NEUNUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 21.10.2018

NEUNUNDZWANZIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2018-10-21

KERNBOTSCHAFT: Im Glauben und in der konkreten Nachfolge müssen sich die Christinnen und Christen nach der Ethik Jesu Christi orientieren.

Gipfel-Erfahrung: Wie viele Menschen unter uns hier in der Kirche gehen gern Bergwandern oder Bergsteigen? (Stimmungsbarometer!). Ist es nicht ein überwältigendes Gefühl, auf dem Berggipfel zu sein? Gipfel-Erfahrung ist eine Erfahrung unbeschreiblicher Freiheit! So ergeht es mir immer wieder, wenn ich in den Bergen bin. Wie Recht hat doch Reinhard Mey mit seinem Lied: „Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen. Und dann, würde was uns groß und wichtig erscheint, Plötzlich nichtig und klein.“ Gibt es aber eine grenzenlose Freiheit? Nein, nicht wirklich! Denn Freiheit ist immer neu zu erringen. Der Weg zum Berggipfel führt auch manches Mal über manche Täler mit Sumpfboden oder Sumpfwiese und steinige Wege. So glaube ich, dass es sich auch mit unserem Weg der Jüngerschaft verhält, der der Weg in eine größere Freiheit ist, der Weg in die wahre Freiheit des / der Christenmenschen.

Jesus und seine Apostel mit vorgebildeten Einstellungen: Schwestern und Brüder, fixe Ideen sind verdammt schwierig zu entkräften! Dagegen kämpfte Jesus bei den Schriftgelehrten und Pharisäern. Er kämpfte aber auch dagegen selbst im Kreis seiner Apostel. Die beständige und enge Gemeinschafft mit Jesus hat nicht verhindern können, dass sie oft vom Anliegen Jesu weit weg entfernt waren und allzu sehr in weltlichen Kategorien gedacht und gehandelt haben. Ich staune immer wieder bei der Lektüre der Evangelien darüber, wie groß die Geduld Jesu war. Heute haben wir ein solches Beispiel im Evangelium. Die zwei Brüder Jakobus und Johannes haben eindeutig bewiesen, dass sie immer noch der alten Messiaserwartung verhaftet waren. Es war eine politische Messiaserwartung. Jesus führte sie und den Rest der Apostel in den Sinn seines Messias-Seins ein, in den eigentlichen Sinn seiner Sendung: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben für viele.“

Die Nachfolge Jesu ist Gottes- und Menschendienst: Die Glaubwürdigkeit der Kirche liegt geradezu in diesem Selbstbewusstsein Jesu: Um zu dienen! Die Kirche Jesu Christi, wie uns sehr vertraut ist, ist aber vor dem Streben nach Macht und Ansehen nicht gefeit, die christlichen Gemeinden (die kleinen und die großen!) sind vor der Postenheischerei nicht gefeit. Jüngerschaft ist eine anstrengende Schule, ein oft mühsamer Prozess, aber sie ist der Weg in die wahre Freiheit. Sie soll der Welt eine Kontrastgesellschaft anbieten: Das Dienen. Das ist das große Markenzeichen der Christinnen und Christen.

(red)


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