HOCHFEST MARIENEMPFÄNGNIS (B): 2020-12-08

HOCHFEST DER OHNE ERBSÜNDE EMPFANGENEN JUNGFRAU MARIA: 2020-12-08

Schriftlesungen: Gen 3,9-15.20; Eph 1,3-6.11.-12; Lk 1,26-38

KERNBOTSCHAFT: Nur in der dreidimensionalen Begegnung gelingt das Leben des Menschen.

Schauen wir dorthin, wo es uns Menschen wohl ist und zugleich wo wir seelischen Verwundungen ausgesetzt sind: Für mich ist heute angesichts der hochtrabenden theologischen Sprache des heutigen Hochfestes, das Papst Pius IX im Jahr 1854 als Dogma verkündet hat, ein Tag des Gefühls und des Erlebens. Ich beschränke mich darum ausschließlich auf das heutige Evangelium. Um welche Gefühle und Erlebnisse geht es in diesem Evangelium? Es findet eine außergewöhnliche Begegnung statt: Himmel und Erde begegnen sich. Gott kommt einem Menschen durch seinen Boten entgegen. Ja, Gott verbündet sich mit einem Menschen – widererwarten, sogar gegen seine Zukunftspläne. Gott wird zu seinem neuen Projekt – für die Menschheit. Gott traut einem Menschen etwas zu – ich nenne dieses >>Etwas<< eine Zumutung der Liebe. „Du bist die Begnadete“, das will heißen, Gott schenkt Maria die Fülle seiner Liebe derart, dass sie in ihr Gestalt annimmt und selber weiter Liebe, Wärme und fröhlichen Glanz ausstrahlt. Es vollzieht sich die schönste Form der Begegnung. Die Liebe besitzt die Kraft der Verwandlung, der Verzauberung. Die Erfahrung ist keinem und keiner von uns fremd: der Zauber echter Liebe kann Menschen ihre scheinbare Selbstsicherheit nehmen. Nicht anders bei Maria: „Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.“ Wo aber Gefühl und Erleben zusammenkommen, da geschieht die Selbsttranszendenz, die Selbstüberschreitung. Das ist aber eine erfüllende Art der Begegnung mit Gott. Alle Erklärungen erreichen immer noch nicht Maria! „Wie soll [denn] das Geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ Eines hat immer noch die verwirrte Maria – das Mädchen vom Dorf – nicht begriffen: Gottes Liebe widerspricht nicht der natürlichen Ordnung; sie übersteigt alle Naturgesetze, nimmt sie in sich auf und vollendet sie. Darum kann, wem Gott wirklich begegnet, konkrete Liebe in die Welt hineintragen.

Von sich loslassen und mehr auf Gott bauen: Wir wissen es: dieses Hochfest war, ist und bleibt ein sehr großes Streitthema, selbst in der katholischen Kirche. Das nehme ich dennoch persönlich für meinen Glauben, denn Gott und der Glaube an ihn wollen ganz persönlich genommen werden: Ich werde nicht aufhören, Gott zu suchen, auf Gott zu warten, und zwar in seinen eigenen Möglichkeiten für mich. Zweitens: Gott selber möge meinem Suchen und Planen zuvorkommen. ER möge mit mir stets eine neue Geschichte schreiben. Drittens: Mein Gottvertrauen möge beständig wachsen, so, dass ich in allen Lebenssituationen sagen kann: „Denn für Gott ist nichts unmöglich.“ Gott möge mir aber auch immer wieder solche Lebenszeichen geben, damit ich immer mehr erkenne, dass für ihn nichts unmöglich ist. Viertens, und schließlich: Mein persönliches Gottvertrauen möge eine frohe und ermutigende Botschaft sein für andere; eine glaubwürdige Einladung. Das alles sagt mir Gott durch Maria.

(red)


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