33. SONNTAG IM JAHRESKREIS (A): 19.11.2017

DREIUNDDREIßIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (LJ C): 2016-11-13

KERNBOTSCHAFT: Der Glaube an Gott ist der feste Boden, auf dem wir stehen können, wenn uns die einzige Sicherheit die Unsicherheit ist und bleibt.

Jesus provoziert und relativiert die Wertvorstellungen der Menschen: Jesus weist plakativ und mit einer gefährlichen Zuspitzung auf die kommende „neue Zeit“. Er teilt überhaupt nicht die Faszination und die Begeisterung der Menschen über den Tempel, der „mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt“ ist. Er prophezeit dem schön geschmückten Tempel einen unvermeidlichen Untergang. Darin liegt für mich das Erstaunliche! Vielleicht sind meine Fragen auch die Deinen: Wie kommt es, dass ausgerechnet dieser Jesus, der in einem frommen und lebendigen Judentum aufgewachsen ist, der seine Eltern mit den Worten „Wisst ihr denn nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ schroff zurückweist, als sie ihn verzweifelt nach einer Pilgerreise suchten, Jesus, der den Tempel unmissverständlich als „Haus des Gebetes“ bei der Vertreibung der Händler aus dem Tempel bezeichnete; wie kommt es also, dass er unverschämt den Menschen ihre Begeisterung vom gleichen Tempel zerstört, sie mit dem Untergang dieses den Juden und Jüdinnen so wichtigen Tempel desillusioniert? Hat er nicht zu viel gewagt? Wieso denn hat er mit einem solchen Feuer gespielt? Was also ist seine Kernbotschaft?

Christlicher Glauben und Populismus: In Anbetracht der allenthalben um sich greifenden Verwirrungen in unserer gegenwärtigen Weltgesellschaft – bis hin zu bereits geschlachteten amerikanischen Präsidentschaftswahl – erinnert uns Jesus an die große Gefahr des Populismus mit seinem Zerstörungspotential. Angesichts der großen politischen und wirtschaftlichen Orientierungslosigkeit sowie der grassierenden Kluft in der ungleichen Verteilung der Güter und Ressourcen sehnen sich viele Menschen, die sich systemisch betrogen fühlen, nach „dem starken Mann“. Die Zeit von neuen Messias scheint gekommen zu sein! Ein Déjà-vu in der europäischen Geschichte und überhaupt in der Weltgeschichte! Die Ermahnung Jesu sagt es alles: „Lauft ihnen nicht nach!“ Eine gute politische Bildung auf der Grundlage des positiven Glaubens besteht sicherlich in einem „kritischen Rationalismus“ (Sir Karl Popper). Er ermahnt uns zum Geist der Unterscheidung. Diese Rede Jesu eignet sich hochaktuell für eine dringende politische Bildungskultur! Der Populismus greift um sich und der christliche Glaube in seiner weltkritischen Einstellung kann nur ein gutes Bollwerk dagegen sein!

Auf die Zusicherung Jesu kommt es an: Was will Jesus von uns, also? Für ihn gilt es, reine Äußerlichkeiten in ihrer Vergänglichkeit vom Wesentlichen zu unterscheiden. Bleibendes ist aber das Wort Gottes in seiner Wirkmächtigkeit; die Reich-Gottes-Idee in ihrer Befreiungskraft. Sein Zuspruch möge uns allen in allen schwierigen Lebenssituationen eine Quelle neuen Lebensoptimismus sein: „Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“ Standhaftigkeit besagt aber doch bedingungsloses Gottvertrauen. Dieses bekräftigen wir nun im gemeinsamen Glaubensbekenntnis…

(red)


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