PREDIGT KARFREITAG (A): 10.04.2020 |
KARFREITAG (A): 2020-04-10 KERNBOTSCHAFT: Christliches Vertrauen gründet in der Fähigkeit Jesu zum Mitgefühl. Das ist aber auch gleichzeitig der christliche Auftrag in der Welt. Karfreitag berührt die Tiefe christlichen Glaubens und entzaubert die alte Rechtfertigung: Es ist vielleicht nicht die allerbeste Art, am heutigen Tag mit der alten Theologie in der Kirche abzurechnen. Das Gottesbild, das vom Gedanken des Gottesknechtes aus diesem 52. Kapitel des Jesaja-Buches hervorgegangen ist, hat garantiert zu einer Gottesaversion bei vielen Menschen beigetragen. Die Frage, die viele kirchendistanzierte Menschen stellen, ist auch in der Stille des Herzens vieler praktizierende Christinnen und Christen die gleiche Frage: Wie kann unsere Erlösung von der offensichtlichen Grausamkeit Gottes abhängig sein? „Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht. Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen.“ Das geht ja noch! Aber dann: „Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt. Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Ich habe einfach den Eindruck, dass die falsche Theologie der Erlösung, und in der Folge die verkehrte Theologie der Sünde den Glauben an Gott der Liebe in den Herzen der Mehrheitsbevölkerung in Österreich zerstört hat. Vielleicht nicht nur. Dennoch habe ich das starke Gefühl, dass die meisten Menschen es satt haben mit der Geschichte der Grausamkeit in der Menschheitsfamilie. Warum also begehen wir diesen Tag, den Karfreitag? Die Macht wahrer Liebe ist unergründlich: Mein Glaube sagt mir, dass die Liebe eine verwandelnde Kraft hat und dass diese Kraft ihre Leidensfähigkeit ist. Am Ende unseres Schrifttextes hört es sich schon ganz anders an: „Er hob die Sünden der Vielen auf und trat für die Abtrünnigen ein.“ Um dieses >>Eintreten für<< geht es in unserem Glauben an die Erlösung! Nur die Liebe vermag es, für einen Menschen einzutreten! Viel richtiger als das >>Sterben wegen unserer Sünden<<, ist zu sagen, dass der Tod Jesu vielmehr die Konsequenz seiner Verkündigung – seiner Rede von einem liebenden und barmherzigen Gott ist. Sein Tod war die unvergleichliche Hingabe aus Liebe. Was im Brief an die Hebräer steht, ist ein echter Jungbrunnen für meinen Glauben – und das ist sehr zentral für christliche Verkündigung in der Welt von heute: „Wir haben ja nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unseren Schwächen, sondern einen, der in allem wie wir versucht worden ist, aber nicht gesündigt hat. Lasst uns also voll Zuversicht hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Erbarmen und Gnade finden und so Hilfe erlangen zur rechten Zeit!“ Liebe ist die höchste Form des Mitgefühls und aus dieser Liebe bis zur äußersten Grenze sind wir erlöst. Möge Jesu Tod die Kultur des Mitgefühls in unserem Leben und in unserer Welt stärken. |
(red) |
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