PFINGSTMONTAG (A): 2020-06.01

PFINGSTMONTAG (A): 2020-06-01

KERNBOTSCHAFT: Wahrheit ist eminent eine Angelegenheit der Beziehung und wir erkennen sie immer mehr und tiefer, je intensiver wir die Beziehung zu Jesus Christus leben.

Christliche Sendung ist eine Sendung zum Zeugnis für die Wahrheit: Es war der emeritierte Papst Benedikt XVI, der von der „Diktatur des Relativismus“ gesprochen hat. Jede und jeder habe ihre und seine Wahrheit und sollte nach eigener Fasson glücklich werden. Was ich weiß und was uns allen im eigenen Leben voll bewusst ist, ist dass wir lebenslang nach der Wahrheit suchen. Sie gefunden zu haben, bedeutet immer, sie nie im Besitz zu haben und darum sie immer zu vertiefen. Das ist die Kernbotschaft, die ich in allen drei Schriftlesungen am heutigen Pfingstmontag entdeckt habe. Die Wahrheit ist immer größer als wir augenblicklich wissen können. Zu dieser Erkenntnis ist der Apostel Petrus gekommen bei der Verkündigung der frohen Botschaft: „Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist“ (1. Lesung). Petrus musste einen Erkenntnisweg zurückgelegt haben, bis er zu dieser überraschenden Einsicht gelangt war. Er war bald nicht mehr allein in dieser erfreulichen Überraschung: „Die gläubig gewordenen Juden, die mit Petrus gekommen waren, konnten es nicht fassen, dass auch auf die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde.“ Das Ergebnis beider Überraschungen ist aus meiner Sicht ein besonders großartiger Orientierungspunkt in unserem christlichen Auftrag, allen Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden. Selbst Jesus wusste, dass die Wahrheitsfindung für seine Jünger nicht leicht sein wird. Darum machte er ihnen die Verheißung des Geistes: „Noch vieles habe ich euch hu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in der ganzen Wahrheit leiten.“ Aus dieser Verheißung können wir zweierlei lernen: erstens, dass die Wahrheitsfindung einer Beziehungsqualität hat, und, zweitens, dass uns diese Wahrheitsfindung viel besser gelingt, wenn wir in der Beziehung zu Jesus und dem Heiligen Geist bleiben. So ergibt sich daraus ein wunderbares Verständnis der Kirche: Eine Gemeinschaft von Menschen, die in Jesus Christus auf der Wahrheitssuche sind.

Das Kirchenprofil beim Apostel Paulus: Paulus hat sein Kirchenverständnis auf dem Fundament der Beziehung zu Jesus Christus wie auch zu den Mitmenschen gebaut. Er listet jene Eigenschaften auf, die der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus entspringen: Demut, Friedfertigkeit, Geduld, das Einander-Ertragen in Liebe, die stetige Bemühung um die Einheit des Geistes. Vor allem sollte die Kirche ein sichtbares Prinzip der Einheit unter den Menschen sein: „Ein Leib und ein Geist, die Berufung zur Hoffnung; eine Hoffnung, die deutlich macht, dass es e i n e n Herrn, e i n e n Glauben, e i n e Taufe, e i n e n Gott und Vater aller gibt. Dieser Gott „ist über allem, durch alles und in allem“. Es ist vor allem die Hoffnung, die einmal mehr deutlich macht, dass die Kirche nicht um ihrer selbst willen irgendwelche „Pastoralstrategien“ entwickeln soll. Sie hat die immerwährende Sendung erhalten, ein sichtbares Prinzip und ein Ort der gelebten Einheit zu sein.

(red)


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