Pfarrchronik des Jahres 1942 |
Im Vertrauen auf Gott beginnen wir. Die Jahre folgen einander, aber sie gleichen einander nicht. Am Dreikönigsfest hielten wir heuer eine feierliche Abendmesse, darum war der Weihnachtsabend, den wir bisher an diesem Tage gehalten, am 9. dieses Monates. Nachdem heuer die Kinder und die Jugendlichen wieder eine eigene Weihnachtsstunde in ihrer Weise gehalten hatten, nahmen nur wenige von ihnen an diesem Weihnachtsabend teil; er wurde mehr im Kreise der Erwachsenen, aber unter Mitwirkung des Kirchenchores, gehalten. Es werden weiter wöchentlich sechs Seelsorgestunden nach dem Plan vom Vorjahr gehalten; desgleichen wöchentlich die Pfarrjugendstunde für die weibliche Pfarrjugend und zweimal monatlich für die männliche. Die Monatskommunion für die Männer, bzw. das eucharistische Männerapostolat und die männliche Pfarrjugend ist am ersten Monatssonntag; desgleichen die monatliche Kommunion der Kinder. Die Frauen und die weibliche Pfarrjugend halten ihre Monatskommunion am dritten Monatssonntag. Auch die wöchentliche Bibelerklärung halten wir weiter mit der Glaubensstunde für die Erwachsenen. Nachdem Hochw. Prof. Karl Wolf, der nach Prof. Rammer jeden Sonntag die erste hl. Messe bislang gelesen, zum Militärdienst eingerückt war, kam der Kamillianerpater Dr. Josef Faller jeden Sonntag zur Aushilfe. Zur Feier der Abendmesse verordnete Se. Eminenz: "Ohne besonderes Ersuchen darf jeder Pfarrer an den kirchlich gebotenen Feiertagen, die durch staatliche Anordnung als Werktage gelten, und an allen Sonntagen und auch staatlich geltenden Feiertagen, ferner an Maria Lichtmeß, Maria Verkündigung, Maria Geburt, am Fest des hl. Josef und des hl. Leopold und an je einem Tag der Woche eine hl. Messe abends zelebrieren. Eine Gewissenspflicht zur Teilnahme an der Abendmesse wird nicht ausgesprochen. Die allgemeine Sonn- und Werktagsgottesdienstordnung ist voll einzuhalten, das heißt, sie darf nicht durch die Abendmesse beeinträchtigt werden; jede Abendmesse ist mit einer Predigt zu verbinden." Am 19. und 20. März, bzw. am 26. und 27. März hielt Hochw. P. Franz Hofer, Sollingerg. 24 (Oblate), die Fasteneinkehrpredigten für die Frauen und die weibliche Pfarrjugend, resp. für die Männer und die Jungmänner. Die Karwoche wurde mit der Anbetung am Heiligen Grab in der Krypta und der Auferstehungsprozession von der Krypta direkt in die Kirche gefeiert. Vom 24. April dieses Jahres hatten wir auf bischöfliche Anordnung jeden Mittwoch eine Frauenmesse. Auch P. Dr. Faller ist zum Militärdienst eingerückt, zur wöchentlichen Aushilfe kommt jetzt P. Engelbert Maaß S.J. Nach der behördlichen Auflösung fast aller, besonders der kirchlichen Vereine, befürchtet man nun auch die des Allg. Kirchenbauvereines und damit den Verfall seines Eigentums an den Staat. Das Erzbischöfliche Ordinariat bemühte sich dieserhalb um die grundbücherliche Eintragung unserer Kirche, des Pfarrhofes und der dazugehörigen Grundstücke, die bis jetzt Eigentum des Allg. Wiener Kirchenbauvereines sind, für die St. Theresienkirche, die nach geltendem Recht Trägerin dieser Vermögenswerte sein kann. Eine grundbücherliche Eintragung auf die Pfarre kommt deshalb nicht in Frage, weil deren Errichtung ohne Zustimmung des Staates geschehen ist. Nach langwierigen Verhandlungen, die Hochw. Dr. Jachym geführt hat, ist das nun auch gelungen. Das Amtsgericht Hernals, Abt. 4, beurkundete am 14. April folgende grundbücherliche Eintragung: "Beschluß. 527/42 Im Eigentumsblatte der Liegenschaft E. Z. 3637 des Grundbuches über die Katastralgemeinde Ottakring für das Haus K. Nr. 2275 am Mörikeweg No. 22 mit den Grundstücken No. 370/23, 370/166 je Baufläche, No. 370/24, 370/147 je Wiese und No. 370/48 Garten ist das Eigentumsrecht für den Allgemeinen Wiener Kirchenbauverein zur Gänze einverleibt. Auf Grund der zu Wien am 1. Juli 1941 ausgestellten Erklärung(/A), der vom Reichsstatthalter in Wien am 23. August 1941 unter Ref. I a V. B. 2003/41 die Genehmigung erteilt wurde und der Unbedenklichkeitsbescheinigung des Finanzamtes für Verkehrssteuern Wien vom 18.12.1941 G. 2292/41 wird nun die Einverleibung des Eigentumsrechtes auf diese Liegenschaft für die Kirche zur hl. Theresia vom Kinde Jesus in Starchant bewilligt. Die Eintragungsgebühr wurde mit 650 RM bemessen und wird durch die Gerichtskasse Wien eingehoben werden. Hievon werden verständigt: 1.) Der allgemeine Wiener Kirchenbauverein zu Handen seines Präsidentenstellvertreters Herrn Prälat Josef Wagner in Wien I., Rotenturmstraße 22 2.) Die Kirche zur hl. Theresia v. Kinde Jesus zu Handen des Pfarrkirchenrats-Vorsitzenden Herrn Geistlichen Rat Hermann Franke, Pfarrverweser in Wien XVI/107 Mörikeweg 22 unter Rückschluß der Erklärung (Blg a) in Urschrift 3.) das Finanzamt Ottakring 4.) die Bezirkshauptmannschaft Ottakring 5.) das Katasteramt Wien - Stadt 6.) die Gemeindeverwaltung des RG. Wien Abt. A 8 (Zivilrechtsabt.) 7.) zum Akt. Amtsgericht Hernals, Abt. 4, Wien, am 14. April 1942. Alfred Hampel, Fachbeamter mit erweitertem Wirkungskreis. Für die Richtigkeit der Ausfertigung: Unterschrift unleserlich." Am 18. April erließ die Gerichtskasse Wien I., Museumstraße 2, den Zahlungsauftrag lautend auf RM 650 an unsere Kirche, die am 24. April von unserer Kirchenkasse bezahlt wurden. Die Kapelle im Theresianum ist seit 1939 aufgelassen worden und soll jetzt anderen Zwecken zugeführt werden. Das Denkmalamt hat durchgesetzt, daß insbesondere die vorhandenen Seitenaltäre aus Marmor (der Hauptaltar dieser Kapelle ist nur ein Holzaltar) einer anderen Kirche übergeben werden. Durch Vermittlung des Erzbischöflichen Ordinariates könnten wir über mein Ersuchen dieselben für unsere Kirche erwerben. Ich habe mich in dieser Angelegenheit mit dem Architekten Prof. Mohr ins Einvernehmen gesetzt und von ihm folgendes Schreiben erhalten: "Zivilarchitekt Dipl.Ing. Prof. Dr. Silvio Mohr Wien IV., Prinz Eugen-Straße 44 Fernruf U 49-5-69 21. Mai 1942 Euer Hochwürden! Über Ihr Ersuchen habe ich die zum Abbruch kommenden Altäre der Kapelle im Theresianum besichtigt und sie in den Hauptmaßen aufgenommen. Nach anschließender Begehung der für die Neuaufstellung in Aussicht genommenen Plätze der Theresienkirche berichte ich Ihnen nun wie folgt: Die Altäre sind an sich durchaus wert, erhalten zu werden, sie wären mir auch in der Theresienkirche viel willkommener als die derzeit dort aufgestellten Provisorien. Leider sind aber die Abmessungen solche, daß die Überstellung ohne ziemlich weitreichende Abänderungen nicht möglich ist. Man müßte die Altäre um je 40 cm verkürzen, d. h. man müßte diese 40 cm sozusagen aus der Mitte herausschneiden; diese Arbeit ist wohl natürlich ausführbar, doch muß ich es Ihnen, Hochwürden, überlassen, ob sie bei den dermaligen ungeheuren Hemnissen bei nicht kriegswichtigen Arbeiten an eine solche Aufgabe herantreten wollen." Es scheint mir aber sehr wahrscheinlich, daß diese Altäre bei einer Wiederinstandsetzung der Kapelle im Theresianum wieder zurückgefordert werden. Unter dem Vorwand der Schwierigkeiten, die derzeit nicht überwunden werden könnten, versuchte ich darum, die Angelegenheit zunächst dilatorisch zu behandeln. Während des Maimonates ist täglich außer der Maiandacht um 19 h wieder um 16 h eine Maiandacht auch mit Predigt, besonders für die Verehrer der hl. Theresia v. K. J. Am 14. Juni Erstkommunionfeier von 22 Erstkommunikanten. Unsere Fronleichnamsprozession halten wir heuer am Fronleichnamsfest selbst: durch die Kirche nach einer feierlichen Abendmesse. Zur Vorbereitung auf das Herz Jesu Fest hielten wir heuer am Montag eine Besinnungsstunde für die Frauen, am Dienstag für die männliche Pfarrjugend, am Mittwoch für die weibliche Pfarrjugend, am Donnerstag für die Männer. Die Beteiligung an der Sühnekommunion am Herz Jesu Fest und am folgenden Sonntag war wirklich groß. Ein Trostblick in dem Leben unseres Gotteshauses sind auch heuer, trotzdem es den Teilnehmern immer schwerer wird, die Bittandachten für die St. Theresienverehrer. Ende August begannen wir wieder die Bittnovene, die wir an den neun Dienstagen vor dem Fest unserer Heiligen halten. Im September verbanden wir mit den täglichen Predigten und Bittandachten außerdem an je neun aufeinanderfolgenden Tagen eine solche. Am Sterbetage der hl. Theresia hielten wir eine feierliche Gedenkstunde ihres Todes. Die Festpredigt am Festtag und am Patrozinium unserer Kirche hielt heuer Hochw. Kaplan Lütz, ein geborener Rheinländer. Bei der Dankandacht an unsere Heilige, acht Tage später, war eine feierliche Aufnahme von Mitgliedern in die St. Theresiengemeinschaft und alle Mitglieder stellten sich von neuem unter den Schutz unserer wundertätigen Heiligen. Auf allgemeinen Wunsch der Mitglieder wurden die Mitgliederlisten nicht mehr geführt, bzw. die vorhandenen vernichtet. Allgemein fürchtet man zur Zeit den Nachweis irgendwelcher Mitgliedschaft. Aber noch im Festmonat unserer Heiligen traf uns ein schwerer Schlag. Frau Barbara Soltész, die mir seit mehr als 10 Jahren den Pfarrhaushalt führte, starb plötzlich am 22. Oktober nach einer eitrigen Angina an Herzlähmung. Sie war neben Frl. v. Rauecker seit 10 Jahren hier in uneigennützigster Weise eigentlich die erste Seelsorgshelferin gewesen. Ihr einziger Sohn ist auf dem östlichen Kriegsschauplatz. Es war mir eine der schwersten Aufgaben, ihn und die alte Mutter in Wildendürnbach mit den übrigen Anverwandten von diesem unerwarteten Tod zu verständigen. Wegen ihrer außerordentlichen Verdienste um unsere Kirche, in der sie die ganze Zeit die Sakristeidienste verrichtet, wurde die Tote in der Krypta unserer Kirche aufgebahrt. Es ist mir selbst unerklärlich, wieso es mir möglich wurde, das Begräbnis bis auf den 4. November hinaus zu verschieben; so hoffte ich, daß dem Sohn der Verstorbenen die Teilnahme daran möglich sein würde. Während dieser langen Zeit beteten täglich eine Reihe Pfarrangehöriger abends gemeinsam den Rosenkranz am Sarge der Verstorbenen. An den feierlichen Exequien in unserer Kirche am 4. November nahmen außer Klosterfrauen verschiedener Kongregationen und sehr zahlreichen Gläubigen aus der Pfarrgemeinde sechs auswärtige Geistliche teil, welche die Tote gelegentlich einer Aushilfe an unserer Kirche kennen gelernt. Auch an der folgenden Beisetzung in Deutsch Wagram, wo die verstorbene Frau Soltész in ihrem eigenen Haus noch einmal eingesegnet und von dort in die Pfarrkirche getragen wurde, nahmen außer 10 Ministranten eine Schar Gläubige aus unserer Pfarre teil. Leider war der Sohn der Verstorbenen unabkömmlich und konnte an der Beerdigung seiner Mutter nicht teilnehmen. Auch die Beteiligung aus Deutsch Wagram war sehr groß. Aus Ausdruck unserer wegen ihrer unvergänglichen Verdienste schuldigen Dankbarkeit hier den Nachruf für die Verstorbene: "Zutiefst ergriffen gibt der Unterzeichnete auch im Namen des zur Zeit im Felde stehenden einzigen Sohnes Karl Soltész, sowie der betagten Mutter Elisabeth Angelmahr und der trauernden Angehörigen die schmerzliche Mitteilung, daß Gott, der Herr über Leben und Tod, in seinem unerforschlichen Ratschlusse die wohlachtbare Frau Barbara Soltész, geborene Angelmahr Hausbesitzerin, Witwe nach dem Kapitän und Kommissar der Kriegsmarine Karl Soltész am Donnerstag, den 22. Oktober d. J. gegen 1/2 8 Uhr nach kurzer Krankheit, versehen mit dem Sakrament der heiligen Krankenölung, zu sich in die Ewigkeit abberufen hat. Die irdische Hülle der teuren Verstorbenen ist in der Krypta der St. Theresienkirche aufgebahrt und wird Mittwoch, den 4. November nach Deutsch Wagram überführt, um 15 h in ihrem Hause Cosmas Mallgasse 2 feierlich eingesegnet, in die dortige Pfarrkirche getragen und nach nochmaliger feierlicher Einsegnung in eigenen Grabe auf dem Friedhof in Deutsch Wagram zur letzten Ruhe beigesetzt. Die Exequien werden vor der Überführung der Verstorbenen in der Pfarrkirche "zur hl. Theresia v. Kinde Jesus", Wien XVI., Starchant, deren eifrigste Opferseele die Verstorbene nun fast durch zehn Jahre gewesen ist, am 4. November um 8 h gehalten. Am gleichen Tag wird in der Pfarrkirche zu Atzgersdorf eine heilige Seelenmesse gelesen; am 5. November d. J. um 6.45 ist in der Pfarrkirche zu Deutsch Wagram für die Verstorbene ein feierliches Requiem mit Libera. Wien, am 29. Oktober 1942 Pfarrer Hermann Franke, geistl. Rat, XVI., Mörikeweg 22 zugleich für den Sohn Karl Soltész, Soldat, Feldpost Nr. 26305 A und sämtliche trauernden Anverwandten. Herr, vergilt ihr das Gute, das sie an uns getan, mit den Gütern des ewigen Lebens!" Am Allerseelentag war außer dem Allerseelengottesdienst wie alljährlich, zum erstenmal bei der Abendmesse ein Requiem und Libera für die aus unserer Pfarre Gefallenen und Verstorbenen, an dem die Angehörigen derselben fast vollzählig und viele Pfarrangehörige teilnahmen. Keine leichte Aufgabe war der noch vor Ende des Jahres zu erstellende Haushaltsplan 1943. Der Pfarrkirchenrat plante: an Einnahmen durch Stolaanteile und Kanzleierträgnisse RM 379, durch Sammlungen und Spenden RM 8400 und Ausgaben für Kirche und Pfarrhof RM 2092, für Personal RM 2300, für Kirchenerfordernissse RM 3340, für Kanzleiausgaben RM 546 und sonstige ordentliche Ausgaben RM 1030. Außerdem für die Beschaffung des Taufsteines RM 2000, also Gesamteinnahmen RM 11779 und Gesamtausgaben RM 11308; wir erwarteten also Mehreinnahmen von RM 471. Das gegenüber den Vorjahren schon merklich schwerer gewordene Jahr 1942 nahm einen versöhnlichen Ausgang. In der Heiligen Nacht konnten wir, trotzdem sie mit bischöflicher Erlaubnis schon am Abend gehalten werden durfte, unsere Mitternachtsmette wie in den Vorjahren halten; auch diesmal hielten wir die schon liebgewordene Krippenfeier. Anläßlich der Silvesterandacht dachten wir an die 19 im letzten Jahre aus unserer Pfarre Verstorbenen - aber auch an die mehr als 23.000 hl. Kommunionen, die in dieser Zeit in unserer Kirche empfangen wurden, an die 27 hl. Taufen (11 Kinder wurden außerdalb, d. i. in den Anstaltskapellen getauft), an die 22 Erstkommunionkinder aus unserer Pfarre, an 6 Reversionen im abgelaufenen Jahr, aber auch an die 2, die in dieser Zeit vor der Behörde ihren Austritt aus der Kirche gemeldet. 24 Versehgänge wurden gemacht und 21 Krankenkommunionen gespendet. 6 Brautpaare spendeten sich das Sakrament der hl. Ehe, 8 Brautpaare wurden nach auswärts überwiesen, bzw. in der Brautpfarre getraut. Die Kirchenrechnung weist bei Mehreinnahmen aus dem Vorjahr von 2492 RM und Einnahmen aus Stolaanteilen etc. RM 518, an Sammlungen und Spenden 9848 RM; also Gesamteinnahmen RM 12850 und Ausgaben für Aufwendungen und Steuer RM 1000,75, für Personal 602 RM und Kirchenerfordernisse von 4056 RM, Kanzleiausgaben 305 RM, also Gesamtausgaben RM 5994, einen rechnungsmäßigen Kassarest von 6865 RM auf. (red) |
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