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Im Jahr 1912 wurde vom Gemeinderat Franz Ullreich (1881-1958) die
Baugenossenschaft Heim gegründet. Diese hat 1921 in Starchant die ersten
Grundstücke erworben und noch im gleichen Jahr mit den Bauarbeiten für die
Siedlung Starchant begonnen; die erste Anlage konnte bereits 1922 feierlich
eröffnet werden. Auf dem Grundstück Pönningerweg 10 entstand in den Jahren
1922/23 und 1926/27 das Genossenschaftshaus dieser Baugenossenschaft.
Anlässlich des 10-Jährigen Bestandes dieser Siedlung (gleichzeitig
20-Jahrjubiläum der Baugenossenschaft Heim) sollte 1932 ein
Erinnerungszeichen gesetzt werden. Über Initiative der genannten
Baugenossenschaft wurde die Errichtung eines Franziskusbrunnens auf dem
Platz vor dem Genossenschaftshaus geplant.
Hierauf erging von einem Ehrenkomitee unter dem Protektorat des Wiener
Erzbischofs Kardinal Dr. Friedrich Gustav Piffl ein zündender Aufruf zur
Mithilfe und Unterstützung dieses Vorhabens.
Die Baugenossenschaft Heim (Siedlerverein Starchant) hat am 26. Februar
1932 beim Magistratischen Bezirksamt für den 16. Bezirk um die Erteilung der
Baubewilligung für dieses Denkmal angesucht (Planverfasser Min.-Rat Ing.
Robert Hartinger und Prof. -Dr. Silvio Mohr). Aufgrund der Verhandlung am
23. März 1932 wurde die Baubewilligung mit Bescheid vom 24. März 1932
erteilt.
Die Ausführung dieses Denkmals wurde dem akademischen Bildhauer Prof. Karl
Philipp übertragen. Dieser fertigte ein Modell in Originalgröße an, von dem
nur mehr eine Abbildung existiert; weiters schuf er ein zweites (kleines)
Modell, von dem zwei schöne Bronzegüsse (ca 30 cm hoch) vorhanden sind (im
Besitz
von Familie Friedrich M. Rechberger und Margaretha Dimbacher). Der
Kunstgießer ist weder von der Originalfigur noch von den genannten kleinen
Statuen bekannt.
Diese lebensgroße Statue aus Bronze stellt den hl. Franz von Assisi auf
einem Felsen sitzend, wie er den Vögeln predigt, dar. Es ist eine
konventionelle, naturalistische Darstellung. Am Fuße des Sockels befand sich
etwa bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges der sogenannte
„Franziskus-Brunnen" in Form
eines Wasserauslasses mit einem kleinen Becken; dieser diente zur Labung
der erholungssuchenden Wiener. Die Signatur des Künstlers befindet sich auf
der rechten Seite in senkrechtem Schriftzug („C.Philipp fec.1932").
Die feierliche Enthüllung dieser Statue erfolgte am 14. August 1932 durch
Bundesminister Dr. Resch unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung (ca.
3000 Personen); sie trug den Charakter eines Volksfestes (ein echter Wiener
Kirta!). Die kirchliche Weihe vollzog Probst Dr. Wildenauer. Ehrengäste
waren u.a. der Provinzial der Franziskaner P. Pelagius Klemencic und der
Guardian des Wiener Franziskanerkonvents P. Hugolin Pfleger, Pfarrer Karl
Schwarz aus Alt-Ottakring, der Direktor der Theresienkirche Franz Marian
Wagner, Abgeordneter Leopold Kunschak, Gemeinderat Franz Ullreich, Josef
Knakal, Generalsekretär Johann Staud, Prof. Dr. Silvio Mohr und nicht
zuletzt Prof.Karl Philipp. Mehrere Vereine und Abordnungen (teilweise mit
Kongregationsfahnen) umrahmten und verschönerten diesen großen Festtag in
Starchant.
Wie aus alten Fotos sowie bei den kleinen Statuen ersichtlich, umgeben den
hl. Franziskus insgesamt zwölf Vögel. Da eine Beschreibung der Vögel nicht
aufzutreiben war, wurde Univ.-Doz. Dr. Gerhard Spitzer der Universität Wien
(Institut für Zoologie) um Bestimmung der Vögel gebeten. Nach seiner
(unentgeltlichen) Beurteilung können diese Vögel in den bezeichneten
Positionen
- unter Berücksichtigung der künstlerischen Freiheiten - wie folgt
zugeordnet werden:
Auf rechter Schulter: Spatz
Auf linkem Unterarm: Spatz
Auf halber Sockelhöhe: Meise
In Fußhöhe auf der linken Seite: Fasanhahn, Waldkautz, Specht, Buchfink,
Taube, Taube mit ausgebreiteten Schwingen
In Fußhöhe auf der rechten Seite: Graureiher, Rabenkrähe, Kuckuck Der
Kuckuck sowie der kleine Vogel auf halber Sockelhöhe fehlten schon seit
Jahren.
Der Kuckuck wurde anlässlich der Abbrucharbeiten des ehemaligen
Genossenschaftshauses (später nur Gastwirtschaft Starchant) im Jahr 1990 von
der Nachbarin Frau Margaretha Graf aufgefunden und aufbewahrt. Der kleine
Vogel auf halber Sockelhöhe (vermutlich Meise) ist auch auf einem Foto mit
Prof. Karl Philipp sichtbar.
Als Miteigentümer (Wohnungseigentümer) der in den Jahren 1991-1994 von der
LIVEG Immobilienverwaltungsgesellschaft m.b.H. errichteten neuen
Wohnhausanlage Pönningerweg 10 beabsichtigte Dr. Schopf, diese schöne Statue
des hl. Franziskus vervollständigen zu lassen.
Im Einvernehmen mit der Baugenossenschaft Heim, der Pfarre Starchant und
der LIVEG Immobilienverwaltungsgesellschaft m.b.H. wurden unter
fachmännischer (unentgeltlicher) Beratung des Bundesdenkmalamtes von Frau
Prof. Eva Mazzucco Modelle für die beiden fehlenden Vögel (Kuckuck und
Meise) angefertigt. Da das Original des Kuckucks anlässlich der Begutachtung
dieser Modelle an Ort und Stelle am 5. Mai 1995 übergeben wurde, ist man
übereingekommen, das fertige Modell in geänderter Form (als Kuckuck mit
erhobenem Kopf und geöffneten Schnabel) „ weiterleben" zu lassen und
diesen
Vogel auf dem niedrigen Stein rechts neben dem Sockel zu postieren
(Initiale EM). Der Vogel auf halber Sockelhöhe wurde von Frau Prof.Mazzucco
nach einer von Dr.Schopf geschnitzten Meise (Vogel Nr.76 / Hobbykurse Stift
Geras) modelliert (Initialen EM und AS). Den Bronzeguss für beide Vögel
besorgte Herr
Komm.-Rat Prof. Alfred Zöttl. Dieser montierte alle drei Vögel - wieder im
Einvernehmen mit den Beteiligten - zwei Tage vor der Fronleichnamsprozession
1995.
Anlässlich des Festtages des hl. Franz von Assisi im gleichen Jahr
(4.Oktober 1995) wurde vor dem Franziskusbrunnen vom Herrn Pfarrer, Pater
Adalbert Scholz SSP, erstmals wieder eine Andacht abgehalten, und es wurden
die neuen Vögel gesegnet.
In Hinkunft ist im Sinne dieses Heiligen auch eine Segnung der
mitgebrachten Haustiere vorgesehen. Die Pfarre Starchant wird mit ihren
Pfarrangehörigen wie bisher vor dieser schönen Statue alljährlich die
Palmweihe vornehmen und für die Fronleichnamsprozession einen Altar
errichten. Weiters wird dort
entsprechend einer früheren Tradition in Hinkunft alljährlich am Fest des
hl. Franz von Assisi eine Andacht abgehalten.
(red)
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