VIERZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS(C)_03-07-2022

VIERZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2022-07-03

Gedächtnisfeier meines Primiztags vor 34 Jahren (1988).

KERNBOTSCHAFT: Unsere Welt braucht die Aufrichtung des Kreuzes mitten im Leben. Es ist Gottes Art, seine absolute Barmherzigkeit kundzutun.

Die Gnade der Berufung: Die über 2.000 Menschen, die bei meiner Primiz anwesend waren, hatten keine Ahnung von meinen zweimaligen inneren Kämpfen in meiner Berufungsgeschichte. Sie erlebten einen Fabian in der Glücksfülle und freuten sich sehr mit mir und für mich. Mein Werdegang zum katholischen Priestertum führte mich über zwei große innere Kämpfe zu einem kompromisslosen Glauben an Jesus Christus, und zwar im Hinblick auf seine Kreuzeshingabe. Am meinen Primiztag teile ich mit euch meine Kampferfahrungen in der Hoffnung, euch Mut und Freude zu machen in der eigenen Glaubensentscheidung, denn die Entscheidung für Jesu Nachfolge ist nicht immer leicht, dennoch erfüllend.

Erster Kampf: 1979 vor Beginn meines Studiums der Philosophie und am Ende meiner Erziehertätigkeit im größten Knabenseminar der Welt. Wegen der großen Ungerechtigkeit in Nigeria gegenüber Jugendlichen wollte ich nicht mehr Priester werden, sondern Jus studieren. Der Spiritual erfuhr davon und wollte mich überreden; ich sollte in die Seminarkirche beten gehen, denn es wäre schade, würde ich aufhören. Ich weigerte mich jedoch zu beten. Es wurde Nacht. Eine Nacht voller Unruhe und Kämpfe und Schweißausbruch. Ich verfiel einem Schlummer. Am nächsten Tag war ich entschlossen, den Weg der Priesterausbildung weiter zu gehen.

Zweiter Kampf: 1987 in Österreich, im Stift Zwetl. Der Zweifel kam hoch bei unseren gemeinsamen Weiheexerzitien. Ich rauchte viel Zigaretten und Pfeife wie nie zuvor. Meine ungewöhnliche Unruhe fiel meinem nigerianischen Freund und Kollegen auf. Er stellte mein gehäuftes Rauchen in Frage. Ich bat ihn darum, mich in Ruhe zu lassen. Das Beben ging vorüber, als ich spürte und erkannte, dass Jesus gerade mich in meinem Zweifel braucht.

Andere Kämpfe: Heute gibt es andere Kämpfe mit Jesus Christus an meiner Seite und als meine Gallionsfigur. Ich habe sein Kreuz stets vor meinen geistigen Augen. Die Frage, die ein Freund mir unlängst in einer Glaubensdiskussion stellte, ist die erneuerbare Kraft in meiner priesterlichen Existenz: „Erkennen wir (die Christen und Christinnen) den Jesus am Kreuz?“ Liebe Freunde und Freundinnen in Jesus Christus! Das ist die große Theologie des Kreuzes! Das ist die größte Frage einer christlichen Revolution, einer Revolution der Liebe; einer Revolution der Leidempfindlichkeit! Als ein Neffe mir einmal bei einem Spaziergang die Frage stellte, warum ich so vielen Menschen helfe, habe ich ihm ohne Zögern geantwortet: „Weil ich immer das Antlitz des gekreuzigten Jesus an ihren Gesichtern wiedererkenne.“

Beständige Grundorientierung in meiner Nachfolge Christi als Priester sind für mich folgende Wortes Weihebischofs an mich in jenem ergreifenden Augenblick als ich vor ihm knieten und Brot und Kelch überreicht erhielt: „Empfange die Gaben des Volkes für die Feier des Opfers, bedenke, was du tust, ahme nach, was du vollziehst und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes!“

Hier ist das Gebet des Priesters bevor er Jesus Christus in Brot und Wein empfängt: „Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, dem Willen des Vaters gehorsam, hast du im Heiligen Geist durch deinen Tod der Welt das Leben geschenkt. Erlöse mich durch deinen Leib und dein Blut von allen Sünden und allem Bösen. Hilf mir, dass ich deine Gebote treu erfülle, und lass nicht zu, dass ich jemals von dir getrennt werde.“ Ich bitte euch darum, für mich in diesem Sinne zu beten.

(red)


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