ERSTER ADVENTSSONNTAG (B): 2020-11-29

ERSTER ADVENTSONNTAG (B): 2020-11-29

KERNBOTSCHAFT: In allen Widerwärtigkeiten im Leben richten wir unseren Blick auf den Gott der Hoffnung.

In das Leben eingeweiht: Der Anfang unseres heutigen Evangeliums ist die Bewunderung des Tempelwerkes durch einen der Jesu Jünger. Jesus aber lenkt seinen Blick weg von Äußerlichkeiten und Vergänglichkeiten. Wer der Parousia (dem endgültigen Kommen Jesu Christi) entgegengeht, hat nichts mehr gemein mit Äußerlichkeiten. Ein solcher Mensch hält Ausschau nach dem Bleibenden. Dazu gehört aber eine erhöhte Aufmerksamkeit. Mitten in allen Erschütterungen und Schreckensszenarien, die den Menschen zusetzen, wartet Jesus mit einer einzigartigen Botschaft auf, die es vermag, echter Trost zu sein. Seine Worte der Hoffnung gelten auch uns Heutigen: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Mk 13,31). Allein was von uns verlangt wird, ist die Wachsamkeit: „Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist“ (Mk 13,33). Wachsamkeit ist Achtsamkeit. Deshalb verwendet Jesus das Bild eines Türhüters. Wenn wir das Weihnachtsfest für das, was es ist (die Geburt Gottes in die irdische Wirklichkeit hinein wie auch in unserer Seele) begehen wollen, müssen wir gute Türhüter*innen zu unseren Seelen sein. Alles darf nicht einfach rein. Da müssen wir wach sein für Situationen der Ungerechtigkeit, für Menschen, die benachteiligt werden, denen man ihre Rechte vorenthält. Da müssen wir wach sein für Leid, für zugefügte Verletzungen, die es zu verbinden und zu heilen gilt. Wach für Unwahrheiten, die es aufzudecken gibt. Die Tür zu unserer Seele zu hüten, heißt aber auch, dass wir die große Versuchung zu überwinden trachten, nach Außen stets eine weiße Weste tragen müssen zu meinen.

Es heißt, in allem auf die Treue Gottes zu bauen: Schwestern und Brüder! Wir hörten aus den Lesungen, worauf es im unserem Glauben, zumal im Advent, wirklich ankommt: auf die Besinnung auf die Treue Gottes. Das Volk aus dem Babylonischen Exil hat sich auf sein individuelles und gemeinsames Leben besonnen und ein kollektives Schuldbekenntnis abgelegt. Ihr gemeinsames Bußgebet und ihre gemeinsame Hoffnung waren ihre Kollektiverinnerung an die unverbrüchliche Liebe Gottes. Beten bedeutete für sie, Gott an seine Liebestaten zu erinnern: „Du, HERR, bist unser Vater, >>Unser Erlöser von jeher<< ist dein Name. ... Seit Urzeiten hat man nicht vernommen, hat man nicht gehört; kein Auge hat je einen Gott außer dir gesehen, der an dem handelt, der auf ihn harrt. Du kamst dem entgegen, der freudig Gerechtigkeit übt, denen, die auf deinen Wegen an dich denken.“ Ähnlich spricht der Apostel Paulus gegenüber seiner Gemeinde von Korinth. Er erinnert sie an die Ursprünge, an die Treue Gottes. In einer solchen Erinnerung liegt eine gewaltige Erneuerungskraft: „Ich danke meinem Gott jederzeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus geschenkt wurde…Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus unserem Herrn.“ Die Erinnerung an das, was früher war, der Gedanke an die Anfänge, kann ein spirituelles Bollwerk gegen die Verzweiflung sein. Aus Schmerz kann eine gute Wachstumsmöglichkeit werden. Jesus sagt uns, dass die Hoffnung Gottes ureigene letzte Option ist, nicht die Verzweiflung.

(red)


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