ALLERSEELEN: 02.11.2020 |
ALLERSEELEN 2020-11-02 KERNBOTSCHAFT: Die Seelen unserer Verstorbenen sind in Gottes Hand und leben in uns weiter. In unserer Trauer liegt der Same der Ewigkeit: Der Spätherbst ist für viele Menschen eine emotional beladene und gespaltene Zeit. Ich bekenne mich zu den vielen >>Herbstromantikern<<. Die gelblichen Blätter faszinieren mich unbeschreiblich. Jene Blätter erinnern uns allerdings zugleich an die Vergänglichkeit. Der Spätherbst schafft sich eine derartige trübselige Stimmung, die an uns nicht vorübergeht. Die Erinnerungen an die Menschen, die wir dem Tod verloren haben, steigen einfach hoch. Die >>Herbstdepression<< holt viele Menschen ein, und manches Mal wissen sie gar nicht so richtig, woher diese negative Stimmung kommt. Wir sind jedoch mit dem Schatten des Todes konfrontiert. Das ist die eine unleugbare Wahrheit – unsere Wahrheit! Wir haben Recht auf unsere Trauerstimmung, wegen der lieben Menschen, die wir nicht mehr unter uns haben. Mitten in einer solchen >>Herbststimmung<< dürfen wir allerdings unseren Blick auf die vollen Scheunen nicht verlieren, die unsere Verstorbenen hervorgebracht haben. Die Sterne am Himmel sehen wir ja viel besser nur wenn es in der Nacht dunkel ist. Die Seelen unserer Verstorbenen sind nicht nur in Gottes Händen, sondern leben in uns weiter. Es ist zu einer Art >>Identitätsverschmelzung<< gekommen. Sind wir doch die Träger*innen der Liebe, die sie uns gezeigt und wir mit ihnen geteilt haben. Es ist sehr trostreich: „Was im Herzen liebevolle Erinnerungen hinterlässt, und unsere Seele berührt, kann weder vergessen werden, noch verloren gehen“ (Anonym). Die christliche Hoffnung gegen die Hoffnungslosigkeit: Die Bibel bietet uns ein plakatives und berührendes Beispiel, wie der Glaube einen Menschen halten und tragen kann, der in der Verzweiflung steckt. Der Mensch Hiob war an seiner >>Schmerzgrenze<< angelangt. Hören wir, was eine solche >>Schmerzgrenze<< für ihn bedeutete: „Ausgelöscht sei der Tag, an dem ich geboren bin, die Nacht, die sprach: Ein Mann ist empfangen. Jener Tag werde Finsternis, nie frage Gott von oben nach ihm, nicht leuchte über ihm des Tages Licht…Noch hatte ich nicht Frieden, nicht Rast, nicht Ruhe, fiel neues Ungemach mich an“ (Hiob 3,3-4.26). Auch der Psalmist spricht für die vielen in ihren unterschiedlichsten >>Schmerzgrenzen<<: Tränen waren mein Brot bei Tag und bei Nacht; denn man sagt zu mir den ganzen Tag: >>Wo ist nun dein Gott?<< (Ps 42,4). Wir hören aber auch folgendes großartiges Glaubensbekenntnis des Mannes Hiob mitten in seiner Schmerzgrenze: „Doch ich, ich weiß: Mein Erlöser lebt, als Letzter erhebt er sich über dem Staub.“ Wie uns die Lesung aus dem Römerbrief bildhaft zeigt, unsere Schmerzgrenze könnte eine Geburtswehe einer neuen Hoffnung sein. Eine Hoffnung auf einen Gott, der uns nahe ist. Ein Gott, dem das Leiden der Menschen in keiner Weise fremd ist. Gerade diese von Gott gestiftete Hoffnung meint Jesus im Evangelium: „Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben.“ |
(red) |
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