DRITTER FASTENSONNTAG (B): 2021-03-07

DRITTER FASTENZEIT (B): 2021-03-07

KERNBOTSCHAFT: Die Zehn Gebote sind Gottes ureigenes Programm für Freiheit und Frieden unter den Menschen.

Gottes Eifersucht ist seine Liebe und Heilswille für uns Menschen: „Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ Das ist die existentielle Wurzel der Zehn Gebote, die ebenfalls sehr existentiell sind. Wem das Verständnis der Zehn Gebote schwer fallen würde, dem würde ich sie in einer Kurzformel so erklären: Sie sind Gottes ureigenes Programm für wahre Freiheit und nachhaltigen Frieden unter den Menschen. Sie sind ein göttliches Programm für die Dankbarkeit, denn die Dankbarkeit verpflichtet. Ich habe eine Eselsbrücke zu den Zehn Gebote aus der zeitgenössischen Weltliteratur in einem Buchtitel des deutschen Liedmachers und Poet Konstantin Wecker gefunden: „Dann denkt mit dem Herzen!“ Dieses Buch ist im Jahr 2016 im Kontext der erhitzten Flüchtlingsdebatte geschrieben worden. Mit dem Herzen zu denken, bedeutet für mich, dass wir umfassend fühlen. Die Bedeutung des >>Denkens mit dem Herzen<< hatte der französische Mathematiker und Philosoph Blaise Pascale richtig erkannt, als er den tiefsinnigen Gedanken formulierte: „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“ Dazu gehören Erinnerungen an Erfahrungen und aus Prägungen. Allgemein, aber doch vor allem in der Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie weiß man von der großen und entscheidenden Bedeutung von Frühprägungen. Solche Prägungen enden jedoch keineswegs mit den ersten drei Jahren eines Lebens. Sie formen unsere Einstellungen und Persönlichkeiten nachhaltig, begleiten uns lebenslang und fordern von uns eine Stellungnahme. So beruhen die Zehn Gebote auf dem Fundament einer einmaligen historischen Lebenserfahrung eines Volkes, das der ganzen Menschheit als Model dienen sollte.

Die Zehn Gebote und der entehrte Tempel: Wenn Jesus sich voller Zorn im Tempel austobt und die Händler von Schafen, Rinder, Tauben und die Geldwechsler aus dem Tempel mit einer Geißel aus Stricken vertreibt, so erkenne ich einen existentiellen Zusammenhang mit den Zehn Geboten. Nicht nur im Zusammenhang mit dem Sabbatgebot, sondern mit allen anderen Geboten. Der Tempel symbolisiert die Sabbatkultur und der Sabbat ist ein Tag der Freiheit und des umfassenden Friedens. Es ist der Tag, an dem sich Menschen den geistigen Werten widmen und bewusst eine innere Distanz zur Habgier schaffen. Sie erinnern sich an ihre von Gott geschenkte Einmaligkeit und hören dadurch mit dem beständigen Vergleich mit anderen Menschen und ihren Besitztümern auf. Es ist darum ein Tag zur Kultivierung der inneren Zufriedenheit gegen alle Formen der Konkurrenz und Zerrissenheit des Alltags. Immer wieder hört man manche Zyniker sagen, dass man mit den Zehn Geboten keine Politik machen kann. Jawohl, Parteipolitik eben nicht! Wenn aber Politik die Kunst der organisierten Gestaltung der Gesellschaft bedeutet, dann kann man wohl mit den Zehn Geboten Politik machen! Unsere Welt richtet sich ja selbst zugrunde wegen ihrer eigenen eindimensionalen Weisheit. Es gibt jedoch die göttliche Alternative! Diese besteht nicht nur in den Zehn Geboten, sondern ist die Botschaft des Apostels Paulus in der zweiten Lesung: „Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gotts Kraft und Gottes Weisheit.“ Ich glaube, dass die Fastenzeit dazu da ist, dass wir ganz bewusst Gottes Weisheit suchen.

(red)


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