SECHSUNDZWANZIGSTER SONNTAG (A): 27-09-2020

SECHSUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2020-09-27

KERNBOTSCHAFT: Das Gute, das wir tun, ist für immer in Gottes Barmherzigkeit gut aufgehoben.

Ringen mit den Leben: Oft denken viele Menschen, dass es nur im Angesicht gravierender Leidenssituationen oder erschütternder Tragik, dass große Kämpfe mit dem Leben ausgefochten werden. Mir scheint es nicht genau so zu sein. Jeden Tag haben Menschen – auch wir – unterschiedliche Kämpfe mit unterschiedlichen Gewichten auszutragen. Viele und manche Entscheidungen sind einfach nicht leicht zu fällen. Sie kosten Nerven und Schlaflosigkeit. Viele Fragen beantworten wir vielleicht viel leichter. Es gibt jedoch wieder andere Fragen, mit deren Beantwortungen wir uns nicht leicht tun. Es sind oft Gewissensfragen. Was und wie auch immer, es gibt einfach die Ambivalenz der Entscheidungen. Nur: Wir müssen uns immer wieder entscheiden! Vielleicht deshalb sollten wir es nicht verabsäumen, die Haltung der Dankbarkeit zu entwickeln und zu üben, wenn ein Mensch zu uns Ja sagt. Ein Nein kann eine Kränkung bedeuten, weil es einen Moment der Ablehnung enthält. Ein Nein ist jedoch manches Mal sogar notwendig, weil wir uns dadurch selbst beschränken. Wir setzen uns auch durch ein Nein Grenzen, die wir nicht mehr überschreiten können oder wollen. Das ist nun einmal der eine Gesichtspunkt, der mir im Zusammenhang mit der ersten Lesung und mit dem Evangelium eingefallen ist.

Überschattet das Böse, das von uns ausgeht das Gute, das wir tun? : Ich muss einbekennen, dass ich mich nie mit dieser Bibelstelle aus dem 18. Kapitel des Buches Ezechiel zurechtgefunden habe. Ich werde auch nie vergessen, welches Streitgespräch ich diesbezüglich mit meinem zweiten Bischof in Nigeria geführt habe. Ein Priesteramtskandidat, der für sein weiteres Studium in Rom vorgesehen war, sollte entlassen werden, weil er in einem Prüfungssaal manchen Studenten geholfen hat. Vor diesem großen Verstoß war er allerdings sehr bekannt für seine Anständigkeit. Ich wollte nicht glauben, dass der Bischof ausgerechnet mir diese heutige Bibelstelle zitiert hatte, weil er sich disqualifiziert habe für das Priesteramt. „Wenn ein gerechter sich abkehrt von seiner Gerechtigkeit und Unrecht tut, muss er dafür sterben.“ Ich weiß, dass es beim Gericht die sogenannten >>mildernden Umstände<< gibt. Wieso denn gerade nicht in der Glaubenssache? Wieso denn nicht bei Gott? Ich kann mich auf jeden Fall mit dem zweiten Teil dieses Ja-Nein-Verhältnisses anfreunden: „Wenn ein Schuldiger von dem Unrecht umkehrt, das er begangen hat, und nach Recht und Gerechtigkeit handelt, wird er sein Leben bewahren. Wenn er alle seine Vergehen, die er verübt hat, einsieht und umkehrt, wird er bestimmt am Leben bleiben. Er wird nicht sterben.“ Dieses Gottesbild ist heilsam! Dieses Gottesbild motiviert! Zugleich dürfen wir auf keinen Fall die Warnung Jesu im Evangelium verharmlosen. Seine Warnung ist im Grunde genommen ein wahres Evangelium, eine Frohe Botschaft. Jesus geht es darum, dass wir unserem einmal gegebenen Ja-Wort treu bleiben, dass es ist unsere Rettung. Jesus liegt wenig daran, dass wir verloren gehen. Denn er ist der gute Hirt. Der Apostel Paulus lädt uns dazu ein, in der Gesinnung Jesu zu leben, in der Selbsthingabe.

(red)


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