SIEBZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-07-25

SIEBZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-07-25

KERNBOTSCHAFT: Gott kennt unsere Möglichkeiten viel mehr als wir selbst und traut uns zu, dass wir mehr aus ihnen machen können.

„Gemeinsam aufblühen“: So möchte ich den einen Aspekt unseres heutigen Evangeliums über die wunderbare Brotvermehrung zusammenfassen. Die Jugend würde es anders ausdrücken: „Gemeinsam glühen“, wobei sie einen anderen Gefühlszustand meint. Ich möchte das „Gemeinsam aufblühen“ herausstreichen. Am 30. Juli sollen alle Glocken in den katholischen Kirchen Österreichs läuten. Diese Aktion gefällt mir sehr, denn sie ist ein äußeres Zeichen der Solidarität mit den rund 821 Millionen Menschen, die weltweit vom Hunger bedroht sind. Es ist also der Kirche Jesu Christi nicht gleichgültig, ob sie am Leben bleiben oder sterben. Dieses Glockengeläut ist meines Erachtens eine Form der Soziallehre der katholischen Kirche. Durch diese Aktion macht sie sich die Worte Jesu an Philippus zu Eigen: „Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben?“ Es heißt aber, dass Jesus ihn nur auf die Probe stellen wollte. Mir gefällt die Version von Lukas, wenn Jesus gleich die Anweisung erteilt: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Lk 913). In der Antwort des Philippus steckt eine Einstellung, die oft hinderlich ist, wenn es darum geht, zu helfen. Seine Frage: „Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll.“ Das ist ein unter uns weitverbreitetes Empfinden der Ohnmacht angesichts einer unmittelbaren Konfrontation mit einer Notsituation. Ein kleiner Junge wird zum Sprachrohr der frohen Botschaft Jesu: Es heißt, dass ich Gott meine Möglichkeiten hinhalten soll. Jesus sagt, dass unsere Leidempfindlichkeit eine Grundvoraussetzung für ein soziales Handeln ist. Es gibt schon auch die Ohnmacht des Nicht-Helfen-Könnens. Mir ergeht es manches Mal nicht viel anders. Da wünsche ich mir dann ein >>Wunder der Brotvermehrung<<, das mir meine Ohnmacht und Traurigkeit erleichtern sollte, ja, hinwegnimmt.

Das große Wunder des geteilten Lebens: Immer mehr habe ich gelernt, mich zu fragen, ob dieses Wunder der >>wunderbaren<< Brotvermehrung nicht ein wirksames und deshalb glaubwürdiges Rezept wäre für die sinnvollste Gestaltung unserer Welt, des Lebens in kleineren und größeren Kreisen. Es hat meine Vorstellungskraft geschärft und beflügelt, indem ich immer mehr an das Unmögliche glaube, denn wenn wir das Unmögliche bewusst wagen, hat es die Wahrscheinlichkeit, dass es möglich wird. Mich fasziniert, dass die Gegenwart eines kleinen Jungen den ent-scheidenden Unterschied ausgemacht hat. Er – in seiner Einmaligkeit und Verantwortung – war der Ausgangspunkt für das großartige Wunder. Er bereitete den Boden für das große Wunder vor, das Jesus gewirkt hat. Es ist in der Tat egal, wo wir uns finden, diese Schlussfolgerung ist meine tiefste Überzeugung: „Glück tritt oft als Netzwerk auf: Es strahlt aus, ist ansteckend – und im Gegenteil zu materiellen Gütern vermehrt es sich, wenn man es teilt“ (FURCHE, 29, 22. Juli 2021, S. 13). Nur die Bereitschaft zum Netzwerk des Teiles wird unsere Welt retten. Nur ein solches Netzwerk führt und hält Familien zusammen.

(red)


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