Diakon-Sein: Es ist das Gespräch mit einzelnen... |
![]() Diakon Erich Gaugitsch hat im Frühjahr sein Gesuch um Entpflichtung bei der Erzdiözese Wien eingereicht. Wir danken für so viele Jahre mit so viel Engagement!
Ein Gespräch mit Erich Gaugitsch. |
Sie haben ja eine bewegte Lebensgeschichte und auch Ihr Weg zum Diakon ist interessant… Ich bin damit aufgewachsen, die Welt genau zu betrachten, den Menschen zu helfen. Es gab so viele Herausforderungen an mich als „Judenbub“. Von Kindheit an sah ich Hass, Verzweiflung, und ich fragte dann immer: „Wie ist das und warum?“. Zuhause hatten wir keine Bibel, die Frage des Glaubens war für mich bereits mit sieben Jahren aus Karl May-Büchern „gelöst“. Mein Lehrberuf war Kleidermacher, danach Bankkaufmann und so entstand mein Modeatelier. Nach dem Informatik-Studium wurde für mich Elektronik zur Menschenhilfe – bei Interpol und Erzdiözese Wien. Spät, mit 60, erkannte ich, dass „Diakon-Sein“ schon immer mein Leben war. In Starchant haben Sie neben Ihrem Dienst in der Sonntagsliturgie als Diakon sehr viele Taufen und Begräbnisse geleitet, haben so viele Wortgottesdienste in der Fatima- und der Pfarrkirche vorbereitet und gefeiert. Was hat Ihnen ganz besonders Freude gemacht? Bevor Menschen zur Liturgie hintreten, müssen bzw. dürfen sie zu Glauben und Bekehrung gerufen werden: Wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nur als Kind irgendwie gehört haben? Wie sollen sie davon hören ohne Prediger? Wie sollen sie selbst von Gott erzählen? Wie ihr Gesandt-Sein leben? Die Kirche als Glaubensgemeinschaft verkündet besonders im Wort Gottes die Botschaft des Heils, damit alle Menschen Gott erkennen und Jesus, den er gesandt hat. Dies habe ich als meine bisherige Aufgabe gesehen und sehe ich auch weiter so. Es sind nicht die Massen in den Veranstaltungen, es ist das Gespräch mit jeder und jedem einzelnen, auch mit denen, die nicht so unmittelbar der Kirche nahestehen. Das ist diakonaler Dienst! Für Menschen da zu sein, die nicht so unmittelbar der Kirche nahestehen, war Ihnen immer ein großes Anliegen. Was möchten Sie diesen Menschen hier und heute sagen? Nun ja: Können wir miteinander über Gott sprechen, der eins wurde mit uns durch Jesus von Nazareth? Versuchen wir doch, die Geschichte Gottes mit unserer je eigenen Lebensgeschichte zu verknüpfen. So ist sie dann keine abstrakte Geschichte mehr, sondern wird zu einer konkretisierten Geschichte verlebendigt, bleibt nicht immer bei uns selbst kleben, sondern öffnet uns gegenüber anderen Menschen. Viele kennen Sie auch als Nikolaus – ein würdiges Amt, das Sie hier in Starchant wahrgenommen haben… Kinder sind meist so begeistert vom Nikolo, das sah ich in den fünfzehn Jahren immer wieder! Liebe Eltern, versuchen Sie nicht, über den Nikolaus zu belehren oder das loszuwerden, was Sie Ihren Kindern schon immer sagen wollten. Heuer im Frühjahr haben Sie sich – Sie sind ja immerhin bald 80, auch wenn man das nicht sieht! – von Ihrem Amt als Diakon der Pfarre Starchant entpflichten lassen. Wir danken für die vielen Jahre in Starchant und wünschen Ihnen ganz herzlich alles Gute! Und: Wir freuen uns, wenn Sie uns weiter verbunden bleiben. Was werden Sie weiter in Starchant machen? Ich bin weiter gerne hier mit den Menschen in Kontakt. Treffen wir einander doch bei den Wortgottesfeiern am Mittwoch um 18.30 in der Pfarrkirche, in der Fatimakirche, im Entwicklungsraum. Ich denke da an ein Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe: „Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden. Es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“
Red. Foto: W.KG.
(red) |
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