ALLERSEELEN: 2021-11.02 |
ALLERSEELEN 2021-11-02 KERNBOTSCHAFT: Der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi ist das große Plus in unserem Leben als Christen*innen. Die Geschichte ist der große Ort des dauerhaften Lernens: Der Allerseelentag hat nicht nur eine spirituelle Dimension, wie dies in der Bibel im Buch der Makkabäer (2 Makkabäer 12,43-45) zu finden ist. Die Geschichte erzählt uns, dass gegen Ende des Karolinger-Reiches während des sogenannten „Dunklen Jahrhunderts“ 882–962 das kirchliche Leben moralisch auf einen Tiefpunkt gesunken war und sich schwere Missstände entwickelt hatten. Diese Situation führte in einer Gegenbewegung zu Beginn des Hochmittelalters vor allem die Cluniazensische Reformzu einer gesteigerten Askese und Reinigung von allem Weltlichen innerhalb der Kirche, insbesondere in den Klöstern, mit einer zunehmenden Mystik (am bekanntesten ist die Benediktinerin Hildegard von Bingen). Es sei also im Leben am wichtigsten, sich auf den Tod vorzubereiten und auf das darauf folgende Letzte Gericht, um so das eigene Seelenheil zu gewährleisten. Es entstand die Spiritualität und zugleich die Lebenshaltung des Memento Mori (Sei dir der Sterblichkeit bewusst!). Das katastrophale epidemische Auftreten der Pest in Europa ab Mitte des 14. Jahrhunderts führte erneut zu einer Verstärkung des Memento-Mori-Gedankens. Es gab aber auch andere Form des Gedenkens an die menschliche Sterblichkeit: Memento mortis („Gedenke des Todes“); Media vita in morte sumus(Mitten im Leben sind wir im Tode) oder Mors certa hora incerta(Der Tod ist gewiss, die Stunde ungewiss). Verglichen mit der gegenwärtigen Todesverdrängung stand bereits um 1900 auf der Rathausuhr in Leipzig der letzterwähnte Spruch: Mors certa hora incerta (Der Tod ist gewiss, die Stunde ungewiss). Die Bibel wusste aber schon der drohenden Sterblichkeit, wie dies im Buch der Psalmen zu lesen ist: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz“ (Ps 90,12). Die christliche Antwort auf die Vergänglichkeit menschlichen Lebens: Schwestern und Brüder, während wir heute im gemeinsamen Gebet aller und unserer Verstorbenen gedenken, sind auch wir selbst voll im Bilde. Denn schon morgen könnten wir zu der Schar der Menschen, die gelebt haben, gehören. Ja, es stimmt, Media vita in morte sumus – Mitten im Leben sind im Tode. Wir sollten uns also mehr um ein achtsames Leben bemühen. Denn wir haben unser Leben nicht in der Tasche! Nicht jedoch die Angst soll uns lahmlegen, sondern wir sollen vielmehr die Gedanken des Guten hegen und das konkrete Gute auch bemüht sein, zu tun. Es gibt aber auch die eigentliche biblische Spiritualität der Vergänglichkeit. Vom Menschen Hiob können wir folgendes lernen: angesichts unerträglichen Lebenssituation wendet er sich an einen Gott, den er nicht mehr versteht; er nennt Gott „Erlöser“. Seine Hoffnung weist über die gegenwärtige Not hinaus. Wieder zeigt uns der Apostel Paulus im Römerbrief, welche Einstellung für unser Leben tragfähig ist: „Nach den Leiden der gegenwärtigen Zeit, nach allen Schmerzen und der Erfahrung der Vergänglichkeit, wird er sich er sich zeigen als ein Gott, der seine Schöpfung nicht im Stick lässt, sondern sie zur Vollendung führt.“ Wir können uns in diesen Glauben einüben. |
(red) |
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