Vierzehnter Sonntag im Jahreskreis (A): 09.07.2017

KERNBOTSCHAFT: Jesus ist Gottes Lebensangebot an die Menschen. Als Heiland liegt Jesus sehr  viel an der Lebensfülle für die Menschen.

Das richtige Wort zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort und zu den richtigen Personen: Uns allen ist die Erfahrung sehr vertraut, wie das gesprochene Wort eine entscheidende Veränderung in unserem Leben herbeiführen kann; es kann den Engel oder aber auch den Teufel in uns hervorrufen. Es gibt ermutigende, hoffnungsvolle und heilende Worte. Es gibt aber genauso entmutigende, beängstigende und verletzende Worte. Das Evangelium Jesu Christi ist voll von aufmunternden, trostreichen und Geborgenheit schenkenden Worten. Jesus hatte vor seinen zu Herzen gehenden Worten der Aufmunterung die traurige Erfahrung von der Ablehnung seiner Verkündigung in einigen Städten gemacht und die „Wehe-Rufe“ getätigt. Er stieß in jenen Städten auf die Herzensverstocktheit; sie verschlossen sich der Umkehr. Er rühmt von daher die Einfachheit des Herzens gegenüber dem Wort Gottes: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast“ (Mt 11, 25). Ich möchte auch ein solches offenes Herz haben; ich wünsche auch DIR ein solches Herz, das bereit ist, das Wort Gottes aufzunehmen. Den Menschen mit offenen Herzen spricht nun Jesus jene Worte zu, die ins Schwarze unseres Alltags treffen: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“ (Mt 11,28-30).

Es gibt die Mühseligen und die Beladenen: Wenn diese Worte Jesu voller Zuwendung und Einfühlungsvermögen nicht an Aktualität einbüßen sollen, haben wir uns zu fragen, wer denn die Menschen sind, „die mühselig und beladen sind“. Bitte verzeiht mir diese Anmaßung, aber ich glaube, dass wir alle zu den „Mühseligen und Beladenen“ zählen, und zwar in der Unterschiedlichkeit unserer Lebensumstände. Ich bin selber beispielsweise ein „Mühseliger und Beladener“, weil ich von den Millionen Kindern und Jugendlichen in Nigeria weiß, denen das festgefahrene politische System der Korruption die Zukunft gestohlen hat; ich bin „mühselig und beladen“, weil es mir nicht in den Kopf (und überhaupt nicht ins Herz!) geht, warum manche modernen „Schriftgelehrten“ in unserer Kirche Papst Franziskus große Steine auf dem Weg seiner Kirchenreform bewusst legen und warum ihnen die toten Buchstaben viel wichtiger sind als Menschen, von denen der hl. Irenäus von Lyon voller Überzeugung und zutreffend sagte: „Gottes Herrlichkeit ist der lebendige Mensch.“ Vielleicht befinden wir uns alle in einem gemeinsamen Boot der „Mühseligen und Beladenen“, wenn wir beständig zusehen müssen, wie die G20 aber auch die G7 unverschämt gebärden, wenn es darum geht, gemeinsam nachhaltige Lösungen für den Gemeinsinn der Völkergemeinschaft zu finden. Zwei volle Tage haben sie wieder einmal in Hamburg verbracht. Vielleicht geht der gefährliche Schlaf der Gleichgültigen weiter!

Die Mühseligen und die Beladenen in zwischenmenschlichen Beziehungen: Die Menschen voller Überdruss und Erschöpfung findet man aber nicht nur in institutionellen Gefügen. Zwischenmenschliche Beziehungen können auch den Menschen die Kraft zum Leben rauben. Das Phänomen des Narzissmus erlebt eine besonders hohe Blüte in unseren Tagen. Die narzisstische Ich-Bezogenheit hat „immer zum Ziel, den anderen zugunsten des eigenen Profits auszustechen“. Das ist aber ein echtes Sozialproblem unserer Zeit. Denn diese Haltung steht ganz diametral zum Gemeinsinn. Dieser Gemeinsinn ist jedoch unverzichtbar, wenn es um die nachhaltigen Lösungen von anstehenden Problemen geht. Wir sollen uns schon über die destruktive Kraft dieser narzisstischen Ich-Bezogenheit im Klaren sein: Wenn uns in Politik und Wirtschaft zunehmend die Ich-Bezogenheit vorgelebt wird, „ist es kein Wunder, wenn auch die Gesellschaft egozentrisch handelt“. Eine Seele, die zu sich gefunden hat, hört aber schnell auf, ichbezogen zu sein und zu agieren! So können und wollen wir Segen sein füreinander! Nach Möglichkeit können und sollen unseren Mitmenschen Orte der Seelenruhe sein.

(red)


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