PREDIGT GRÜNDONNERSTAG (A): 2020-04-09

GRÜNDONNERSTAG (2020-04-09)

KERNBOTSCHAFT: Die Liebe, mit der Jesus uns liebt und die wir in der Eucharistie feiern, ist eine Liebe bis zur Vollendung.

Unbegreiflich und doch zur Heilung und zum Heil des Menschen: Es mag schon für viele Menschen irgendwie leicht sein, an Gott zu glauben. Leicht ist es auf alle Fälle nicht, daran zu glauben, dass ein Mensch uns sein Fleisch zum Essen gibt. Dieser Zweifel ist aber ganz normal. Das Geheimnis der Eucharistie ist kein Rätsel, sondern das Geheimnis der Liebe Gottes. Schon zur Lebenszeit Jesu hat er die Menschen mit seiner Aussage verwirrt, das Brot, das er geben wird, sei sein Fleisch. Es heißt im Evangelium nach Johannes: „Da murrten die Juden gegen ihn, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.“ (Joh 6,41). Und stellten gleich die Frage, die für viele Zeitgenossen immer noch in den Wolken des Zweifels zu finden ist: „Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?“ (Joh 6,52b). Jesus hört dennoch nicht auf zu beteuern: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“ (Joh 6,35b). Und: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen it. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“ (Joh 6,51). Mitten in diesem menschlichen Zweifel bekennt die Kirche heute, am Gründonnertag mit dem heiligen Thomas von Aquin laut und deutlich: „Augen, Mund Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir. Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an; er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann (GL 497,2)

Die Eucharistie ist die Hauptquelle christlicher Identität: Was Christinnen und Christen seit jenem feierlichen und ergreifenden Augenblick im Obergemach, wo Jesus in entscheidender Stunde seines Lebens mitten im Kreis seiner zwölf Aposteln seinen Abschied von dieser Welt gefeiert hat, begehen, das ist ihre unerschütterliche Überzeugung und Freude; das ist ihre Identität. Das haben die Konzilsväter gut erkannt und hervorgehoben. Sie wussten, dass die Jüngerinnen und Jünger Jesu „Licht der Welt“ zu sein haben, wie Jesus selber sagt (Mt 5,14). „Dennoch ist die Liturgie der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt. Denn die apostolische Arbeit ist darauf hingeordnet, dass alle, durch Glauben und Taufe Kinder Gottes geworden, sich versammeln, inmitten der Kirche Gott loben, am Opfer teilnehmen und das Herrenmahl genießen“ (Sacrosanctum Concilium, Nr. 10). Es gibt große existenzielle Konsequenzen aus der Mahlgemeinschaft mit Jesus: „Alle, die das Brot im Namen Jesu teilen, sind gleich. Alle sind zum Mahl um einen Tisch versammelt. Und jeder Mensch braucht diese Geste: die Geste der Zuwendung, der Liebe, der Gemeinschaft. Ohne diese Erfahrungen kann ein Mensch nicht leben – so wie er auch ohne Brot nicht leben kann. Jesus macht uns darauf aufmerksam: Nicht unsere Machtansprüche nähren uns, sondern die liebende Zuwendung – sie empfangend und sie gebend“ (TD, April 2020). Ich wünsche uns allen viel Liebe und Andacht zur Eucharistie.

(red)


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