich den sozialen Medien aus und beklagen sich gleichzeitig über den Zeitmangel. Es gibt aber einen Ausweg. Wir können bewusst Orte der Unterbrechung aufsuchen, wenn wir es auch wollen würden. Es sind Orte der Kraft, die uns nicht viel an Energie und Aufwand abverlangen. Der Berg ist in der gesamten Heiligen Schrift ein vorzüglicher Ort der Gotteserfahrung. Auf dem Berg haben sich Menschen besser und tiefer verstanden sowie ihre Sendung in der Welt. Selbstfindung tut uns alle Not! Die Fastenzeit ist eine wunderbare Zeit, um mit unserer innersten Wirklichkeit in Berührung zu kommen. Was ist aber diese unsere innerste Wirklichkeit getrennt von der Gottesfrage, getrennt von unserer persönlichen Beziehung zu Gott?

Gottes Gegenwart macht unser Leben hellsichtiger und unsere Welt durchsichtiger: Was unsere drei Schriftlesungen am heutigen zweiten Fastensonntag verbindet, ist eine Vision der Gottunmittelbarkeit. Die drei Apostel waren von der Aura Jesu auf dem Berg überwältigt. Es gibt dieses Überwältigt-sein von etwas, was nicht mehr in unseren alltäglichen Erfahrungen allein aufgeht. Es kann uns inmitten unserer Alltagserlebnisse etwas aufleuchten, was größer und tiefer ist als das Erlebte. Ich bin davon überzeugt, dass das Geheimnisvolle aus nicht dieser Welt noch nicht verschwunden ist. Unsere schöne und zugleich herausfordernde Aufgabe besteht darin, dass wir Raum schaffen für das Geheimnisvolle, damit es uns umgreifen kann. Eine solche Erfahrung ist aber eine kraftvolle Quelle für unser Leben und für unser Wirken in dieser Welt. Ja, für unser Wirken in der Kirche. Es geht um die Lebendigkeit unserer persönlichen Beziehung zu Gott Jesu Christi. Für die Pflege dieser Beziehung eignet sich die Fastenzeit besonders. Wir können von der Fülle der Gegenwart Gottes unterschiedlich berührt werden. Was uns allen gemein ist, ist das Ziel. Die Erfahrung der Geborgenheit, Kraft, Zuversicht und Heilung; die Erfahrung der bedingungslosen Liebe mit ihrem Sendungsaspekt. Darum legte Jesus den drei Aposteln das persönliche Zeugnis ans Herz, indem er sich wieder ins Tal schickte. Dieser Verkündigungsauftrag geht uns aber auch was an! Wenn wir als Kirche die Sendung Jesu leben wollen, müssen wir mehr davon erzählen, was uns trägt. Eltern und Großeltern müssten es lieben können, ihren Kindern und Enkelkindern von ihrem Glauben zu erzählen. Ist diese Fastenzeit nicht doch eine willkommene Zeit dafür?

ERSTER FASTENSONNTAG (C): 10.03.2019

ERSTER SONNTAG IN DER FASTENZEIT (C): 2019-03-10

Schrift: Dtn 26,4-10; Röm 10,8-13; Lk 4,1-13

KERNBOTSCHAFT:Wahre menschliche Freiheit und Lebenskraft hängen damit aufs Engste zusammen, was wir denken und woran wir uns binden.

Die Macht der Erinnerung: „Das tragende und inspirierende Element der jüdischen und christlichen Religion ist die Erinnerung. Alle Gottesdienstfeiern, die wir vollziehen, sind Erinnerungsfeiern. Eine positive Erinnerung ist eine unbändige Kraft für die Gestaltung der Gegenwart wie auch der Zukunft. Das jüdische Volk erinnert sich an seine Horrorjahre in Ägypten. Es erinnert sich jedoch noch mehr an die Großtaten seines Gottes. Gerade diese positive Erinnerung stärkt seinen Glauben und seine Zuversicht. Mit diesem Glauben und dieser Zuversicht wusste sich das Volk mit seinem Gott auf dem Weg des Lebens. Um diese Kraft der Erinnerung geht es Paulus in seinen ermutigenden Worten an seine Gemeinde von Rom. „Nahe ist dir das Wort in deinem Mund und in deinem Herzen. Das heißt: das Wort des Glaubens, das wir verkünden; denn wenn du mit deinem Mund bekennst: >>Herr ist Jesus<< - und in deinem Herzen glaubst: >>Gott hat ihn von den Toten auferweckt<<, so wirst du gerettet werden“ (Röm 10,8-9). Die Rettung liegt für alle Christinnen und Christen in der Fähigkeit und in der Freude der Erinnerung an die Auferstehung Jesu. Warum? Diese Erinnerung sagt uns, dass Gott auf der Seite des Lebens ist, auf der Seite des Menschen. Wir finden bei Paulus in unserer zweiten Lesung eine Kurzformel des Christseins, wie der große Jesuitentheologe Karl Rahner vor vielen Jahren von der Kirchenleitung eingefordert hatte: >>Herr, ist Jesus<< und >>Gott hat ihn von den Toten auferweckt<<

Die Kraft zum Sieg und zur Bewältigung schwieriger Lebenssituationen liegt in der bewussten Erinnerung an unsere Rückbindung an Gott: Jesus lebte im vollen Bewusstsein seiner Rückbindung an seinen Vater. In der hartnäckigen Versuchung durch den göttlichen Widersacher erinnerte er sich an seine ungetrübte Beziehung zu seinem Gott. Aus dieser Kraft entmachtete er die bösen Verführungen des Teufels, des Widergöttlichen, zu falscher Macht, Reichtum und Götzendienst. Diese Fastenzeit lädt uns dazu ein, unser Leben zu überprüfen, um damit vertraut zu werden, wovon unsere Köpfe voll sind, was uns beschlagnimmt, so dass wir unsere Bestimmung verfehlen. Die Fastenzeit ist für uns eine Erinnerungsarbeit. Unsere Erinnerung ist gewöhnlich wie eine Kinoleinwand, auf der sich unzählige negative und positive Gedanken tummeln. „Deswegen ist es sehr wichtig, zu erforschen, was im täglichen Kopfkino auf dem Programm steht. Sind es lebensbejahende Gedanken? Oder beeinträchtigen sorgenvolle Gedanken unnötig die Lebensqualität?“ (Katharina Schmid, Kopfsache Gesund. 2018. S. 67). Ich lade dich zu einem >>Gedankenfasten<< ein. Du könntest es dir in dieser Fastenzeit zur Gewohnheit machen, bewusst schöne und sinnstiftende Gedanken zu denken und dich daran zu erfreuen. Du wirst reichlich mit dem tiefen Gefühl der Freude und der Zuversicht belohnt und du wirst ein Segen für dein Umfeld sein. >>Gedankenfasten<< bedeutet, dass wir das Giftige in unseren Köpfen – und Herzen – ausmisten. >>Gedankenfasten<< macht uns viel freier und führt uns zu einem erfüllten Leben, indem es Raum für Neues, Schönes, Gutes und Kraftvolles schafft.

ACHTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 03.03.2019

ACHTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2019-03-03

KERNBOTSCHAFT: Jesus zeigt uns den Weg zum wahren Glück, indem er das Gute und Schöne in allen Menschen sieht und fördert.

Eine geistige Erneuerung tut unserer gegenwärtigen Gesellschaft Not: Meine Wahrnehmung sagt mir, dass unsere gegenwärtige Gesellschaft, inklusive der Kirche, eine gute Portion geistiger Erneuerung dringend bedarf. Jesus hat in allen seinen Lehren die Absicht gehabt, den Menschen größer zu machen als er war, ihn in die unmittelbare Nähe Gottes zu führen. Dabei waren ihm bestimmte Grundhaltungen unentbehrlich. Von solchen Grundhaltungen hörten wir am vergangenen Sonntag bei Jesu Aufforderung, auf das Urteilen zu verzichten. Jesus erweitert die Mahnung im heutigen Evangelium, wenn es um die Kritik geht. Warum aber ist das Urteilen für uns ungesund? „Das Urteilen verschafft uns keine Ruhe. Denn indem wir den andern verurteilen, spüren wir unbewusst ja doch, dass wir auch nicht perfekt sind. So ist der Verzicht auf das Urteilen und Richten ein Weg zum inneren Frieden mit uns selbst. Wir lassen die andern sein, wie sie sind, und können auf diese Weise auch wir selber sein.“ Die Selbstkritik ist für Jesus die beste geschwisterliche Korrektur. Nur wenn wir bei uns selbst richtig sind, können wir bei unseren Mitmenschen sein, sei es nun es nun in der helfenden Kritik oder in der Wertschätzung.

Es ist gut, unsere verbohrten Selbstverständlichkeiten und Einstellungen neu zu [be]denken: Die Frage bringt uns zum Nachdenken: Bringt wirklich jeder guter Baum immer gute Früchte? Was ist mit den besten Frauen und Männern in den Beziehungen, wie sie angepriesen werden, die jedoch im Laufe der Zeit zu Beziehungstyrannen werden? Was ist denn mit Kindern und Jugendlichen aus dem guten Hause, die für sich selbst und für die anderen asozial geworden sind? Kann denn ein guter Baum noch gute Früchte hervorbringen, wenn es vom Himmel Hagel regnet? Wenn eine Hitzewelle alles verdorrt? Wenn eine Überschwemmung alles hinwegrafft? Ich glaube nicht, dass Jesus an solche negativen Umwelteinflüsse gedacht hat. Unbeschadet dieser negativen Realmöglichkeiten bleibt die Perspektive Jesu der Gottesoptimismus. Seine Botschaft ist eine Botschaft der Hoffnung und der Ermutigung. Jesus lädt uns zur kritischen Selbstachtung ein. Ihm liegt daran, dass wir die guten Bäume sind, die gute Früchte hervorbringen. Er weiß aber auch, dass dies durchaus möglich ist. Es ist jedoch unverzichtbar, dass wir diese Bäume gut pflegen, die wir selbst sind.

SIEBENTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): KLOSTER

SIEBTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2019-02-24

Messfeier im Kloster der Benediktinerinnen der Anbetung

KERNBOTSCHAFT: Jesus, der Sohn Gottes und Menschenfreund sieht den Menschen aus der Perspektive Gottes und führt jeden Menschen zum Bewusstsein seiner wahren Größe.

Grenzerfahrung in der Bibel: Überfordert uns Menschen nicht die Botschaft der Bibel? Können wir den Forderungen Gottes überhaupt entsprechen? Drängt uns das Wort Gottes nicht oft bis an den Rand unserer menschlichen Möglichkeit? Dieses Gefühl habe ich immer noch jedes Mal, wenn ich diese Passage im Lukasevangelium höre und lese. Mitten in diesem Gefühl der Grenzerfahrung tauchen andere Fragen bei mir auf: Woran können wir die wahre Größe eines Menschen merken? Wie können Menschen zum Segen für ihre Gesellschaft werden? Worin lässt die Würde des Menschen [neu] definieren? Alle diese Fragen meinen uns als Christinnen und Christen. Darum ist auch die Frage berechtigt: Worin unterscheiden sich die Christinnen und Christen von allen anderen Menschen?

Auf die Haltung kommt es an: Immer wieder staune ich über das Verhalten von David und es berührt mich tief in meinem Seelengrund. Der König Saul war entschlossen, David aus Angst vor Machtverlust und aus Eifersucht zu töten. Er verfolgte ihn überall und machte ihn zu einem Flüchtling. Abischai, der mit David auf der Flucht war, erkannte die Gunst der Stunde, die David nachhaltig Ruhe verschafft hätte: „Heute hat Gott deinen Feind in deine Hand ausgeliefert.“ David dachte und handelte allerdings anders aus einer tieferen Einsicht: „Bring ihn nicht um! Denn wer hat je seine Hand gegen den Gesalbten des HERRN erhoben und ist ungestraft geblieben?“ Seine innere Haltung ist sein Gottvertrauen: „Der HERR wird jedem seine Gerechtigkeit und Treue vergelten.“ Davon ist Jesus im Evangelium überzeugt. Zu diesem Vertrauen lädt er seine Jüngerinnen und Jünger ein. Gewalt erzeugt in der Regel immer mehr Gewalt. Jesus fordert die Menschen in seiner Jüngerschaft keineswegs dazu auf, sich der Gewalt blindlings auszuliefern. Aber er fordert sie dazu auf, die Gewaltkette mit der inneren Waffen der Gotteskraft zu brechen. Wie soll das denn gelingen?

Auf die höhere Bewusstseinsebene im Leben kommt es an: Es war sicherlich nicht immer leicht mit solchen Konfliktsituationen in der Urkirche. Der Apostel Paulus musste sich des Öfteren den bewegten Fragen seiner Gemeinden stellen. In allen schwierigen Situationen lebte er selbst von der unbesiegbaren Macht des Lebens Jesu Christi, die ihm zuteil geworden war. Das drückte er in diesem schönen Bild in unserer zweiten Lesung aus: „Wie wir nach dem Bild des Irdischen gestaltet wurden, so werden wir auch nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden.“ Bei allem, was wir tun, sollen wir also an das Himmlische in uns glauben. Dieses Bewusstsein macht den großen Unterschied! Für Jesus hat dieses Bewusstsein ein großes Ziel. Es geht um eine gottähnliche Vollkommenheit: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“ Und es geht um die Lebensfülle: „Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes maß wird man euch in den Schoß legen; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.“ Wir sind für Größeres geschaffen – in Christus! Dabei ist Gottes Gnade unsere Kraft.

SIEBENTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C):

SIEBTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2019-02-24

Familiengottesdienst zur Vorstellung der Erstkommunionskinder

LEITGEDANKE: „Willkommen in unserer Mitte“

Sehnsucht nach Zugehörigkeit: Liebe Erstkommunionkinder! Zusammen mit euren Eltern habt ihr euch allen Menschen in dieser Kirche, in diesem Gotteshaus, vorgestellt. Warum und wozu ist es wichtig, dass ihr euch den Gemeindemitgliedern vorgestellt habt? Zuerst ist es wichtig, dass wir einen eigenen Namen haben; wir sind wir und niemand kann uns ersetzen; niemand hat mein Gesicht und niemand meine Stimme. Wenn sich Menschen nahe und zum Austausch kommen, dann ist es sehr wichtig, dass sie einander vertraut werden. Dann verlieren sie Berührungsängste. Und wozu ist es wichtig, dass ihr euch unserer und eurer Kirchengemeinde vorgestellt habt? Es gibt eine Ur-Erfahrung des Menschen, die ihn krank macht, wenn er sie nicht macht: die Erfahrung der Zugehörigkeit. Jeder Mensch will wissen, wo er hingehört. Wo er hingehört, ist aber der Ort seiner Geborgenheit, der Ort seiner vollen Entfaltung als Mensch, der Ort seiner Freude und Hoffnung.

Unsere biologische und geistige Familie ist sehr wichtig für unser Menschsein: Liebe Kinder! Ich freue mich sehr für euch, dass ihr wunderbare Familien habt. Es ist gar nicht so für viele Kinder, Jugendlichen und Erwachsene. Eine gute Familie, in der die Menschen für einander da sind, ist die schönste Heimat. Zu ihr kehren wir immer wieder zurück, um Liebe, Freude, Kraft und Zuversicht ohne Rechnung zu empfangen. Das ist nun unsere Zugehörigkeit durch die Geburt. Es gibt aber eine andere Geburt hinein in eine viel größere Familie. Es ist eine geistige Geburt, eine neue Geburt in Gott, der eine kraftvolle Gemeinschaft ist; ER hat alle Menschen durch die Macht seines Wortes erschaffen, er hat sich als einen Menschen unter den Menschen gezeigt (Gott ist Jesus und Jesus ist Gott), und Gott führt die Menschen zusammen zu einer großen Familie durch seinen lebendigen Geist. So versteht sich Kirche. Ich liebe diese Kirche, weil alle Menschen ohne Ausnahme dazu gehören können. Die Mitte ist Jesus Christus, Gottes Sohn und Menschenfreund. Es ist schön, dass wir zu Jesus Christus gehören. Aber kennen wir ihn wirklich? Deshalb müssen wir seine Frage sehr ernst nehmen: „Ihr, die ihr zu mir gehört, wer bin ich eigentlich für euch?“ Wer Jesus kennt und liebt, verzichtet auf Gewalt. Liebe Kinder! Unsere zweite Geburt hinein in die Kirche hat in der Taufe begonnen, im Taufbrunnen. Das ist der Brunnen der Liebe, die Gott selbst ist. Aber schön ist es sicherlich nicht in einer Familie, die nicht zusammenkommt; in einer Familie, die nicht gemeinsam isst, trinkt und feiert. Wir sagen nun gemeinsam zu Jesus: Willkommen in unserer Mitte!

SECHSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2019-02-17

SECHSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2019-02-17

KERNBOTSCHAFT: Der Gott des Bundes, der Gott der Auferstehung, ist der untrügliche Halt in unserem Leben. Mit ihm kann unser Leben gut gelingen. In ihm können wir Großes in dieser Welt vollbringen.

Die Lebensverhältnisse unter den Menschen sind Gott nicht gleichgültig: Der biblische Text aus dem Buch des Propheten Jeremia und die Version der Seligpreisungen nach Lukas nehmen die Wirklichkeit der Beziehungen unter den Menschen in den Blick. Erbaulich und hoffnungsvoll sind sie auf alle Fälle nicht. Ob nun beim Gott des Propheten Jeremia oder bei Jesus im Evangelium, das Ergebnis der Wahrnehmung ist gleich: Bestürzung. „Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom HERRN. Er ist wie ein Strauch in der Steppe, der nie Regen kommen sieht; er wohnt auf heißem Wüstenboden, im Salzland, das unbewohnbar ist.“ Das ist überhaupt kein ermutigendes Menschenbild! Was steckt hinter diesem negativen Menschenbild? Der englische Philosoph Thomas Hobbes, hatte auch kein besonders schönes Menschenbild: homo homini lupus – der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Sind wir Menschen denn wirklich so schlecht? Sind die Beziehungen unter uns voller Misstrauen und Enttäuschungen? Lohnt es sich, auf Menschen zu bauen? Kennen und machen wir selber keine Erfahrungen von guten Beziehungen? Worum geht es also bei diesem sehr negativen Menschenbild? Vielleicht hilft uns diese Frage weiter nachzudenken: Ist es vernünftig, etwas Bleibendes in einer vergänglichen Welt zu erwarten? Jeder und jede von uns wird wohl für sich selbst festhalten: Dass es eine Wohltat ist, wenn wir jemand haben, auf den Verlass ist; der zu uns steht in allen Lebenssituationen.

Worauf es ankommt: In allen drei Schrifttexten geht es um die ausschlaggebende Frage unseres Lebens: Woran hängt dein Herz? Wo ist der Anker deiner Seele? Ich frage mit dem Apostel Paulus im Zusammenhang mit dem großen Anliegen unserer zweiten Lesung: Genügt dem Menschen, genügt dir, die innerweltliche Hoffnung? Es handelt sich also um die Ermutigung zum Glauben, zum Gottvertrauen, weil wir in ihm leben und uns bewegen. Das ist das schöne Bild des Baumes an Wasserbächen. „Gesegnet [ist] der Mensch, der auf den HERRN vertraut und dessen Hoffnung der HERR ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen.“ Gott ist der Schutz des Menschen, der auf ihn baut, vor existenziellen Verletzungen ihrer Mitmenschen. An welchen Wasserbächen stehen denn wir? Worauf setzen wir unsere Hoffnung?

Die Auferstehung ist die Zusicherung Gottes, dass unser Leben gelingen kann: Der Apostel Paulus bringt die Grundwahrheit des christlichen Glaubens auf den Punkt: die Auferstehung Jesu Christi. Diese ermöglicht allen Menschen das Leben. Diese verpflichtet die Menschen, alle Christmenschen zu den Inhalten der Seligpreisung. Der Glaube an die Auferstehung befreit uns von der falschen Lebenseinstellung und macht uns sensibler für die Not unserer Mitmenschen. Die Seligpreisungen sind in unseren Tagen sehr aktuell.

FÜNFTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 10.02.2019

FÜNFTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2019-02-10

KERNBOTSCHAFT: Im Bewusstsein, dass wir in der Fülle des Lebens eigebettet sind, die von Gott ausgeht, sollen wir angstfrei leben und von dieser Lebensfülle aus Gott künden.

Gott sucht und holt sich zu allen Zeiten und in jeder Gesellschaft gerade die Menschen, die ER für eine neue Lebensordnung braucht: Jede Gesellschaft erlebt Zeiten erschütternder Krisen und Orientierungslosigkeit. Die Führungskräfte versagen. Die Frage nach der Wahrheit, dem Sinnvollen und dem Tragenden wird brisant. Anders war es damals beim Volk Israel nicht. Usija (Asaja) wurde mit 16 Jahren König von Juda, gerade zu einer Zeit, wo der König Jerobeam zu einem nachhaltigen bösen Bezugspunkt in Israel war. Bei Usija heißt es im 15. Kapitel des 2. Buches der Könige, dass er wie sein Vater das Volk regierte, „wie es dem HERRN gefiel“. Ihm wurde allerdings bescheinigt, dass die Kulthöhen für die Götzen nicht verschwanden. Das große Problem beim Volk war also der Abfall vom wahren Glauben an den Gott der Geschichte und der Befreiung. Da wurde die Vision eines Mannes zu seiner Lebensberufung. „Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen. Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit.“ Diese Vision ist nicht ohne Konsequenz geblieben. Sie wurde zu einem Modell aller Berufungen durch Gott. Visionen und Berufungen sind auch in unseren Tagen möglich und notwendig!

Von der Fülle berührt, die Fülle leben: Was mich immer wieder tief berührt, ist der Werdegang des Propheten Jesaja. Die existenzielle Erfahrung der Nähe und Fülle Gottes bedeutet nicht immer nur Freude. Sie ist auch wie ein großer Spiegel, vor dem wir stehen und uns unserer Nichtigkeit voll bewusst werden. Wir erkennen uns, wie wir in der Tat sind. Die innere Maske fällt weg und wir erleben uns nackt, hilflos und unwürdig. Das kann schon eine gute Portion Angst auslösen und wir fürchten uns vor Gott. Eine ähnliche Erfahrung machte der Apostel Paulus nachdem er die Kirche Jesu Christi erbarmungslos verfolgte. Er nannte sich selbst eine „Missgeburt“. Auch Petrus musste angesichts des großen Fischfangs und des Bewusstsein dessen, wer vor ihm stand, bekennen: „Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!“ Diese Erfahrung der Nichtigkeit kann aber auch eine große Möglichkeit für uns bergen. Von der Fülle der Gegenwart Gottes tief berührt, können wir gereinigt und dermaßen überwältigt werden, dass wir in diesem Berührt-Sein eine große Aufgabe sehen und verwirklichen wollen. Es gibt auch Menschen unter uns, die von der Fülle der Gegenwart des HERRN tief berührt worden sind, dass sie sich mit verblüffender Selbstverständlichkeit für das Pfarrleben einsetzen. Ja, von der Fülle der Gegenwart Gottes berührt zu sein, darin erkenne ich die unversiegbare Quelle eines lebendigen Christentums. Aus dieser Quelle erneuert sich der eigene Glaube. Aus dieser Quelle erneuert sich das Leben einer Kirchengemeinde. Wer diese Fülle der Gegenwart erlebt, wird nichts anders können, als missionarisch zu werden; er oder sie denkt nicht einmal daran, sich seines oder ihres Glaubens zu schämen. Er oder sie findet den Weg zu einer Erzählgemeinschaft, die die Kirche ist. Er oder sie sucht immer wieder diese Quelle auf und lässt sich reichlich beschenken. Es lohnt sich!

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