DRITTER SONNTAG DER OSTERZEIT (B): 18.04.2021

DRITTER SONNTAG DER OSTERZEIT (B): 2021-04-18

KERNBOTSCHAFT: Es gehört zur österlichen Glaubenserfahrung, dass die Kirche sich durch einen Erfahrungsaustausch bildet und entfaltet.

Das Modell einer christlichen Gemeindeversammlung: „Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren, erzählten den Elf und die mit ihnen versammelt waren, was sie unterwegs erlebt und wie sie Jesus erkannt hatten, als er das Brot brach.“ Mich beschäftigt immer mehr, je älter ich werde, ob es denn wirklich so leicht ist für viele, den christlichen Glauben zu leben. Ihn zu leben, heißt jedoch primär an die Auferstehung Jesu Christi zu glauben. Mit dieser Frage eng verbunden, ist die zweite: Wenn es schon denjenigen Menschen schwer gefallen war, an den auferstandenen Herrn zu glauben, obwohl sie zur Zeit seines irdischen Lebens in seiner Gesellschaft waren, was ist denn mit uns selbst, die in einer unwiederbringlich historischen Distanz zu seiner Person leben? Selbst als der auferstandene Jesus in ihre Mitte trat und sie intim begrüßte, „erschraken sie und hatten große Angst“; sie hatten einen großen Zweifel. Was mich bei dieser Episode besonders berührt und begeistert, ist das, was die Elf und die Menschen, die sich um sie versammelt hatten, machten. Es heißt, dass die zwei Emmausjünger zu ihnen gestoßen waren und erzählten, was sie erlebt hatten. Es kam also zu einem Austausch. Die zwei erzählten den anderen von ihren persönlichen Erfahrungen aus der Begegnung mit Jesus. Es ergibt sich daraus für mich ein großartiges Kirchenbild: Die Kirche ist eine Versammlung von Menschen, die sich über ihre Erfahrungen mit Jesus Christus austauschen.

Kirchenerneuerung durch Kirche-Sein: Das Urbild der Kirche ist darum meines Erachtens zusammengefasst in dem einen Wort >>Austausch<<. Diese Wirklichkeit des Austausches begann nicht erst in der nachösterlichen Erfahrung der Urgemeinde, wie uns in den ersten und vierten Kapiteln der Apostelgeschichte ganz anschaulich gemacht wird. Schon am Kreuz, unmittelbar vor dem Tod Jesu geschah ein entscheidender Austausch, da Jesus seine Mutter dem Lieblingsjünger anvertraute und umgekehrt. Die Kirche Jesu Christi ist deshalb eine Austauschgemeinschaft oder sie wird nicht sein können! Sie lebt von der Erzählung und wächst durch sie, wie uns die zwei Jünger von Emmaus im heutigen Evangelium demonstriert haben. Wenn sich Menschen darum in die Kirche, konkret heißt es in ihre Pfarrgemeinde, gedanklich und aktiv nicht einbringen, sondern nur das Tun anderer konsumieren, tragen sie nicht zum Wachstum der Kirche bei. Es möge niemand in der Kirche denken und sagen, er oder sie sei ideenlos, denn jeder und jede ist einzigartig und kann gerade in dieser Einzigartigkeit zur Erneuerung der Kirche vor Ort beitragen. Das ist eine ur-österliche Erfahrung. Streben wir danach – in unserer Pfarrgemeinde!

(red)


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