NEUNZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-08-08

NEUNZEHNTER SONNTAG IM JAHRESKREIS (B): 2021-08-08

KERNBOTSCHAFT: Die schönste und höchste Form eines Geschenks ist die der eigenen Person in ihrer Ganzheitlichkeit.

Persönlich nehmen, weil Jesus uns persönlich nimmt: Christlich glauben, heißt Jesus ganz persönlich zu nehmen. Also: Wie hältst DU es mit der Eucharistie? Wie hältst DU es mit Jesus, dem Christus Gottes? (Stille!)

Ludwig Wittgenstein lässt heute grüßen: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Das Buch wollte dem Denken eine Grenze ziehen, das heißt, dem Ausdruck der Gedanken. Gibt es also Dinge, Erfahrungshorizonte, bei denen der menschliche Verstand zu kurz greift, ja, greifen muss? Ähnlich sah es der berühmte französische Mathematiker, Physiker und Ingenieur Blaise Pascal (1623–1662): „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“ Seine Worte haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Sie wollen uns, die wir uns in der religiösen Welt bewegen und beheimatet sind, vor der Verflachung der Sprache warnen. Ich finde, wenn alles erklärbar wäre, wäre aus meiner Sicht nichts mehr erklärbar. Wir müssen schon den Raum für das Geheimnis offen lassen und halten. Da fällt mir immer wieder bei solchen Diskursen die offene Kuppel im hinteren Teil der Basilika in Mariazell ein. Sie sagt mir, dass das Sichtbare nicht alles sein kann; dass es mehr gibt, als unsere Augen sehen können und unser Verstand denken kann. Sie sagt uns, dass die Liebe alles vermag, wo der Verstand dem Kalkül verhaftet bleibt. Ein Lied aus einem Heft für „Kindermesse“ bringt es so schön zum Ausdruck: „Nicht alles können die Augen sehen, unser kleiner Verstand verstehen. Das ist ein Geheimnis, Geheimnis des Glaubens.“ Meine Erfahrungen in Kirche und Gesellschaft sagen mir, dass wir das Staunen und die Stille lernen müssen, damit wir mit uns selbst, mit anderen Menschen, mit der Natur und nicht zuletzt mit Gottes Wirklichkeit in eine fruchtbare Berührung kommen können.

Die Augen des Herzens heilen, um das Leben aus Gott viel besser wahr- und annehmen zu können: In der Wüste „setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, HERR. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter.“ Was muss ein Mensch erlebt haben, dass er Gott, den „Freund des Lebens“ (Weish. 11,26), anflehte, ihm das Leben zu nehmen? „Steh auf und iss!“ Das war die große Wende. Gott bleibt dem Menschen treu, macht ihm das unschätzbare Geschenk seiner Gegenwart und gibt ihm Mut auf seinem Lebensweg. Elijah zerpflückte nicht alles, er glaubte. Sein Herz nahm das Geschehene staunend auf. Das Herz, nicht der Verstand ist Sitz der Gotteserfahrung. Der heilige Augustinus gibt uns eine „Sonntagsaufgabe“: „Unser ganzes Werk in diesem Leben besteht darin, die Augen des Herzens zu heilen, dass sie Gott schauen können…“

(red)


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