ASCHERMITTWOCH (B): 2021-02-17

ASCHERMITTWOCH (B): 2021-02-17

Schrift: Joel 2,12-18; 2 Kor 5,20-6,2; Mt. 6,1-6.16-18

Die einzigartige Offenbarung der Corona-Pandemie: Eine Umfrage über das Unwort des Jahres könnte leicht ausfallen: Corona. Ich persönlich mag das Wort überhaupt nicht mehr hören! Es macht mich müde und wütend! Ich kann es jedoch nicht ändern. Du auch nicht. Nichtsdestotrotz, offenbart es uns etwas Wesentliches, was uns eine gute Orientierung in dieser Fastenzeit sein könnte. Herzzerreißend sah und erlebte ich im Fernsehen, wie durch eine durchsichtige Plastik eine Tochter, ihr Kind und ihr Mann versuchten, die Großeltern zu umarmen und zu küssen. Vielleicht scheint euch dieses Tun als bizarr. Für mich war es allerdings eine reine Offenbarung. Es zeigte sich, worin die größte und stärkste Sehnsucht aller Menschen dieser besteht: im Verlangen nach Zärtlichkeit, nach Liebe. Anders gesagt, im Verlangen nach Zugehörigkeit. Macht uns doch diese Pandemie überdeutlich, dass alles – buchstäblich alles – verlierbar ist. Auch Menschen sind verlierbar – durch den Tod nämlich. Was nicht verlierbar ist, das ist die Liebe, denn Gott ist die Liebe. Auch wenn wir wissen und erleben, dass und wie die Liebe unter uns Menschen verlierbar ist, vermindert dieser Verlust die Erhabenheit der Liebe nicht. Gott ist die Liebe!

Fasten lernen: Echtes Fasten ist Selbsttranszendenz; eine Selbstüberschreitung, ein Verzicht auf Nabelschau. Darum sind die aufrüttelnden Worte des Propheten Joel für unsere Haltung in dieser Fastenzeit so wichtig: „Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum HERRN, eurem Gott!“ Ja, um das Herz geht es allemal in der Fastenzeit. Das Kleid steht für Äußerlichkeiten, auch wenn es die wichtige Funktion des Schutzes hat. Anders sieht es Jesus im Evangelium nicht. Die Überbetonung der Äußerlichkeiten ist nicht förderlich für unser spirituelles Wachstum. Äußerlichkeiten, mit denen wir uns angestrengt beschäftigen, können zum Herzstillstand unserer Gottesbeziehung führen. Die Fastenzeit ist das kirchliche Angebot an uns, die Innenansicht unseres Lebens zu kultivieren. Jesus wusste, dass die Eitelkeit vor den Türen der Frommen keinen Halt macht. In der Tat, wie viele Menschen in den vielen christlich-katholischen Gemeinden machen aus ihrem Engagement einen Rechtsanspruch, ein Sonderprivileg. Ja, es gibt eine kirchengemeindliche Arroganz, die der Verkündigung der Frohbotschaft im Wege steht. Darum finde ich folgende Worte des Apostels Paulus als eine wunderbare Grundorientierung in dieser Fastenzeit: „Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt. […] Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!“ Diese Versöhnung hat allerdings mit einem Bewusstsein der Sünde zu tun. Leben wir aber nicht in einer sündenlosen Gesellschaft? Wovon wollen wir denn, dass wir erlöst werden?

(red)


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