ELFTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 14.06.2020

ELFTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-06-14

KERNBOTSCHAFT: Wer an Gott wirklich glaubt, liefert sich seiner Unbegreiflichkeit aus.

Der Glauben an Gott ist eine beständige Herausforderung: Es steckt so viel Erbauliches in unseren drei Schriftlesungen. Wir gehen im Leben nicht leer aus. Es scheint mir jedoch eine >>gefährliche Hoffnung<< zu sein. Warum ist es eine >>gefährliche Hoffnung<<? Die Sicherheit, die uns zugesagt wird, birgt die große Gefahr einer Selbstzufriedenheit und folglich einer schleichenden Gleichgültigkeit. Das Gottesbild, das uns heute präsentiert wird, ist überschwänglich und übersteigt unser Erfassungsvermögen. Beachten wir, wie der Apostel Paulus mit welchen Wortformulierungen den zuvorkommenden Heilswillen Gottes seiner Gemeinde von Rom verkündet: „Da wir mit Gott versöhnt wurden durch den Tode seines Sohnes, als wir noch Gottes Feinde waren, werden wir erst recht, nachdem wir versöhnt sind, gerettet werden durch sein Leben. Mehr noch, ebenso rühmen wir uns Gottes durch Jesus Christus, unseren Herrn, durch den wir jetzt schon die Versöhnung empfangen haben.“ Verblüffend ist diese Zuversicht!

An Gott irrewerden oder an ihm über das Gewohnte hinauswachsen: Schwestern und Brüder! Viele Menschen werden aufgrund mancher negativen Ereignisse in ihrem Leben an Gott irre. Das ist die eine Seite des Glaubens an Gott, dessen ursprünglichster Name die Barmherzigkeit ist. Die positive Seite des Glaubens an den barmherzigen Gott ist jedoch nicht unbedingt angenehm für unser gewöhnliches Denken und Handeln. Meistens sagen und meinen wir, dass wir Gott lieben, wenn ein biblischer Gedanke gerade in unser Lebenskonzept hineinpasst. Es gibt aber weitreichende Konsequenzen dafür, dass Gott barmherzig ist; das kann uns schon ordentlich verunsichern und uns dazu führen, dass wir uns sehr verhalten diesem Gott nähern. Wie schockierend doch die Worte des Apostels für unser Denken und Handeln im Alltag sind: „Gott verschont die Ungerechten, die Übeltäter, Mörder, die kleinen Schwindler und Lügner und die großen Betrüger. Gott verschont zwar auch die Liebenden, die Ehrfürchtigen, die Rücksichtsvollen und Aufmerksamen, die Geduldigen und Mutigen, die Gerechten und Hoffnungsvollen. Aber dass Gott sich trotzdem entschieden hat, für alle das Liebste und Schönste zu opfern, bleibt sein unverständliches Geheimnis“ (TD, Juni 2020). Jesus hat selber im heutigen Evangelium keine andere Botschaft für uns. Wir müssen uns einmal das große Mitgefühl vor Augen führen, das in seinen Worten steckt: „Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Sein Auftrag: Wie wichtig ist es doch, sich selbst zu engagieren, damit die Sache Gottes –seine Barmherzigkeit für alle (!) – die Herzen der Menschen erreicht. Die zentrale Botschaft, die Weltsendung seiner Jünger*innen ist eindeutig: „Das Himmelreich ist nahe!“ Wo das Himmelreich aber ist, dort bewegt sich etwas: „Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“ Ob nun im Raum der Kirche oder in der Zivilgesellschaft, wer sich genau umschaut, sieht viel an Müdigkeit und Erschöpfung. Das Wort Gottes in der ersten Lesung gilt uns allen, und zwar geradezu in einer Welt der spürbaren Müdigkeit und Erschöpfung: „Ihr werdet unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein“. Andersherum: Ihr sollt das Zeichen meines Segens unter allen Völkern sein. Gott meint DICH, und er meint mich!

(red)


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