Pfarrchronik des Jahres 1948

Verfasst vom damaligen Pfarrer Hermann Franke


Gruppen und Runden

Unser Pfarrleben ist zur Zeit getragen von der Kleinarbeit der Gliederungen in der Kath. Aktion, insbesondere von den monatlichen Runden der Männer und Frauen. Leiterin der katholischen Frauen ist nach Frau Gritzbauch, der Leiterin des Müttervereins, bzw. nach der behördlichen Auflösung dieses Vereins, Frau Leopoldine Kollenz; Leiter der Männerrunde Herr Rudolf Wrba. Statt der Bibelstunden für die ganze Pfarrgemeinde wird jetzt in den Runden der Kath. Aktion die Bibellesung gehalten, bzw. eine Anleitung dazu gegeben. Die Glaubenslehre für die Erwachsenen ist nach den Abendandachten am Samstag, zugleich mit der Einführung in die Liturgie des kommenden Sonntags.

Ein Teil der Pfarrjugend hat eine Pfadfindergruppe gebildet und will sich den St. Georgs-Pfadfindern anschließen; ihre Zugehörigkeit zu unserer Pfarrjugend soll damit nicht aufgehoben sein und sie hat sich verpflichtet, an den Glaubensstunden der männlichen Pfarrjugend regelmäßig teilzunehmen. In unseren immer noch kleinen Verhältnissen ist diese Zweigleisigkeit kein kleines Problem.

Für die weibliche Pfarrjugend ist die Lehrerin Maria Helus vom Dekanatsseelsorger als Leiterin zur Verfügung gestellt worden. Da sie aber mit den Pfadfindern sehr sympatisiert und entgegen der Weisung des Ordinariates auch eine Mädchen-Pfadfindergruppe bilden möchte, entstand ein neues Problem.


Kinderheim im Liebhartstal

Die geistlichen Schwestern im Liebhartstal sind daran, ein Kinderheim zu eröffnen, und wollen dann ihre Arbeit in unserem Kindergarten und Hort aufgeben. Wir wollen aus der Not eine Tugend machen und suchen eine geprüfte Kindergärtnerin und Hortnerin, die bei uns insbesondere wieder einen vorschriftsmäßigen Hortbetrieb aufbauen soll.


Fastenzeit

Bei der Aufstellung der Ordnung für die hl. Fastenzeit wollten wir von uns aus alles tun, diese 40 Tage zu einer Zeit der Gnade für unsere Pfarrgemeinde zu machen. Die Themen der Fastenpredigten sind an Sonntagen 15 h: "Die Geheimnisse des schmerzhaften Rosenkranzes", und um 16.15: "Auf, dem Kreuze nach!" - Dienstag 16 h: "So sollt ihr beten!" - Donnerstag 16 h: "Das Antlitz des leidenden und sterbenden Heilandes."

Auch heuer halten wir wöchentlich zweimal eine Kreuzwegandacht: Freitag 16 h und 16.15 nach der Predigt an Sonntagen. Weil der Pfarrer am Aschermittwoch noch keinen Dienst machen durfte, hielt Jesuitenpater Happacher 19 h die Fastenpredigt und die Bußandacht.

Auf Anregung des hochw. Dechanten sind die Pfarren unseres Dekanates zu dem Beschluß gekommen, jeden Mittwoch in der Fastenzeit einen sogenannten liturgischen Stationsgottesdienst, d. i. in den einzelnen Pfarren der Reihe nach eine Fastenmesse mit Predigt zu halten. Die Gläubigen des ganzen Dekanates sind zur Teilnahme an diesen Stationsgottesdiensten eingeladen.

Zur Belebung und Vertiefung unseres Pfarrlebens sollen künftig für die Pfarrgemeinde außerkirchliche Veranstaltungen im Saal der Genossenschaft Starchant gehalten werden. Der erste Abend wird vom Bildungswerk der Kath. Aktion durch Prof. Hofbauer am 7. März unter dem Programm "Friede auf Erden", als eine Feierabendstunde aus Dichtung und Musik gestaltet.

Die Fasteneinkehrpredigten hielt am 11. und 12. März für die Frauen und die weibliche Jugend und am 18. und 19. März für die Männer und Jungmänner Hochw. P. Prov. Dr. Reisinger. Am 17. März hielt Hochwürden auch die Predigt beim ersten Stationsgottesdienst in unserer Pfarrkirche. Die Teilnahme auch aus den anderen Pfarren war groß.


Ostern

Wegen des frühen Ostertermins halten wir heuer unsere Auferstehungsprozession am Karsamstag schon um 17.30; auch viele auswärtige Gläubige nahmen daran teil.

Am 21. April machte die Frauenrunde in der Kath. Aktion eine ganztägige Wallfahrt nach Maria-Lanzendorf, ein österlicher Einkehrtag für alle Teilnehmerinnen.

Statt der Markusprozession hielten wir heuer, weil der 25. April auf einen Sonntag fiel, um 15 h und 16.30 eine Bittandacht in den allgemeinen Nöten mit der Allerheiligenlitanei. Dagegen hielten wir an den drei Bittagen am 3., 4. und 5. Mai die Bittprozession durch je ein Gebiet unserer Pfarre.


Neue Meßordnung

Das Erzbischöfliche Ordinariat verlautbart eine allgemeine Meßordnung für die volksliturgischen Meßfeiern, das sind Betsingmessen, Chormesse, u.s.w. Die vorliegende "allgemeine Meßordnung" wurde von der österreichischen Liturgikertagung zu St. Peter in Salzburg erarbeitet und sodann von sämtlichen österreichischen Erzbischöfen (und Bischöfen) bestätigt.


Mai

Auch heuer begannen wir unsere Maiandachten am 30. April mit Predigt und feierlichem hl. Segen. Die Maipredigten für die Pfarrgemeinde um 19 h haben zum Inhalt: "Unbeflecktes Herz Mariens sei unsere Rettung!", in den Maiandachten um 16 h, besonders für die Verehrer unserer Heiligen: "In Trübsal, Angst und Leiden, o Maria hilf!" In Verbindung mit der Maiandacht am Vorabend des Muttertages hielten wir zugleich eine Gedenkstunde für die Mütter, für die lebenden und die verstorbenen. Unsere Kinder hielten am gleichen Tag eine Muttertagsfeier, zu der alle Kinder mit ihren Müttern eingeladen waren.


Wir waren heuer bemüht, unseren Fronleichnamsumgang womöglich zu einem noch feierlicheren Bekenntnis unseres Glaubens an den Heiland im allerheiligsten Sakrament zu gestalten, insbesondere womöglich viele von den auswärtigen Gläubigen zur persönlichen Teilnahme an der Prozession zu bewegen. Unser Fronleichnamsumgang in Starchant ist auch nach dem Krieg stadtbekannt worden.


Juni

Am 13. Juni war Erstkommuniontag; an der Erstkommunionfeier nahmen 31 Kinder teil.

Zum Abschluß des Arbeitsjahres machte die Frauenrunde in der Kath. Aktion am 21. Juni eine Wallfahrt zur Lourdes Grotte nach Gugging im Wienerwald und in Verbidung damit nach Klosterneuburg, wo nach einer kirchlichen Andacht im Gasthaus alle eine frohe Stunde beisammen waren.


Katholische Aktion - Vorläufer des Pfarrgemeinderats

Vor Beginn des neuen Arbeitsjahres erließ Erzbischof Kardinal Innitzer eine Neuordnung der Kath. Aktion in der Erzdiözese dahin lautend: "Die Kath. Aktion ist nach Idee und Willen der Päpste Pius XI. und Pius XII. die Kirche, insofern sie durch die organisierte, am hierarchischen Apostolat anteilnehmende, mündige Laienschaft in die Welt hinein wirkt. Die kath. Aktion hat das katholische Leben, soweit es nicht in die Kompetenz der Seelsorge fällt, zu organisieren und in der Welt, ihren Menschen und Sachgebieten wirksam zu machen. Die Kath. Aktion ist eine unpolitische Organisation, die sich von jeder Parteipolitik fernhält. Ihre leitenden Mitglieder dürfen in keiner der politischen Parteien eine führende Funktion inne haben oder ausüben. Die Pfarrbeiräte stellen die leitende, organisatorische Zusammenfassung aller Kräfte des katholischen Lebens in den Pfarren dar, die im Sinne der Kath. Aktion wirken. Sie sind Körperschaften, deren sich die Pfarren bei seelsorglichen Aufgaben zur Beratung und Mithilfe bedienen können. Sie organisieren darüber hinaus das katholische Leben der Pfarre und dienen insbesondere deren apostolischen Aufgaben.

Im Pfarrbeirat sind in allen Fällen vertreten: der Pfarrer und alle im Sinne der Kath. Aktion tätigen Priester der Pfarre, die Laienvertreter der pfarrlichen Naturstände und der einzelnen Sachwerke, die in der Pfarre tätig sind und ein Vertreter des Pfarrkirchenrates. Beigezogen werden können die Leitungen rein religiöser Organisationen, Kongregationen, u.s.w. In kleineren Pfarren kann der Pfarrbeirat unter Umständen auf den Kreis des Klerus und der Vertreter der Naturstände reduziert werden.

Den Vorsitz im Pfarrbeirat führt der Pfarrer; die Geschäfte des Pfarrbeirates führt, wo eine geeignete Persönlichkeit zu Verfügung steht, ein Laie, der den Titel "Leiter des Pfarrbeirates" trägt. Er beruft im Einverständnis mit dem Pfarrer den Pfarrbeirat; eventuell kann der Pfarrer dessen Funktion ausüben. Der Leiter wird auf Vorschlag des Pfarrers vom Erzbischof ernannt. Ohne Zustimmung des Pfarrers kann der Pfarrbeirat keine bindenden Beschlüsse fassen.


Wallfahrten

Zum Beginn des neuen Arbeitsjahres machte unsere Frauenrunde in der Kath. Aktion eine Wallfahrt nach Maria Rast an der Steinbacher Straße bei Mauerbach, wo nach einer Predigt des Pfarrers die Gründung einer Marianischen Frauenkongregation in unserer Pfarre beschlossen wurde. Bei der nachfolgenden Aussprache meldeten sich von den Anwesenden 37 Frauen.

Die Männerrunde in unserer Kath. Aktion machte ihre Wallfahrt am 18. September nach Maria Brunn.


Kindergarten und Hort


Anfang September trat die geprüfte Kindergärtnerin und Hortnerin Elisabeth Holzer in den Dienst unserer Pfarre. Die Anzahl der Kleinkinder, bzw. der Schüler wurde gehalten; wir erhoffen, daß auch die Kinder aus den anderen Siedlungen unserer Pfarre mehr erfaßt werden; freilich bleibt die größere Entfernung immer eine Schwierigkeit.


Andachten

Die Andachten für die St. Theresienverehrer Dienstag und Donnerstag jeder Woche wurden auch heuer das ganze Jahr gehalten; im September und Oktober sind dieselben täglich. Die Anzahl der Wallfahrten zu unserem Gnadenheiligtum hat sich nach dem Krieg von Jahr zu Jahr wieder langsam vermehrt. Die größte Wallfahrt stellten der Maria Eisenstädter Wallfahrtsverein und eine Gruppe ungarischer und slowakischer Pilger; letztere machten ihre Wallfahrt Anfang September.

Am 26. September wurde seitens der Kath. Aktion vor unserer Kirche das Spiel vom Laienchrist (Gleichnis vom barmherzigen Samaritan) von Thomas aufgeführt; unser Kirchenplatz erwies sich für die Aufführung als sehr geeignet.

Am 29. September war für die Frauen, die sich in Maria Rast für eine Marianische Frauenkongragation gemeldet hatten, die erste Kongregationsandacht. Soweit die Gemeldeten nicht bisher schon in einer Kongregation Mitglied waren, gelten sie nun als Aspirantinnen.

Sonntag, 3. Oktober, das Fest der hl. Theresia war zugleich das Patrozinium unserer Kirche. Die Festpredigt am Nachmittag hielt der Redemptoristenpater Lang und Prälat Feichtinger den Pontifikalsegen.


November

Wie im Vorjahr war auch heuer am Allerheiligentag auf den Ottakringer Friedhof eine Allerseelenandacht mit Predigt und Friedhofsprozession für alle Pfarren unseres Dekanates. Am Allerseelentag hielten wir in der Abendmesse in unserer Kirche die Gedenkstunde für die aus unserer Pfarre im Kriege Gefallenen und Verstorbenen.

Am 21. November wiederholten die Pfarren unseres Dekanates öffentlich das vor einem Jahr gemachte Bekenntnis zum Buß- und Betgang für Österreich. Die Gläubigen jeder Pfarre kamen in Prozessionen zur Kirche der hl. Familie, wo alle um 15.15 Uhr ihren Einzug hielten.


Advent und Weihnachten

Das neue Kirchenjahr nahm in unserer Pfarre einen erhebenden Anfang. Am ersten Adventsonntag, am 28. November um 16 h, veranstaltete die Akademie für Musik und darstellende Kunst, Abteilung Kirchenmusik, Vorstand: Prof. Dr. Franz Kosch eine Advent Weihestunde. .... Die Verehrung unserer Schutzheiligen in ihrem Gnadenheiligtum durch die Akademie hat alle tief bewegt. Die Teilnahme der Gläubigen war besonders groß.

Zum erstenmal üben wir heuer in unserer Pfarre das Herbergsuchen. Die Herbergsbilder werden von den an diesem Brauchtum Teilnehmenden nach der Herbergsandacht feierlich in Empfang genommen, bzw. vor der Herbergsandacht wieder zur Kirche zurückgebracht.

Heuer hielten wir nach dem Kriege die hl. Weihnachtsmette zum erstenmal wieder um Mitternacht. Eine Viertelstunde vorher war unsere Krippenfeier.

Montag, den 20. Dezember spielte die Kath. Jugend bei der Weihnachtsfeier für die Pfarrgemeinde unter Mitwirkung der Sängerrunde ein "Weihnachtsmärchen", Wort und Musik von Karl Vrana-Hartmann, das damit zur Erstaufführung gelangte. Mittwoch, den 22. war die Weihnachtsbescherung für die Kinder mit einer Jause. Die Kath. Jugend wiederholte das Märchenspiel.


Finanzen und Statistik

Die Anlegung des Haushaltsplanes 1949 hat uns im Pfarrkirchenrat heuer zunächst einige Schwierigkeiten bereitet. Wir brauchten für unsere Pfarre dringend eine Seelsorgehelferin, aber die Anstellung wurde vom Erzbischöflichen Ordinariat nicht gegeben.

Die Kirchenrechnung 1948 erhielt von der Finanzkammer den Vermerk: "Die Kirchenrechnung wurde in guter Ordnung befunden und genehmigt."

Das kirchliche Leben können wir für die geforderte Statistik in folgenden Zahlen angeben: 21 Kinder wurden getauft, 28 kirchliche Beerdigungen wurden von unserer Pfarre vorgenommen, 14 Brautpaare haben sich in unserer Kirche das hl. Sakrament der Ehe gespendet, 6 Personen, die früher aus der katholischen Kirche ausgetreten waren, sind zu ihr zurückgekehrt; aber 2 Katholiken haben leider Gottes ihren Austritt aus der katholischen Kirche erklärt. 23.400 hl. Kommunionen wurden in unserer Pfarrkirche ausgeteilt.

Der Auszug und die Zwischentitel wurden von Peter Engel erstellt.

(red)


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