Taufe des Herrn |
Sonntag, 8. Jänner 2017 |
KERNBOTSCHAFT: Wir erkennen im Fest von der „Erscheinung des Herrn“ die erste Lebenskonsequenz der Christi Geburt (persönliche Spiritualität): Die Spuren Gottes im Alltag suchen, entdecken und befolgen. „Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihn anzubeten.“ Diese Mitteilung der drei Weisen aus dem Morgenland haben uns Heutigen sehr viel zu sagen: Es gilt, Christi Erscheinung in den Evangelien zu entdecken, denn in ihnen bleibt er lebendig. Es gilt als nächstes, auf die „Zeichen“ zu achten, in denen uns Jesus Christus im Alltag „erscheint“: in den kleinen und großen Zuwendungen unserer Mitmenschen, in den guten und erbaulichen Worten, die andere Menschen zu uns sprechen – „Zusprüche fürs Leben“ nenne ich sie, in den kleinen und großen Verantwortungen, in denen wir uns als „gemeint“ erleben, und nicht zuletzt in den aufleuchtenden Kinderaugen. So macht uns der Glaube dazu Mut, die Spuren Gottes auch in der kleinen Welt unseres Alltags zu entdecken. Aufbrechen von starren sinnlosen Strukturen und Lebenseinstellungen (Sinnfindung in Christus): Es fällt auf, dass alle drei Lesungen zu diesem Fest das Erscheinen Gottes keineswegs statisch zeichnen, sondern in Bildern vom äußeren und inneren Gehen, von der Dynamik des Gehmotivs. Dieses Weg-Motiv ist so alt wie die Menschheit selber. Denn schon seit Urzeiten haben sich die Menschen auf den Weg gemacht, um neue Lebensräume zu erkunden. Die drei Weisen aus dem Morgenland sind „rastlose Wanderer auf dem Weg zu einem noch ausstehenden >>Mehrwert<< ihres Lebens“ (DB, Januar 2017). Sie sind „Suchende, fahrende Menschen geworden, weil sie dem inneren Ruf und dem äußeren Zeichen mehr glaubten als der sicheren und behaglichen Sesshaftigkeit“ (DB, 2017). Zu ihrem Aufbruch – und für uns selber – passt ein wunderschönes Lied aus dem Evangelischen Gesangsbuch (EG 395): „Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt. Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land. Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit. Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.“ Im Geiste Christi fest an die Menschheitsutopie vom Frieden glauben und arbeiten (globale Verantwortung): Ob nun aus der ersten Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja oder aus dem Evangelium über den Besuch der drei Weisen aus dem Morgenland, die Botschaft ist fürwahr frohmachend und ermutigend: Alle Christinnen und Christen sind zum festen Glauben an die Menschheitsutopie für das Zusammenleben aller Völker in Frieden und Gerechtigkeit verpflichtet. In der prophetischen Vision des Propheten Jesaja findet diese Menschheitsutopie des Friedens seine Erfüllung. „Jerusalem, die Stadt, das Volk, ja der ganze Erdkreis – alle haben sie Grund zum Jubeln, denn alle erscheinen sie im Glanze des göttlichen Lichts, das keinen Winkel dieser Erde ausspart, das keinen Menschen ausschließt und alle anzieht“ Te Deum, Januar 2017). Der Apostel Paulus spricht vom „mystischen Leib“ Jesu Christi, an dem alle Menschen Anteil haben: „Durch die Offenbarung wurde mir das Geheimnis mitgeteilt. Den Menschen früherer Generationen war es nicht bekannt; jetzt aber ist es seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist offenbart worden: dass nämlich die Heiden Miterben sind, zu demselben Leib gehören und an derselben Verheißung in Christus Jesus teilhaben durch das Evangelium.“ Gerade diese Hoffnung sollen wir individuell und gemeinschaftlich leben, in unserem Denken, in unserem Handeln und in unseren Worten aufleuchten lassen. Amen. KERNBOTSCHAFT: Das Hineingenommen-Werden in das innergöttliche Leben durch die Taufe ist der Quellgrund christlicher Existenz und gesellschaftlicher Erneuerung. Das große Geschenk der Taufgnade neu entdecken und schätzen: Schwestern und Brüder, ich bin mir nicht immer so sicher, ob uns als Christinnen und Christen die ganze Bandbreite der Bedeutung und die Tragweite unserer Taufgnade vollbewusst ist. Darum möchte ich mit Euch heute, zum Hochfest von der Taufe des Herrn, eine Überzeugung teilen, die ich tief in meiner Seele trage und bei allen Bemühungen um meine Lebensgestaltung hegen: mein gnadenvoller Anschluss an Jesus Christus durch das Sakrament der Taufe ist meine Kraft, meine Freude und meine Hoffnung, eine nie lahmende Motivation bei allem, was ich tue. Die Taufe aus der Optik der Mystik verstehen: Die Christliche Mystik ist eine unversiegbare Quelle neuer Lebenskraft. Wir sind mit einem Größeren verbunden und verwoben. Unser Leben bewegt sich im Raum des Größeren und uns Umgreifenden. In einer Zeit, in der das so genannte Burnout im Begriffe ist, zu einer gesamtgesellschaftlichen Seuche zu werden, mit den unterschiedlichen schweren Folgen, kann das Bewusstsein unseres Angeschlossen-Sein, das Bewusstsein, also davon, dass sich unser Leben im Raum des Größeren bewegt, unseren inneren Blick für eine neue Dynamik für das Leben schärfen. Das Bewusstsein und die feste Zuversicht, dass wir aus der geschenkten innigen Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott nicht herausfallen können, es sei denn durch die „Sünde“, durch die „Sonderung“, gerade dieses Bewusstsein kann uns ein Rettungsanker in einer existenziellen Not sein. Wenn nichts mehr zu tragen scheint, dann trägt immer noch unser Eingebunden-Sein in die Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes. Dies bedeutet, dass wir tief im Herzen der Schöpfung Gottes eingebettet sind, dass Gott in uns in der Gestalt des göttlichen Kindes immer von neuem geboren wird und wir immer neu erlöst werden; dass in uns beständig etwas Heiliges, der Heilige Geist, die Urkraft aus Gott uns neu schafft. Eine beständige Lebenserneuerung durch die Erneuerung der Taufgnade: Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass unsere neue Existenz, welche ein Dauerauftrag ist, die Mystik ist, oder wir werden nicht mehr sein können. Und auf dieses Sein-Können kommt es überhaupt im Leben an! Schon der Sozialpsychologe Erich Fromm hatte eine wesentliche Unterscheidung zwischen „Haben und Sein“ vorgenommen. Dieses „Haben oder Sein“ ist die brennende Frage unserer Zeit. Um dieses Sein-Können geht es, wenn wir das Hochfest von der Taufe des Herrn begehen. Schwestern und Brüder, unser Sein-Können hat seine Grundlegung in unserer Taufe, durch die wir in das Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit hineingenommen worden sind. Ich wünsche uns allen die erfrischende Freude an unsere Gotteskindschaft! Amen! (red) |
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