EINUNDDREISSIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C)

EINUNDDREISSIGSTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (C): 2019-11-03

Bibeltexte: Weish. 11,22-12.2; 2 Thess. 1,11-2.2; Lk 19,1-10

KERNBOTSCHAFT: Ich will dazu einladen, neugierig zu werden auf Jesus, der seinen Blick auf uns wirft und uns in unserer Unzulänglichkeit mit seiner Gnade zuvorkommt.

Der Baum des Verstecks ist zum Baum eines neuen Lebens geworden: Der Baum ist im Bewusstsein der Völker ein Symbol des Lebens. In der Ahnenforschung, die zu einem Brennpunktphänomen unserer Zeit geworden ist, erstellen die Menschen ihre „Lebensbäume“. Die Menschen wollen wissen, woher sie kommen, mit wem sie blutsverwandt sind, wo ihre Wurzeln liegen. Dieser Wunsch entspricht auch durchaus dem Phänomen der Entwurzelung, der existenziellen Erfahrung vieler Menschen. Im heutigen Evangelium wird der Baum zum Ort der Begegnung für Zachäus, zum Ausgangspunkt eines neuen Anfangs. In seiner Steuerhoheit in Jericho macht er die Erfahrung der Entwurzelung. Das Leben kann ihn nicht mehr tragen. Sein Reichtum trägt ihn nicht mehr. Nun spürt er, dass er getragen werden muss. Er setzt auch den einzig nötigen Schritt dafür: Er will anders werden.

Die Neugier kann eine heilende Wirkung auf unser Leben haben: „Sei nicht so neugierig!“ Das hören wir immer wieder im Alltag. Die Neugier ist eine Augen-, Seh-, Sensationslust. Sie wirkt wie eine Droge, permanent will man etwas Neues erhaschen. Heutzutage beflügeln die Sozialen Medien diese neugierige Lebenshaltung. Die Neugier muss jedoch nicht immer negativ sein. Sie kann auch das Gegengift gegen die Gleichgültigkeit sein. Die Neugier macht erfinderisch. Sie ist ein Motor für positive Veränderungen, selbst im eigenen Leben. Die Neugier ist das Gegenmittel gegen die Selbstzufriedenheit und die Selbstgerechtigkeit sein. Geradezu diese Neugier treibt den Oberzöllner auf den Baumwipfel. Sein schlechtes Gewissen führt ihn zur Sehnsucht nach dem Jesus von Nazareth. Die Menschenmasse versperrt ihm die Sicht und den Weg. Seine unstillbare Neugier macht ihn aber kreativ. Das wird von Jesus reichlich belohnt. Jesu Aufblick zu ihm wird zum Anblick der Liebe und Zuwendung. Auf dem Baum des Verstecks ist nun eine Wandlung möglich. Die Neuwerdung ist möglich geworden. Der Gnadenort ist überall, wo die Menschen auf Jesus neugierig werden.

Lebenswandlung ist möglich durch die Begegnung mit Jesus: Es steckt eine große Hoffnung in unserem heutigen Evangelium. Eine Hoffnung, die ich in drei Dimensionen sehe: Erstens, für die ernsthaft Gottsuchenden. Zachäus war neugierig auf Jesus, dann ist er auf einen Baum gestiegen und hat sich nicht durch den Spott der anderen entmutigen lassen, er beachtete nicht ihre offensichtliche Ablehnung. Sein Ziel war die Begegnung mit Jesus. Die hat er bekommen! Zweite Hoffnungsdimension: Durch die Begegnung mit Jesus ist Zachäus schließlich zu dem geworden, der er eigentlich sein sollte. Dieses Sein-Sollen möchte auch in unserem Leben Platz gewinnen. Abschließend gibt es die dritte Dimension der Hoffnung aus dieser Zachäuserzählung: Wir sollen immer suchen, uns finden lassen, uns verwandeln lassen, weil der, den wir suchen, uns längst gefunden hat.

(red)


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