SECHSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-02-14

SECHSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-02-14

KERNBOTSCHAFT: Jede existenzielle Krise ist der Ort, an dem sich die tiefste Sehnsucht des Menschen nach Zugehörigkeit offenbart.

„Wenn du willst, kannst du mich rein machen“: In diesem kurzen Satz steckt ein ganzes erdrückendes Elend und zugleich eine unbändige Sehnsucht. >>Jede Krise ist eine Chance<<, so sagt man. Welche Chance? Eine Krise kann die dunklen Seiten des Menschen hervorbringen. Das hatten die Menschen in Europa bereits im Jahr 1349 in Straßburg erlebt, und ausgerechnet am Gedenktag der Liebenden. Das war der >>Valentinsmassaker<<. Es wurden mehr als 2.000 jüdische Bürger*innen als Sündenböcke für die Pest getötet. Bruno Kreisky bleibt unvergesslich in seiner Ermahnung: „Herr Journalist, lernen Sie Geschichte!“ Auch in unseren Tagen lassen sich Menschen zum Hass auf andere Menschen, zumal auf Minderheiten, anstacheln. Die Krise kann das Dunkle und das Helle in uns Menschen offenlegen. Die Verantwortung liegt allemal bei uns, was wir zum Vorschein bringen wollen. Diese Corona-Krise hat es uns überdeutlich gezeigt: Es gab Rücksichtslosigkeit, aber auch berührende Solidarität. Die Politik überbetonte auf einmal nicht das Wohlergehen der Wirtschaft, so wichtig auch die Wirtschaft ist, sondern den Schutz von Menschenleben. Die größte Herausforderung in jeder Lebenskrise bleibt daher der Blick auf das Helle der Menschlichkeit.

Der unerträgliche Schmerz der Ausgrenzung: Wir können nur den Leidensdruck des Aussätzigen im Evangelium besser verstehen, wenn wir seine existenzielle Situation in Verbindung mit den gesellschaftlichen Gepflogenheiten seiner Zeit bringen. Die hat uns aber die erste Lesung aus dem Buch Levitikus – dem Buch der Priester – dramatisch geschildert. Es war nicht nur eine Verachtung, sondern zugleich eine Ausgrenzung zum Sterben in der Einsamkeit. Wenn es eine Provokation wäre, so sollte es sein, aber aus meiner Sicht ist jede Ausgrenzung ein Todesurteil. So hat Jesus dem Aussätzigen, den er heilte, das Leben neu zugesprochen: „Du sollst leben!“ Das ist die Definition der Liebe nach Martin Buber, dem weltberühmten jüdischen Philosophen: >>Einen Menschen lieben, heißt, ihm sagen, „DU sollst nicht sterben!“ <<. Als ich über diese Heilungsgeschichte nachdachte, kamen mir viele erschütternde Bilder und Erzählungen in den Sinn, wo Menschen in einer durch die Corona-Erkrankung bedingte Einsamkeit der Intensivstationen haben sterben müssen. Manches Mal nur in der Gegenwart Krankenschwestern und Ärzten*innen. Ein berührender Wendepunkt in dieser Heilungsgeschichte ist, dass der Geheilte zum Verkünder der Frohen Botschaft geworden ist. Darin erkenne ich den tieferen Sinn der ermutigenden Worte des Apostels Paulus: „Ob ihr esst oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zur Verherrlichung Gottes!“ Deshalb sollten wir uns schon immer fragen, ob unser Denken, Reden oder Handeln zur Verherrlichung Gottes beiträgt.

(red)


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