Fünfter Sonntag im Jahreskreis |
FÜNFTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2017-02-05 KERNBOTSCHAFT: Tragfähige Hoffnung hat mit dem Gottesbild, dem Weltbild und dem Menschenbild (Selbstbild) zu tun. Auf diesen Springbrunnen der Hoffnung weist Jesus im Evangelium. „Wohin geht die Entwicklung der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts? Warum ist die heutige Welt unruhig, ungerecht, militarisiert?“ So fragt der Friedensnobelpreisträger von 1990, Michail Gorbatschow, in seinem Anfang dieses Jahres erschienenen Buch „Kommt endlich zur Vernunft – NIE WIEDER KRIEG!“ Die sozialen Herausforderungen unserer gegenwärtigen Weltgesellschaft sind besondere Herausforderungen für die Jüngerinnen und Jünger Jesu Christi: Schwestern und Brüder, der Blick der meisten Menschen in der Politik, in Wirtschaft und in der Zivilgesellschaft ist gegenwärtig auf den populistischen und machtbesessenen US-Präsidenten Donald J. Trump gerichtet. Rund in Europa erleben wir aber auch die Wiedergeburt des politischen Populismus sowie der unverschämten demagogischen Propagandapolitik. Bei all dem verunsichernden Wirrwarr bleibt die Frage der individuellen Verantwortung offen und brennend. Die Quelle dieser individuellen Verantwortung liegt allerding in der Denkfähigkeit einzelner Menschen, im kritischen Selbstbewusstsein der einzelnen Menschen. Es geht um die Fähigkeit, große Dinge denken und in größeren Zusammenhängen zu denken und zu handeln; die Fähigkeit kritischer Wahrnehmung. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die positive Veränderung, auf die wir alle warten, gerade in dieser Denkfähigkeit wie auch gleichzeitig in der der individuellen Verantwortung liegt, zu suchen und zu finden. Das, glaube ich, ist die Zentralbotschaft der Bibel an diesem fünften Sonntag im Jahreskreis. Der Einsatz für die Gerechtigkeit und für die positive Veränderung in unserer Welt beginnt mit jedem Menschen und zieht immer größere Kreise: „Gebt mir einen Punkt, wo ich hintreten kann, und ich bewege die Erde.“ Das soll von Archimedes gestammt sein im Zusammenhang mit der Erfindung des Hebelgesetzes. Seit diesem Spruch ist es zum sprichwörtlichen „Archimedischen Punkt“ gekommen. Ich meine, dass wer die Welt zum Positiven verändern will, den „archimedischen Punkt“ zu finden hat. Der Prophet Jesaja zeigt uns, was dieser „archimedische Punkt“ ist: das einmalige und einzigartige menschliche DU. Auf dieses je einmalige und einzigartige DU kommt es immer an, wenn gute Dinge geschehen sollen. Diese Formulierung „Wenn du“ hörten wir einige Male in der ersten Lesung. Zuerst gibt es einen Handlungsimperativ: „Teile an die Hungrigen dein Brot aus, nimm die obdachlosen Armen ins Haus auf!“. Dann folgt das erste Konjunktiv „Wenn du“: „Wenn du einen Nackten siehst, bekleide ihn und entziehe dich nicht deinen Verwandten.“ Das menschliche Individuum ist insofern ein lebendiges Individuum, als es sich seiner Selbstverantwortlichkeit voll bewusst ist. Unsere Welt ist voll von Individuen, die die Welt zum Besseren oder auch leider zum Schlechteren verändert haben. Wir können selber die Beispiele finden und selber eine Entscheidung treffen. Jesus macht uns auf unsere menschliche und Größe und auf unser geistiges Potential aufmerksam: Er mutet seinen Jüngerinnen und Jüngern etwas zu. Er vertraut ihnen. Er legt ihnen das Schicksal ihrer Welt in die Hand. Als Salz der Erde sollen sie die Welt vor Fäulnis bewahren; gegen Angst und Hoffnungslosigkeit sollen sie die Welt schmackhaft machen, bewohn- und lebbar. Als das Licht der Welt sollen ihr Denken, Reden und Tun mehr Licht für die Menschen bringen; die unübersichtlichen dunklen Mächte sollen mit der Helligkeit ihrer Liebe und ihrer Menschlichkeit konfrontiert und durchleuchtet werden. Die Ermutigung durch Jesus ist die Hoffnung seiner Jüngerinnen und Jünger, damit sie sich nicht auf „Menschenweisheit“ stützen, die schon mehrmals so viel Unheil für die Welt bedeutete. Davor warnt der Apostel Paulus. Der Geist des Gekreuzigten möge unsere Entscheidungs- und Lebenshilfe sein. Amen. (red) |
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