FEST DES HEILIGEN STEPHANUS 26.12.2017

FEST DES HEILIGEN STEPHANUS (B): 2017-12-26

KERNBOTSCHAFT: Unser Glauben ist stets angefochten und braucht den „offenen Himmel“.

Von der Unvereinbarkeit des heutigen Festes mit der Weihnachtsfreude berührt werden: Einen größeren Widerspruch kann es wohl nicht mehr geben: Mitten in der Weihnachtsfreude steht die Ermordung durch Steinigung des Diakons Stephanus im Blickfeld unserer Betrachtung. Krasser kann dieser Unterschied wirklich nicht mehr gehen! Die Frage ist berechtigt: Verdrängt nun der Tod des Stephanus die gefeierte und weiterhin zu feiernde Freude über die Menschwerdung Gottes? So schnell und einfach ist die Antwort wohl nicht! Diese Antithese, dieser Antiklimax, tut dem normalen menschlichen Empfinden nichts Gutes! Ich empfinde es mindestens persönlich so. Das heutige Fest des ersten christlichen Märtyrers ist eine ernstzunehmende Einladung zur Vertiefung unseres Glaubens. Im Glauben dürfen wir Gott nicht zu schnell zu einem Lückenbüßer für die schwer zu lösenden Probleme in unserem Leben und in dieser Welt machen.

Wer wirklich glaubt, lebt sehr >>gefährlich<<: Diese Ansicht ist meine Schlussfolgerung aus der Betrachtung des Lebens vom heiligen Stephanus, den wir heute feiern. Es ist in zweier Hinsicht >>gefährlich<<, an Gott zu glauben; es handelt sich um eine zweifache Auslieferung: Es ist geradezu deshalb >>gefährlich<<, an Gott zu glauben, denn wer glaubt, glaubt an den verborgenen Gott; er/sie glaubt an einen Gott, der uns nicht zur Verfügung steht, wie uns viele Dinge oder sogar Menschen zur Verfügung stehen. In der Sprache der Mystik bedeutet der Glaube an Gott, an seine Abwesenheit zu glauben. Lustig ist diese sicherlich nicht und entspricht auch der Glaubensvorstellung der meisten Menschen nicht. Die zweite Dimension von der >>Gefährlichkeit<< des Glaubens an Gott macht uns die Gestalt des heiligen Stephanus sehr anschaulich: Wer wirklich an den Gott Jesu Christi glaubt und sich bewusst zu Jesus Christus bekennt, ist den unterschiedlichsten Formen der Feindseligkeit ausgesetzt. Es wird kolportiert, dass die Christenverfolgung in den Anfängen der Kirche dem nicht näherkommt, was in unseren Tagen mit Christinnen und Christen passiert. Die Christenverfolgung im 21. Jahrhundert ist kein Märchen!

Auf die Symbolik des >>offenen Himmels<< kommt es an: Im heutigen Evangelium sagt Jesus seinen Jüngern unverhohlen, was auf sie in seiner Nachfolge wartet. Es ist die Rede von Auflehnung, Verrat und Auslieferung. Sein Rezept ist nicht Vergeltungsschlag. Sein Rezept ist schwer umzusetzen, aber dafür viel wirksamer: „Der Geist wird euch beistehen und euch eingeben, was ihr sagen, wir ihr reagieren sollt.“ Der „offene Himmel“, den der heiligen Stephanus sieht, ist für unseren Glauben im Alltag unverzichtbar. Er ist die unsichtbare Quelle des wirksamen inneren Widerstands. Wie sehr brauchen wir diesen „offenen Himmel“ nicht nur im Angesicht einer dem christlichen Glauben feindseligen Umgebung, sondern genauso im Angesicht bestimmter existenziellen Schwierigkeiten, die uns an den Rand der Verzweiflung treiben können! Der Mensch gewordene Gott ist unser „offener Himmel“. Blicken wir immer wieder dorthin hinauf!

(red)


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