FÜNFTER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 10.05.2020

FÜNFTER SONNTAG DER OSTERZEIT (A): 2020-05-10

KERNBOTSCHAFT: Die Strukturfrage in der Kirche kann den Geist lebendiger Erneuerung verhindern. Doch die Kirche kann sich erneuern aus der Kraft, die von der Nähe zum auferstandenen Christus kommt.

Coronavirus und der Geist des Anfangs in der Kirche: Der Kampf gegen diese Coronavirus-Pandemie ist nicht vorbei. Der hat mich und sicherlich viele Menschen etwas Erstaunliches gelehrt: Das Staunen über eine anmutende und tiefberührende Kreativität, wohin man nur schaut. Ich habe einen anderen >>Virus<< in allen drei Schriftlesungen zum heutigen fünften Sonntag der Osterzeit entdeckt. Dieser >>Virus<< trägt unterschiedliche Namen: Intuition, Kreativität, Zärtlichkeit, Fürsorge, Achtsamkeit und Zusammengehörigkeit. Doch ihr gemeinsamer Nenner ist die Mitmenschlichkeit. Ausgerechnet diese weltweit todbringende Pandemie hat mich in meinem Traum mehr als bestätigt: Dass nur das >>Prinzip Mitmenschlichkeit<< unsere Welt zu retten vermag. Es ging mir immer wieder unter die Haut zu sehen, wie viele Menschen in unterschiedlichen Ländern und in großen Entfernungen beim Musizieren zeitgleich miteinander verbunden waren. Wem die Einheit der Menschheitsfamilie ein großes Anliegen und nicht bloß ein Lippenbekenntnis ist, muss hier beginnen. Was heißt das alles aber für uns, die wir in der Kirche Jesu Christi sind?

Sich vom >>Virus<< nachhaltiger Kirchenerneuerung infizieren lassen: Die Strukturentwicklung in der Urkirche könnte ich als die >>Ursünde<< der Kirche bezeichnen. Es wäre richtig und falsch zugleich. Die Menschen haben aus ihrer Notsituation kreativ gehandelt. Was haben sie gemacht? Sie etablierten nicht einfach Strukturen, sondern begaben sich auf die Suche nach sinnvollen Menschenressourcen. Sie stellten sich die Frage nach den Charismen und fanden auch die Antwort. Sie stellten den Geist über die Struktur. Sie schufen den Raum für das Selbstentfaltungspotential der Gemeinde. Worin lag aber diese wichtige Selbstentfaltungsmöglichkeit der Urgemeinde? In den beiden Sätzen im ersten Petrusbrief: „Kommt zum Herrn, dem lebendigen Stein!“ Und: „Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen!“ Das ist der >>Virus<< der Gemeinde- bzw. Kirchenerneuerung in unseren Tagen. Eine Kirchengemeinde, die des Namens wert ist, kann sich nur aus der Kraft der unmittelbaren Nähe zu Jesus Christus sinnvoll erneuern, der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Und Philíppus fasste die Quintessenz aller Kirchenreform zusammen: „Herr, zeig uns den Vater, das genügt uns.“

(red)


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