FÜNFZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 12.07.2020

FÜNFZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-07-12

KERNBOTSCHAFT: Gottes Wort will uns als Individuen erreichen, um so die Welt zu wandeln.

Wie gerecht ist Gott? : Es gibt einige Grundannahmen, die unhinterfragt unsere Glaubensinhalte bestimmen; sie gehören zu unseren Selbstverständlichkeiten im Glauben. Eine solcher Selbstverständlichkeiten haben wir heute im Evangelium: „Denn wir hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ Etwas Unbehagliches steckt in diesem Satz. Bitte welches Gottesbild wird uns hier verkündet? Dieser Satz löst[e] immer wieder das Gefühl der Verstörung in mir aus. Vielleicht empfindest du es auch ähnlich. Ich für meinen Teil betrachte diesen Satz als eine Zumutung. Eine Gemeinheit in einer ungerechten Welt des Ungleichgewichts, in der sich viele Menschen in den Kirchen und in der Zivilgesellschaft Ausgleichs- und Verteilungsgerechtigkeit fleißig einsetzen. Der Gott der Gerechtigkeit, an den wir glauben und den wir bekennen, leuchtet nicht auf in diesem Satz! Gibt es denn eine frohmachende und befreiende Botschaft in den Worten Jesu? Ja, denn die unvorstellbare Ungerechtigkeit in dieser Welt erlaubt mir nicht, an einen ungerechten Gott zu glauben! Worin liegt denn diese Frohbotschaft?

Unermüdlich und unerschütterlich an die Utopie Gottes glauben: Was wir aus dem Buch des Propheten Jesaja gehört haben, betrachte ich als Gottes Utopie. Diese Utopie Gottes ist die Utopie der Hoffnung und der Zuversicht. Vorher in dieser Bibelstelle war die Belehrung über die absolute Souveränität Gottes: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege nicht meine Wege. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken“ (Jes 55,8-9). Vielleicht ist es nicht schlecht, dass wir nicht allzu schnell Gottes „Enthusiasten“ werden. Ich finde es gut, dass wir keine „Gottesprognosen“ erstellen [können]. Die einzige „Prognose“, die uns zusteht, ist lediglich das Gottvertrauen, das Sich-Einlassen auf Gotteswort und Gotteszeit. Ein Sprichwort sagt es uns im gebührenden Reichtum des Trostes und der heilsamen Gelassenheit: „God’s time ist he best“ – „Gottes Zeit ist die schönste Zeit“. Gottes Utopie ist sein Heilswillen, sein Wohlwollen für uns Menschen. Das sagt uns die erste Lesung Lesung: „Wie der Regen und der Schnee vom Himmel fällt und nicht dorthin zurückkehrt, ohne die Erde zu tränken und sie zum Keinem und Sprossen zu bringen, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot zum Essen, so ist es auch mit dem Wort, das meinen Mund verlässt. Er kehrt nicht leer zu mir zurück, ohne zu bewirken, was ich will, und das zu erreichen, wozu ich es ausgesandt habe.“ In den Worten des Gleichnisses vom Sämann heißt es, dass Gott seine ureigene Möglichkeit hat, um einige Menschen zu erreichen. Die Utopie Gottes in diesem Gleichnis besteht darin, dass Gott es jederzeit vermag, etwas zum Reifen und Blühen zu bringen. Paulus schreibt, dass der harte Boden, das aufnahmebereite Herz des Menschen noch im „Geburtswehen“ liegt. Es wartet die ganze Schöpfung auf das Offenbarwerden der Söhne und Töchter Gottes, auf unsere Bereitschaft, das Wort Gottes aufzunehmen. Wir bringen alsdann reiche Frucht. Was wir bereits am Wort Gottes bekommen haben, wird dann zu einem „Überfluss“ werden – für alle, auch für alle jene, die noch nicht soweit sind, dieses Wort aufzunehmen.

(red)


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