Maria: nicht mehr Mädchen, noch nicht Frau, unverheiratet – schwanger. Damals und oft auch heute noch ein folgenschwerer Skandal. Hochschwanger dann gezwungenermaßen auf einer Reise, deren Strapazen ich mir gar nicht vorstellen kann. Wie viele Schwangere sind genau in dieser Sekunde irgendwo auf der Welt dazu gezwungen unter mühseligsten Bedingungen unterwegs zu sein? Wie steht man, eigentlich frau, das durch? Das frage ich mich, wenn ich an die Geburt Jesu denke. Unmöglich ist es für mich in Worte zu fassen, wie das gewesen sein muss: Eine Entbindung ohne Hebamme oder jegliche ärztliche Hilfe, in einem Stall, im Winter, in einem fremden Ort. Unter welchen prekären Bedingungen bringen bis heute unzählige Frauen ihre Kinder zur Welt? Sehr still muss es gewesen sein in dieser Nacht, nach all den Strapazen, der Angst, den unsagbaren Schmerzen und Anstrengungen. Und in diese Stille hinein platzen plötzlich Engel, Licht, Hirten, Geschenke, Freude, Glückwünsche, Stimmengewirr,... Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. So viel Information und Eindrücke, die auf den erschöpften Körper Marias einprasseln, zusätzlich zum ganz neuen Mama-Sein. Wie in eine Schmuckschatulle legt sie alle Worte sorgsam und wertfrei ab und bewahrt sie auf, um sie später und immer wieder neu zu ordnen, einzeln in die Hand zu nehmen, sie zu drehen und zu wenden und von allen Seiten zu betrachten. Welche Worte liegen in meiner eigenen Gedächtnis-Schatulle verschlossen? Stella Sp.
(red)
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