FÜNFTER FASTENSONNTAG (B): 2021-03-21

FÜNFTER FASTENSONNTAG (B): 2021-03-21

KERNBOTSCHAFT: Sich auf Ostern zuzubewegen, heißt sich dem Herzen Jesu zu öffnen.

„Heilfroh“ zu sein, das ist die Grundhaltung des Christseins: Der Prophet Jeremiah ist normalerweise nicht zimperlich in seinen oft aufrüttelnden Worten an das Volk Israel. Gegenüber den Priestern auch nicht. Manches Mal habe ich schon persönlich den Spiegel gebraucht, den er Priestern vorgehalten hat! Jeremiah ist jedoch in allem ein Prophet der guten Hoffnung. Ein Künder der göttlichen Wende. Der Text von ihm heute, an der Schwelle zum Osterfest, ist geradezu voller Zärtlichkeit. Das ist zuerst das starke Bild des An-der-Hand-Nehmens. In diesem wunderbaren Bild führte Gott das Volk Israel aus dem Land der Unfreiheit heraus. Einen Menschen an die Hand nehmen, bedeutet, diesem Menschen aufhelfen, ihn aufrichten. Denken wir an unsere eigene Alltagssprache, wenn es heißt: Einem Menschen unter die Arme zu greifen! Dem Propheten Jeremiah ist es wichtig, dass das Volk weiß und versteht, dass die Beziehung zu Gott eine Herzensangelegenheit ist. Seine von Gott erhaltene Botschaft lautet deshalb: „Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie auf ihr Herz schreiben. Ich werde ihnen Gott sein und sie werden mir Volk sein.“ Der Prophet leuchtet uns schon auch ordentlich heim, wenn er verkündet, dass Gott noch vor den Seelsorgerinnen und Seelsorgern bei den Menschen tief in ihren Herzen ist. Alle direkt in der Seelsorge Tätigen haben nach Jeremiah ausschließlich eine Erinnerungsverantwortung. Das geht aus folgenden Zeilen hervor: „Keiner wird mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den HERRN!, denn sie alle, vom Kleinsten bis zum Größten, werden mich erkennen.“ Allein Gottes zuvorkommende Liebe bewirkt diese tiefe Erkenntnis: „Denn ich vergebe ihre Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.“ Diese zuvorkommende göttliche Liebe ist uns aber in Jesus Christus unwiederholbar und uneinholbar geschenkt worden. Davon erzählt uns der Hebräerbrief: „Christus hat in den Tagen seines irdischen Lebens mit lautem Schrein und unter Tränen Gebete und Bitten vor den gebracht, der ihn aus dem Tod retten konnte, und er ist erhört worden aufgrund seiner Gottesfurcht.“ Und was haben wir davon? Jesus „ist für alle, die ihm gehorchen der Urheber des ewigen Heils geworden“. Darum sind Christen*innen >>heilfrohe<< Menschen. Sind sie es denn wirklich?

Heilfroh im gekreuzigten Jesus: Wir haben einen Grund zu unserer Heilfröhlichkeit, der nicht unbedingt leicht ist, aber tragfähig. Dieser Grund ist Jesus selbst, der diese tiefsinnigen Worte zu uns spricht: „Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“ Das ist der unbezahlbare Wert des Kruzifixes in dieser Welt! Kein Mensch mehr, der auf den Gekreuzigten schaut, bleibt allein im eigenen Leid. Kein Mensch mehr stirbt in der Einsamkeit, weil der gekreuzigte Jesus ihn zu sich zieht. Ich kann mit dieser Zuversicht leben. Die muss ich mir jedoch zuerst einmal aneignen! Christliche Spiritualität heißt, dass wir stets unseren Blick auf Jesus richten, und zwar, wie Paulus schreibt, als den Gekreuzigten (1 Kor 1,23). Er ist „das Geheimnis der verborgenen Weisheit Gottes, die Gott vor allen Zeiten vorausbestimmt hat zu unserer Verherrlichung“ (1 Kor 2,7). Darum können und dürfen wir heilfroh sein, trotz allem.

(red)


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