Pfarrchronik des Jahres 1947

Verfasst vom damaligen Pfarrer Hermann Franke


Fastenzeit

Es schien mir vom seelsorglichen Standpunkt geboten, die hl. Fastenzeit heuer mehr als je zur gläubigen Vertiefung für die Pfarrgemeinde und darüber hinaus auch für die auswärtigen Verehrer unserer hl. Theresia zu gestalten.

Unser Fastenprogramm lautet: Aschermittwoch 6.30 Aschenweihe, Erteilung des Aschenkreuzes, Fastenmesse mit Predigt. 19 h Fastenpredigt und Bußandacht. An allen Wochentagen 6.40 Fastenmesse mit Kurzpredigt. Jeden Dienstag und Donnerstag 16 h Fastenpredigt. Jeden Freitag 16 h Kreuzwegandacht. Jeden Samstag 16 h Kreuzwegandacht für die Kinder; 19 h Bittandacht zur Schmerzhaften Gottesmutter, danach Einführung in die Liturgie der kommenden Fastenwoche. Jeden Sonntag 15 h Fastenpredigt. 16.15 kurze Fastenpredigt, Kreuzwegandacht.

Am 20. und 21. März hielt der Kalasantinerpater Josef Schmutz außerdem Fasteneinkehrpredigten für die Frauen und die weibliche Pfarrjugend, am 27. und 28. März für die Männer und Jungmänner. Die Osterkommunion am 23. März, bzw. am 30. versuchten wir so feierlich als möglich zu halten.

Nach der Feier der Karwoche in der Art der Vorjahre halten wir unsere Auferstehungsprozession am Karsamstag wieder um 18 h. Der Prozessionsweg führt über den Pönningerweg, die Gallitzinstraße und den Theodor Storm-Weg.

Auch die Markus- und Bittprozessionen hielten wir heuer außerhalb des Gotteshauses unter verhältnismäßig sehr guter Beteiligung der Gläubigen.


Maiandachten

Die Maipredigten beinhalten heuer auf Weisung des Bischofs das Thema: "Maria, unsere Schutzfrau". Die Einleitungspredigten hielt heuer Kamillianerpater Carduck, der auch an allen Samstagen 19 h die Maipredigt hält.

Am 18. Mai 1647 weihte Kaiser Ferdinand III. Österreich in der Kirche am Hof der Unbefleckten Gottesmutter; die Weihe fand ihre Bekräftigung durch das Gelübde, fortan den 8. Dezember in Österreichs Landen als Feiertag zu begehen. Aus diesem Anlaß fand heuer am 18. Mai vor der Kirche am Hof die feierliche Erneuerung dieses Gelöbnisses durch den Oberhirten unter Teilnahme aller Wiener Pfarren statt; es war eine eindrucksvolle Kundgebung des katholischen Wien.


Fronleichnam

Unsere Fronleichnamsprozession hielten wir am Fronleichnamssonntag, den 8. Juni 16 h. Zwei Musikkapellen waren gestellt. Außer reger Beteiligung aus der Pfarrgemeinde bildete eine große Volksmenge auf dem ganzen Prozessionsweg und vor allem bei den Altären Spalier.

Am 15. Juni war unsere Erstkommunionfeier: wir konnten 34 Kindern, darunter 8 Spätlingen, den schönsten Tag ihres Lebens bereiten.


Ferienlager

Wie schon im Vorjahr, ermöglichten wir auch heuer einer Reihe Kinder und Jugendlicher die Teilnahme an der Ferien-Aktion der katholischen Caritas. Diesmal war eine geschlossene Gruppe von unseren Jugendlichen im Ferienheim Türnitz.


Bauschäden

Seit Ende des Krieges macht uns die Erhaltung unseres Gotteshauses, trotzdem wir auch in früheren Jahren darin niemals zur Ruhe kamen, unvorstellbare Sorgen. Die bei der Eindeckung unseres Kirchendaches verwendeten Dachziegel, die sogenannten Biberschwänze, werden derzeit überhaupt nicht hergestellt. Wir sind daher genötigt, das Kirchendach wieder umdecken zu lassen und einen Teil mit Strangfalzziegeln einzudecken. Aber auch diese können wir zur Zeit nicht bekommen.

In unserer Pfarre wohnt seit der Besetzung unseres Bezirkes durch die Franzosen ein französischer Major, der als Katholik mit seiner Familie auch regelmäßig unseren Gottesdienst besucht. Durch seine Vermittlung ist es uns nun möglich geworden, von der französischen Kommandantur in der Breitenseer Kaserne die notwendigen Strangfalzziegel zu erhalten.

Der Architekt und Baumeister Karl Lachner mußte die Facadenschäden am Kirchengiebel und am Kirchenturm ausbessern. Die Bauspenglerei Johann Prix hat die vom Sturm losgerissene total zerstörte Mauereindeckung mit starkem Zinkblech erneuern müssen.


Patrozinium

Aus Anlaß der 50. Wiederkehr des Sterbetages unserer hl. Pfarrpatronin und der ersten pfarrlichen Erneuerung unserer Volksmission hielten wir vom 28. September bis 5. Oktober eine religiöse Woche. Der Prediger, Dominikanerpater Bernhold Staenger, schrieb selbst die Einladung:

"Das Programm der religiösen Woche lautet: Beginn Sonntag, den 28. September mit einer Predigt in den 3 hl. Messen um 7, 8 und 9 h, gehalten von Hochw. P. Bernhold. Sonntag, 6 h abends 1. Einkehrpredigt. An den Wochentagen :7 und 8 h hl. Messen, 7 h abends Hauptpredigt.

Freitag, 3. Oktober, am Fest der hl. Theresia v. Kinde Jesus: 4 h nachm. Festpredigt von Hochw. Domprediger Dr. Karl Hugel und Pontifikalsegen von Sr. Eminenz dem Hochwst. Kardinal Erzbischof Dr. Th. Innitzer. 26 h abends: Besinnungsfeier für die männliche und weibliche Jugend.

Sonntag, den 5. Oktober, Patrozinium. 7 und 8 h hl. Messen mit Predigt von Hochw. P. Bernhold. Sühnekommunion der Männer und Frauen unserer Pfarre. 9 h feierliches Hochamt. 4 h Schlußpredigt der Religiösen Woche und Missionserneuerung von Hochw. P. Bernhold. Pontifikalsegen gehalten von hochwst. Prälat Dr. Wildenauer.

Freitag, den 10. Oktober, 23 Kinderpredigt von Hochw. P. Bernhold.

Sonntag, den 12. Oktober: In der hl. Messe um 9 h hl. Kommunion aller Schüler und der Pfarrjugend."


November

Am Allerheiligentage hielt unsere Pfarre mit den übrigen Pfarren des Dekanates nachmittags auf dem Ottakringer Friedhof eine gemeinsame Allerseelenandacht mit Predigt und Friedhofsprozession.

Die Abendmesse am Allerseelentag mit dem feierlichen Requiem und Libera für die Verstorbenen und im Kriege Gefallenen war auch heuer die Totenfeier unserer Pfarre.

Am 14., 15. und 16. November waren die von den Erzbischöfen und Bischöfen angeordneten Buß- und Bittage. Es ging dabei um nichts weniger, als um den ersten glaubensstarken Einsatz der kirchlichen Mittel des Gebetes und der Buße zur Rettung des Vaterlandes aus seiner schwersten Bedrängnis.

Samstag, am Fest des hl. Leopold, war der Tag der Wallfahrten. Alle Pfarrgemeinden sollten auch öffentlich das Bekenntnis zum Bet- und Bußgang für Österreich ablegen. Die Pfarren unseres Dekanates machten eine Bußprozession zur Familienkirche am Kernstockplatz; dort war feierliche Abendmesse mit Predigt. Zur gleichen Zeit machte die Pfarre Breitensee eine Bußprozession in unsere Kirche.


Dezember

Trotz der feierlichen Erneuerung des Gelöbnisses betreffend die Feier des Festes der Unbefleckten Empfängnis gerade in diesem Jahr, ist der 8. Dezember staatlich kein gebotener Feiertag; wir mußten uns darum mit der Abendmesse begnügen.

Auch in diesem Jahr konnten wir uns noch nicht für die Mitternachtsmette in der Heiligen Weihenacht entschließen; die Mette war 18.30 am Heiligen Abend mit der Krippenfeier vorher.


Beim Rückblick auf das kirchliche Leben im Jahre 1947 vermerken wir 30 Taufen, die in unserer Pfarrkirche gespendet wurden, und 22 Trauungen von rein katholischen Paaren, von denen aber 6 Brautleute erst unmittelbar vor der Trauung nach der vorgeschriebenen Vorbereitungszeit in die katholische Kirche aufgenommen wurden.

Fast 22.000 hl. Kommunionen wurden in unserer Kirche gespendet. Am Zählsonntag im September (bei der religiösen Woche) haben 895 Gläubige ihrer Sonntagspflicht genügt.

11 Personen, die früher aus der katholischen Kirche ausgetreten waren, sind wieder zur katholischen Kirche zurückgekehrt; 2 Evangelische wurden in die röm.-kath. Kirche aufgenommen. Zu unserer Pfarrgemeinde gehören derzeit 2600 Katholiken; die Zahl der Nichtkatholiken beträgt 184.

42 Brüder und Schwestern sind im letzten Jahre gestorben und erhielten ein kirchliches Begräbnis.


Die Kirchenrechnungsgebarung für das abgelaufene Jahr schließt mit Gesamteinnahmen einschließlich Kassarest vom Vorjahr von 62.934,03 S, d. s. 1.226 S Anteile etc., 25.066 S aus Sammlungen und Spenden und Abhebung von Spareinlagen 7.372 S und Ausgaben für Aufwendungen für das Kirchengebäude etc. 11.758 S, für Personal 1.667 S und Kirchenerfordernisse von S 4.696 und Kanzleiausgaben 1.013 S, sonstige ordentliche Ausgaben 1.069 S und außerordentliche Ausgaben 38.777 S, d. s. Gesamtausgaben 58.983,81 S. Der rechnungsmäßige Kassarest beträgt 3.950 S.

Mit Gottes Hilfe wurden die Aufgaben des Jahres 1947, aber auch seine Schwierigkeiten, soweit menschenmöglich, gemeistert; im Vertrauen auf ihn wollen wir weiterarbeiten.

Den Auszug und die Zwischentitel erstellte Dkfm. Peter Engel.

(red)


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