ZWEITER ADVENTSSONNTAG (B): 2020-12-06

ZWEITER ADVENTSSONNTAG 2020-12-06

Bibelstellen: Jes 40,1-5.9-11; 2 Petr 3,8-14; Mk 1,1-8

Auf der Suche nach einem alternativen Lebensentwurf: „Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.“ Wer braucht Umkehr? Wie geschieht Umkehr? Jede wahre Umkehr beginnt mit einer Sehnsucht, einer Sehnsucht nach Ganz-sein, nach unserem besseren Selbst, eine Sehnsucht nach der eigentlichen Wahrheit unseres Lebens; nach der Wahrheit unserer Welt. Die Wahrheit und das Böse vertragen sich aber nicht. Das Böse findet in der Lüge seinen Verbündeten. Es braucht immer seine Handlanger. Es sucht seine freiwilligen >>Opfer<< und findet sie auch. Ich weiß aber auch, wovor es sich fürchtet: vor der Wahrheit und dem Geistreichtum. Beide führen zu seiner Selbstauflösung, zu seiner Selbstzerstörung. Wenn das Böse sich zu einem System gebildet hat, muss es, um es besiegen zu können, zu einem Kontrast kommen, es muss zu einer Ausbildung der Struktur der Wahrheit und des Geistesreichtums kommen. Das Böse ist nämlich die Lüge der falschen Macht, des falschen Lichtes und der falschen Faszination. Das System der Lüge, das Böse entlarvt sich immer in der Konfrontation mit der Wahrheit. „Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!“ Johannes der Täufer spricht das Thema >>Umkehr<< an. Das Wort Gottes, letztendlich Jesus Christus, ist die Quelle der Wahrheit. Umkehr tut uns allemal not, aber ist zugleich gefährlich. Ja, die Wahrheit ist gefährlich – für den Menschen, der sie liebt und lebt, wie auch für den andern, der mit ihr konfrontiert wird. Denken wir etwa an den Erzbischof von San Salvador in El Salvador, Oscar Romero in den Umständen seiner Ermordung am Altar Gottes. Er stand anfänglich nicht auf der Seite der Armen und Ausgebeuteten. Die Wahrheit Jesu Christi erwischte ihn jedoch und er starb im Dienst der Gerechtigkeit. Wie tiefsinnig ist doch dieses Bild: am Altar und im Dienst der Wahrheit ermordet! Wer an diesem heiligen Ort steht, wird von der Wahrheit in Anspruch genommen und setzt sich jedoch zugleich dem Bösen, der Weltenlüge aus. Wir brauchen nichtsdestotrotz nicht ängstlich zu sein. Denn der Herr ist unsere Kraft und ist immer im Kommen.

Auf die Ankunft des Herrn warten – was heißt es? : Es heißt, sich zu öffnen – ohne Vorbehalte. Es heißt, sich mit dem Wort Gottes in seiner erneuernden Kraft bewusst auseinanderzusetzen, und dabei Jesus, den Freund unserer Seele zu fragen: Was willst DU von mir? Es ist ernst um den Advent, aber eine Ernsthaftigkeit, die zu Freiheit und Freude – zur Erfüllung – führt.

(red)


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