21. Sonntag im Jahreskreis (A), 27.08.2017

EINUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 2017-08-27

KERNBOTSCHAFT: Zu Jesus Christus finden, bedeutet, zu sich selbst im eigenen vollen Menschsein finden; zur eigenen vollen Identität. Darin liegt der Sinn von der Christus-Nachfolge.

Die Identitätsfrage des (eines jeden) Menschen ist in einem „verflüssigten“ Zeitalter brennender denn je geworden: Folgender Spruch stammt vom berühmten deutschen katholischen Philosophen Josef Pieper (+ 1997): „Der Mensch ist ein Pilger auf dem Lebensweg zur eigenen Identität.“ Es ist wichtig für uns, zu wissen, wer wir sind. In der Tat sind wir lebenslang unterwegs zu uns selbst, zu unserer Identität. In diesem Zusammenhang verstehe ich viel besser die Aufforderung Jesu im Matthäusevangelium: „Seid vollkommen!“ (Mt 5,48). Meiner Meinung nach gehören die unzähligen Selbstbilder (eine „Selfie-Manie“ von Jung und Alt), die in unserer Mediengesellschaft all überall gemacht werden, zu dieser Grundsatzfrage des Mensch-Seins: Wer bin ich denn überhaupt? Und um einen Schritt weiter zu gehen: Wer bin ich denn in den Augen anderer Menschen? Denn ob wir es wahrhaben wollen oder nicht: Wir alle wollen wissen, wie andere uns sehen, finden, was sie von uns halten. Wir brauchen (immer wieder) die Bestätigung, müssen wissen, wie andere zu uns stehen, was sie über uns denken, um unser eigenes Wissen um uns, unser Selbst-Bewusstsein weiter zu entwickeln. “In einer Zeit und in einer Gesellschaft, in denen fast buchstäblich alles im Fluss ist, bleibt und begleitet uns die hartnäckige Frage: „Wer bin ich wirklich und was bleibt dauerhaft an mir in den vielen wandelbaren Gestalten?“ Gefährlich wird es zwar, wenn wir beständig auf die Meinung und die Bestätigung anderer angewiesen wären, aber irgendwie brauchen wir einander, um weiterwachsen zu können.

Die Frage Jesu an seine Apostel soll identitätsstiftend wirken: Jesus war es stets ein Herzensanliegen, von der Allgemeinheit wegzukommen und beim Thema der Selbstwerdung zu bleiben. Er fragt also zuerst: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ Da Massenmenschen keine tragfähige Meinung haben und deshalb auch in der Folge keine Identität, spricht Jesus seine Jünger persönlich an: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Ein persönliches Bekenntnis, eine persönliche Stellungnahme ist immer ein Ausdruck der Persönlichkeit, ein Ausdruck des Menschen Identität. Die Antwort des Apostels Petrus ist voller Bedeutung für unsere Existenz. „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“: Diese Antwort hat damit zu tun, dass Petrus seine Identität in Jesus verankert sieht; er hat mit dieser Antwort zu selbst auf höchster Ebene gefunden! Was der Apostel Paulus im Kolosserbrief geschrieben hat, erklärt sehr deutlich, worum es wirklich in dieser Antwort und in der Nachfolge Christi geht: „…Euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott“ (Kol 3,3). Wir finden immer mehr zu unserem wahren Menschentum, je mehr wir zu Jesus Christus finden. Das bewirkt der Geist Gottes, der in uns wohnt (1 Kor 3,16).

(red)


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