Pfarrchronik des Jahres 1950

Weltkirche

Mit Kirchenglocken in aller Welt haben am vergangenen Heiligen Abend auch die Glocken unserer Pfarre das Heilige Jahr 1950 eingeläutet. In seiner Weihnachtsbotschaft hat der Heilige Vater seiner Hoffnung Ausdruck gegeben, daß es das große Jahr der Rückkehr zu Gott und der Kirche werde.


Am 5. Februar mußte das Dekret gegen den Kommunismus verlesen werden: "Es ist nicht erlaubt, einer kommunistischen Partei als Mitglied beizutreten oder ihr Vorschub zu leisten, Bücher, Zeitschriften oder Flugblätter herauszugeben, zu verbreiten oder zu lesen, die die Lehre oder das praktische Vorgehen der Kommunisten verteidigen. Gläubige, die sich vorgenannter Handlungen wissentlich und freiwillig schuldig machen, können nicht zu den hl. Sakramenten zugelassen werden und diejenigen, die diese Lehre verteidigen oder verbreiten, verfallen der Exkommunikation."


Papst Pius XII. hat Dr. Franz Jachym, a. o. Prof. für Moraltheologie an der Universität Wien, zum Titularerzbischof von Maronea und zum Koadjutor Sr. Eminenz ernannt.

Se. Eminenz ernannte Domkapitular Dr. J. Weinbacher zum Generalvikar der Erzdiözese.


Der Heilige Vater hat nach eingehender Prüfung der persönlichen Gründe, die es Prof. Dr. Franz Jachym angezeigt erscheinen ließen, von der Bischofsweihe am 23. April zurückzutreten, dessen Ernennung zum Titular-Erzbischof und Koadjutor Sr. Eminenz am 8. Mai neuerlich bestätigt. Exzellenz Dr. Jachym hat am 19. Mai in der Kirche Santa Maria dell' Anima zu Rom aus den Händen Se. Eminenz (Kardinal Innitzer) die bischöfliche Weihe empfangen.


1950 in Starchant

Die Betreuung des Kindergartens und des Hortes hat nun endgültig die diplomierte Kindergärtnerin und Hortnerin Erna Hönisch übernommen.

Am Abend des 4. Februar hielten wir in allen Räumen des Parkrestaurant Starchant einen Faschings-Familienabend.


Die Fastenpredigten an den Sonntagen 15 h hatten zum Inhalt: "Christi Leid in uns'rer Zeit." Um 16.15: "Heiliges Kreuz sei unsere Fahne in dem Kampf und in der Not." Dienstag 16 h: "Der Ruf vom Ölberg." Donnerstag 16 h: "O Herr, was du erduldet, ist alles meine Last."

Am 23. und 24. März hielt Eucharistinerpater Superior Störmann die Fasteneinkehrpredigten für die Frauen und die weibliche Jugend. Die Einkehrpredigten für die Männer und Jungmänner am 30. und 31. März hielt der Eucharistinerpater Holderit. Der Besuch des hl. Grabes in der Krypta unserer Kirche und die Beteiligung am Gottesdienst in der Karwoche, bzw. an der Auferstehungsprozession am Karsamstag 18 h war ausgesprochen gut.

Ihre österliche Besinnungsstunde hielten unsere Frauen heuer nach einer Wallfahrt in der Kirche Maria Enzersdorf am 12. April.


Für die Gegenleistung einer täglichen Maipredigt in der Pfarrkirche Gumpendorf konnten die Eucharistinerpatres von dort für die Maipredigten an den Wochentagen abends hier gewonnen werden. Außerdem halte ich für die Verehrer der hl. Theresia Sonntag 15 h, an den Wochentagen 16 h eine Maipredigt: "Die hilfreiche Mutter."


Am 21. Mai war Erstkommunion für 38 Kinder.


Aus Anlaß des Bekenntnistages der Kath. Jugend am 4. Juni veranstaltete diese am Abend vorher einen Fackelzug auf dem Weg Schillerplatz - Ring - Teinfaltstraße zum Platz am Hof.

Auch unser Fronleichnamsumgang am 11. Juni war eine erhebende Kundgebung unseres Glaubens, an dem gewiß auch ebensoviele auswärtige Gläubige teilnahmen wie im Vorjahr.

Am 28. Juni machte unsere Frauenrunde in der Kath. Aktion eine ganztägige Wallfahrt nach Maria Schutz.

Am 26. Juni kam die Pfarrwallfahrt der Pfarre Schmelz in unsere Kirche; diese Wallfahrt, zugleich zu Ehren der hl. Mutter Anna an diesem Tag, ist schon traditionell geworden.


Das neue Arbeitsjahr

Am 4. August starb im Spital zum göttl. Heiland unser Dechant Kanonikus Engelhart; unter Teilnahme aller Pfarren des Dekanates wurde er am 8. August auf dem Ottakringer Friedhof bestattet. Wir trauern alle um ihn!


Der Bischof hat die Gläubigen gebeten, Maria Himmelfahrt, den großen Liebfrauentag, zu einem Gebetstag für den Frieden zu machen. Im Sinne dieses Aufrufes empfingen die Gläubigen in unserer Pfarrgemeinde die hl. Kommunion. Außer den beiden Bittandachten um 15 und 16 Uhr war um 19 Uhr eine feierliche Abendmesse. Eine Wallfahrt aus Unter St. Veit war an diesem Nachmittag bei uns.


Am 21. August hielt die Marian. Frauenkongregation die für ihr Hauptfest vorgeschriebene Feier mit der Aufnahme neuer Mitglieder und Kandidatinnen. Am Festtag selbst war außer der Festmesse mit der Generalkommunion der Sodalinnen und einer Andacht mit Predigt um 16 Uhr auch abends für die ganze Pfarrgemeinde eine Bittandacht zum Unbefleckten Herzen der Gottesmutter mit der Erneuerung der Weihe an dieses Herz.


Am 3. September feierte der Benediktinerpater Martin Brandstetter von den Schotten seine Nachprimiz in unserer Pfarre, zu der er bis zu seiner Matura gehörte; seine Eltern sind inzwischen von hier verzogen. Unsere Feier war Dank und Freude.


Am 6. September feierte die Pfarrgemeinde im Saal des Parkrestaurant Starchant den 60. Geburtstag ihres Pfarrers mit einer Akademie unter Mitwirkung des Kirchenchors, der Pfarrjugend und einer Musikgruppe.


Heinrich Schneider trat am 7. September in der Abtei Seckau in den Benediktinerorden ein; wir begleiten sein Vorhaben mit unseren Gebeten.


Außer zu den täglichen Bittandachten zu unserer wundertätigen Schutzheiligen im September und Oktober kamen in diesen Monaten zahlreiche Pilger, unter ihnen wie alljährlich die Ungarn und der Maria Eisenstädter Wallfahrtsverein. Zum Festtag unserer Heiligen war wieder die Wallfahrt von Mannersdorf hier.

Außer den Festmessen mit Predigt in der Früh hielt nachmittag Karmeliterpater Simon die Festpredigt und Se. Gnaden Prälat Wagner den Pontifikalsegen. Am Patrozinium, am Sonntag, den 8. Oktober, predigte Karmeliterpater Michael. Auch der folgende Sonntag, das Fest der hl. Theresia, war ein großer Wallfahrtstag in unserer Kirche.


Reparatur mit Überraschungen

Vom 10. August bis 17. Oktober hat die Bauunternehmung Dipl. Ing. Hermann Lauggas große Außenreparaturen, bzw. eine Instandsetzung der Fassade unserer Kirche durchführen müssen. Laut Kostenvoranschlag vom 3. Juli 1950 hätten die Kosten dafür 6.251,27 S betragen dürfen. Nach Herstellung eines provisorischen Gerüstes ergab sich aber, daß fast die ganze Giebelwand hohl und ein Teil des Giebelhauptgesimses losgelöst war. Ganz ähnlich verhielt es sich mit der Turm West- und Südseite. Dadurch wurde die vollständige Giebel- und Turmeingerüstung notwendig, welche nun separat durchgeführt werden mußte, so daß sich die Gesamtkosten auf 13.604,93 S belaufen. Unter Berücksichtigung all der Umstände, die ich der Baufirma aufzeigte, wurde die Endsumme auf 10.000,- S ermäßigt.


Herbst

Zu Anfang dieses Monats wurde Geistl. Rat Pfarrer Josef Schmid zum Dechanten unseres Dekanates ernannt. Ad multos annos!

Am 26. Oktober war eine Zusammenkunft der Männer, die einer Marianischen Männerkongregation beitreten wollen. Es nahmen 14 Männer daran teil; vom kommenden Monat an, soll jeden dritten Donnerstag abends die Kongregationsandacht sein.


Das größte und freudenreichste Ereignis dieses Heiligen Jahres wird sich am 1. November, am Fest Allerheiligen, vollziehen: Die feierliche Verkündigung des Dogmas der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel.


Allerheiligen war die Friedhofsprozession und Allerseelen das Gedenken der Toten und Gefallenen wie in den letzten Jahren.


Am Oktavtag des Festes unseres Landespatrons, des hl. Leopold, machte die Frauenrunde der Kath. Aktion eine Wallfahrt zu seinem Grab nach Klosterneuburg.

Am 27. November war für die gesamte Kath. Aktion unserer Pfarre eine Feierstunde unter der Leitung von Prof. Hofbauer in der Krypta unserer Kirche. Vorher war die Weihe des Banners unserer weiblichen kath. Pfarrjugend mit Sprechchören derselben und einer Weiherede des Pfarrers: der feierliche Abschluß des Kirchenjahres in unserer Pfarrgemeinde.


Am 8. Dezember war einheitlich für die Erzdiözese Wien die Feier des neuen Dogmas von der leiblichen Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel. Am Sonntag, den 10. Dezember, fand eine große Lichterprozession der Katholiken Wiens an die Assumpta statt. Die Prozession wurde von vier Sammelplätzen durch die Innere Stadt zur Immaculata Säule am Hof geführt. Der Sammelplatz der Pfarren unseres Dekanates war die Votivkirche. Bei der Prozession wurde je ein bekanntes Wiener Gnadenbild mitgeführt und von den Männern und Frauen mit brennenden Kerzen begleitet, während die Jugendlichen mit Fackeln die Prozession flankierten. Zur Erinnerung an die Dogma Verkündigung wurde eine Gedenkmedaille geprägt, die bei den Veranstaltungen des Triduums und der Huldigungsfeier in der Stadt getragen wurde.


In den letzten neun Tagen des Advent, den wir, wie in den Vorjahren täglich feierten, übten wir zum dritten Mal den alten Brauch des Herbergsuchens. 45 Familien unserer Pfarre nahmen heuer daran teil; 5 Herbergsbilder wurden jeweils bei der Herbergsandacht in der Kirche überreicht, bezw. vor den Andachten in das Gotteshaus zurückgebracht.


Weihnachten

Nachdem wir, wie ich es schon in allen Jahren gewünscht, aus grundsätzlichen Gründen von jeder Weihnachtsfeier im Advent abgesehen, waren wir umso mehr bemüht, in der Weihnachtsmette und im Hirtenamt, bzw. auch im Hochamt des Weihnachtsfestes das Geheimnis der Heiligen Nacht womöglich noch eindrucksvoller und feierlicher zu begehen, um es dann aus dem Gotteshaus in unsere Familien und auch in die Gemeinschaften um unseren Opferaltar hinauszutragen. Gott gebe, daß diese Bemühungen geglückt sind.


Am 29. Dezember war eine große Weihnachtsfeier mit Bescherung für die Schüler unserer Pfarre, an der auch die Eltern der Kinder teilnahmen. Die Aufführung des Krippenspieles "Hirten auf um Mitternacht" war einmalig.


Jahresschluss

Nach den unvorhergesehenen großen Unkosten für die Kirchenreparatur in diesem Jahre, machte uns die Anlegung des Haushaltsplanes 1951 wieder große Schwierigkeiten.

Das kirchliche Leben im Jahre 1950 in unserer Pfarre in kalten Zahlen ausgedrückt: 13 Kinder wurden getauft, 23.800 hl. Kommunionen wurden ausgeteilt, 38 Kinder gingen zur ersten hl. Kommunion, 18 Brautpaare spendeten sich in unserer Kirche das Sakrament der hl. Ehe, 28 aus unserer Pfarre wurden in die ewige Heimat abberufen, 3 Katholiken haben ihren Austritt aus der katholischen Kirche erklärt, 4 Personen, die früher aus der katholischen Kirche ausgetreten waren, sind zur katholischen Kirche zurückgekehrt, 1 Angehöriger der evangelischen Kirche ist zur katholischen Kirche übergetreten.

Die Chronik wurde von Konsistorialrat Hermann Franke verfaßt.

Der Auszug und die Zwischentitel wurden von Peter Engel erstellt.

(red)


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