SECHSZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS(C)_17-07-2022

SECHSZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2022-07-17

KERNBOTSCHAFT: Wir brauchen mitten im Alltagsleben eine schöpferische Zeit, um mit unserem Innersten in Berührung zu kommen.

Die „Work-Life-Balance“ ist eine heilende Erkenntnis aus unserer Leistungsgesellschaft: Unser Leben braucht Übergänge, die im Alltag sinnvoll gestaltet werden möchten. Das weitverbreitete Phänomen des Burnout-Syndroms ist eine Warnung für uns, dass wir in Berührung mit unserer eigentlichen Lebenswirklichkeit kommen sollen. Die neue Wortschöpfung „Work-Life-Balance“ entspringt unserer tiefsten Sehnsucht als Menschen: der Sehnsucht nach einem Lebensausgleich. Es handelt sich um ein Ausgewogen-sein, um ein Gleichgewicht. Es geht darum, dass zu einer seelischen Ausgeglichenheit des Menschen gehört, dass er sich leidenschaftlich engagiert, sich einsetzt und dass er arbeitet. Gleichzeitig sollte er allerdings Momente eines inneren Ausgleichs anstreben, um mit sich selbst – ja, um mit seiner Wesentlichkeit – in Berührung zu kommen. Mitten in aller Geschäftigkeit tut es dem Menschen gut, seiner Seele nachzukommen. Es sind ja nicht wenige, die im eigenen seelischen Haushalt Flüchtlinge sind! Unterschiedlich, aber gemeinsam verweisen uns alle drei Schriftlesungen auf die „Glanz-Momente“ inmitten unseres Alltags. Dabei sind es manches Mal wirklich die sogenannten „Zufälle“ geradezu jene Orte, an denen sich das Wunder nistet (V. E. Frankl). Wir könnten uns vermehrt für solche „wunderbaren Zufälle“ sensibilisieren. Es sind auch Momente der Begegnung mit Gott. Das sagt uns folgendes neugeistliches Lied, das ich mit euch singen möchte: „Manchmal feiern mitten im Tag ein Fest der Auferstehung. Stunden werden eingeschmolzen, und ein Glück ist da.“ „Manchmal feiern wir mitten im Tun ein Fest der Auferstehung. Sperren werden übersprungen, und ein Geist ist da.“ Ja, es gibt sie, die Erfahrungen, bei denen die Stunden eingeschmolzen werden und ohne Anstrengung ist das Glück einfach da. Auf einmal werden Sperren übersprungen und es herrscht ein Geist, ein Geist der Neuschöpfung und Erfüllung.

Raum schaffen und offen lassen für die Begegnung mit Gott: Der „Eiche von Mamre“ ist sehr symptomatisch für die besondere Bedeutung von Bäumen in vielen Kulturen. Bäume weisen oft genug auf ein Heiligtum hin, auf einen Wallfahrtsort, als Orte der Begegnung und des gemeinsamen Festes. Eigentlich bietet uns jeder Ort die einzigartige Gelegenheit für eine berührende Gottesbegegnung. Unerwartet wird aus einer Begegnung ein Hingerissen-sein und deshalb ein Verweilen, ein Segen. In solchen Augenblicken bleibt die Zeit buchstäblich stehen und aus Fremden werden Vertraute. Allein worauf es in solchen Situationen wirklich ankommt, ist die Bereitschaft und die Fähigkeit zuzuhören. Was mir sehr wichtig scheint beim Besuch Jesu bei Martha und Maria ist, dass wir das Verhalten der einen Schwester nicht gegen das der anderen Schwester ausspielen. Gastfreundschaft ist wichtig und bedeutet Hingabe. Das Hören des Wortes des Lebens, des Wortes Jesu, ist ebenfalls wichtig. Was nottut, ist das Gleichgewicht, die sogenannte „Work-Life-Balance“. Das Grundgesetz der Benediktinischen Regel lautet deshalb „Ora et labora!“, bete und arbeite! Die Worte des Apostels Paulus sind darum für unsere Lebensgestaltung sehr ermutigend: „Christus ist unter euch, er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit.“ Wir können uns an Christus festmachen, „der unter uns lebt, der uns Hoffnung und Zuversicht schenkt, dessen Leib wir als Kirche darstellen“. Wir brauchen Räume der Begegnung mit ihm, vor allen Dingen in der Eucharistiefeier.

(red)


Druckansicht



Zurück