HOCHFEST ALLERHEILIGEN 2017

HOCHFEST ALLERHEILIGEN 2017-11-01

KERNBOTSCHAFT: Die unverhüllte Wirklichkeit Gottes ist der eigentliche Inhalt christliche Hoffnung.

Mutig die Grundfragen des Lebens stellen und beantworten: Das Hochfest Allerheiligen bietet mir den wunderbaren Anlass, mit euch über die drei Grundfragen menschlicher Existenz nachzudenken: 1) Woher kommen wir? 2) Wohin gehen wir? 3) Was sollen wir tun? Ich sehe alle drei Fragen in einer einzigen zusammengefasst: „Was macht uns als Menschen aus? Mir fallen dabei zwei unterschiedlich ergreifende Aussagen von zwei unterschiedlichen Menschen ein, die für mich zu den schönsten Erkenntnissen über den Menschen gehören: „Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch“, schrieb einer der größten Theologen des 2. Jahrhunderts, der heilige Irenäus von Lyon. Der andere Denker, Blaise Pascal sah den Menschen als ein Wesen, das sich beständig überschreitet: „Der Menschen überschreitet unendlich den Menschen“. Von Irenäus lernen wir, dass jeder Mensch ein Gottesträger ist. Dies bedeutet wiederum, dass Gottes Ehre in jedem Menschen gegenwärtig ist. Sie ist allerdings in der Art und Weise gegenwärtig, wie das Menschenleben vergänglich ist. Darum sind wir Wesen der Sehnsucht, denn diese Ehre Gottes in uns wird sich erst vervollkommnen und vollenden. Das meint auch schon der Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal mit seiner Aussage über die Selbstüberschreitung des Menschen. Der Mensch ist das Wese zweier Welten und in dieser sichtbaren und vergänglichen Welt kommt er nie zur Ruhe. Das Erreichte lässt er schon wieder hinter sich und hält Ausschau nach dem Kommenden. Wohin wohl überschreitet sich der Mensch? Worauf hin? So haben wir zu fragen.

Die Antwort eines jeden Menschen ist entweder seine Heiligkeit und Glückseligkeit oder aber auch sein Höllendasein: Schwestern und Brüder, worauf hin sich der Mensch überschreitet, ist eine Antwort, die dem Menschen aufgegeben ist und zwar ihm allein aufgegeben! Wenn er dafür offen ist, kommt ihm die Religion zur Hilfe; in unserem Fall ist dies die christliche Religion als eine Offenbarungsreligion. Ja, weil sich Gott mitgeteilt hat, hat die Lebensreise des Menschen ein bestimmtes Ziel. In dieser Welt bewegen wir uns stets zwischen Chronos und Kairos, zwischen den Zeitabläufen und der angemessenen Zeit, der erfüllten Zeit; zwischen Zeitquantität und Zeitqualität, zwischen der Vergänglichkeit und der Unvergänglichkeit.

Das Hochfest Allerheiligen erinnert uns an den Kairos – an die erfüllte Zeit menschlichen Lebens: Mitten in den fließenden und vergänglichen Zeitabläufen befinden wir uns im Raum der Sehnsucht nach einer erfüllten Zeit. Eine Erfahrung, die sich in der menschlichen Liebe anschaulich ausdrückt. Denn wo sich ein Mensch wirklich geliebt fühlt, immer dort bleibt die Zeit stehen! Nichts mehr wird ersehnt! Nur mehr der Augenblick zählt. Gerade diese Liebe in ihrer absoluten Gestalt ist die endgültige Heimat aller Heiligen. Diese ultimative Liebe ist unsere unheilbare Sehnsucht, bis sie in der beseligenden Schau Gottes geheilt wird. Wir Menschen überschreiten uns unendlich hinein in Gottes ewige Herrlichkeit, in der die Heiligen schon sind. Durch die Liebe Gottes aber, durch die wir in dieser vergänglichen Welt geliebt werden und in der alle Heiligen bereits sind, bilden wir eine einzigartige große Liebensgemeinschaft. Feiern wir dieses Fest in dieser Hoffnung und in dieser Zuversicht. Amen.

(red)


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