30. SONNTAG IM JAHRESKREIS (A); 29.10.2017 |
DREISSI20GSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2017-10-29 KERNBOTSCHAFT: Die zwei Grundpfeiler christlicher Existenz sind für ein erfülltes Leben und für die umfassende Erneuerung der Gesellschaft von großer Bedeutung. Eine Gesellschaft, die sich nicht auf ihre Tradition besinnt, hat keine große Zukunft: Unsere Zeit scheint ein bestimmtes Merkmal aufzuweisen: den Traditionsverlust. Ich meine keine beengende Tradition, die dem Menschen in seinem Eigensein beschneidet und aus solchen Menschen eine Massengesellschaft schafft. Jede Massengesellschaft ist aber verführbar und der Manipulation ausgeliefert! Der Traditionsverlust, den ich meine, hat mit Werten zu tun; mit Werten, die den Menschen, vor allem den jungen Menschen, Grundorientierung geben. Gesellschaften mit solchen tragenden Grundorientierungen bedeuten im wahrsten Sinn des Wortes Heimat; eine Heimat, in der das Auf-einander-Bezogen-Sein ebenfalls ein wichtiger Wert ist. Jesus vereinfacht die alte Gesetzestradition und gibt ihr eine neue Grundausrichtung: „Meister, welches Gebot im Gesetz ist das Wichtigste?“ Wer so fragt, braucht Orientierung; ist auf der Suche nach dem Wesentlichen im Leben. Gleichzeitig ist in dieser Frage enthalten, dass es zu einer Überforderung gekommen ist. Den kulturhistorischen Hintergrund zu dieser Frage müssen wir verstehen, um die Antwort Jesu viel besser zu schätzen. „Die Pharisäer zur Zeit Jesu (und auch zu anderen Zeiten) diskutierten gern über Gebote und Vorschriften. Es gab zur Zeit Jesu von ihnen eine solche Fülle, dass sie ein gewöhnlicher Mensch kaum durchschauen, geschweige denn nach dem Grad ihrer Wichtigkeit abschätzen konnte.“ Ich kann es mir gut vorstellen, wie Jesus innerlich laut dachte: „Simplify!“ – „Vereinfachen!“. Es gehörte ja zur Jesu Gewohnheit, die Menschen zum Wesentlichen hinzuführen. Er hob dabei das Gesetz nicht auf, sondern vielmehr machte er alles substanziell anschaulich. Das Hauptgebot für den jüdisch-christlichen Glauben ist zweidimensional zu verstehen; die eine Dimension ist von der anderen nicht zu trennen. Hören wir die Antwort Jesu auf diese Grundfrage eines Gesetzeslehrers: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Und er fügte hinzu zur Unterstreichung: „An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.“ Die Gemeinde als Ort für die Herausforderung der Umsetzung der Gottes- und der Nächstenliebe: Der Apostel Paulus hebt die Grundeinstellung und die Grundpraxis der Gemeinde von Thessaloniki als die gelebte Umsetzung von Gottes- und Nächstenliebe hervor. Die Christinnen und Christen in dieser Gemeinde haben das Wort Gottes trotz aller Bedrängnisse angenommen und sind darüber hinaus ein großes „Vorbild für alle Gläubigen in Mazedonien und in Achaia“ geworden. Die enge Verbindung von Gottes- und Nächstenliebe war der Maßstab für die glaubwürdige und effektive Evangelisierung: „Überall ist euer Glaube an Gott bekannt geworden“. Für unsere Gemeinde und alle christlichen Gemeinden gilt ohne Zweifel: „Lebendiger Glaube wirkt ansteckend; er trägt die Botschaft des Evangeliums in Wort und Tat weiter und befähigt die Gläubigen, ihr jeweiliges Stück Welt im Sinne Jesu zu verändern.“ Die Frage der Nächstenliebe hört niemals auf und ist eine brennende in unseren Tagen. Gott gebe uns die Kraft dazu. (red) |
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