DREIFALTIGKEITSSONNTAG (A): 2020-06.07

DREIFALTIGKEITSSONNTAG (A): 2020-06-07

KERNBOTSCHAFT:Wir sollen uns selbst stets an Gottes unendliche Liebe erinnern.

Erzählungen erschließen uns einen Lebenssinn: Es gehört zum Wesen der Erzählungen, dass sie nicht moralisieren, sondern uns wachsen zu helfen. So auch diese kurze Erzählung von Martin Buber aus der jüdischen Tradition von Rabbi Naftali in Ropschitz: „Die Reichen dieser Stadt beauftragten Wächter damit, nachts ihre abseits gelegenen Häuser zu schützen. Als Rabbi Naftali eines Abends am Waldrand spazieren ging, begegnete er einem der Wächter. >Für wen gehst du? <, fragte er ihn. Der gab Bescheid, fügte aber die Gegenfrage daran: >Und für wen geht Ihr, Rabbi? < Das Wort traf den Zaddik wie ein Pfeil. >Noch gehe ich für niemand<, brachte er mühsam hervor, dann schritt er lange schweigend neben dem Mann auf und nieder. >Willst du mein Diener werden? <, fragte er endlich. >Das will ich gern<, antwortete jener, >aber was habe ich zu tun? < >Mich zu erinnern<, sagte Rabbi Naftali.“

Ich bin als Priester ein Werkzeug der Erinnerung an Gottes Zuwendung: Als Getaufte und Eucharistische Gemeinde sind wir eine Erinnerungsgemeinschaft. Darin begründet auch meine Berufung zum katholischen Priestertum. Ich erinnere dich, damit du dich erinnern kannst. So verstehe ich meine seelsorgliche Tätigkeit, so verstehe ich meine Verkündigung der Frohen Botschaft von unserer Erlösung. Davon handeln unsere drei Schriftlesungen an diesem Dreifaltigkeitssonntag. Was in der ersten Lesung nach Tautologie klingt, verkündet uns eine großartige Botschaft, eine Botschaft des Vertrauens: „Der HERR ist der HERR, ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig und reich an Huld und Treue.“ Es heißt, dass wir über Gott nicht verfügen können, aber dass es uns gut tut, für das, was von Gott ausgeht offen zu sein: Barmherzigkeit, Gnade (Wohlwollen, Zuwendung), Langmut und Reichtum von Huld und Treue. Mit dem Apostel Paulus in der zweiten Lesung möchte ich uns daran erinnern, wie uns dieser Ausfluss des Lebens aus Gott zuteilwird. Das ist die Ordnung der Offenheit, die mit beständiger Umkehr verbunden ist. „Kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen, seid eines Sinnes, haltet Frieden!“ Wir sollen die inneren Blockaden abbauen, damit uns das Wort Gottes in seiner ganzen Fülle ergreifen kann. Dazu sind diese drei Säulen notwendig: Gnade, Liebe und Gemeinschaft. Schließlich erinnere ich uns an die tiefsinnigen Worte Jesu, die uns sagen, wie viel Wert wir Gott sind und wer wir in der Tat sind: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“ Diese zwei Wörtchen sagen es überdeutlich: So Sehr. Es ist unglaublich, welche Lebenskraft, welche Zuversicht in ihnen steckt! Daran erinnere ich als Priester-Seelsorger.

(red)


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